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Natalia Stepanowna. Entschuldigen Sie, ich muß Sie unterbrechen. – Sie sagen »meine Ochsenwiesen« … ja, sind das denn auch die Ihrigen?

Lomow. Ja, sie gehören mir…

Natalia Stepanowna. So? So etwas! Die Ochsenwiesen gehören uns und nicht Ihnen!

Lomow. Nein – mir, verehrte Natalia Stepanowna!

Natalia Stepanowna. Das ist für mich etwas ganz Neues! Wie gehören sie denn Ihnen?

Lomow. Was – wie? Ich rede von jenen Ochsenwiesen, die zwischen Ihrem Birkenwald und der Ziegelerde eingekeilt liegen.

Natalia Stepanowna. Nun ja, eben diese … gehören uns…

Lomow. Nein, Sie irren sich, verehrte Natalia Stepanowna, sie gehören mir.

Natalia Stepanowna. Erinnern Sie sich nur genau, Iwan Wassiljitsch! Ist es schon lange her, daß Sie dieselben erworben haben?

Lomow. Wie lange? Soweit ich mich an mich selbst erinnern kann, gehörten sie immer uns.

Natalia Stepanowna. Nun, dem ist also nicht so. Sie entschuldigen schon!

Lomow. Das geht aus den Papieren hervor, verehrte Natalia Stepanowna. Die Ochsenwiesen wurden mir schon einmal – das ist wahr – streitig gemacht, jetzt aber ist es allen bekannt, daß sie mir gehören. Da gibt es nichts zu streiten. Hören Sie gefälligst: Die Großmutter meiner Tante hat diese Wiesen für eine unbestimmte Zeit zur unentgeltlichen Benutzung den Bauern des Großvaters Ihres geehrten Vaters dagegen zur Verfügung gestellt, daß für die Großmutter die Ziegel gebrannt werden. Die Bauern des Großvaters Ihres geehrten Vaters benutzten die Wiesen ungefähr vierzig Jahre unentgeltlich und gewöhnten sich daran, dieselben als ihr Eigentum anzusehen, später aber, als der Ukas kam…

Natalia Stepanowna. Es ist gar nicht so, wie Sie erzählen? Auch mein Großvater und Urgroßvater waren davon überzeugt, daß ihre Grundstücke sich bis zu den Sümpfen erstreckten – das heißt also, die Ochsenwiesen gehörten uns. Was gibt es da zu streiten? Ich begreife gar nicht… Es ist wirklich ärgerlich.

Lomow. Ich werde Ihnen die Dokumente zeigen, Natalia Stepanowna.

Natalia Stepanowna. Nein, Sie scherzen ganz einfach oder Sie ziehen mich auf… Eine schöne Bescherung! Wir besitzen den Grund seit nahezu dreihundert Jahren und plötzlich macht man uns die Mitteilung, daß er nicht uns gehört! Iwan Wassiljitsch, verzeihen Sie, aber ich traue meinen Ohren nicht… Für mich haben diese Wiesen einen geringen Wert. Es sind im ganzen fünf Desjatin und sie haben den Wert von ein paar hundert Rubel, etwa 300 Rubel, aber mich empört die Ungerechtigkeit. Sagen Sie, was Sie wollen, aber Ungerechtigkeit kann ich nicht ertragen.

Lomow. Hören Sie bis zu Ende, ich flehe Sie an! Die Bauern des Großvaters Ihres geehrten Vaters, wie ich schon die Ehre hatte, Ihnen zu sagen, brannten für die Großmutter meiner Tante Ziegel. Die Großmutter der Tante wollte ihnen etwas Angenehmes…

Natalia Stepanowna. Großvater, Großmutter, Tante… Ich verstehe von all dem nichts! Die Wiesen gehören uns und Punktum.

Lomow. Nein, mir!

Natalia Stepanowna. Uns! Wenn Sie auch zwei Tage lang beweisen, und wenn Sie fünfzehn Fräcke anlegen, so sind sie doch unsere, unsere, unsere!… Was Ihnen gehört, begehre ich nicht, aber ich wünsche auch nicht, das zu verlieren, was mir gehört!

Lomow. Natalia Stepanowna, ich brauche nicht die Wiesen, ich tue es doch nur aus Prinzip. Wenn es angenehm ist, so bitte … ich schenke sie Ihnen.

