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Als sie wiederkamen, entfernten sie auch die letzten Verbände. Aufmerksam betrachtete er seinen völlig unbekleideten Körper und suchte nach irgendeiner Verletzung oder nach Narben. Aber zu seiner größten Verwunderung konnte er nicht die geringste Veränderung an seinem Körper feststellen. Ein Gefühl großen Wohlbehagens durchströmte ihn, als er zum erstenmal die Beine wieder bewegen konnte. Wenn er in Betracht zog, was hinter ihm lag, so schien sein Körperzustand einfach ein Wunder. Unter den beobachtenden Blicken der Ärzte stand er auf und machte die ersten taumelnden Schritte.

Zweifellos hatten diese Leute an ihm ein Heilwunder vollbracht. Ein Gefühl der Schuld wuchs in ihm auf, als er daran dachte, daß er ihnen Widerstand zu leisten versucht hatte, obwohl sie doch so lange mit größter Ausdauer daran gearbeitet hatten, ihn wieder gesunden zu lassen.

Dann brachten sie wieder die Maschine und die Ballons.

Sobald sie ihn allein gelassen hatten, kletterte er aus dem Bett und begann das Zimmer zu inspizieren. Er untersuchte die Wände nach Gleittüren, die derjenigen ähnlich waren, welche in sein Badezimmer führte. Aber er fand nichts als eine glatte Metallfläche. Das Gitter an der Decke lag außerhalb seiner Reichweite, und selbst wenn er es zu erreichen vermocht hätte, so hätte ihm das bei seiner Flucht nichts geholfen.

Es blieb nicht anderes übrig, als abzuwarten und inzwischen den Körper zu kräftigen. Er begann gymnastische Übungen zu machen, aber seine Muskeln ermüdeten schnell. Dennoch war er zufrieden, daß er endlich einen Anfang gemacht hatte.

Seines völlig unbekleideten Zustandes wegen fürchtete er das Erscheinen einer Pflegerin. Aber sie ließ sich nicht sehen, und doch stand wie durch ein Wunder zu den gewohnten Zeiten sein Essen neben dem Bett. Er aß und stellte dann das Tablett auf den Tisch zurück. Es verschwand einfach.

Sein nächster Besucher war der junge Arzt. Er brachte zwei glänzende Scheiben mit sich, die er an zwei gegenüberliegenden Zimmerwänden auf den Boden legte. Sie waren etwa einen Meter im Durchmesser groß und etwa acht bis zehn Zentimeter dick. Als der Arzt bemerkte, daß er Corbans Aufmerksamkeit auf sich gelenkt hatte, trat er auf eine der beiden Scheiben. Corban sah mit vor Staunen offenstehendem Mund, wie der Arzt langsam zur Decke emporschwebte. Als er die Decke erreicht hatte, stieß er sich leicht daran ab und sank auf den Boden zurück.

Mit Gesten suchte er Corban aufzufordern, es ihm nachzutun. Corban trat auf die Scheibe. Sofort spürte er eine unheimliche Gewichtslosigkeit. Der Boden sank langsam unter ihm weg. Er stieß sich an der Decke ab und schwebte langsam zum Boden zurück.

Der Arzt strahlte vor Zufriedenheit. Zumindest war es Corbans Ansicht nach ein Ausdruck, der einem Lächeln am nächsten kam und den er bisher noch auf keinem der Gesichter seiner Besucher bemerkt hatte.

Unter der Aufsicht des Arztes wiederholte er das Experiment mehrmals. Daraufhin ging sein Besucher einen Schritt weiter. Er stellte sich auf eine Scheibe, stieg auf ihr zur Decke empor, war plötzlich verschwunden, und als Corban sich umsah, sank er auf der anderen Scheibe wieder von der Decke herab.

Mit einladender Geste forderte er Corban auf, es ihm nachzutun. Corban stellte sich auf die Scheibe und schwebte zur Decke, sank dann aber wieder zum Boden zurück. Mehrmals versuchte er, es dem Arzt gleichzutun, doch es gelang ihm nicht, und schließlich gab er den Versuch auf.

Mehrere Tage hintereinander kehrte der junge Arzt mit den Ballons und den Scheiben zurück, und immer wieder vollzog sich die gleiche Prozedur mit dem gleichen negativen Ergebnis. In den Zwischenzeiten jedoch war Corban nicht untätig und trainierte verbissen, so daß er nach einigen Tagen seine volle Körperkraft zurückerlangt hatte.

Als es Corban eines Tages zuviel wurde, sagte er laut: „Ihre Tricks sind ja ganz gut, aber auch ich kann Ihnen einige Kunststückchen vorführen.“ Zur offensichtlichen Verwunderung seines ärztlichen Betreuers schlug er Rad, ging auf den Händen, schlug einen Salto und kam vor dem Arzt auf den Boden zu stehen. Spöttisch verneigte er sich vor ihm.

