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»Vielen Dank, Herr«, flüsterte sie.

Ich machte Anstalten weiterzureiten. Ich hatte sie gestern zur Sklavin gemacht, ich hatte ihr gezeigt, was es heißt, sich einem Mann zu unterwerfen. Mit Hilfe Hassans hatte ich Tarna sodann in die Verliese geschmuggelt, wo sie inmitten der anderen Sklavinnen anonym geblieben war.

Ich betrachtete das Mädchen, das mich verzückt ansah. Sie hatte gestern gelernt, wie wunderbar es sein kann, von einem Mann unterworfen zu werden.

»Ich liebe es, Sklavin zu sein«, sagte das Mädchen, das einmal Tarna geheißen hatte.

Wenn sie in Tor als Sklavin verkauft wurde, bekam sie von ihrem Herrn wahrscheinlich einen anderen Namen.

Ich gab meiner Kaiila die Sporen und ritt weiter. Der Lederriemen spannte sich, und das Sklavenmädchen, das ich daran befestigt hatte, stolperte weiter. Die namenlose Sklavin, die einmal Tarna geheißen hatte, blieb im Sand kniend zurück.

Ich musterte das Mädchen an der Leine. Von allen Sklavinnen war sie als einzige bekleidet. Um den Hals zog sich ein Stahlkragen, der den Namen Hakims aus Tor trug. Diesem Manne gehörte das Mädchen. Ihr kurzes Kleid bestand aus Reptuch; ein schmutziges Gewand, das ich in den Küchenräumen Ibn Sarans gefunden hatte.

Sie hatte in der Oase der Neun Brunnen eine falsche Aussage gegen mich gemacht, sie hatte ihren Triumph genossen, als ich zu den Salzgruben von Klima verurteilt wurde. Nein, ich wollte die hübsche Vella so schnell nicht vergessen. Jetzt gehörte sie mir. Sie hatte mich angefleht, ihr zu verzeihen, als könnte ein Wort von mir alles wiedergutmachen. Als sie vor die Füße Hakims aus Tor geworfen worden war, als sie erkannte, wer sich hinter diesem Namen verbarg, hatte sie mich entsetzt angeblickt und dann zu lächeln begonnen. Doch ich hatte sie schnell ihrer Hoffnungen beraubt und sie gestraft, wie es das Recht eines Sklavenherrn ist.

Sie wußte jetzt, daß sie meine Sklavin war.

Ich erblickte T’Zshal, der an der Spitze seiner tausend Lanzenträger an mir vorbeiritt. Er zügelte sein Tier.

»Wir kehren nach Klima zurück«, sagte er.

»Aber ihr habt jetzt Kaiila«, bemerkte ich.

»Wir sind Sklaven des Salzes, Sklaven der Wüste. Wir kehren nach Klima zurück.«

»Den Salz-Ubar gibt es nicht mehr«, stellte ich fest.

»Wir werden mit den verschiedenen Paschas verhandeln, die Wüste aufteilen und die Preise für das Salz neu festsetzen«, sagte T’Zshal.

»Dann dürften die Preise ja bald in die Höhe gehen.«

»Das ist wohl nicht unmöglich.«

Ich fragte mich, ob es klug gewesen war, die Männer aus Klima zu bewaffnen und mit Kaiila zu versorgen. Sie waren nicht wie andere jeder von ihnen hatte den Marsch nach Klima überlebt.

»Wenn du jemals Hilfe brauchst«, fuhr T’Zshal fort, »schicke einen Boten nach Klima. Die Sklaven des Salzes kommen dir zu Hilfe.«

»Vielen Dank«, sagte ich. Diese Männer waren wertvolle Verbündete hervorragende Kämpfer. »Ich könnte mir vorstellen, daß sich die Verhältnisse in Klima nun etwas verändern.«

T’Zshal sah sich um. Zahlreiche gefesselte Sklavinnen waren in seinem Troß.

»Wir brauchen jetzt Tavernen und Kaffeehäuser in Klima«, sagte er.

»Die Männer haben zu lange ohne Zerstreuung auskommen müssen.«

»Wo ihr so viel Salz kontrolliert«, sagte ich, »dürfte die Erfüllung eurer Wünsche kein Problem sein.«

»Wir werden die Salzregionen vereinigen«, sagte T’Zshal.

»Du bist wahrlich ehrgeizig«, stellte ich fest. T’Zshal war der geborene Anführer. Haroun hatte im Audienzsaal der früheren Kasbah Ibn Sarans den Anführer der Lanzenreiter von Klima aufgefordert, in seine Dienste zu treten, doch die Männer aus dem Dünenland hatten sich geweigert.

»Wir kehren nach Klima zurück«, hieß es, und ich konnte diese Antwort verstehen. »Ich bin lieber der führende Mann in Klima als ein unbedeutender in Tor«, hatte T’Zshal mir einmal gesagt. Er war ein Sklave, gewiß, doch er unterwarf sich nur dem Salz und der Wüste kein Mensch gebot über ihn.

»Ich wünsche dir alles Gute«, sagte T’Zshal.

»Ich dir auch«, erwiderte ich.

