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Clifton Lawrence drehte sich zu ihr um und sagte: »Ich habe ihm Ihren Film gezeigt.«

Und sie wusste sofort, was er meinte, und stöhnte: »O mein Gott. Nein! Bitte nicht! Sie haben mich umgebracht!«

»Dann sind wir quitt.«

»Raus!« schrie sie. »Verschwinden Sie!« Sie warf sich auf ihn, und ihre Nägel krallten sich in seine Wangen und rissen tiefe Wunden hinein. Clifton holte aus und schlug ihr heftig ins Gesicht. Sie fiel auf die Knie und umklammerte ihren Kopf im Schmerz.

Clifton stand da und blickte sie lange an. So wollte er sich an sie erinnern. »Wiedersehen, Josephine Czinski«, sagte er.

Clifton verließ Jills Kabine und ging zum Bootsdeck hinauf, wobei er die untere Hälfte seines Gesichts mit dem Taschentuch bedeckt hielt. Er ging langsam, musterte die Gesichter der Passagiere, hielt Ausschau nach einem frischen Gesicht, nach einem ungewöhnlichen Typ. Man wusste nie, wann man vielleicht über ein neues Talent stolpern würde. Er war bereit, seine Arbeit wiederaufzunehmen. Vielleicht hatte er Glück und entdeckte wieder einen Toby Temple.

Kurz nachdem Clifton gegangen war, stand Claude Dessard vor Jills Kabine und klopfte an die Tür. Keine Antwort, aber der Oberzahlmeister konnte Geräusche von innen hören. Er wartete einen Augenblick, hob dann die Stimme und sagte: »Madame Temple, hier ist Claude Dessard, der Oberzahlmeister. Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«

Keine Antwort. Jetzt schlug Dessards inneres Warnsystem an. Sein Instinkt sagte ihm, dass etwas Entsetzliches bevorstand, und er hatte eine Vorahnung, dass es mit dieser Frau zusammenhing. Eine Folge wilder, abscheulicher Gedanken tanzte durch sein Gehirn. Sie war ermordet oder gekidnappt worden oder -. Er drehte am Türgriff. Die Tür war unverschlossen. Langsam stieß Dessard sie auf. Jill Temple stand am anderen Ende der Kabine und blickte, den Rücken ihm zugekehrt, aus dem Bullauge. Dessard wollte etwas sagen, aber ihre wie gefroren wirkende, starre Haltung ließ ihn schweigen. Er stand einen Augenblick unbeholfen da, fragte sich, ob er sich still zurückziehen sollte, als die Kabine plötzlich von einem schauerlichen Klageschrei erfüllt wurde, der von einem schmerzgepeinigten Tier herzurühren schien. Hilflos angesichts einer solchen tiefen, geheimen Qual zog Dessard sich zurück und schloss behutsam die Tür hinter sich.

Einen Augenblick blieb Dessard vor der Kabine stehen und lauschte auf die unartikulierten Schreie. Dann drehte er sich tief berührt um und ging zum Kinosaal auf dem Hauptdeck.

Beim Essen an jenem Abend gab es zwei leere Plätze am Kapitänstisch. Zwischen zwei Gängen winkte der Kapitän zu Dessard hinüber, der als Gastgeber einer Gruppe von weniger prominenten Passagieren zwei Tische entfernt fungierte. Dessard entschuldigte sich und eilte zum Kapitänstisch hinüber.

»Ah, Dessard«, sagte der Kapitän freundlich. Er senkte die Stimme, und sein Ton änderte sich. »Was ist mit Mrs. Temple und Mr. Kenyon passiert?«

Dessard blickte sich nach den anderen Gästen um und flüsterte: »Wie Sie wissen, hat Mr. Kenyon mit dem Lotsen am Ambrose-Feuerschiff das Schiff verlassen. Mrs. Temple ist in ihrer Kabine.«

Der Kapitän fluchte in gedämpftem Ton. Er war ein Mensch, der es nicht liebte, wenn sein geordneter Tagesablauf gestört wurde. »Merde! Alle Vorbereitungen für die Heirat sind getroffen worden«, sagte er.

»Ich weiß, Kapitän.« Dessard zuckte die Schultern und hob die Augen gen Himmel. »Amerikaner«, sagte er.

