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Universal nützte nur Wesen mit Gehirnen, die mit optischen Empfängern gekoppelt waren, die mit Markierungen auf einer ebenen Oberfläche etwas anzufangen wußten — kurz gesagt also, mit bedruckten Seiten. Während es viele Spezies mit dieser Fähigkeit gab, deckte sich doch die Farbauffassung der einzelnen Spezies überhaupt nicht miteinander. Ein für O’Maras Auge blau erscheinender Flecken mochte einem anderen Wesen gelbgrau bis purpurn erscheinen, und die Schwierigkeit bestand nun darin, daß vielleicht der Autor des Buches einer solchen Spezies angehören konnte.

Im Anhang gab es zwar eine Farbvergleichstabelle, aber O’Mara scheute die Mühe, dort nachzuschlagen.

Fünf Stunden darauf war er der Lösung des Rätsels noch nicht näher, und der blaugraue Flecken auf der Haut des FROB war zum beinahe Doppelten seiner ursprünglichen Größe angewachsen. O’Mara fütterte den Kleinen und fragte sich zugleich, ob das unter diesen Umständen richtig gehandelt war.

Dann machte er sich wieder an seine Studien. Nach dem Handbuch gab es buchstäblich Hunderte von leichten Krankheiten, denen junge Hudlarer unterworfen waren. Dieser Kleine war den Krankheiten einfach dadurch entgangen, weil er seine Nahrung aus einem Tank erhalten hatte, und nicht mit Bakterien in Berührung gekommen war, wie sie auf seinem Heimatplaneten so häufig waren. Wahrscheinlich war die ganze Krankheit nichts Komplizierteres als das hudlarische Äquivalent zu Masern, überlegte O’Mara, aber jedenfalls sah sie ernst aus. Bei der nächsten Fütterung war die Zahl der Flecken auf sieben angewachsen; sie besaßen jetzt eine dunklere blaue Farbe, und Baby selbst hörte nicht auf, sich mit seinen Tentakeln zu kratzen. Offenbar juckten die farbigen Flecken unerträglich. Mit diesem neuen Wissen wandte O’Mara sich wieder dem Buch zu.

Und dann fand er es plötzlich. Die Symptome wurden als rauhe, verfärbte Flecken auf der Oberhaut angegeben, wozu noch starker Juckreiz kam. Die Behandlung bestand darin, die gereizten Flecken einen nach dem anderen zu reinigen und es im übrigen der Natur zu überlassen, das ihre zu tun. Die Krankheit war in letzter Zeit auf Hudlar sehr selten geworden, und die Symptome tauchten mit dramatischer Plötzlichkeit auf, um ebenso schnell wieder zu verschwinden. Bei normaler Behandlung des Patienten, so stand in dem Buch zu lesen, war die Krankheit ungefährlich.

O’Mara begann, die Zahlen in seine eigenen Maßbegriffe zu übersetzen. So genau ihm das möglich war, ermittelte er, daß die farbigen Flecken bis auf etwa achtzehn Zoll anwachsen sollten. Er hatte mit bis zu zwölf Flecken dieser Art zu rechnen, ehe sie wieder verschwinden würden. Und das sollte in etwa sechs Stunden der Fall sein.

Er brauchte sich also gar keine Sorgen zu machen.

4

Bei Abschluß der nächsten Fütterung sprühte O’Mara die blauen Flecken sorgfältig sauber, aber der junge FROB schlug immer noch wütend nach sich selbst und zitterte, daß einem beim Zusehen Angst werden konnte. Wie ein Elefant mit sechs wütend herumfuchtelnden Rüsseln, dachte O’Mara und konsultierte das Buch noch einmal, aber der Autor bestand immer noch darauf, daß die Krankheit unter normalen Bedingungen harmlos und von kurzer Dauer war und daß die beste Behandlung darin bestand, dafür zu sorgen, daß die Flecken rein blieben.

Man hatte schon seinen Ärger mit den Kindern, dachte O’Mara.

Aber dieses Rumoren und Toben konnte doch nicht richtig sein. Vielleicht kratzte sich der Kleine nur aus reiner Gewohnheit, wenn das auch, seiner Hartnäckigkeit nach zu schließen, zweifelhaft war. O’Mara wollte versuchen, ihn abzulenken. Er wählte ein Fünfzig-Pfund-Gewicht und zog es mit Hilfe seiner Apparatur an die Decke. Dann hob und senkte er es rhythmisch über der Stelle, von der er festgestellt hatte, daß sie dem Kleinen die meiste Freude bereitete — einer Stelle etwa einen Meter hinter der harten, durchsichtigen Membrane, die seine Augen schützte. Ein Fünfzig-Pfund-Gewicht, das aus einer Höhe von anderthalb Meter stürzte, war für einen Hudlarer gerade ein freundlicher Klaps.