Seine Kaiila entfernte sich mit wirbelnden Hufen. Tausend Reiter folgten ihm.

Langsam ritt ich auf die Spitze der Menschenkolonnen zu. Etwa zweihundert Meter vor meinem Ziel kam ich an dem kleinen Abdul vorbei, dem Wasserverkäufer aus Tor, dem Agenten Ibn Sarans. Durchaus denkbar, daß ihm von seiner Arbeit für Ibn Saran wichtige Einzelheiten über die Auseinandersetzung zwischen den Priesterkönigen und den Kurii bekannt waren. Zwei Ketten führten zu seinem Metallkragen und endeten an den Steigbügeln zweier Berittener, die ihn in die Mitte genommen hatten. Seine Hände waren zusammengekettet. Er hob den Kopf nicht. Er hatte Angst, mir ins Gesicht zu sehen.

»Er soll nach Tor geschickt werden«, hatte ich vorgeschlagen. »Ich veranlasse, daß Samos aus Port Kar einige Leute in diese Stadt entsendet.«

Die Agenten Samos’ kennen wirksame Methoden des Verhörs. Ich bezweifelte nicht, daß sie aus dem kleinen Abdul alles herausholen würden, was er wußte. Wenn er den Agenten der Priesterkönige nichts Neues mehr verraten konnte, mochte man ihn nach Süden in die Tahari verkaufen.

Hundert Meter vor der Spitze der Marschkolonne kam ich an einer großen weißen Kurdah vorbei, die auf dem Rücken einer schwarzen Kaiila schwankte. Diese Kurdah enthielt ein Mädchen, das mir nicht gehörte ein anmutiges blondes, blauäugiges Geschöpf, kostbar gekleidet, die Lieblingssklavin des großen Haroun, des Paschas der Kavars. Sie hieß Alyena.

In der ehemaligen Kasbah des Ibn Sarans war sie nackt vor die Plattform geworfen worden, auf der mit untergeschlagenen Beinen der große Haroun saß. Sie hatte es nicht gewagt, den Kopf zu heben.

»Ich behalte diese Sklavin«, hatte er gesagt.

Man hatte das Mädchen fortgezerrt, das zu schluchzen begann. »Ich bin die Sklavin Hassans!« weinte sie. »Ich liebe nur ihn!«

Am gleichen Abend war sie in das Quartier des Paschas geführt worden und kniete vor ihrem verschleierten Herrn.

»Du liebst einen anderen, Mädchen?« hatte er streng gefragt.

»Ja, Herr«, erwiderte sie. »Verzeih mir. Wenn es nicht anders geht, mußt du mich töten.«

»Und wer ist dieser Mann?« fragte der Verschleierte.

»Hassan!« sagte sie. »Hassan der Bandit.«

»Ein großartiger Bursche«, sagte ihr Herr.

Verwirrt hob das Mädchen den Kopf. Sein Schleier senkte sich.

»Hassan!« schluchzte sie. »Hassan!« Sie warf sich vor ihm zu Boden, bedeckte seine Füße mit Küssen.

Als sie den Kopf hob, befahl er sie zur Couch. Sie riß sich die Sklavenseide vom Leibe und kniete auf dem Polster nieder, eine schmächtige Gestalt, in Erwartung ihres Herrn. Er legte seine Robe ab und ging zu ihr. Dann packte er ihr Haar, zog ihren Kopf hoch und drückte sie auf dem Rücken in die weichen Seidenpolster. Mit der grausamen Direktheit des Sklavenherrn der Tahari erhob er sodann seine Ansprüche auf sie.

Gegen Morgen erinnerte er sie daran, daß sie noch dreimal bestraft werden mußte. Erstens hatte sie in der brennenden Oase des Roten Felsens seinen Namen gerufen, zweitens war sie seinen Reitern ausgerückt, um zum Roten Felsen zurückzukehren; drittens hatte sie vor Haroun erneut den Namen ihres Herrn ausgesprochen.

Freudig unterwarf sich Alyena dieser Strafe.

An der Spitze der Kolonne schloß ich zu Hassan auf.

»Eine Frage ist noch ungeklärt«, sagte ich zu ihm.

»Und die wäre?«

»Im Haus des Samos in Port Kar traf ein Botenmädchen namens Veema ein. Sie brachte die Warnung ›Vorsicht vor Abdul‹. Fälschlicherweise hielt ich den Wasserverkäufer Abdul aus Tor für den Mann, der mit dieser Nachricht gemeint war.«

»Diesen Fehler hätte ein Sohn der Tahari nicht gemacht«, erwiderte Hassan und sah mich an. »War nicht Ibn Saran zur gleichen Zeit im Haus des Samos?«

»Ja.«

»Dieses Zusammentreffen finde ich interessant«, meinte Hassan.

»Vielleicht war der Mann, der die Warnung schickte, in dem Glauben, die Formulierung würde ausreichen, um die Agenten der Priesterkönige auf Ibn Saran zu bringen, der identisch war mit Abdul dem Salz-Ubar oder zumindest auf eine Verbindung zwischen den beiden.«