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Trautmans Augen wurden schmal. »Was heißt das nun, Singh?« fragte er ungeduldig. »Ja oder nein?« Singh zuckte unglücklich mit den Achseln. »Irgend etwas... scheint da zu sein, aber ich kann nicht sagen, was. «

Trautman sah für einen Moment fast zornig drein, schien aber dann einzusehen, daß Zorn sie im Augenblick am allerwenigsten weiterbrachte. »Also gut«, entschied er. »Nichts wie runter. Wie tief ist das Meer hier?« »Zweihundert Meter«, antwortete Singh. »Das reicht«, sagte Trautman. »So tief reichen ihre Wasserbomben nicht. Ab nach unten. « Er deutete mit dem Zeigefinger auf den Boden, und Singhs Hände begannen wieder über die Instrumente zu gleiten. Das Schiffsdeck neigte sich spürbar unter ihren Füßen, und irgendwo fiel etwas um und zerbrach klirrend, als die NAUTILUS in steuern Winkel und mit voller Kraft in die Tiefe des Meeres hinabzutauchen begann. Mike hätte erleichtert sein müssen, denn zumindest vor ihren Verfolgern waren sie nun in Sicherheit. Mit Ausnahme der NAUTILUS konnte kein Tauchboot der Welt in eine solche Wassertiefe hinab gelangen -ganz davon abgesehen, daß es außer der NAUTILUS vermutlich auch kein anderes Tauchboot im Umkreis von fünfhundert Seemeilen gab -, und selbst die gefährlichen Wasserbomben, die der Schlachtkreuzer höchstwahrscheinlich an Bord hatte, würden unter dem enormen Druck in dieser Tiefe explodieren, lange, ehe sie auch nur in die Nähe der NAUTILUS gelangen konnten. Trotzdem fühlte sich Mike kein bißchen erleichtert, sondern immer nervöser, vor allem, als er Trautmans Blick auf sich spürte. »Du hast nicht zufällig etwas zu sagen?« fragte Trautman.

Mike blinzelte ihn verwirrt an. »Ich? Wieso? Was?« »Nun, immerhin hast du oft genug versucht, mich von meinem Vorhaben abzubringen«, erwiderte Trautman in so scharfem, mißtrauischem Ton, daß er allein Mike beinahe mehr verletzte als die noch halb unausgesprochene Verdächtigung, die hinter dieser Frage stand. Er antwortete gar nicht, aber er sah aus den Augenwinkeln, wie auch Ben ihn verblüfft anstarrte und sich sein Gesicht dann verdüsterte. »Sie meinen... «

Trautman machte eine rasche Handbewegung. »Ich meine gar nichts«, sagte er. »Ich werde jetzt nach vorne in den Torpedoraum gehen und ein paar Dinge überprüfen. Ihr bleibt hier, bis ich zurück bin. Niemand verläßt diesen Raum. « Und damit drehte er sich auf dem Absatz herum und ging.

Mike starrte ihm fassungslos hinterher. Glaubte Trautman tatsächlich, daß er etwas damit zu tun hatte, daß die beiden Torpedos ihr Ziel verfehlten? Allein der Verdacht war einfach absurd! Es mußte eine andere Erklärung geben. Vielleicht ein technischer Fehler; eine Kleinigkeit, die Trautman und Singh übersehen hatten. Es mußte einfach so sein!

Die NAUTILUS richtete sich nun allmählich wieder auf. Der Boden stand nicht mehr schräg, und er zitterte auch nicht mehr so heftig wie noch vor ein paar Augenblicken, und schließlich ging eine dumpfe, lang anhaltende Erschütterung durch den Rumpf des Schiffes; wie ein mächtiger Glockenton, der aus weiter Entfernung zu hören war. Sie hatten auf dem Meeresgrund aufgesetzt.

Mike starrte auf das Fenster, obwohl er dort im Moment gar nichts anderes sehen konnte als den matten Stahl der geschlossenen Irisblende. Er bewegte sich nicht, und auch die anderen verhielten sich ruhig. Alle warteten darauf, daß Trautman wiederkommen und ihnen berichten würde, ob er im Torpedoraum etwas entdeckt hatte.

Nach überraschend kurzer Zeit wurden draußen auf dem Korridor wieder Schritte laut, und sie alle wandten sich zur Tür. Aber es war nicht Trautman, der hereinkam. Es war Serena -und als Mike sah, was sie in den Armen trug, hatte er das Gefühl, von einem Blitz getroffen zu werden.

Es war Astaroth. Der Kater lag reglos auf ihren ausgestreckten Armen, mit weit geöffnetem, starrem Auge und gebleckten Zähnen, die Vorderläufe weit ausgestreckt und die Krallen gespreizt, als wäre er mitten im Sprung versteinert worden. Der furchtbare Prozeß, der in der vergangenen Nacht seinen Anfang genommen hatte, hatte seinen Abschluß erreicht. Astaroth war zu Stein erstarrt.

