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Im Augenblick war die Klinik unter Hammerfest überfüllt. Bei Phams früheren Besuchen war Trud dagewesen, manchmal noch ein Techniker und ein, zwei ›Patienten‹. Heute — nun ja, eine Handgranate hätte mehr Aufruhr unter den Fokussierten hervorgerufen, aber nicht viel mehr. Beide MRT-Geräte waren belegt. Einer der Führer machte Xopi Reung für einen MRT fertig; die Frau stöhnte und warf sich hin und her. Drüben in einer Ecke war Dietr Li — der Physiker? — festgeschnallt und brabbelte vor sich hin.

Reynolt hatte einen Fuß über eine Halterung an der Decke gehakt, sodass sie nahe über dem MRT hing, ohne den Technikern im Wege zu sein. Sie schaute sich nicht um, als sie hereinkamen. »Gut, Induktion vollständig. Halten Sie die Arme angeschnallt.« Der Techniker schob seine Patientin in die Mitte des Zimmers. Es war Trixia Bonsol; sie schaute sich um, offensichtlich ohne jemanden zu erkennen, und dann fiel ihr Gesicht zu einem hoffnungslosen Schluchzen zusammen.

»Sie haben sie defokussiert!«, rief Vinh und drängte sich an Trud und Pham Trinli vorbei. Pham verschaffte sich Halt und langte nach Vinh, und dessen vorwärts gerichtete Bewegung kehrte sich um, ließ ihn leicht gegen die Wand prallen.

Reynolt schaute in Vinhs Richtung. »Seien Sie still oder gehen Sie raus«, sagte sie. Sie ließ die Hand auf Bil Phuong zuschießen. »Führen Sie Dr. Reung ein. Ich will…« Der Rest war Jargon. Ein normaler Bürokrat hätte sie sicherlich hinausgeworfen. Anne Reynolt war es egal, solange sie ihr nicht in die Quere kamen.

Silipan schwebte zurück zu Pham und Vinh. Er wirkte niedergeschlagen und finster. »Ja. Halt den Mund, Vinh!« Er warf einen Blick auf den MRT-Bildschirm. »Bonsol ist noch fokussiert. Wir haben nur ihre linguistischen Fähigkeiten heruntergeschraubt. Dann wird es leichter sein, sie zu… behandeln.« Er schaute Bonsol unsicher an. Die Frau hatte sich zusammengekrümmt, soweit die Gurte es zuließen. Sie weinte noch immer, hoffnungslos und untröstlich.

Vinh wehrte sich kurz in Phams Griff, dann war er still, abgesehen von einem Zittern, das nur Pham spürte. Eine Sekunde lang sah es so aus, er könne sich womöglich übergeben. Dann drehte sich der Junge herum, wandte das Gesicht von Bonsol ab und schloss fest die Augen.

Tomas Naus Stimme drang laut in den Raum. »Anne? Ich habe drei Analysestrecken verloren, seit dieser Aufruhr begonnen hat. Wissen Sie…?«

Reynolts Ton war fast derselbe wie gegenüber Vinh: »Geben Sie mir eine Kilosekunde. Ich habe mindestens fünf Fälle von unkontrolliert ausgebrochener Geistfäule.«

»Herr… halten Sie mich auf dem Laufenden, Anne.«

Reynolt redete bereits mit jemand anders. »Hom! Was ist mit Dr. Li los?«

»Er ist bei Verstand, Frau Direktor; ich habe ihm zugehört. Etwas ist während der Rundfunksendung passiert, und…«

Reynolt schwebte durch den Raum zu Dietr Li, wobei sie es irgendwie vermied, Techniker, Blitzköpfe und Ausrüstung zu treffen.

»Das ist bizarr. Es hätte keine Live-Querverbindung zwischen Physik und der Rundfunksendung geben dürfen.«

Der Techniker tippte auf eine Karte, die an Lis Bluse befestigt war. »Sein Log sagt, dass er die Übersetzung gehört hat.«

Pham bemerkte, wie Silipan schwer schluckte. War das eins von den Dingen, die er vermasselt hatte? Verdammt. Wenn der Mann in Ungnade fiel, würde Pham seinen Draht zum Fokus-Betrieb verlieren.

Doch Reynolt hatte ihren unerlaubt abwesenden Techniker noch nicht wahrgenommen. Sie beugte sich dicht über Dietr Li, hörte einen Moment zu, was er murmelte. »Sie haben Recht. Er hängt bei dem fest, was der Spinn über den EinAus gesagt hat. Ich glaube nicht, dass er wirklich unter einem Ausbruch von Geistfäule leidet. Beobachten Sie ihn einfach weiter; lassen Sie mich wissen, ob er in Schleifen gerät.«

Weitere Stimmen aus den Wänden, und sie klangen fokussiert: »… Obergeschoss-Labor zwanzig Prozent beginnend… wahrscheinliche Ursache: fachgebietsübergreifende Reaktionen auf Tonfluss ID2738 ›Kinderstunde‹… Instabilitäten sind ungedämpft…«

