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Er brauchte eine Liste: Dschöng-Ho-Männer, die am Beginn der modernen Dschöng Ho lebten und von denen nicht bekannt war, dass sie zu dem Zeitpunkt tot waren, als Kapitän Parks Expedition von Triland abflog. Die Liste schrumpfte erheblich, als er auch die ausschloss, die sich bekanntermaßen weit von dieser Ecke des Menschenraums befanden. Sie schrumpfte abermals, als er verlangte, dass sie bei der Brisgo-Lücke zugegen gewesen sein mussten. Die Verknüpfung von fünf Wahrheitswerten, das Wort eines gesprochenen Befehls oder ein paar Tastenanschläge — doch solche Einfachheit konnte sich Ezr nicht leisten. Jeder Wahrheitswert war Teil anderer Suchoperationen nach Dingen, die er wirklich für den Bericht brauchte. Die Ergebnisse waren über Seiten der Analyse verstreut, hier ein Name, dort ein Name. Die an der Decke schwebende, ein Planetensystem nachbildende Uhr zeigte, dass weniger als fünfzehn Kilosekunden blieben, bis die Wände seiner Wohnung Tageslicht zu verströmen begännen… Aber er hatte seine Liste. Bedeutete sie etwas? Eine Handvoll Namen, einige blass und unwahrscheinlich. Die Wahrheitswerte selbst waren sehr nebelhaft. Das interstellare Netzwerk der Dschöng Ho war ein enormes Gebilde, in gewissem Sinne die größte Struktur in der Geschichte der ganzen Menschheit. Aber es war alles veraltet, um Jahre oder um Jahrhunderte. Und selbst in der Dschöng Ho belog man einander manchmal, vor allem, wo die Entfernungen gering waren und Verirrung kommerzielle Vorteile bringen konnte. Eine Handvoll Namen. Wie viele und wer? Selbst die Liste durchzugehen, dauerte quälend lange, sonst würden es die verborgenen Beobachter gewiss bemerken. Einige Namen erkannte er: Tran Vinh.21, das war Sura Vinhs Urenkel und auf männlicher Seite der Begründer von Ezrs eigenem Zweig der Vinh-Familie; King Xen.03, Suras Chef-Waffenführer bei der Brisgo-Lücke. Xen konnte nicht Trinli sein. Er war kaum über 120 Zentimeter groß und fast ebenso breit. Andere Namen gehörten zu Leuten, die niemals berühmt gewesen waren. Jung, Trap, Park… Park?

Vinh konnte sich die Überraschung nicht verkneifen. Wenn Brughels Blitzköpfe die Aufzeichnungen durchsahen, würden sie es garantiert bemerken. Die verdammten Orter konnten wahrscheinlich den Puls nehmen, vielleicht sogar den Blutdruck. Wenn sie die Überraschung sehen können, dann bausch sie noch weiter auf. »Herr Allen Handels«, flüsterte Vinh und holte das Bild und biographisches Material in alle seine Fenster. Es sah wirklich wie ihr eigener S.#nbsp#. Park aus, Flottenkapitän auf der Mission zum EinAus-Stern. Er erinnerte sich aus seiner Kindheit an den Mann; jener Park hatte nicht besonders alt gewirkt… In der Tat wirkten manche von den Biodaten ungenau. Und die DNS-Aufzeichnung passte nicht zu der vom späteren Park. Hmm. Das konnte genügen, um Nau und Reynolt abzulenken; sie besaßen nicht Ezrs Erfahrungen mit dem, was bei den Großen Familien hinter den Kulissen ablief. Aber der S.#nbsp#. Park bei der Brisgo-Lücke — vor zweitausend Jahren — war Schiffskapitän gewesen. Er war an Ratko Vinh geraten. Es hatte einen sonderbaren Skandal um einen gescheiterten Ehevertrag gegeben. Danach — nichts.

