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Gokna und Viktoria sprachen nicht viel im Wagen. Sie wussten beide, dass jeder jedem etwas vormachte.

Als sie nach Hause kamen, waren es noch zwei Stunden bis zum Abendessen. Das Küchenpersonal behauptete, General Schmid sei vom Landeskommando zurückgekehrt und sie würde beim Essen dabei sein. Gokna und Viki wechselten Blicke. Ich möchte wissen, was Mutter zu Papa sagen wird. Die saftigsten Teile würden nicht beim Essen stattfinden. Hmm. Was also mit dem restlichen Nachmittag anfangen? Die Schwestern trennten sich und erkundeten jede für sich die spiralförmigen Korridore des Berghauses. Es gab Zimmer — eine Menge Zimmer —, die immer verschlossen waren. Zu manchen von ihnen hatten sie niemals die Schlüssel stehlen können. Die Generalin hatte ihre eigenen Büros hier, wenngleich die wichtigsten Sachen unten im Landeskommando waren.

Viki lugte in Papas Bau im Erdgeschoss und in die Cafeteria auf den Techniker-Etagen, doch nur kurz. Sie hatte mit Gokna gewettet, dass sich Papa nicht verstecken würde, doch nun erkannte sie, dass ›sich nicht verstecken‹ ›schwer zu finden‹ nicht ausschloss. Sie wanderte durch die Labors, fand die typischen Anzeichen für seine Anwesenheit, Jungakademiker in verschiedenen Stadien der Verblüffung und plötzlicher, überraschter Erleuchtung. (›Unterberg-Blendung‹ nannten es die Studenten: Wenn man verblüfft war, dann bestand einige Wahrscheinlichkeit, dass Papa etwas Brauchbares gesagt hatte. Wenn man schlagartig erleichtert war, bedeutete das am ehesten, dass Papa einen und sich selbst mit einer leichten, aber falschen Erkenntnis getäuscht hatte.)

Das neue Fernmeldelabor befand sich oben im Haus, unter einem Dach voller experimenteller Antennen. Sie traf auf Jaybert Landers, der gerade die Treppe von dort herabkam. Der Kupp zeigte keine Anzeichen von Unterberg-Blendung. Schade.

»Hallo, Jaybert. Haben Sie meinen…«

»Ja, sie sind beide oben im Labor.« Er ließ eine Hand über die Schulter zucken.

Aha! Doch Viki schob sich nicht sofort an ihm vorbei. Wenn die Generalin schon hier war, sollte sie vielleicht ein paar Hintergrundinformationen einholen. »Und was geht da vor, Jaybert?«

Natürlich glaubte Jaybert, die Frage beziehe sich auf seine Arbeit. »Üble Sache. Ich habe gerade heute Morgen meine neue Antenne in die Verbindung zum Landeskommando eingeschaltet. Zuerst war die Abstimmung in Ordnung, doch dann kriegte ich diese Fünfzehn-Sekunden-Sequenzen, wo es aussieht, als wären zwei Stationen auf der Sichtverbindung. Ich wollte deinen Vater fragen…« Viki folgte ihm ein paar Stufen abwärts und machte zustimmende Geräusche zu dem unverständlichen Gerede über Verstärkerstufen und vorübergehende Abstimmungsfehler. Zweifellos war Jaybert sehr froh gewesen, rasch Papas Aufmerksamkeit zu finden, und ohne Zweifel war Papa über einen Anlass froh gewesen, sich im Fernmeldelabor zu verkriechen. Und dann war Mutter aufgetaucht…

Viki verließ Jaybert unten bei seinem Bürokäfterchen, stieg wieder die Treppe hinauf und ging diesmal herum bis zum Liefereingang des Labors. Am Ende des Korridors war ein Lichtspalt zu sehen. Ha! Die Tür stand halb offen. Viki hörte die Stimme der Generalin. Sie schlich den Korridor entlang bis zur Tür.

»… einfach nicht verstehen, Scherkaner. Du bist ein brillanter Kopf. Wie kannst du dich derart idiotisch verhalten?«

Viktoria junior zögerte, wäre fast wieder den abgedunkelten Korridor zurückgegangen. Sie hatte Mama noch nie derart wütend erlebt. Es… tat weh. Andererseits würde Gokna alles geben, um Vikis Bericht zu hören. Viki schob sich leise vorwärts, drehte den Kopf zur Seite, um durch die schmale Lücke zu spähen. Das Labor sah ganz, so aus, wie sie es in Erinnerung hatte, voller Oszillographen und Hochgeschwindigkeitsrecordern. Bei manchen von Jayberts Geräten waren die Verkleidungen abmontiert, doch anscheinend war Mama eingetroffen, ehe die beiden ernstlich etwas auseinandernehmen konnten. Mutter stand vor Papa und hinderte seine besten Augen daran, Viki zu sehen. Und ich wette, ich bin nahe am Zentrum von Mamas blindem Fleck.