»Ich höre, Obergeschoss. Fertigmachen zu schnellem Abschalten.« Reynolt wandte sich wieder Trixia Bonsol zu. Sie starrte die weinende Frau an, ihr Blick war eine unheimliche Kombination intensiven Interesses und totaler Distanz. Abrupt drehte sie sich um, ihr Blick spießte Trud Silipan auf. »Sie! Kommen Sie her.«

Trud schnellte quer durchs Zimmer an die Seite seiner Chefin. »Ja, Frau Direktor! Ja, Frau Direktor!« Diesmal war da keine versteckte Dreistigkeit. Für Reynolt war Vergeltung vielleicht undenkbar, doch ihre Urteile gehörten zu denen, die Nau und Brughel durchsetzen würden. »Ich habe die Wirksamkeit der Übersetzungen überprüft, Frau Direktor, wie gut Laien« — nämlich die Gäste in Bennys Biersalon — »sie verstehen würden.«

An Reynolt waren die Entschuldigungen verschwendet. »Nehmen sie eine Gruppe, die nicht im Netz ist. Ich möchte, dass Dr. Bonsols Log überprüft wird.« Sie beugte sich näher zu Trixia und sah sie prüfend an. Das Weinen der Übersetzerin hatte aufgehört. Ihr Körper war in einem zitternden Krampf zusammengekrümmt. »Ich bin nicht sicher, ob ich die hier retten kann.«

Ezr Vinh drehte sich in Phams Griff, und einen Augenblick lang sah es so aus, als finge er vielleicht wieder zu schreien an. Dann bedachte er Pham mit einem sonderbaren Blick und blieb still. Pham lockerte seinen Griff und schlug ihm sacht auf die Schulter.

Die beiden blieben still und schauten zu. ›Patienten‹ kamen und gingen. Es wurden noch einige heruntergefahren. Als Xopi Reung aus dem MRT kam, ähnelte sie Trixia Bonsol sehr. Im Laufe der letzten paar Wachen hatte Pham reichlich Gelegenheit gehabt, Silipan bei der Arbeit zuzusehen und ihn über die Verfahrensweisen auszuholen. Er hatte sogar einen Blick in ein Anfänger-Lehrbuch über Fokus geworfen. Dies war das erste Mal, dass er gründlich sah, wie Reynolt und die anderen Techniker arbeiteten.

Doch hier war etwas wirklich Tödliches geschehen. Geistfäule-Ausbruch. Als Reynolt das Problem anging, kam sie so nahe an Gefühle heran, wie es Pham je bei ihr gesehen hatte. Einige Teile des Geheimnisses wurden im Handumdrehen gelöst. Truds Anfrage gleich zu Beginn der Debatte hatte eine Suche quer über viele Fachgebiete ausgelöst. Das war der Grund, warum so viele Blitzköpfe die Debatte mitangehört hatten. Ihre Analyse war etliche hundert Sekunden lang sehr normal verlaufen, doch dann, als die Ergebnisse übermittelt wurden, gab es eine Welle von Kommunikation zwischen den Übersetzern. Normalerweise waren das Konsultationen, Abstimmungen der Worte, die sie laut sprachen. Diesmal war es tödlicher Unsinn. Erst Trixia und dann die meisten anderen Übersetzer begannen abzudriften, ihre Hirnchemie deutete auf eine unkontrollierte Ausbreitung der Fäule hin. Wirklicher Schaden war entstanden, noch bevor Trixia Xopi Reung angriff, doch von diesem Punkt an hatte der massive Kontrollverlust eingesetzt. Alles, was im Blitzkopf-Netz übermittelt wurde, rief eine Kaskade ähnlicher Ausbrüche hervor. Ehe der Notfall vollständig erfasst wurde, waren etwa zwanzig Prozent aller Blitzköpfe betroffen, das Virus in ihren Gehirnen überschüttete sie mit unkontrolliert produzierten psychoaktiven und schlechthin giftigen Chemikalien.

Die#nbsp#avigations-Blitzköpfe#nbsp#aren#nbsp#icht betroffen, Brughels Schnüffler mäßig. Pham beobachtete alles, was Reynolt tat, versuchte jedes Detail, jeden Hinweis aufzunehmen. Wenn ich dafür sorgen kann, dass so etwas dem Versorgungsnetz von L1 passiert, wenn Brughels Leute ausgeschaltet werden könnten…

Anne Reynolt schien überall zu sein. Jeder Techniker beugte sich ihren Anordnungen. Sie war es, die die meisten von Ritsers Blitzern rettete; sie, die die Wiederaufnahme eingeschränkter Operationen im Dachgeschoss zu Stande brachte. Und es ging Pham auf, dass ohne Anne Reynolt vielleicht gar niemand wiederhergestellt worden wäre. Daheim im Sonnensystem der Aufsteiger waren Zusammenbrüche von Blitzköpfen vielleicht Ungelegenheiten, die hin und wieder vorkamen. Es gab Universitäten, die Ersatz hervorbrachten, Hunderte von Kliniken, um neu ausgebildete Fachleute zu fokussieren. Hier, zwanzig Lichtjahre von der Zivilisation der Aufsteiger entfernt, war es eine andere Geschichte. Hier konnten kleine Ausfälle sich grenzenlos auswachsen, und ohne eine übernatürlich fähige Verwalterin, ohne Anne Reynolt, konnte Tomas Naus Operation zusammenbrechen.