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»Aber das heißt nicht, daß du in unserer Gemeinschaft keine geschätzte, wichtige Rolle spielen kannst«, fuhr sie fort; anscheinend hatte sie ihn nicht gehört, schien nicht zu bemerken, daß er vor Wut kochte. »Erzwinge es nicht! .Zwinge Nafai nicht, dich vor den anderen zu erniedrigen. Arbeite lieber mit ihm zusammen, und er wird dir gern so viel von der Führung überlasssen, wie die Überseele es zuläßt. Ich glaube, du hast nie begriffen, daß Nafai dich verehrt. Er hat sich immer gewünscht, so wie du sein zu können. Er sehnt sich nach deiner Liebe und deinem Respekt mehr als nach dem irgendeines anderen Menschen.«

»Verlasse mein Haus!« sagte Elemak.

»Wie du willst«, sagte Schedemei. »Ich sehe, daß du ein Mensch bist, der sich weigert, seine Sicht der Welt zu revidieren. Du kannst nur in einer Welt leben, in der alles Schlechte, was dir widerfährt, die Schuld eines anderen ist; eine Welt, in der sich alle gegen dich verschworen haben müssen, um dir zu nehmen, was dir rechtmäßig zusteht.« Sie erhob sich und ging zur Tür. »Leider ist diese Welt nicht die wirkliche Welt. Und so werdet ihr vier hier sitzen und euch verschwören, um die Herrschaft über Dostatok zu übernehmen, und es wird nichts daraus werden, und ihr werdet erniedrigt werden, und es wird ganz allein eure Schuld sein. Doch selbst dann, Elemak, hast du für deine beträchtlichen Fähigkeiten unseren tiefen Respekt und unsere Ehre. Gute Nacht.«

Sie schloß die Tür hinter sich.

Elemak konnte sich kaum beherrschen. Er wollte ihr nachsetzen, sie immer wieder schlagen, ihr die unerträgliche Herablassung aus dem Leib prügeln. Aber das wäre ein Zeichen von Schwäche gewesen; um die anderen zu beherrschen, mußte er deutlich zeigen, daß ihm solch ein Unsinn nicht naheging. Also lächelte er sie blaß an. »Ihr seht, wie sie uns dumm machen wollen: indem sie uns wütend machen«, sagte er.

»Erzähl mir nicht, daß du nicht wütend bist«, sagte Meb.

»Natürlich bin ich das«, sagte Elemak. »Aber ich weigere mich, mich von meiner Wut dumm machen zu lassen. Und sie hat uns einige wertvolle Informationen gegeben. Anscheinend wird Nafai mit einem magischen Mantel oder so zurückkommen. Vielleicht ist es nur eine Illusion, wie diese Masken, die Gaballufix ausgrub und seine Soldaten in Basilika tragen ließ, damit sie alle gleich aussahen. Vielleicht steckt etwas wirkliche Macht darin. Aber damit kann er uns nicht zurück drängen. Er zwingt uns lediglich, um so schneller und sauberer zu handeln — und auf Dauer.«

»Und das heißt?« fragte Vas.

»Das heißt, wir werden niemandem erlauben, das Dorf zu verlassen und sich zu Nafai zu gesellen, wo auch immer er ist. Wir werden ihn zwingen, zu uns zu kommen. Und wenn er kommt, unterwirft er sich entweder sofort und akzeptiert unsere Entscheidungen, oder wir sorgen dafür, daß er keine Probleme mehr machen kann.«

»Und das heißt?« beharrte Vas.

»Das heißt, daß er sterben muß, du Trottel«, sagte Obring. »Wie blöd bist du nur?«

»Ich habe gewußt, was er meint«, sagte Vas ruhig. »Ich wollte nur hören, daß es über seine Lippen kommt, damit er später nicht behaupten kann, es so gar nicht gemeint zu haben.«

»Ah, ich verstehe«, sagte Elemak. »Ihr macht euch Sorgen über die Verantwortung.« Elemak mußte Vas unwillkürlich mit Nafai vergleichen — denn trotz all seiner anderen Schwächen war Njef nie vor seiner Verantwortung für Gaballufix’ Tod zurückgeschreckt. »Nun, ich trage die Verantwortung. Ich allein, wenn ihr darauf besteht. Aber das bedeutet auch, daß ich die Autorität bekomme, nachdem wir gewonnen haben.«

»Ich mache mit«, sagte Meb. »Bis zum Ende. Heißt das, daß ich die Autorität mit dir teile, wenn wir es getan haben?«

»Ja, das heißt es«, sagte Elemak. Falls du überhaupt weißt, was Autorität ist, du armer, einfältiger Pavian. »So einfach ist das. Aber wenn ihr nicht das Herz habt, mit uns zuzuschlagen, seid ihr noch lange nicht unsere Feinde. Bewahrt lediglich Schweigen über unseren Plan, verhindert mit uns, daß jemand zu Nafai geht, und mischt euch nicht ein, wenn wir ihn töten — falls es dazu kommt.«

»Damit bin ich einverstanden«, sagte Obring.