Tatsächlich ließ die Wildheit des FROB jetzt nach — aber nur, solange O’Mara seine Klapse austeilte. Dann begann der ganze Zirkus von neuem. Einmal wäre der Kleine beinahe ins Wohnzimmer entwichen. Nur der Umstand, daß er zu groß war, um durch die Tür zu kommen, hinderte ihn daran. Bis zu diesem Augenblick war es O’Mara nicht bewußt gewesen, wie stark der FROB in fünf Wochen zugenommen hatte.

Schließlich zwang ihn die Müdigkeit zum Aufgeben. Er ließ den FROB in der Schlafkammer weitertoben und warf sich draußen auf die Couch, um nachzudenken.

Nach dem Buch müßten jetzt die blauen Flecken anfangen zu verblassen. Aber das taten sie nicht — sie hatten jetzt die Höchstzahl von zwölf erreicht und waren anstatt achtzehn oder weniger Zoll mindestens doppelt so groß. Sie waren so groß, daß bei der nächsten Fütterung die Absorptionsfläche des FROB auf die Hälfte zusammengeschrumpft sein würde, und das bedeutete, daß er zu wenig Nahrung bekommen und dadurch schwächer werden würde.

Das Tuten eines Nebelhorns riß ihn aus seinen Gedanken. O’Mara hatte Erfahrung genug, um an diesem Laut zu erkennen, daß der Kleine Angst hatte, und die Tatsache, daß das Geräusch nicht die gewohnte Lautstärke hatte, verriet ihm, daß er auch anfing, schwächer zu werden.

Er brauchte dringend Hilfe, aber O’Mara bezweifelte, ob es jemand gab, der helfen konnte. Caxton zu unterrichten, würde sinnlos sein — der Abschnittsleiter würde nur Pelling rufen, und Pelling verstand noch weniger von hudlarischen Kindern als O’Mara, der sich die letzten fünf Wochen auf diesen Gegenstand spezialisiert hatte. Und hinzu kam noch, daß Caxton O’Mara nicht leiden konnte. Niemand konnte O’Mara leiden.

Aber mit diesem Gedanken kam er nicht weiter. Die Lösung seiner eigenen Probleme bestand — wenigstens teilweise — darin, daß er sich als verantwortungsbewußt, geduldig, freundlich erwies und zugleich den Beweis lieferte, daß er die verschiedenen anderen Attribute besaß, die von anderen Menschen respektiert wurden. Und dazu mußte er zuerst zeigen, daß man ihm die Sorge für ein Baby anvertrauen konnte.

Er fragte sich plötzlich, ob der Monitor helfen konnte. Nicht persönlich; man konnte von einem Psycho-Offizier des Korps kaum erwarten, daß er die Krankheiten hudlarischer Kinder kannte, aber dafür stand eine große Organisation hinter ihm. Als Polizei der Galaxis, Mädchen für alles und höchste Autorität schlechthin, würde das Monitor-Korps binnen kurzem ein Wesen finden, das die nötigen Antworten kannte. Aber dieses Wesen wiederum würde beinahe sicher auf Hudlar selbst gefunden werden, und die Behörden dort wußten bereits, in welcher Lage sich die kleine Waise befand. Wahrscheinlich war schon seit Wochen Hilfe unterwegs. Zweifellos jedenfalls würde sie früher kommen, als ein Monitor sie bringen konnte. Vielleicht sogar noch rechtzeitig, um das Baby zu retten. Aber vielleicht auch nicht.

Das Problem lag immer noch bei O’Mara.

Die einzigen Vorschläge, die das Buch hatte machen können, waren Ruhe, peinliche Sauberkeit und sonst nichts gewesen. Wirklich, sonst nichts? Vielleicht steckte irgendeine unausgesprochene Voraussetzung dahinter. Die Hauptschwierigkeit war natürlich, daß der in Frage stehende Patient zur Zeit der Krankheit auf seinem Heimatplaneten lebte. Unter gewöhnlichen Umständen wie diesen war die Krankheit vermutlich harmlos und nur von kurzer Dauer.