»… War ich wirklich so schlecht?«, sagte Papa gerade.

»Ja!«

Scherkaner Unterberg schien unter dem Blick der Generalin dahinzuwelken. »Ich weiß nicht. Die Kupp hat mich überrumpelt. Die Bemerkung über Brent. Ich wusste, dass das kommen würde. Du und ich hatten darüber gesprochen. Sogar mit Brent hatte ich darüber gesprochen. Und dennoch schlug es mir den Boden unter den Füßen weg. Ich war verwirrt.«

Mama machte eine scharfe Handbewegung und wischte das Gesagte beiseite. »Das war kein Problem, Scherk. Du hast gut darauf geantwortet. Dass du gekränkt warst, kam auf eine besorgte, väterliche Weise rüber. Und trotzdem hat sie dich ein paar Minuten später ausgelutscht…«

»Abgesehen von der Astronomie, habe ich nur Dinge gesagt, die wir für das Programm im Laufe des nächsten Jahres vorgesehen hatten.«

»Aber du hast sie alle auf einmal gesagt!«

»… Ich weiß. Pedure begann wie jemand Kluges und Neugieriges zu sprechen. Wie Hrunk oder Leute hier im Berghaus. Sie hat ein paar interessante Fragen aufgeworfen, und ich habe mich hinreißen lassen. Und weißt du was? Sogar jetzt… Diese Pedure ist klug und flexibel. Wenn ich Zeit gehabt hätte, glaube ich, hätte ich sie umstimmen können.«

Das Gelächter der Generalin war ätzend und humorlos. »Gott der Tiefste, du bist ein Dummkopf! Scherk, ich…« Mama streckte eine Hand aus und berührte Papa. »Tut mir Leid. Komisch, meine eigenen Stabsoffiziere putze ich nicht derart herunter wie dich.«

Papa machte ein freundliches Geräusch, wie wenn er zu Rhapsa oder Klein Hrunk sprach. »Du kennst den Grund dafür, Liebe. Du liebst mich so sehr wie dich selbst. Und ich weiß, wie sehr du dich selbst herunterputzt.«

»Innerlich. Nur im Stillen und innerlich.« Sie waren einen Moment still, und Klein Viktoria wünschte, sie hätte ihren Kundschafterwettbewerb mit Gokna verloren. Doch als Mutter wieder sprach, klang ihre Stimme normaler. »Wir beide haben das vermasselt.« Sie schloss ihre Reisetasche auf und holte ein paar Papiere heraus. »Im Laufe des nächsten Jahres sollte ›Die Kinderstunde der Wissenschaft‹ die Vorzüge und die Möglichkeit des Lebens im Dunkel einführen, zeitlich abgestimmt mit den ersten Bauverträgen. Wir wussten, dass es eines Tages militärische Konsequenzen geben würde, doch ich hatte nichts dergleichen in diesem Stadium erwartet.«

»Militärische Konsequenzen jetzt?«

»Jedenfalls tödliches Manövrieren. Du weißt, dass diese Pedure aus Basville ist.«

»Klar. Ihr Akzent ist nicht zu verkennen.«

»Ihre Tarnung ist gut, zum Teil, weil sie größtenteils wahr ist. Die Geehrte Pedure ist Kleriker dritten Ranges in der Kirche des Dunkels. Aber sie ist auch mittleres Geheimdienstpersonal bei der Aktion Gottes.«

»Den Sinnesgleichen.«

»Ja. Wir haben seit dem Krieg freundschaftliche Beziehungen mit den Bassern, aber die Sinnesgleichen beginnen, das zu ändern. Sie haben bereits mehrere kleinere Staaten de facto unter Kontrolle. Sie sind eine legitime Sekte der Kirche, aber…«

Weit hinten im Korridor hinter Klein Viktoria drehte jemand ein Licht im Flur an. Mama hob eine Hand und war ganz reglos. Huch. Vielleicht hatte sie eine vage Silhouette bemerkt, vertraute Kerben und Panzer-Bogenformen. Ohne sich umzudrehen, streckte Schmid einen langen Arm in Richtung der Lauscherin aus. »Junior! Mach die Tür zu und scher dich zurück in dein Zimmer.«

Klein Viktoria sagte mit tonloser Stimme: »Ja, Mutter.«

Während sie die Liefertür schloss, hörte sie eine letzte Bemerkung: »Verdammt. Ich wende fünfzig Millionen pro Jahr für die Nachrichtensicherheit auf, und meine eigene Tochter hört mich ab…«