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Jedenfalls ist er dann kein dummer Hohlkopf wie Brian.«

Die beiden Mädchen lachten, dann fragte Amy:»Warum will er ausgerechnet Ingenieur werden? Das klingt so langweilig.«

«Er will irgend etwas mit Computern machen«, erklärte Laurie.»Hast du mal den gesehen, den er zu Hause hat? Den hat er selbst gebaut!«

«Muss ich übersehen haben«, antwortete Amy gleichgültig.»Hast du übrigens schon

überlegt, was du im nächsten Jahr tun willst?«

Laurie schüttelte den Kopf.»Vielleicht gehen wir gemeinsam irgendwohin. Das hängt ganz davon ab, wo wir angenommen werden.«

«Na, da werden deine Eltern aber begeistert sein«, sagte Amy.

«Ich glaube, sie haben nicht viel dagegen«, meinte Laurie.

«Warum heiratet ihr nicht einfach?«Laurie verzog das Gesicht.»Ach, Amy! Ich glaube schon, dass ich David wirklich liebe, aber wer will denn jetzt schon heiraten?«

Amy lächelte.»Ich weiß nicht. Wenn David mich fragen würde, dann könnte ich schon darüber nachdenken, glaube ich.«

Laurie lachte.»Soll ich ihm einen Tipp geben?«»Hör auf, Laurie. Du weißt genau, wie gern er dich hat. Er sieht andere Mädchen nicht einmal an.«»Das kann ich ihm auch nur raten«, sagte Laurie, die durchaus ein wenig Neid aus Amys Worten heraushörte. Seitdem Laurie mit David ging, hatte sich auch Amy immer mit einem Footballspieler verabreden wollen. Manchmal störte es Laurie, dass zu ihrer Freundschaft immer eine Art Wettbewerb um Jungen, Noten, Beliebtheit gehörte, überhaupt um alles, was sich zu einem Wettbewerb eignete. Obgleich sie beste Freundinnen waren, hinderte dieser beständige Wettbewerb sie daran, einander wirklich nahe zu sein. Plötzlich wurde laut an die Tür geklopft, und jemand versuchte zu öffnen. Die beiden Mädchen fuhren zusammen.»Wer ist da?«fragte Laurie.

«Direktor Owens«, antwortete eine tiefe Stimme.»Warum ist diese Tür abgeschlossen?«Amys Augen wurden ganz groß vor Schreck. Sie ließ ihre Zigarette fallen und durchsuchte ihre Taschen nach einem Kaugummi oder einem Stück Pfefferminz.»Oh, das muss aus Versehen geschehen sein«, antwortete Laurie und ging zur Tür.

«Sofort aufmachen!«

Laurie warf der entsetzten Amy einen hilflosen Blick zu und öffnete die Tür.

Draußen standen Carl Block, Reporter der» Ente«, und Alex Cooper, der die Musikberichte schrieb. Beide grinsten.

«Ach, ihr!«sagte Laurie verärgert. Amy sah aus, als wollte sie gleich ohnmächtig zu

Boden sinken, als die beiden größten Witzbolde der Schule eintraten. Carl war ein großer, dürrer und hellblonder Junge. Der dunkelhaarige, stämmige Alex hatte über seinen Kopfhörer die Ohren voll. Musik.»Geht hier etwas Verbotenes vor?«fragte Carl und ließ die Augenbrauen auf und ab zucken.

«Deinetwegen habe ich eine kostbare Zigarette verschwendet«, beklagte sich Amy.

«Aber, aber..«, sagte Alex und schüttelte den Kopf.»Wie geht's mit der Zeitung voran?«fragte Carl. Laurie war fast verzweifelt.»Das fragst du? Und dabei hat keiner von euch beiden bisher seine Arbeit abgeliefert!«

«Oh…«Alex schaute auf seine Uhr und zog sich zur Tür zurück.»Mir fällt gerade ein, dass ich das Flugzeug nach Argentinien nicht verpassen darf.«»Ich fahre dich zum Flughafen!«versicherte Carl und ging ihm nach.

Laurie schaute Amy an und schüttelte müde den Kopf.»Diese beiden!«murmelte sie und ballte die Faust.

Kapitel 4

Irgend etwas störte Ben ROSS. Er wusste nicht genau, was es war, aber die Fragen der Schüler nach dem Geschichtskurs hatten etwas damit zu tun. Warum hatte er den Mädchen und Jungen keine präzisen Antworten auf ihre Fragen geben können?

War das Verhalten der Mehrheit während der Naziherrschaft wirklich so unerklärlich?

Ehe er am Nachmittag die Schule verließ, ging er noch in die Bibliothek und nahm einen Armvoll Bücher mit nach Hause. Christy, seine Frau, würde am Abend mit Freunden Tennis spielen, also konnte er lange ungestört seine Gedanken weiterverfolgen.

