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Zenturione (den Kopf schuettelnd). Hier ist's nicht richtig.

Zibo. Fiesco hat einen Spass vor.

Zenturione. Morgen ist Dogewahl-Zibo, hier ist's nicht richtig.

Zibo. Stille! stille! stille!

Zenturione. Der rechte Schlossfluegel ist voll Lichter.

Zibo. Hoerst du nichts? Hoerst du nichts?

Zenturione. Hohles Gemurmel drinnen und mitunter-Zibo. Dumpfiges Rasseln, wie von Harnischen, die sich an einander reiben-Zenturione. Schauervoll! Schauervoll!

Zibo. Ein Wagen! Er haelt an der Pforte!

Wachen am Hofthor (rufen an). Wer da?

Vierter Auftritt

Vorige. Vier Asserato.

Asserato (im Hereintreten). Freund von Fiesco.

Zibo. Es sind die vier Asserato.

Zenturione. Guten Abend, Landsmann.

Asserato. Wir gehen in die Komoedie.

Zibo. Glueck auf den Weg!

Asserato. Geht ihr nicht mit in die Komoedie?

Zenturione. Spaziert nur voran. Wir wollen erst frische Luft schoepfen.

Asserato. Es wird bald angehen. Kommt. (Gehen weiter.)

Wache. Zurueck!

Asserato. Wo will das hinaus?

Zenturione (lacht). Zum Schloss hinaus.

Asserato. Hier ist ein Missverstand.

Zibo. Ein handgreiflicher. (Musik auf dem rechten Fluegel.)

Asserato. Hoert ihr die Symphonie? Das Lustspiel wird vor sich gehen.

Zenturione. Mich daeucht, es fing schon an, und wir spielen die Narren drin.

Zibo. Uebrige Hitze hab' ich nicht. Ich gehe.

Asserato. Waffen hier.

Zibo. Pah! Komoedienwaaren.

Zenturione. Sollen wir hier stehen, wie die Narren am Acheron? Kommt zum Kaffeehaus! (Alle Sechs eilen gegen die Pforte.)

Wachen (schreien heftig). Zurueck!

Zenturione. Mord und Tod! Wir sind gefangen!

Zibo. Mein Schwert sagt: nicht lange!

Asserato. Steck' ein! steck' ein! Der Graf ist ein Ehrenmann.

Zibo. Verkauft! Verrathen! Die Komoedie war der Speck, hinter der Maus schlug die Thuere zu.

Asserato. Das wolle Gott nicht! Mich schaudert, wie das sich entwickeln soll.

Fuenfter Auftritt

Schildwachen. Wer da? (Verrina, Sacco kommen.)

Verrina. Freunde vom Hause. (Sieben andere Nobili kommen nach.)

Zibo. Seine Vertrauten! Nun klaert sich Alles auf.

Sacco (im Gespraech mit Verrina). Wie ich Ihnen sagte. Lescaro hat die Wache am Thomasthor, Dorias bester Officier und ihm blindlings ergeben.

Verrina. Das freut mich.

Zibo (zu Verrina). Sie kommen erwuenscht, Verrina, uns allen aus dem Traume zu helfen.

Verrina. Wie so? Wie so?

Zenturione. Wir sind zu einer Komoedie geladen.

Verrina. So haben wir einen Weg.

Zenturione (ungeduldig). Den Weg alles Fleisches. Den weiss ich. Sie sehen ja, dass die Thueren besetzt sind? Wofuer die Thueren besetzen?

Zibo. Wofuer die Waffen?

Zenturione. Wir stehen da, wie unter dem Galgen.

Verrina. Der Graf wird selbst kommen.

Zenturione. Er kann sich betreiben. Meine Geduld reisst den Zaum ab. (Alle Nobili gehen im Hintergrunde auf und nieder.)

Bourgognino (aus dem Schloss). Wie steht's im Hafen, Verrina?

Verrina. Alles gluecklich an Bord.

Bourgognino. Das Schloss ist auch gepfropft voll Soldaten.

Verrina. Es geht stark auf neun Uhr.

Bourgognino. Der Graf macht sehr lang.

Verrina. Immer zu rasch fuer seine Hoffnung. Bourgognino, ich werde zu Eis, wenn ich mir etwas denke.

Bourgognino. Vater, uebereile dich nicht.