Wortlos packte der Arzt seine Scheiben und Ballons und verschwand.

Tagelang überließ man ihn jetzt sich selbst. Regelmäßig standen die Mahlzeiten auf dem Tisch, und wenn er das leere Tablett darauf zurückstellte, verschwand es. Allmählich bedauerte Corban in der Eintönigkeit, die ihn jetzt umgab, daß er seine Besucher verscheucht hatte.

Eines Tages jedoch kamen neue Besucher, die keine Ärzte zu sein schienen. Es waren zwei kräftige, untersetzte Männer in gelben Kitteln und Hosen. Sie hatten keinerlei Spielzeug bei sich. Statt dessen packten sie ihn fest an den Oberarmen, und ehe er sich noch einer Änderung bewußt wurde, befand er sich nicht mehr in seinem Zimmer.

Auch der neue Raum war, wie sein Zimmer, im Sechseck angelegt.

Er war jedoch viel größer. Vor sich sah er eine große Versammlung von blaugekleideten Ärzten und Ärztinnen. Mitten im Raum stand eines dieser sonderbaren Betten. Die gleißende Beleuchtung des Raumes war auf das Bett konzentriert.

Die übrige Einrichtung war ihm zwar fremd, aber dennoch war Corban sich sofort im klaren darüber, worum es sich handelte. In einem Krankenhaus auf der Erde oder irgendeinem Planeten der Galaxis konnte eine derartige Einrichtung nur eines bedeuten — einen Operationssaal.

Der Patient aber war Paul Corban. Er riß sich von seinen Begleitern los. „Was soll das Ganze? Mir fehlt überhaupt nichts.“

Ein Arzt trat vor. Corban sprang zur Seite und stellte sich mit dem Rücken an eine Wand. Die Männer in gelben Kitteln gingen ruhig auf ihn zu.

„Zurück!“ schrie Corban. „Ich lasse mich nicht operieren. Ich bin völlig gesund.“

Seine Worte verklangen dumpf in dem schallisolierten Raum. Der einzige Laut war sein eigenes, heftiges Keuchen. Ein schwacher Geruch irgendeines Betäubungsmittels oder eines Medikamentes verwandelte seine Furcht in Entsetzen. Mit einem Faustschlag streckte er einen Mann im gelben Kittel zu Boden. Der andere wich langsam zur Seite.

Der Arzt ging auf ihn zu. Corban beobachtete ihn aufmerksam mit geballten Fäusten.

Ehe Corban noch klar geworden war, was vor sich ging, hatte der Arzt die Hand erhoben. Ein Lichtstrahl zuckte auf, und Corban versank in tiefe Bewußtlosigkeit.

In seinem Zimmer erwachte er wieder. Er hatte keine Schmerzen, ja beinahe überhaupt keinerlei Empfindung, obwohl er Arme und Beine unbehindert bewegen konnte. Als ihm das Vorgefallene wieder zum Bewußtsein kam, schoß er in die Höhe und untersuchte, von Furcht erfüllt, seinen Körper. Was hatten sie mit ihm gemacht? Hatten sie ihn zum Krüppel gemacht?

Seine Hand berührte schließlich den Kopf und zuckte zurück. Man hatte ihn also am Kopf operiert.

Alle Energie schien ihn verlassen zu haben, und er war niedergedrückt, völlig mut- und hoffnungslos. Regelmäßig tauchte das Tablett mit den Mahlzeiten auf dem Tisch auf und verschwand ebenso regelmäßig wieder unberührt, da Corban jegliche Nahrungsaufnahme verweigerte.

Nach einiger Zeit kehrten die beiden Ärzte, die ihn zuerst behandelt hatten, zurück und untersuchten ihn auf das genaueste. Er schenkte ihnen keinerlei Beachtung. Schließlich erschien eine Pflegerin und versuchte, ihn zu füttern. Aber er wehrte sich. Nach wie vor aber stand regelmäßig das Essen auf dem Tisch, und schließlich zwang ihn unerträglicher Hunger, wieder Nahrung zu sich zu nehmen.

Eines Tages trat eine ganze Delegation in sein Zimmer und entfernte die Kopfverbände. Sie hatten wieder die Ballons und die Scheiben bei sich und führten ihre Zaubertricks vor.

Dumpf vor sich hinbrütend, beachtete Corban sie kaum. Die Ärzte beobachteten ihn aufmerksam. Der Ausdruck ihrer Gesichter war Corban ein Rätsel. Gewiß, es stand Interesse auf ihren Gesichtern zu lesen. Vielleicht Eifer. Dahinter aber spürte er eine Abneigung, einen Haß, der ihn erschauern ließ und den Wunsch in ihm auslöste, sich zu verbergen. Aber nirgends gab es ein Versteck.