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Sie lächelte. »Ah, ja, Knoten. Die bindest du hier zusammen?«

Er erwiderte das Lächeln — und sie sah, daß er ihr Lob in der Tat zu schätzen wußte. »Unter anderem, Herrin Rasa.«

»Du bist ein geborener Führer von Männern«, sagte Rasa. »Ich sage dies nicht als deine Stiefmutter, nicht einmal als deine Schwägerin, sondern als Frau, die schon Gelegenheit hatte, andere zu führen. Selbst die Faulen schämen sich, ihre Faulheit zu offensichtlich zu zeigen.« Sie erwähnte nicht, daß es ihm bislang nur gelungen war, die Autorität auf sich selbst zu konzentrieren — noch hatte niemand etwas verinnerlicht, so daß nichts geschah, wenn er nicht dabei war. Vielleicht war das alles, was er während seiner Jahre als Karawanenführer über die Autorität hatte lernen müssen. Aber wenn er über diese Expedition herrschen wollte (und Rasa war nicht so töricht, anzunehmen, daß Elemak seinem Vater mehr als die lediglich nominelle Autorität zugestehen würde), mußte er lernen, mehr zu tun, als die Leute nur von ihm abhängig zu machen. Das Wesen der Führung, mein lieber junger Herrscher, besteht darin, die Leute unabhängig zu machen und doch gleichzeitig zu überzeugen, einem freiwillig zu folgen. Dann werden sie die Prinzipien beachten, die du ihnen beigebracht hast, auch wenn du ihnen den Rücken zuwendest. Aber dies konnte sie nicht laut zu ihm sagen; er war noch nicht bereit, auf einen solchen Ratschlag zu hören. Statt dessen fuhr sie also damit fort, ihn zu loben, um sein Vertrauen zu stärken, bis er einen klugen Rat befolgen konnte. »Und ich habe weniger Streit und Beschwerden von meinen Töchtern gehört als je zuvor, als ihr Leben noch einfach war.«

Elemak verzog das Gesicht. »Du weißt genauso gut wie ich, daß die Hälfte von ihnen in diesem Augenblick wohl lieber nach Basilika zurückkehren möchte. Ich bin mir nicht sicher, ob ich nicht auch zu dieser Hälfte zähle.«

»Aber wir kehren nicht zurück«, sagte Rasa.

»Es wäre wohl ziemlich enttäuschend, zu Muuzh’ Stadt zurückzukehren, nachdem er uns mit solchem Pomp davon geschickt hat.«

»Enttäuschend und gefährlich«, sagte Rasa.

»Nun ja, Nafai ist von dem Vorwurf freigesprochen worden, meinen geliebten Halbbruder Gaballufix getötet zu haben.«

»Er ist von gar nichts freigesprochen worden«, sagte Rasa. »Genausowenig wie du, Sohn meines Gatten.«

»Wie ich?« Sein Gesicht wurde hart, und er errötete leicht. Es war nicht gut, daß er seine Gefühle so offen zeigte. Darauf konnte ein Führer verzichten.

»Du mußt begreifen, daß wir auf keinen Fall nach Basilika zurückkehren können. Mehr wollte ich damit nicht sagen.«

»Sei versichert, Herrin Rasa, wollte ich nach Basilika zurückkehren, bevor ich meinen Vater wiedergesehen habe, würde ich es tun. Und vielleicht kehre ich auch zurück, nachdem ich ihn gesehen habe.«

Sie nickte leicht. »Ich bin froh, daß es des Nachts in der Wüste abkühlt. Wenn wir wissen, daß die Nacht sanft sein wird, können wir die brutale Hitze des Tages ertragen.«

Elemak lächelte. »Das habe ich nur für dich so arrangiert, Herrin Rasa.«

»Schedemei und ich haben uns heute unterhalten«, sagte Rasa.

»Ich weiß.«

»Über eine sehr ernste Angelegenheit«, sagte Rasa. »Über etwas, das unsere Kolonie leicht zerreißen könnte. Über Sex natürlich.«

Elemak war augenblicklich auf der Hut. »Ja?« fragte er — aber seine Stimme war ruhig.

