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Untersuchungsrichter: »Was haben Sie daraufhin getan?«

Herzog von D.: »Ich bin in mein Zimmer gegangen, das ein Fenster über dem Wintergarten hat, und habe ihm nachgerufen, er soll sich nicht wie ein Narr aufführen. Es goß in Strömen, und scheußlich kalt war's. Er ist aber nicht zurückgekommen, und ich habe Fleming angewiesen, die Tür zum Wintergarten offen zu lassen - falls er sich's noch anders überlegte -, und dann bin ich zu Bett gegangen.«

Untersuchungsrichter: »Welche Erklärung können Sie für Cathcarts Verhalten geben?«

Herzog von D.: »Keine. Ich war wie vor den Kopf geschlagen. Aber ich glaube, er muß von dem Brief irgendwie Wind bekommen und gewußt haben, daß sein Spiel aus war.«

Untersuchungsrichter: »Haben Sie über die Angelegenheit mit irgend jemandem gesprochen?«

Herzog von D.: »Nein. Es war ja nichts Erfreuliches, und ich habe mir gedacht, ich warte lieber bis zum Morgen.«

Untersuchungsrichter: »Also haben Sie nichts weiter unternommen?«

Herzog von D.: »Nein. Hinausgehen und nach dem Kerl suchen wollte ich nicht. Dafür war ich zu wütend. Außerdem habe ich angenommen, daß er sich schon bald eines Besseren besinnen würde - es war eine scheußliche Nacht, und er hatte nur den Smoking an.«

Untersuchungsrichter: »Dann sind Sie also ruhig zu Bett gegangen und haben den Verstorbenen nicht wiedergesehen?«

Herzog von D.: »Nein. Erst als ich um drei Uhr morgens vor dem Wintergarten über ihn fiel.«

Untersuchungsrichter: »Ach ja. Können Sie uns nun sagen, wie es dazu kam, daß Sie um diese Zeit draußen waren?«

Herzog von D. (zögernd): »Ich - konnte nicht richtig schlafen. Da bin ich ein wenig spazierengegangen.«

Untersuchungsrichter: »Um drei Uhr morgens?«

Herzog von D.: »Ja.« (Und wie unter einer plötzlichen Erleuchtung:) »Sehen Sie, meine Frau ist nicht da.« (Gelächter und ein paar Bemerkungen aus dem hinteren Teil des Saals.)

Untersuchungsrichter: »Ruhe, bitte ... Sie wollen also sagen, daß Sie in einer Oktobernacht um diese Stunde aufgestanden und bei strömendem Regen im Garten spazierengegangen sind?«

Herzog von D.: »Ja, es war nur ein kleiner Spaziergang.«

(Gelächter.)

Untersuchungsrichter: »Um wieviel Uhr haben Sie Ihr Schlafzimmer verlassen?«

Herzog von D.: »Tja - hm, so gegen halb drei, würde ich sagen.«

Untersuchungsrichter: »Wo sind Sie hinausgegangen?«

Herzog von D.: »Durch den Wintergarten.«

Untersuchungsrichter: »Als Sie hinausgingen, lag der Tote noch nicht da?«

Herzog von D.: »Nein, nein!«

Untersuchungsrichter: »Sonst hätten Sie ihn gesehen?«

Herzog von D.: »Mein Gott, ja! Ich hätte über ihn steigen müssen.«

Untersuchungsrichter: »Welchen Weg sind Sie genau gegangen?«

Herzog von D. (ausweichend): »Ich bin nur so in der Gegend herumgelaufen.«

Untersuchungsrichter: »Sie haben keinen Schuß gehört?«

Herzog von D.: »Nein.«

Untersuchungsrichter: »Haben Sie sich weit von der Wintergartentür und dem Gebüsch entfernt?«

Herzog von D.: »Nun ja, ich war schon ein Stückchen weg. Vielleicht habe ich deshalb nichts gehört. So muß es gewesen sein.«

