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Das Mädchen erwähnte er mit keinem Wort, und nicht ein einziges Mal während seiner Ausführungen blickte er Sam Collins an.

Dann kam er zu dem, was er schlicht als die nächste Phase bezeichnete.

»Unsere nächste Aufgabe wird sein, aus dem Patt herauszukommen. Es gibt Unternehmen, bei denen es besser ist, wenn sie nicht zur Lösung gelangen. Und es gibt solche, die wertlos sind, ehe sie zu einer Lösung gelangen, und »Unternehmen Delphin« gehört zu diesen letzteren.« Er runzelte nachdenklich die Stirn, zwinkerte, riß dann die Brille von der Nase und begann, zu jedermanns geheimen Entzücken, sie tatsächlich mit dem breiten Ende seiner Krawatte zu putzen. »Um dieses Ziel zu erreichen, schlage ich vor, daß wir unsere Taktik radikal ändern. Mit anderen Worten, daß wir Ko unser Interesse an seinen Angelegenheiten kund und zu wissen tun.«

Wie immer war Connie diejenige, die dem verblüfften Schweigen ein Ende machte. Ihr Lächeln war auch das erste - und das wissendste.

»Er räuchert ihn aus«, flüsterte sie den anderen ekstatisch zu. »Genau wie er es mit Bill gemacht hat, dieser schlaue Jagdhund! Sie zünden vor seiner Tür ein Feuer an, wie, darling, und sehen zu, in welche Richtung er rennt. Oh George, Sie lieber, lieber Mann, Sie allerbester von allen meinen Jungens, Ehrenwort!« Smileys Telegramm an Craw beschrieb den Plan mittels einer anderen Metapher: einer, die den Außenagenten geläufig ist. Er sprach davon, man müsse Kos Bäumchen schütteln, und aus dem restlichen Text ging klar hervor, daß Craw sich zu diesem Zweck, trotz der damit verbundenen beträchtlichen Risiken, Jerry Westerbys breiten Rückens bedienen sollte.

Hierzu noch eine Anmerkung: ein paar Tage später verschwand Sam Collins. Jeder freute sich darüber. Er kam nicht mehr, und Smiley erwähnte ihn mit keinem Wort. In Sams Büro fand sich, als Guillam heimlich hineinschlüpfte, um es zu inspizieren, keinerlei persönliche Habe, abgesehen von ein paar unangebrochenen Päckchen Spielkarten und einigen piekfeinen Streichholzbriefchen, die für einen Nachtclub im West End warben. Als er die Housekeepers heraustrommelte, war man dort ausnehmend entgegenkommend. Sams Lohn, sagten sie, sei ein Abschiedsbonus und das Versprechen, man wolle seine Pensionsansprüche nochmals überprüfen. Er habe im Grunde nicht viel zu verkaufen gehabt. Eine Niete, sagten sie. Geh mit Gott, aber geh! Trotz allem konnte Guillam sich eines gewissen Unbehagens in bezug auf Sam nicht erwehren, wie er Molly Meakin im Lauf der folgenden Wochen häufig anvertraute. Es kam nicht nur daher, daß er in Lacons Büro mit ihm zusammengetroffen war. Er machte sich Gedanken über die Sache mit Smileys Korrespondenz mit Martello, worin die mündliche Absprache bestätigt wurde. Damit die Vettern Smileys Schreiben nicht abholen ließen - was das Anrauschen einer Limousine nebst Motorradeskorte am Cambridge Circus bedeutet hätte -, hatte Smiley Guillam angewiesen, es zum Grosvenor Square zu bringen und Fawn, den Babysitter, . mitzunehmen. Aber Guillam steckte bis zum Hals in Arbeit, alles kam zusammen, und Sam hatte, wie üblich, nichts zu tun. Als daher Sam sich anbot, ihm den Auftrag abzunehmen, ließ Guillam ihn den Brief befördern und wünschte danach zu Gott, er hätte es nicht getan. Er wünscht es noch immer und von ganzem Herzen. Denn anstatt Georges Brief Murphy oder dessen blassem Ersatzmann auszuhändigen, sagte Fawn, habe Sam darauf bestanden, zu Martello persönlich vorgelassen zu werden. Und er habe mehr als eine Stunde mit ihm allein in seinem Büro verbracht.