»Insbesondere«, sagte Rasa, »über die Ehe.«

»Im Augenblick bin ich damit zufrieden, wie die Paare sich zusammengefunden haben«, sagte Elemak. »Kein Mann schläft unbefriedigt, was bei den meisten meiner Karawanen keineswegs der Fall war. Und was dich, Huschidh und Schedemei betrifft, so werdet ihr bald mit euren Gatten zusammen sein — oder den Männern, die ihr zu Gatten nehmen werdet.«

»Aber manche begehren weniger den Beischlaf an sich als die Verführung.«

»Ich weiß«, sagte Elemak. »Aber die Möglichkeiten sind begrenzt.«

»Und trotzdem wählen einige noch, obwohl sie ihre Wahl schon längst getroffen zu haben scheinen.«

Sie sah, wie er Nacken und Hals versteifte, vorgab, ruhig zu sein, und sich weigerte, sich zu ihr hinabzubeugen und ihr die Frage zu stellen, die er auf dem Herzen hatte. Er machte sich Sorgen um Eiadh, seine Braut, seine Geliebte. Rasa hätte nicht gedacht, daß er so scharfsichtig war, sich schon jetzt Sorgen zu machen.

»Sie müssen ihren Gattinnen treu bleiben«, sagte Rasa.

Elemak nickte. »Ich kann nicht behaupten, daß ich mich schon mal mit diesem Problem befassen mußte — bei meinen Karawanen sind die Männer allein, bis wir eine Stadt erreichen, und dann gehen die meisten von ihnen zu Huren.«

»Du auch?« sagte Rasa.

»Ich bin jetzt verheiratet«, sagte Elemak. »Mit einer jungen Frau. Einer guten Frau.«

»Eine gute Frau für einen jungen Mann«, sagte Rasa.

Ein Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. »Niemand bleibt ewig jung«, sagte er.

»Aber wird sie dir auch in fünf Jahren noch eine gute Frau sein? Oder in zehn?«

Er bedachte sie mit einem seltsamen Blick. »Woher soll ich das denn wissen?«

»Aber du mußt darüber nachdenken, Elja. Was für eine Frau wird sie in fünfzig Jahren sein?«

Er schaute verblüfft drein. Darüber hatte er sich keine Gedanken gemacht, und er wußte nicht einmal, wie man so tat, als hätte man darüber nachgedacht, so groß war seine Überraschung.

»Denn Schedemei hat mich darauf hingewiesen — und meine eigenen Überlegungen über diese Angelegenheit bestätigt: daß die Ehegebräuche Basilikas unmöglich auch hier in der Wüste Geltung haben können. Basilika war sehr groß, und wir werden nur sechzehn Seelen sein. Acht Paare. Wen sollte Eiadh heiraten, wenn du sie wegen einer anderen verläßt?« Natürlich wußte Rasa — und sie wußte auch, daß Elemak es ebenfalls wußte —, daß Eiadh sich aller Wahrscheinlichkeit nach eher entschließen würde, den Ehevertrag mit Elemak nicht zu verlängern, als zu riskieren, daß er sie verließ. Aber die Frage blieb dieselbe — wen würde Eiadh heiraten?

»Und Kinder«, sagte Rasa. »Wir werden Kinder haben – aber keine Schulen, auf die wir sie schicken können. Sie werden bei ihren Müttern bleiben, und ein anderer Mann — oder andere Männer — werden sie großziehen.«

Sie sah, daß ihre Schilderung der Zukunft ihm zu schaffen machte. Sie wußte genau, was ihm die größten Sorgen bereitete, und Herrin Rasa schämte sich nicht, dieses Wissen zu nutzen. Schließlich entsprachen die Dinge, vor denen sie ihn warnte, der Wahrheit.

»Du siehst also, Elemak, solange wir nur sechzehn Seelen sind, die zusammenbleiben müssen, wollen sie in der Wüste überleben, müssen Ehen auf Dauer geschlossen werden.«

Elemak sah sie nicht an. Doch seine Gedanken waren von seinem Gesicht abzulesen, als er sich auf den Teppich niederließ, der in dem Zelt ausgebreitet worden war, um als Fußboden zu dienen und den sandigen Boden zu bedecken.

»Wir können diese Streitigkeiten nicht überleben«, sagte sie, »die verletzten Gefühle — dafür leben wir ganz einfach ununterbrochen zu eng zusammen. Sie müssen es erfahren. Deine Gattin ist jetzt auf ewig deine Gattin.«

Elemak legte sich auf dem Teppich zurück. »Warum sollten sie bei solch einer Angelegenheit auf mich hören?« sagte er. »Sie würden glauben, ich sage dies, um Eiadh behalten zu können. Ich weiß zufällig, daß andere sie schon sehnsuchtsvoll betrachten und hoffen, ihr den Hof machen zu können, wenn unsere paar Ehejahre vorbei sind.«

»Dann mußt du sie überzeugen, die Gründe für eine lebenslange monogame Ehe zu akzeptieren — sie müssen begreifen, daß es dir dabei nicht nur um dich selbst geht.«

»Sie überzeugen?« Elemak lachte einmal kurz und verbittert auf. »Ich bezweifle, daß ich Eiadh überzeugen kann.«