Jill saß allein in der verdunkelten Kabine in einem Sessel, die Knie zur Brust heraufgezogen, und starrte ins Leere. Sie trauerte tief, aber nicht um David Kenyon oder Toby Temple oder um sich selbst. Sie trauerte um ein kleines Mädchen namens Josephine Czinski. Jill hatte so viel für dieses kleine Mädchen tun wollen, und jetzt waren alle die wunderbaren, zauberhaften Träume, die sie für sie gehegt hatte, zerschlagen.

Jill saß da, mit leerem Blick, von einer Niederlage getroffen, die jenseits von allem Vorstellbaren war. Noch vor wenigen Stunden hatte ihr die Welt gehört, sie hatte alles in Händen gehalten, was sie sich jemals wünschte, und jetzt hatte sie nichts. Langsam wurde ihr bewusst, dass ihre Kopfschmerzen wieder eingesetzt hatten. Sie hatte sie vorher des anderen Schmerzes wegen nicht bemerkt, des quälenden Schmerzes wegen, der tief in ihrem Inneren wühlte. Aber jetzt fühlte sie, wie das Band um ihre Stirn sich enger spannte. Sie zog die Knie noch dichter zur Brust empor und versuchte, alles zu vergessen. Sie war so müde, so schrecklich müde. Alles, was sie wollte, war, immer so zu sitzen und nicht denken zu müssen. Dann würde der Schmerz vielleicht aufhören, wenigstens eine kleine Weile.

Jill schleppte sich zum Bett hinüber, streckte sich darauf aus und schloss die Augen.

Dann fühlte sie es. Eine Welle kalter, stinkender Luft kam auf sie zu, umhüllte sie, liebkoste sie. Und sie hörte seine Stimme, die ihren Namen rief. Ja, dachte sie, ja. Langsam, fast wie in Trance, stand Jill auf und ging aus ihrer Kabine, folgte der lockenden Stimme in ihrem Kopf.

Es war zwei Uhr morgens, und die Decks lagen verlassen, als Jill aus ihrer Kabine trat. Sie starrte auf das Meer hinunter, beobachtete das sanfte Klatschen der Wellen gegen den Rumpf, während das Schiff durchs Wasser pflügte, und lauschte auf die Stimme. Jills Kopf- schmerzen waren jetzt schlimmer, ein quälender Schraubstock. Aber die Stimme tröstete sie, sie brauche sich nicht zu grämen, und versicherte ihr, dass alles gut werden würde. Blicke hinunter, sagte die Stimme.

Jill blickte ins Wasser hinunter und sah dort etwas treiben. Es war ein Gesicht. Tobys Gesicht, das sie anlächelte, aus dem die blauen Augen zu ihr aufblickten. Die eisige Brise begann zu wehen, drängte sie dichter an die Reling.

»Ich musste es tun, Toby«, flüsterte sie. »Du siehst das ein, nicht wahr?«

Der Kopf im Wasser nickte, hob und senkte sich, lud sie ein, zu kommen und sich ihm anzuschließen. Der Wind wurde kälter, und Jills Körper erschauerte. Hab keine Angst, sagte die Stimme in ihr. Das Wasser ist tief und warm… Du wirst hier bei mir sein… Immer. Komm, Jill.

Sie schloss einen Moment die Augen, aber als sie sie wieder aufschlug, war das lächelnde Gesicht immer noch da, hielt sich neben dem Schiff. Komm zu mir, lockte die Stimme.

Sie beugte sich vor, um es Toby zu erklären, damit er sie in Frieden ließe, und der eisige Wind erfasste sie, und plötzlich trieb sie in der weichen Samtnacht, tanzte im Raum. Tobys Gesicht kam näher, kam auf sie zu, und sie fühlte die gelähmten Arme sie umfassen und halten. Und sie waren zusammen, für immer und ewig.

Dann war da nur noch der linde Nachtwind und die zeitlose See.

Und die Sterne oben, in denen alles geschrieben stand.

Dank

Folgenden Film- und Fernsehproduzenten bin ich für ihre Hilfe zu großem Dank verpflichtet:

Seymour Berns

Larry Gelbart

Bert Granet

Harvey Orkin

Marty Rackin

David Swift

Robert Weitman

Und ein herzlicher Dank dafür, dass sie ihre Erinnerungen und Erfahrungen mit mir geteilt haben, geht an:

Marty Allen

Milton Berle

Red Buttons George Burns

Jack Carter Buddy Hackett Groucho Marx

Jan Murray

Der Autor