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Hinter ihnen sah Viki, wie Didi redete — wahrscheinlich auf Grabbers Ohrhörer. Viki konnte die Worte nicht hören, doch der Bursche nickte zustimmend. Er hatte Pedure zurück auf ihren Sitz komplimentiert und ging nun ohne Pause dazu über, Papa vorzustellen. Der ganze Trubel auf dieser Seite des Glases schien auf der anderen Seite keine Folgen zu haben. Eines Tages würden sie und Gokna in richtige Schwierigkeiten hineinschlittern, doch es sah so aus, als läge dieses Abenteuer noch irgendwo weit in der Zukunft.

Xopi setzte sich inmitten allgemeiner Verwirrung. Für gewöhnlich versuchten die Blitzköpfe, diese Vorstellung ungefähr zeitgleich mit der Originalsendung zu halten. Silipan behauptete, das sei nur zum Teil seine Festlegung — die Blitzkopf-Übersetzer blieben wirklich gern mit dem Wortfluss synchron. In gewissem Sinne spielten sie wirklich gern. Heute waren sie nur nicht besonders erfolgreich dabei.

Schließlich sammelte sich Braute und stellte relativ glatt Scherkaner Unterberg vor.

Scherkaner Unterberg. Trixia Bonsol übersetzte ihn. Wer sonst hätte es sein können? Trixia war die Erste gewesen, die die gesprochene Spinnensprache geknackt hatte. Jau hatte Ezr erzählt, dass sie in den Anfangstagen der Livevorstellung alle Rollen gespielt hatte, Kinderstimmen, alte Leute, über Telefon kommende Fragen. Nachdem andere Blitzköpfe flüssig übersetzen konnten und es einen Konsens über den Stil gab, hatte Trixia immer noch die schwierigen Rollen übernommen.

Scherkaner Unterberg: Das war vielleicht der erste Spinn, für den sie einen Namen hatten. Unterberg tauchte in einem unglaublich breiten Spektrum von Rundfunksendungen auf. Anfangs hatte es so ausgesehen, als habe er zwei Drittel der industriellen Revolution erfunden. Diese Fehleinschätzung war zurückgegangen: ›Unterberg‹ war ein weit verbreiteter Name, und wo auf diesen ›Scherkaner Unterberg‹ Bezug genommen wurde, war es fast immer einer seiner Studenten, der die eigentliche Arbeit getan hatte. Der Kerl musste also ein Bürokrat sein, der Gründer des Instituts in Weißenberg, wo sich die meisten seiner Studenten zu befinden schienen. Doch seit die Spinnen Mikrowellenverbindungen erfunden hatten, hatten die Schnüffelsatelliten einen anwachsenden Strom von leicht zu entschlüsselnden Staatsgeheimnissen aufgefangen. Die Kennung dieses ›Scherkaner Unterberg‹ tauchte in fast zwanzig Prozent der Hochsicherheits-Kommunikation auf, die im Goknischen Einklang hin und her ging. Offensichtlich hatten sie es mit einer Art institutionellem Namen zu tun. Offensichtlich… bis sie erfuhren, das jener ›Scherkaner Unterberg‹ Kinder hatte und diese in der Sendung mitmachten. Obwohl sie es nicht richtig erklären konnten, hatte ›Die Kinderstunde‹ eine echte politische Bedeutung. Zweifellos beobachtete Tomas Nau die Vorstellung drüben in Hammerfest. Ich möchte wissen, ob Qiwi bei ihm ist.

Trixia ergriff das Wort: »Danke, Meister Grabber. Ich bin sehr froh, heute hier zu sein. Es ist an der Zeit für eine offene Diskussion dieser Fragen. Ich hoffe, dass junge Leute — zur herkömmlichen Zeit und außerhalb Geborene — zuhören. Von meinen Kindern weiß ich es.«

Der Blick, den Trixia Xopi zuwarf, war entspannt und zuversichtlich. Dennoch war ein leichtes Beben in ihrer Stimme. Ezr starrte ihr ins Gesicht. Wie alt war Trixia jetzt? Sämtliche Wachpläne der Blitzköpfe waren geheim — wahrscheinlich, weil so viele von ihnen mit hundert Prozent gefahren wurden. Es würde ein Leben dauern, um alles zu erfahren, was Trixia erfahren hatte. Zumindest nach den Anfangsjahren war sie immer da, wenn er auf Wache war. Sie sah zehn Jahre älter aus als die Trixia vor dem Fokus. Und wenn sie Unterberg spielte, wirkte sie sogar noch älter.