Natalia Stepanowna. Ich kann sie Ihnen schenken, denn sie gehören mir!… Das ist doch sehr sonderbar, Iwan Wassiljitsch! Wir haben Sie bisher für einen guten Nachbarn gehalten, für einen Freund, vergangenes Jahr überließen wir Ihnen unsere Dreschwalze und konnten deshalb unser Getreide erst im November zu Ende mahlen und Sie behandeln uns wie die Zigeuner. Sie schenken mir mein eigenes Grundstück. Entschuldigen Sie, so handeln Nachbarn nicht. Nach meiner Meinung ist es sogar eine Kühnheit … wenn Sie wollen…

Lomow. Nach Ihrer Ansicht bin ich also ein Usurpator? Meine Gnädige, niemals habe ich mir fremde Grundstücke angeeignet und ich gestatte niemandem, mich dessen zu beschuldigen… (Er geht rasch zur Flasche und trinkt Wasser.) Die Ochsenwiesen sind mein!

Natalia Stepanowna. Es ist nicht wahr! Unser!

Lomow. Mein!

Natalia Stepanowna. Nicht wahr! Ich werde es Ihnen beweisen! Heute noch schicke ich meine Schnitter auf diese Wiesen!

Lomow. W–a–as?

Natalia Stepanowna. Heute werden meine Schnitter dort sein!

Lomow. Und ich werde sie fortjagen!

Natalia Stepanowna. Unterstehen Sie sich!

Lomow (greift nach seinem Herzen). Die Ochsenwiesen sind mein, verstehen Sie, mein!

Natalia Stepanowna. Ich bitte, schreien Sie nicht! Sie können bei sich zu Hause schreien und vor Wut schnauben, aber hier, bitte ich, sich in gewissen Grenzen zu halten!

Lomow. Meine Gnädige, hätte ich nicht so furchtbares, quälendes Herzklopfen und hämmerten mir nicht die Adern in den Schläfen, so spräche ich anders mit Ihnen! (Schreit.) Die Ochsenwiesen gehören mir!

Natalia Stepanowna. Uns!

Lomow. Mir!

Tschubukow (kommt von rechts). 

Vierter Auftritt.

Die Vorigen. Tschubukow.

Tschubukow. Was gibt es hier? Weshalb schreit ihr?

Natalia Stepanowna. Papa, erkläre du, bitte, diesem Herrn. Wem gehören die Ochsenwiesen: uns oder ihm?

Tschubukow (zu Lomow). Schätzchen, die Wiesen gehören uns!

Lomow. Aber erbarmen Sie sich, Stepan Stepanowitsch, wie gehören sie denn Ihnen? Seien Sie wenigstens ein räsonnabler Mensch! Die Großmutter meiner Tante hat die Wiesen für eine gewisse Zeit zur unentgeltlichen Benutzung den Bauern Ihres Großvaters überlassen. Die Bauern benutzten den Grund vierzig Jahre lang und gewöhnten sich an ihn wie an ihren eigenen, als aber der Ukas erschien…

Tschubukow. Erlauben Sie, Wertester… Sie vergessen, daß gerade die Bauern Ihrer Großmutter nicht gezahlt haben und dergleichen, weil wegen der Wiesen gerade damals Prozeß geführt wurde und dergleichen… Und jetzt weiß jeder Hund, daß sie uns gehören. Sie haben den Plan nicht gesehen!

Lomow. Und ich werde Ihnen beweisen, daß sie mir gehören.

Tschubukow. Beweisen Sie es nicht, mein Liebling.

Lomow. Nein, ich werde es beweisen!

Tschubukow. Teuerster, warum denn so schreien? Gerade durch Schreien werden Sie am wenigsten beweisen. Ich verlange nicht das Ihrige und habe nicht die Absicht das Meinige abzutreten. Warum auch? Ist es schon so weit gekommen, mein Liebster, beabsichtigen Sie wirklich, uns die Wiesen zu bestreiten und dergleichen, dann schenke ich sie lieber den Bauern als Ihnen! Ganz gewiß!

Lomow. Ich begreife nicht! Welches Recht haben Sie überhaupt, fremdes Eigentum zu verschenken?

Tschubukow. Sie gestatten mir wohl, zu wissen, ob ich das Recht dazu habe oder nicht. Junger Mann, ich bin nicht gewohnt, daß mit mir in diesem Ton gesprochen wird und dergleichen. Ich, junger Mann, bin zweimal so alt wie Sie und bitte, zu mir ruhig zu sprechen und dergleichen.

Lomow. Nein, Sie halten mich zum Narren und machen sich lustig über mich! Sie nennen mein Grundstück das Ihrige und wollen, daß ich dabei gleichmütig bleiben und zu Ihnen menschlich sprechen soll. So gehen gute Nachbarn nicht vor, Stepan Stepanowitsch! Sie sind kein Nachbar, ein Usurpator sind Sie!