Untersuchungsrichter: »Waren Sie vielleicht - sagen wir -eine viertel Meile weit weg?«

Herzog von D.: »Ich würde meinen, ja - doch, durchaus!«

Untersuchungsrichter: »Oder mehr als eine viertel Meile?«

Herzog von D.: »Möglich. Ich bin kräftig ausgeschritten, weil es so kalt war.«

Untersuchungsrichter: »In welche Richtung?«

Herzog von D. (mit sichtlichem Zögern): »Hinten ums Haus herum, Richtung Bowls-Platz.«

Untersuchungsrichter: »Bowls-Platz?«

Herzog von D. (entschiedener): »Ja«.

Untersuchungsrichter: »Aber wenn Sie mehr als eine viertel Meile weit weg waren, müssen Sie das Gelände verlassen haben.«

Herzog von D.: »Ich - o ja - ich glaube schon. Doch, ich bin nämlich noch ein wenig im Moor herumgelaufen.«

Untersuchungsrichter: »Können Sie uns den Brief zeigen, den Sie von Mr. Freeborn erhalten haben?«

Herzog von D.: »Gewiß - wenn ich ihn finden kann. Ich dachte, ich hätte ihn in die Tasche gesteckt, aber ich konnte ihn schon nicht finden, als der Mann von Scotland Yard danach fragte.«

Untersuchungsrichter: »Könnten Sie ihn versehentlich vernichtet haben?«

Herzog von D.: »Nein - ich erinnere mich ganz gewiß, ihn in die ... Oh!« Hier hielt der Zeuge in offensichtlicher Verwirrung inne und wurde rot. »Jetzt fällt es mir ein. Ich habe ihn doch vernichtet.«

Untersuchungsrichter: »Sehr bedauerlich. Wie kamen Sie dazu?«

Herzog von D.: »Ich hatte es ganz vergessen; jetzt ist es mir wieder eingefallen. Ich fürchte, der Brief ist unwiederbringlich verloren.«

Untersuchungsrichter: »Vielleicht haben Sie wenigstens den Umschlag aufbewahrt?«

Der Zeuge schüttelte den Kopf.

Untersuchungsrichter: »Dann können Sie der Jury keinen Beweis für seinen Erhalt vorlegen?«

Herzog von D.: »Höchstens, wenn Fleming sich daran erinnert.«

Untersuchungsrichter: »Ach so, ja. Das können wir auf diese Weise feststellen. Ich danke Ihnen, Euer Gnaden. Aufgerufen wird Lady Mary Wimsey.«

Die wohlgeborene Dame, die bis zu dem tragischen Morgen des 14. Oktober die Verlobte des Verstorbenen gewesen war, erregte bei ihrem Erscheinen ein Raunen der Sympathie. Blond und schlank, die sonst rosigen Wangen aschfahl, schien sie vom Gram überwältigt. Sie war ganz in Schwarz gekleidet und machte ihre Aussage mit leiser, zeitweise kaum hörbarer Stimme.2

Nachdem der Untersuchungsrichter ihr sein Beileid ausgesprochen hatte, fragte er: »Wie lange waren Sie mit dem Verstorbenen verlobt?«

Zeugin: »Etwa acht Monate.«

Untersuchungsrichter: »Wo haben Sie ihn kennengelernt?«

Zeugin: »Im Haus meiner Schwägerin in London.«

Untersuchungsrichter: »Wann war das?«

Zeugin: »Ich glaube, im Juni vorigen Jahres.«

Untersuchungsrichter: »Waren Sie glücklich in Ihrer Verlobungszeit?«

Zeugin: »Durchaus.«

Untersuchungsrichter: »Sie haben Hauptmann Cathcart natürlich häufig gesehen. Hat er Ihnen viel aus seinem Vorleben erzählt?«

Zeugin: »Nicht sehr viel. Wir hielten beide nichts von Geständnissen. Gewöhnlich haben wir uns über Themen von allgemeinem Interesse unterhalten.«

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Aus einem Zeitungsbericht - nicht von Mr. Parker