Выбрать главу

Der Mann schien sich zu freuen, dass Dalton die Waffe aufgefallen war.

»Dies hier«, sagte er, es mit dem Daumen am nach unten geschwungenen Handschutz einige Zoll weit aus der Scheide hebend, »ist das Schwert der Wahrheit. Das echte, das sonst der Sucher bei sich trägt.«

Die Vorstellung, es in den Händen eines Mannes wie Stein zu wissen, fand Dalton überaus beunruhigend. »Und was tut dann Ihr damit?«

»Einer meiner Leute brachte es mir. War übrigens gar nicht so einfach.«

»Tatsächlich?«, fragte Dalton, Interesse heuchelnd.

»Um es mir zu bringen, mussten sie eine Mord-Sith gefangen nehmen. Das echte Schwert der Wahrheit, und eine echte Mord-Sith obendrein. Man stelle sich vor.«

»Eine ziemliche Leistung. Der Kaiser wird hocherfreut sein.«

»Das wird er, sobald ich ihm das Schwert zum Geschenk mache. Eure Nachricht hat ihn übrigens ebenfalls erfreut. Lord Rahl eine so vernichtende Niederlage beizubringen, das ist schon eine Leistung. Nicht mehr lange, und unsere Truppen treffen ein, dann nehmen wir ihn fest. Und die Mutter Konfessor, habt Ihr sie inzwischen gefunden?«

»Nein.« Dalton trank noch einen Schluck Wasser. »Aber Schwester Penthea hat sich mit einem Bann an der Aktion beteiligt, daher wüsste ich nicht, wie sie eine Chance haben sollte. Nach den Knöcheln meiner Leute zu urteilen, haben sie gute Arbeit geleistet.« Er hielt inne und senkte den Blick. »Bis sie erwischt und getötet wurden jedenfalls. Nein, diese Begegnung wird die Mutter Konfessor nicht überleben. Sollte sie wider Erwarten doch noch leben, werde ich früh genug davon erfahren. Ist sie dagegen tot« – er zuckte mit den Achseln –, »werden wir ihre Leiche vielleicht niemals finden.«

Dalton lehnte sich gegen den Schreibtisch. »Wann wird Jagang eintreffen?«

»Bald. Vielleicht in einer Woche, die Vorhut vielleicht schon eher. Er freut sich darauf, sich in Eurer prächtigen Stadt niederzulassen.«

Dalton kratzte sich die Stirn. Er hatte zu tun. Nicht, dass irgend etwas Wichtiges dabei gewesen wäre.

»Nun, ich bin in der Nähe, falls Ihr mich braucht«, meinte Stein.

An der Tür drehte er sich noch einmal um. »Ach übrigens, Dalton, Bertrand erzählte mir, Ihr hättet Euch mehr als verständnisvoll gezeigt, was ihn und Eure Gemahlin anbetrifft.«

Dalton zuckte mit den Schultern. »Wieso nicht? Sie ist bloß eine Frau. Ich brauche nur mit dem Finger zu schnippen und bekomme ein Dutzend von ihrer Sorte. Wohl kaum ein Grund, Besitz ergreifend zu werden.«

Stein schien aufrichtig erfreut. »Schön, dass Ihr Euch habt überzeugen lassen. Die Imperiale Ordnung wird Euch zusagen. Von der Vorstellung einer Besitz ergreifenden Haltung gegenüber Frauen halten wir nicht viel.«

Dalton versuchte sich vorzustellen, wo die Mutter Konfessor sich verkrochen haben mochte.

»Nun, dann wird mir die Imperiale Ordnung vermutlich gut gefallen. Von diesen Vorstellungen halte ich selber nicht viel.«

Stein kratzte seinen Stoppelbart. »Freut mich, dass Ihr so denkt, Dalton. Da dem so ist, möchte ich Euch zu Eurer Wahl dieser Hure von Gemahlin beglückwünschen.«

Dalton, der sich soeben umwandte, um einige Papiere durchzusehen, erstarrte. »Verzeihung, wie war das?«

»Oh, Bertrand borgt sie mir von Zeit zu Zeit. Er hat mit ihr geprahlt und wollte, dass ich ebenfalls meinen Teil von ihr bekomme. Ihr hat er erklärt, es sei der Wille des Schöpfers, dass sie mir zu Gefallen ist. Ich musste es Euch einfach sagen, sie ist eine ziemlich heiße Nummer.«

Stein wandte sich zur Tür.

»Da ist noch etwas«, sagte Dalton.

»Und das wäre?«, fragte Stein und drehte sich um.

Dalton ließ die Spitze seines Schwertes pfeifend kreisen und schlitzte Steins Wanst unmittelbar über dem Waffengurt auf. Er machte den Schnitt nicht tief, um nicht alles zu durchtrennen, gerade tief genug, dass Stein die Eingeweide vor die Füße quollen.