Vas nickte ebenfalls.

»Dann ist es abgemacht.«

Nafai erwachte auf dem Boden des Raums. Über ihm hing der Wasserblock. Er fühlte sich nicht anders als zuvor.

Bis er versuchte, an etwas zu denken: Als er zum Beispiel feststellen wollte, ob sein Körper sich irgendwie verändert hatte. Plötzlich strömte ein gewaltiger Schwall an Informationen in seinen Verstand. Er war sich einen Augenblick lang seiner gesamten Körperfunktionen bewußt und bekam einen detaillierten Bericht über alle Werte. Die Produktion seiner Drüsen; sein Herzschlag; die Fäkalienmenge in seinem Rektum; der derzeitige Mangel an Brennstoff für seine Körperzellen, und wie seine Fettzellen versuchten, das Defizit auszugleichen. Die Heilungsrate seiner Prellungen und Kratzer war beschleunigt worden, und er fühlte sich schon viel besser.

Hat die Überseele das schon immer über mich gewußt?

Die Antwort kam sofort, und nun war es fürwahr eine klare Stimme — sogar noch klarer als die, mit der die Überseele durch den Index sprach. ›Soviel habe ich nie zuvor über dich gewußt. Der Mantel hat sich mit jedem Nerv in deinem Körper verbunden und berichtet ständig über deinen Zustand. Er untersucht des weiteren an mehreren Stellen dein Blut, interpretiert die Daten und leitet sofort Maßnahmen ein, deinen Zustand zu verbessern‹

Der Mantel?

Sofort blitzte ein Bild in seinem Verstand auf. Er sah sich von außen, wie die Überseele ihn zweifellos durch ihre Sensoren sah. Er sah seinen Körper, wie er sich unter dem Block hervorrollte und aufstand. Seine Haut funkelte vor Licht. Er sah, daß das meiste Licht im Raum von ihm kam. Er sah sich, wie er mit den Händen über seine Haut fuhr und versuchte, den Mantel zu spüren. Aber er fühlte nichts, das sich irgendwie von seiner normalen Haut unterschied.

Er fragte sich, ob er immer so leuchten würde — ob es in seinem Haus immer so hell sein würde, wenn er sich darin befand.

Der Gedanke war ihm kaum gekommen, als die Überseele auch schon antwortete. ›Der Mantel reagiert auf deinen Willen. Wenn du willst, daß er dunkel wird, wird er dunkel. Wenn du eine starke elektrische Ladung aufbauen willst, baut er sie auf — und du kannst mit deinem Finger auf einen Gegenstand oder eine Person zeigen und einen Energiebogen ausschicken, in jede Richtung. Wenn du diesen Mantel trägst, kann nichts dir Schaden zufügen, während du für alle anderen äußerst gefährlich sein kannst — doch solange du niemandem schaden willst, bleibt der Mantel passiv. Deine Kinder können im Dunkeln schlafen, und du kannst deine Frau umarmen, wie du es immer getan hast. Ganz im Gegenteil, je mehr körperlichen Kontakt du mit anderen hast, desto mehr dehnt dein Mantel sich aus und umfaßt auch sie und reagiert sogar, in kleinerem Ausmaß, auf ihren Willen.‹

Also wird auch Luet diesen Mantel tragen?

›Ja, durch dich. Er wird sie schützen; er wird ihr besseren Zugang zu meinen Speichern geben. Aber warum fragst du mich das alles? Statt dir Fragen zu überlegen, mußt du einfach nur an den Mantel denken und dich erinnern, als hättest du schon immer alles über ihn gewußt. Dann werden die Erinnerungen klar und deutlich in deinen Geist kommen. Du wirst alles wissen, was es zu wissen gibt.‹

Nafai versuchte es, und plötzlich hatte er keine Fragen über den Mantel mehr. Er verstand, was es hieß, der Herr des Schiffes zu sein. Er wußte sogar genau, wie er der Überseele helfen mußte, um ein Sternenschiff startklar zu machen.

»Wir werden nicht lange genug leben, unsere Kinder eingeschlossen, um das alles zu bewältigen«, sagte Nafai.

›Ich habe dir doch gesagt, daß ich dir Werkzeuge geben werde, mit denen du die Arbeit erledigen kannst. Für manche Aufgaben sind die Roboter nicht mehr einzusetzen, für andere doch. Die Maschinen selbst sind völlig funktionsfähig — nur das Programm, mit denen ich sie kontrolliere, ist schadhaft. Teile davon können wieder aktiviert werden, und dann könnt ihr den Robotern die routinemäßigen Aufgaben übertragen. Du wirst schon sehen.‹