Für ein, zwei Sekunden fühlte sich auch Mike wie versteinert. Die anderen schrien erschrocken auf und eilten auf Serena zu, die den Kater langsam zum Kartentisch trug und ihn darauf ablud; mit einem Geräusch, als ließe sie tatsächlich einen zentnerschweren Steinbrocken auf die Tischplatte fallen, aber Mike selbst war nicht fähig, sich zu rühren. Erst als Serena ihre furchtbare Last abgeladen hatte und schluchzend in Juans Arme sank, fiel die Lähmung von Mike ab. Mit einem einzigen Satz war er am Tisch und beugte sich über den Kater.

Er wagte es nicht, ihn zu berühren. Der Anblick brach ihm schier das Herz. Astaroth lag da, als schliefe er; wie es Katzen manchmal tun, mit offenen Augen und im Traum irgendeine Beute jagend, aber er schlief nicht. Sein Fell war grau geworden, und das Leben war aus seinem Auge gewichen.

Was vor ihm lag, das war kein lebendes Wesen aus Fleisch und Blut mehr, sondern eine perfekte Nachbildung aus granithartem Stein. »Astaroth!« keuchte er. »Nein. Nicht... nicht du!« Er bekam keine Antwort, und so wiederholte er seine Worte in Gedanken, auf die lautlose Art, auf die Astaroth und er sich über so lange Zeit hin verständigt hatten, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt. Astaroth! So antworte doch! Sag etwas! IRGEND ETWAS! DU DARFST NICHT TOT SEIN! Aber Astaroth schwieg. Wenn er seine Worte hörte, wenn noch irgend etwas in ihm war, das fähig gewesen wäre, sie zu registrieren, so war er auf jeden Fall nicht mehr in der Lage, darauf zu reagieren. »Es... es tut mir so leid«, flüsterte Ben hinter ihm. Von einem plötzlichen Zorn ergriffen, fuhr Mike herum und wollte Ben anschreien und ihm sagen, wohin er sich sein Mitleid stecken konnte. Doch als er herumfuhr, erkannte er, daß die Worte gar nicht ihm gegolten hatten, sondern Serena, die noch immer in Juans Armen lag und heftig schluchzte.

»Mir auch«, sagte Juan. »Wirklich. Ich... ich wollte, ich könnte etwas für ihn tun. «

»Was tut euch leid?« fragte eine Stimme von der Tür her.

Mike sah auf und gewahrte Trautman, der aus dem Torpedoraum zurückgekehrt war und offenbar etwas gefunden hatte, was er triumphierend in der rechten Hand hielt. Als er näher kam, schloß er jedoch rasch die Faust darum und verbarg sie hinter dem Rücken. »Was tut euch leid?« wiederholte er seine Frage. Niemand antwortete, doch Ben und Juan traten beiseite, um Trautman einen freien Blick auf den Tisch zu gewähren. Als Trautman sah, was darauf lag, verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck noch mehr. Doch er sagte nichts, sondern musterte den Kater nur einen Moment lang stirnrunzelnd und sah sie dann alle der Reihe nach düster an.

»Das ist furchtbar«, sagte er, »aber zugleich auch eine deutliche Warnung. Nur für die, die mir bisher nicht geglaubt zu haben scheinen, wie ernst die Lage ist. « Mike zweifelte für eine Sekunde an seinem Verstand. Das mußte er sich einbilden. So... so herzlos konnte Trautman einfach nicht sein. Nicht einmal jetzt. Und trotzdem fuhr Trautman, in fast unverändertem Tonfall, jetzt aber direkt an Serena gewandt, fort: »Siehst du es nun ein?«

Serena sah nicht zu ihm auf, aber Mike konnte sich nun nicht mehr beherrschen. Nur noch wenig davon entfernt, Trautman wirklich anzuschreien, sagte er: »Was soll das? Glauben Sie, Sie leidet noch nicht genug?«

Erstaunlicherweise schien ihm Trautman seinen Ton nicht übelzunehmen. Er wandte sich langsam zu ihm um und sah ihn auf die gleiche, sonderbare Art an, auf die er gerade Serena gemustert hatte. Dann sagte er: »Ich weiß jetzt, warum die Torpedos nicht getroffen haben. «

»Was hat das -« begann Mike, wurde aber sofort wieder von Trautman unterbrochen, der mit leicht erhobener Stimme fortfuhr: »Jemand hatte sie sabotiert. Die Einstellungen wurden verändert. « »Was?« keuchte Ben.