Stein rang schockiert nach Atem, sein Kiefer fiel herunter, seine Pupillen waren von einem Kranz aus Weiß umgeben, als er an sich hinabstarrte. Der Versuch, Luft zu holen, endete in einem keuchenden Grunzen.

»Wisst Ihr«, meinte Dalton, »wie sich herausstellt, bin ich doch eher der Besitz ergreifende Typ. Bedankt Euch bei den Gütigen Seelen für Euer schnelles Ende.«

Stein fiel auf die Seite. Dalton stieg über ihn hinweg, trat hinter ihn.

»Doch gerade weil es schnell war, möchte ich nicht, dass Ihr den Eindruck bekommt, Ihr könntet etwas versäumen oder ich würde Euch gar irgend etwas vorenthalten.«

Dalton packte Steins schmieriges Haar mit der Faust. Mit seinem Schwert schnitt er die Haut rings um Steins Schädel ein, dann stemmte er einen Stiefel in Steins Rücken und riss seinen Skalp herunter. Anschließend trat er wieder vor und zeigte ihn dem kreischenden Mann. »Das war übrigens für Franca. Nur, damit Ihr es wisst.«

Während Stein mit hervorquellenden Eingeweiden und einer ausgiebig blutenden Kopfwunde auf dem Boden lag, ging Dalton beiläufig zur Tür und machte sie auf, erfreut, dass der neue Mann sie trotz all des Geschreis nicht unerlaubt geöffnet hatte.

»Phil und Gregory, kommt herein.«

»Ja, Minister Campbell?«

»Phil, Stein hier beschmutzt mein Büro. Bitte helft ihm hinaus.«

»Jawohl, Minister Campbell.«

»Außerdem möchte ich nicht, dass er die Teppiche ruiniert.« Dalton warf, während er einige Papiere zur Hand nahm, einen Blick auf den schreienden Mann. »Schafft ihn dort rüber und schmeißt ihn aus dem Fenster.«

70

Richard brach krachend durch die Eingangstür und steuerte geradewegs auf Kahlans Zimmer zu.

Jiaan hielt ihn am Arm fest. »Augenblick, Richard.«

»Was? Was ist denn? Wie geht es ihr?«

»Sie lebt noch. Sie hat eine kritische Zeit hinter sich.«

Richard wäre vor Erleichterung fast zusammengebrochen. Er spürte, wie ihm Tränen über das Gesicht strömten, nahm sich aber zusammen. Er war so übermüdet, dass ihm die einfachsten Handgriffe schwer fielen. Er hatte weder den Griff zum Offnen der Tür herumdrehen noch anhalten können.

»Jetzt kann ich sie heilen. Meine Kraft ist zurückgekehrt.«

Richard drehte sich zur Diele um. Jiaan hielt ihn abermals am Arm fest.

»Ich weiß. Du Chaillu hat ihre Kraft auch zurückerhalten. Du musst zuerst zu ihr.«

»Ich werde später zu ihr gehen. Zuerst muss ich Kahlan heilen.«

»Nein!« Jiaan brüllte Richard ins Gesicht.

Richard war so überrascht, dass er stehen blieb. »Wieso? Was ist denn nicht in Ordnung?«

»Du Chaillu meinte, sie wisse jetzt, weshalb sie dich aufgesucht hat. Du Chaillu meinte, wir dürften dich erst dann zu Kahlan lassen, wenn du bei ihr gewesen seist. Ich musste ihr schwören, eher mein Schwert gegen dich zu ziehen, als dich zu Kahlan zu lassen. Bitte, Caharin, zwing mich nicht dazu. Ich flehe dich an.«

Richard holte tief Luft und versuchte sich zu beruhigen. »Also gut. Wenn es tatsächlich so wichtig ist, wo steckt dann Du Chaillu?«

Jiaan führte Richard hinaus in die Diele und zu einer Tür neben jenem Zimmer, in dem Kahlan lag. Richard warf einen langen Blick auf Kahlans Zimmertür, gab dann aber Jiaans Drängen nach und trat durch die andere Tür.

Du Chaillu saß in einem Sessel, ein Kind in den Armen. Sie hob den Kopf und strahlte Richard an. Er kniete vor ihr nieder und betrachtete das Bündel in ihren Armen.

»Du Chaillu«, sagte er leise, »es ist wunderschön.«

»Du hast eine Tochter, mein Gemahl.«

Richard ging vieles durch den Kopf, aber eine Auseinandersetzung mit Du Chaillu über die Vaterschaft des Kindes war das Letzte, an das er dachte.

»Ich habe sie Cara genannt, zu Ehren der Frau, die uns das Leben gerettet hat.«

Richard nickte. »Da wird sich Cara bestimmt freuen.«

Du Chaillu legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Ist alles in Ordnung mit dir, Richard? Du siehst aus, als wärst du von den Toten auferstanden.«

Er lächelte dünn. »In gewisser Weise bin ich das auch. Jiaan meinte, deine Gabe sei zurückgekehrt.«