Trixia sprach noch immer: »Doch ich möchte etwas von dem richtigstellen, was Dame Pedure gesagt hat. Es hat keine Verschwörung gegeben, das Alter dieser Kinder geheim zu halten. Meine beiden ältesten — sie sind jetzt vierzehn — sind seit geraumer Zeit im Programm. Es ist nur natürlich, dass sie ihren Anteil haben sollen, und aus den Briefen, die sie erhalten haben, weiß ich, dass sie sowohl bei Kindern der gegenwärtigen Generation als auch bei deren Eltern sehr beliebt waren.«

Xopi schaute über den Tisch auf Trixia: »Und das natürlich nur, weil sie sich über ihr wahres Alter ausgeschwiegen haben. Im Radio kann man so einen kleinen Unterschied nicht bemerken. Im Radio bleiben manche… Obszönitäten… unbemerkt.«

Trixia lachte. »Das bleiben sie wirklich. Doch ich möchte, dass unsere Zuhörer darüber nachdenken. Die meisten von ihnen mögen Jirlib und Brent und Gokna und Viki. Indem sie meinen Kindern im Rundfunk ›blind‹ begegneten, fanden sich unsere Zuhörer einer Wahrheit gegenüber, die ihnen sonst vielleicht entgangen wäre: Die Unzeitler sind so anständig wie nur sonst jemand. Aber wiederum habe ich nichts verheimlicht. Schließlich… nun ja, schließlich waren die Tatsachen so offensichtlich, dass niemand sie ignorieren konnte.«

»So eklatant, meinen Sie. Ihre zweite Brut von Unzeitlingen ist kaum sieben Jahre alt. Diese Obszönität kann nicht einmal das Radio verschleiern. Und wie wir uns hier im Studio treffen, sehe ich, dass Sie zwei Neugeborene im Fell haben. Sagen Sie, mein Herr, gibt es irgendeine Grenze für das Böse, was sie zu tun gedenken?«

»Dame Pedure, welches Böse, welcher Schaden? Unser Publikum hört dem einen oder anderen von meinen Kindern seit über zwei Jahren zu. Sie haben Jirlib und Brent und Viki und Gokna als wirkliche und liebenswerte Leute kennen gelernt. Sie sehen Klein Hrunk und Rhapsa über meine Schultern lugen…« Trixia machte eine Pause, als wolle sie ihrem Gegenüber Zeit zum Schauen geben. »Ich weiß, dass es Ihnen missfällt, Babies so lange vor den Jahren des Schwindens zu sehen. Aber in ein, zwei Jahren werden sie alt genug sein, um sprechen zu können, und es ist durchaus meine Absicht, an der ›Kinderstunde der Wissenschaft‹ meine Kinder aller Altersstufen mitwirken zu lassen. Von Sendung zu Sendung werden unsere Zuhörer feststellen, dass diese kleinen Kupplis ebenso viel wert sind wie diejenigen, die gegen Ende der Jahre des Schwindens geboren werden.«

»Absurd! Ihr Plan funktioniert nur, wenn Sie sich Schritt für Schritt an anständige Leute heranpirschen, sie dazu bringen, erst diese Abkehr von der Moral zu akzeptieren und dann jene, bis…«

»Bis was?«, fragte Trixia und lächelte wohlwollend.

»Bis… bis…« Ezr sah, dass Xopi hinter ihrer halbdurchsichtigen Datenbrille wild dreinstarrte. »Bis anständige Leute dieses unzeitige Gewürm anhimmeln, das Sie da auf dem Rücken tragen!« Sie war aufgesprungen und fuchtelte mit den Armen in Trixias Richtung.

Trixia lächelte weiter. »In einem Wort, meine liebe Pedure: Ja. Selbst Sie sehen, dass Akzeptanz möglich ist. Aber Unzeit-Kinder sind kein Gewürm. Sie brauchen kein Erstes Dunkel, um eine Seele zu bekommen. Sie sind Wesen, aus denen aus eigenem Recht liebenswerte Spinnen werden können. Im Laufe der Jahre wird die ›Kinderstunde‹ das jedem deutlich machen, vielleicht sogar Ihnen.«

Xopi setzte sich. Sie sah ganz wie ein Teilnehmer an einer Debatte aus, der übertrumpft worden ist und sich jetzt nach einer anderen Angriffstaktik umschaut. »Ich sehe, es nützt bei Ihnen nichts, an den Anstand zu appellieren, Herr Unterberg. Und vielleicht gibt es unter den Zuhörern schwache Leute, die unter ihrem Druck allmählich der Perversion anheimfallen. Jeder hat unmoralische Neigungen, darin stimmen wir überein. Doch wir haben auch durchaus moralische, die uns angeboren sind. Die Tradition weist uns den Weg zwischen diesen und jenen… Aber ich sehe, dass bei Leuten wie Ihnen die Tradition wenig Gewicht hat. Sie sind Wissenschaftler, nicht wahr?«

»Hm, ja.«