Jetzt, nachdem er einige Stunden gelesen hatte, wusste Ben, dass er die richtige Antwort nirgendwo in Büchern finden konnte. Er fragte sich, ob es sich hier um etwas handelte, was die Historiker zwar wussten, aber nicht mit Worten erklären konnten.

Konnte man es überhaupt nur an Ort und Stelle richtig verstehen? Oder vielleicht dadurch, dass man eine ähnliche Situation schuf? Dieser Gedanke beschäftigte ihn.

Vielleicht sollte er eine Stunde oder zwei auf ein Experiment verwenden und den Schülern ein Gefühl dafür geben, was es bedeutet haben mochte, in Nazi-Deutschland zu leben? Wenn es ihm gelang, eine treffende Situation zu erfinden, konnte er damit die Schüler wirklich weit stärker beeindrucken als mit allem, was Bücher erklären konnten. Es war jedenfalls einen Versuch wert.

Christy ROSS kam an diesem Abend erst nach elf Uhr heim. Sie hatte mit Freunden.

Tennis gespielt und war dann mit ihnen zum Essen gegangen. Als sie heimkam, saß ihr Mann inmitten von Büchern am Küchentisch.»Hausaufgaben?«

«Gewissermaßen, ja«, antwortete Ben, ohne von seinen Büchern aufzublicken.

Auf einem der Bücher entdeckte Christy ein leeres Glas und einen Teller mit den letzten Krümeln von einem Sandwich.»Wenigstens hast du noch daran gedacht, etwas zu essen«, sagte sie, während sie den Teller fortnahm.

Ihr Mann antwortete nicht. Er war noch immer ganz in sein Buch versunken.

«Ich wette, du brennst darauf, zu erfahren, wie hoch ich Betty Lewis heute geschlagen habe«, sagte sie neckend. Ben blickte auf.»Was sagst du?«»Ich habe gesagt, dass ich Betty Lewis heute geschlagen habe.«

Ihr Mann sah völlig verständnislos drein. Seine Frau lachte.»Betty Lewis! Du weißt doch, die Betty, gegen die ich noch nie mehr als zwei Spiele in einem Satz gewonnen habe. Heute habe ich sie geschlagen. In zwei Sätzen. Sechs zu vier und sieben zu fünf.«»Sehr gut«, sagte er und las weiter. Ein anderer wäre durch seine offenbare Unhöflichkeit vielleicht verletzt gewesen; Christy war es nicht. Sie wusste, dass Ben zu den Menschen gehörte, die ganz und gar in einer Sache versinken können, so sehr, dass sie vergessen, dass es noch etwas anderes auf der Welt gibt.

Sie erinnerte sich noch sehr gut, wie er sich während des Studiums für amerikanische Indianer zu interessieren begann: Monatelang war er so sehr mit Indianern beschäftigt, dass er den Alltag völlig vergaß. An den Wochenenden besuchte er Reservate oder durchforschte alle möglichen Büchereien nach staubigen Bänden. Er brachte sogar Indianer zum Essen mit heim und trug Mokassins! An manchen Morgen fragte sich Christy, wann er in Kriegsbemalung erscheinen würde

… Aber so war Ben nun einmal. Einmal, während der Sommerferien, hatte sie ihm Bridge beigebracht, und innerhalb eines Monats war er ein besserer Spieler als sie selbst geworden, der unablässig darauf bestand, in jeder freien Minute Bridge zu spielen. Seine Begeisterung ließ erst nach, als er ein örtliches Turnier gewonnen hatte und keine würdigen Gegner mehr finden konnte. Es war fast beängstigend, wie sehr er sich in jedes neue Abenteuer einlebte.

Seufzend betrachtete Christy die auf dem Tisch verstreuten Bücher.»Was ist es denn diesmal? Wieder die Indianer? Astronomie? Die Verhaltensmuster der Mörderwale?«

Als ihr Mann nicht antwortete, nahm sie einige der Bücher zur Hand.»Aufstieg und Fall des Dritten Reiches? Die Hitler-Jugend?«Sie sah ihn fragend an.»Was hast du vor? Willst du eine Diktatorprüfung bestehen?«»Das finde ich nicht komisch«, antwortete Ben, ohne aufzublicken.

«Da hast du recht«, gab Christy zu. Ben ROSS lehnte sich zurück und sah seine Frau an.»Einer meiner Schüler hat mir heute eine Frage gestellt, die ich nicht beantworten konnte.«»Was ist daran neu?«fragte Christy.»Ich glaube auch nicht, dass ich die Antwort bisher irgendwo aufgeschrieben gefunden habe«, erklärte Ben.