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I buried Paul.

STRAWBERRY FIELDS FOREVER

Sie steht schon da, als ich angeschlurft komme. Sie guckt nicht hoch, aber ich sehs ja doch.»Ich hab Schnupfen«, sagt sie, und ich:»Ich weiß. Ich auch. «Wir kriegen kaum ein Grinsen zustande. Sie gibt mir eine Zigarette.

Das ist doch Sabrina, oder? Sie sieht uns jetzt und lächelt ein bisschen. Sie raucht auch. Wir lächeln zurück, wie von sonstwoher.

«Denkst du, sie packts?«, flüster ich.

«Ich glaub, sie hats schon gepackt«, sagt sie.

Sind wir also wieder zu dritt. Hat sich doch kaum was verändert.

Ab in den Bus, Sabrina geht ganz nach hinten, ein bisschen Coolness muss noch gewahrt werden, schon klar. Wir auf dem alten Viererplatz, sie setzt sich immer noch neben mich, gegenüber haben unsere Rucksäcke jetzt je einen Platz für sich.

Beiß dir auf die Zunge, Mann, beiß dir auf die Zunge, die ist schon ganz wund, verdammt, jetzt wird nicht mehr geheult. Guck einfach aus dem Fenster.

Die Scheibe ist beschlagen, ich wische zweimal mit dem Ärmel drüber, in den Schlieren taucht tropfnass das Stoppelfeld auf, die krüppligen Apfelbäume, alles noch im Nebel. Alles bekannt. Früher dachte ich, dass man an den Ackerfurchen sehen kann, wie sich die Erde bewegt, wenn man so dran vorbeifährt und sie sich wegdrehen, wegdrehen. Mir ist, als hätte ich das jetzt eine ganze Weile nicht gesehen, als hätte es erst grade eben wieder angefangen.

Es gibt gar keinen Beweis.

«Sag maclass="underline" War er wirklich da?«

Sie streicht sich mit der Hand über die Stirn.»Keine Ahnung. Würden wir sonst hier sitzen?«

«Keine Ahnung.«

Der Bus bremst ab, wir sind schon in Anklam, als ich endlich doch frag, ich weiß nicht wie, meine Lippen sind schwer wie Blei:»Hat er dich geküsst?«

«Nein«, sagt sie, es klingt gut. Es klingt genau so, wie ichs hören wollte. Ich schäme mich richtig vor blöder Erleichterung. Sie guckt mich an.»Dich?«

«Nein«, sag ich.

LET ME TAKE YOU DOWN

COS I’M GOING TO

STRAWBERRY FIELDS

NOTHING IS REAL

AND NOTHING TO GET HUNG ABOUT

Informationen zum Buch

Bresekow, Vorpommern. Die alte Anna Hanske stirbt, und ihre Tochter Ingrid hat» eine Pflicht«. Sie hat auch eine Schuld und einen Grund, der sie vor mehr als zwanzig Jahren aus dem Dorf trieb, aus der Vergangenheit eines halben Landes und eines halben Lebens. Beides kehrt mit ihr zurück und hat sich noch immer nicht und für niemanden zu einem Ganzen gefügt, auch wenn das Gras darüber inzwischen so hoch gewachsen ist wie auf der Elpe, der leeren Dorfmitte, Brennpunkt einer haltlosen Jugend. Romy und Ella suchen lieber das Weite, stolpern auf Abwegen. Aber die Grasnarbe bricht auf, und zum Vorschein kommt Paul, der alles mit links in Schwung bringt und sogar die Luftgitarre richtig herum spielt, hervor muss auch Hartmut, eingerichtet in klammer Heimlichkeit und plötzlich bis zum Hals in der Modder, und Mutter Maria geht noch mal mit Anna Klopse essen. Bresekow, eine Sickergrube für Träume und Goldkrone, eine Fundgrube randvoll mit Freundschaft und Verrat, Schweigen und Dingen, die mal gesagt werden mussten.

Informationen zur Autorin

Judith Zander wurde 1980 in Anklam geboren und lebt heute in Berlin. Sie studierte Germanistik, Anglistik sowie Mittlere und Neuere Geschichte in Greifswald, anschließend am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Neben dem Schreiben von Lyrik und Prosa übersetzt sie aus dem Englischen. Für ihre Arbeit erhielt Judith Zander mehrere Auszeichnungen, u. a. den Lyrikpreis beim open mike 2007 und den Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis 2009. ›Dinge, die wir heute sagten‹ wurde 2010 für den Deutschen Buchpreis nominiert. 2011 erschien der Gedichtband ›oder tau‹.