 

Zweiter Teil

Der Baum wird geschüttelt

Liese

Star Heights war der neueste und mächtigste Wohnblock in den Midlevels, ein Rundbau, der bei Nacht wie ein riesiger erleuchteter Bleistift ins sanfte Dunkel des Peak stach. Eine gewundene Zufahrt führte dort hinauf; der Gehsteig bestand jedoch aus einem nur sechs Zoll breiten Randstreifen zwischen der Fahrstraße und der Klippe; denn in Star Heights waren Fußgänger geächtet. Es war früher Abend, und die gesellschaftliche rush hour näherte sich ihrem Höhepunkt. Als Jerry am Straßenrand entlangbalancierte, fegten Mercedes und Rolls-Royces in ihrer Hast, abzuliefern und einzusammeln, dicht an ihm vorüber. Er trug einen Orchideenstrauß in Seidenpapier gehüllt: größer als der Strauß, den Craw Phoebe Wayfarer überreicht hatte, kleiner als der, den Drake Ko dem toten kleinen Nelson brachte. Diese Orchideen waren niemandem zugeeignet. »Wer so groß ist wie ich, altes Haus, der muß für alles, was er tut, einen verdammt guten Grund haben.« Er empfand Spannung, aber auch Erleichterung darüber, daß das lange, lange Warten endlich vorbei war.

Ganz schlicht mit der Turins Haus fallen, Ehrwürden, hatte Craw ihn bei der gestrigen ausgedehnten Vergatterung angewiesen. Reindrängen und loslegen und nicht mehr aufhören, bis Sie drüben wieder rauskommen. Mit einem Bein, dachte Jerry.

Eine gestreifte Markise führte zur Eingangshalle, und das Parfüm der Frauen lag in der Luft wie ein Vorgeschmack seiner Aufgabe. Lind denken Sie daran, daß der ganze Schuppen Ko gehört, hatte Craw säuerlich als Abschiedsgeschenk hinzugefügt. Die Innendekoration war noch nicht ganz fertig. Rings um die Briefkästen fehlten noch Marmorplatten. Ein gläserner Fisch sollte Wasser in einen Terrazzo-Brunnen speien, aber die Röhren waren noch nicht angeschlossen, und im Becken stapelten sich Zementsäcke. An einer Glaskabine stand »Empfang«, und der chinesische Portier beobachtete ihn von drinnen. Jerry sah nur seine verschwommenen Umrisse. Er hatte gelesen, als Jerry hereinkam, aber jetzt starrte er ihn an, unentschlossen, ob er ihn anrufen sollte, aber halbwegs beschwichtigt durch die Orchideen. Ein paar amerikanische Matronen in voller Kriegsbemalung kamen an und nahmen neben ihm Aufstellung.

»Toller Flor«, sagten sie und stachen in das Seidenpapier. »Super, wie? Hier, nehmen Sie. Geschenk! Los! Schöne Frau. Nackt ohne Blumen!«

Gelächter. Diese Engländer sind eine Rasse für sich. Der Portier wandte sich wieder seiner Lektüre zu. Jerry war vertrauenswürdig. Ein Lift kam. Eine Herde Diplomaten, Geschäftsleute mit ihren Squaws, mürrischen, juwelenbeladenen Wesen, schlurften in die Halle. Jerry komplimentierte die Amerikanerinnen vor sich her. Zigarrenrauch vermischte sich mit dem Parfüm, Konservenmusik summte vergessene Weisen. Die Matronen drückten auf den Knopf für die zwölfte Etage.

»Wollen Sie auch zu den Hammersteins?«fragten sie und blickten immer noch auf die Orchideen.

Auf der fünfzehnten lief Jerry zur Feuertreppe. Sie stank nach Katzen und dem Abfall aus dem Müllschlucker. Im Hinuntergehen begegnete er einer Amah mit Windeleimer. Sie glotzte ihn finster an, bis er sie grüßte, dann lachte sie brüllend. Er ging weiter bis zum achten Stock, wo er in die Üppigkeit des Herrschaftstrakts zurückkehrte. Er stand am Ende eines Korridors. Eine kleine Rotunde führte zu zwei vergoldeten Lifttüren. Hier lagen vier Wohnungen, jede ein Quadrant des kreisrunden Baus und jede mit ihrem eigenen Korridor. Er postierte sich in Korridor B, mit den Blumen als einziger Deckung. Er beobachtete die Rotunde, seine Aufmerksamkeit galt dem mit C bezeichneten Korridor. Das Seidenpapier um die Orchideen war feucht, wo er es zu fest umklammert hielt.