Verrina. Es laesst sich nicht uebereilen, wo nicht gezoegert werden kann. Wenn ich den zweiten Mord nicht begehe, kann ich den ersten niemal verantworten.

Bourgognino. Aber wann soll Fiesco sterben?

Verrina. Wann Genua frei ist, stirbt Fiesco!

Schildwachen. Wer da?

Sechster Auftritt

Vorige. Fiesco.

Fiesco (im Hereintreten). Ein Freund! (Alle verneigen sich. Schildwachen praesentieren.) Willkommen, wertheste Gaeste! Sie werden geschmaehlt haben, dass der Hausvater so lange auf sich warten liess. Verzeihen Sie. (Leise zu Verrina.) Fertig?

Verrina (ihm ins Ohr). Nach Wunsch.

Fiesco (leise zu Bourgognino). Und?

Bourgognino. Alles richtig.

Fiesco (zu Sacco). Und?

Sacco. Alles gut.

Fiesco. Und Calcagno?

Bourgognino. Fehlt noch.

Fiesco (laut zu den Thorwachen). Man soll schliessen! (Er nimmt den Hut ab und tritt mit freiem Anstand zur Versammlung.)

Meine Herren!

Ich bin so frei gewesen, Sie zu einem Schauspiel bitten zu lassen-Nicht aber, Sie zu unterhalten, sondern Ihnen Rollen darin aufzutragen.

Lange genug, meine Freunde, haben wir Gianettino Dorias Trotz und die Anmassungen des Andreas ertragen. Wenn wir Genua retten wollen, Freunde, wird keine Zeit zu verlieren sein. Zu was Ende glauben Sie diese zwanzig Galeeren, die den vaterlaendischen Hafen belagern? Zu was Ende die Allianzen, so diese Doria schlossen? Zu was Ende die fremden Waffen, die sie ins Herz Genuas zogen?-Jetzt ist es nicht mehr mit Murren und Verwuenschen gethan. Alles zu retten, muss Alles gewagt werden. Ein verzweifeltes Uebel will eine verwegene Arznei. Sollte Einer in dieser Versammlung sein, der Phlegma genug hat, einen Herrn zu erkennen, der nur seines Gleichen ist?-(Gemurmel.)-Hier ist Keiner, dessen Ahnen nicht um Genuas Wiege standen. Was? bei Allem, was heilig ist! was? was haben denn diese zween Buerger voraus, dass sie den frechen Flug ueber unsere Haeupter nehmen?-(Wilderes Gemurre.)-Jeder von Ihnen ist feierlich aufgeforderet, Genuas Sache gegen seine Unterdruecker zu fuehren-Keiner von Ihnen kann ein Haarbreit von seinen Rechten vergeben, ohne zugleich die Seele des ganzen Staats zu verrathen-(Ungestueme Bewegungen unter den Zuhoerern unterbrechen ihn; dann faehrt er fort.)

Sie empfinden-jetzt ist Alles gewonnen. Schon hab' ich vor Ihnen her den Weg zum Ruhme gebahnt. Wollen Sie folgen? Ich bin bereit, Sie zu fuehren. Diese Anstalten, die Sie noch kaum mit Entsetzen beschauten, muessen Ihnen jetzt frischen Heldenmuth einhauchen. Diese Schauder der Bangigkeit muessen in einen ruehmlichen Eifer erwarmen, mit diesen Patrioten und mir Eine Sache zu machen und die Tyrannen von Grund aus zu stuerzen. Der Erfolg wird das Wagstueck beguenstigen, denn meine Anstalten sind gut. Das Unternehmen ist gerecht, denn Genua leidet. Der Gedanke macht uns unsterblich, denn er ist gefaehrlich und ungeheuer.

Zenturione (in stuermischer Aufwallung). Genug! Genua wird frei! Mit diesem Feldgeschrei gegen die Hoelle!

Zibo. Und wen das nicht aus seinem Schlummer jagt, der keuche ewig am Ruder, bis ihn die Posaune des Weltgerichts losschliesst.

Fiesco. Das waren Worte eines Mannes. Nun erst verdienen Sie die Gefahr zu wissen, die ueber Ihnen und Genua hing. (Er gibt ihnen die Zettel des Mohren.) Leuchtet, Soldaten! (Nobili draengen sich um eine Fackel und lesen.) Es ging, wie ich wuenschte, Freund.