Vinh verfolgte ein paar offensichtliche Spuren über Park — und gab dann auf, wie man es tun mochte, wenn man etwas Überraschendes, aber nicht Weltallbewegendes erfahren hat. Die anderen Namen auf der Liste… er brauchte eine weitere Kilosekunde, um sie durchzugehen, und keiner sah vertraut aus. Sein Denken kehrte immer wieder zu S.#nbsp#. Park zurück, und fast geriet er in Panik. Wie gut kann mich der Feind deuten? Er schaute auf ein Bild von Trixia, überließ sich dem vertrauten Schmerz, wie er es oft tat, bevor er endlich schlafen ging. Hinter den Tränen jagten sich die Gedanken. Wenn Ezr Recht in Bezug auf Park hatte, dann hatte der eine lange, lange Vorgeschichte. Kein Wunder, dass seine Eltern Park nicht nur wie irgendeinen jungen Vertragskapitän behandelt hatten. Gott, er hätte bei Pham Nuwens Reise auf die andere Seite dabei sein können. Nach der Brisgo-Lücke, als Nuwen so ziemlich auf dem Höhepunkt seines Reichtums stand, war er mit einer Großen Flotte abgeflogen, zur anderen Seite des Menschenraums. Das war typisch für Nuwens Gesten. Die andere Seite lang mindestens vierhundert Lichtjahre entfernt. Die für den Handel bedeutsamen Einzelheiten über die Situation dort würden, bis die Flotte dort ankam, alte Geschichte sein. Und sein geplanter Kurs würde ihn durch einige der ältesten Bereiche des Menschenraums führen. Jahrhundertelang nach dem Abflug meldete das Dschöng-Ho-Netz immer wieder, wie weit der Prinz von Canberra gekommen war, wie seine Flotten wuchsen und manchmal schrumpften. Dann verschwammen die Geschichten, oft fehlte es ihnen an glaubwürdiger Bestätigung. Nuwen war wahrscheinlich nie weiter als einen Teil seines Weges gekommen. Als Kinder hatten Ezr und seine Freunde oft den Verlorenen Prinzen gespielt. Es gab so viele Möglichkeiten, wie es zu Ende gegangen sein mochte, manche abenteuerlich und schaurig, andere — die wahrscheinlichsten —, in denen es um fortgeschrittenes Alter und eine Kette geschäftlicher Misserfolge ging, Schiffe, die über Dutzende von Lichtjahren hinweg in den Bankrott gegangen waren. Und so war die Flotte niemals zurückgekehrt.

Aber Teile davon vielleicht doch. Ein paar Menschen hier und da, vielleicht verzagt angesichts einer Reise, die sie für immer aus ihrer eigenen Zeit fortführen würde. Wer wusste schon, wer da zurückgekehrt war? Höchstwahrscheinlich hatte S.#nbsp#. Park es gewusst. Höchstwahrscheinlich hatte S.#nbsp#. Park genau gewusst, wer Pham Trinli war — und hatte dafür gesorgt, diese Identität zu schützen. Wer aus dem Zeitalter der Brisgo-Lücke konnte so wichtig sein, so bekannt…? J. S. Parks Loyalität hatte jemandem aus diesem Zeitalter gehört. Wem?

Und dann erinnerte sich Ezr, gehört zu haben, Kapitän Park habe persönlich den Namen seines Flaggschiffs ausgewählt. Die Pham Nuwen.

Pham Trinli. Pham Nuwen. Der Verlorene Prinz von Canberra.

Und ich bin endlich total verrückt geworden. Es gab Bibliotheksanfragen, die dieser Schlussfolgerung im Handumdrehen den Garaus machen würden. Ja, und damit wäre nichts widerlegt: Wenn er Recht hatte, wäre die Bibliothek selbst eine raffinierte Lüge. Ja doch, klar. Das war die Art verzweifelte Halluzination, vor der er sich hüten musste. Wenn man sein Verlangen hoch genug schraubt, kann Gewissheit aus dem Hintergrundrauschen erstehen. Aber wenigstens hat mich das von dem Bratenspieß befreit!

Es war schrecklich spät. Er starrte noch eine Weile auf das Bild von Trixia, in traurigen Erinnerungen verloren. Innerlich beruhigte er sich. Es würde noch öfters blinden Alarm geben, doch vor ihm lagen Jahre, ein Leben geduldigen Zuschauens. Er würde irgendwo einen Riss im Verlies finden, und wenn es so weit war, dürfte er sich nicht fragen, ob das ein Trugbild seiner Phantasie war.

Der Schlaf kam, und mit ihm Träume, angefüllt von der üblichen Verzweiflung und der neuen Scham, und nun auch vermengt mit seiner jüngsten Verrücktheit. Schließlich stellte sich so etwas wie Frieden ein, Schweben im Dunkel seiner Kabine. Ohne einen Gedanken.

Und dann noch ein Traum, so real, dass er nicht an ihm zweifelte, bis er vorüber war. Kleine Lichter leuchteten in seinen Augen, doch nur, wenn er die Augen geschlossen hielt. Wenn er aufwachte und sich aufsetzte, war der Raum dunkel wie immer. Wenn er sich hinlegte, die Augen zum Schlafen geschlossen, begannen die Fünkchen von neuem.

Die Lichter redeten zu ihm, ein Spiel, Blinksprache. Als er sehr klein war, hatte er derlei oft gespielt, während er draußen von Fels zu Fels huschte. Heute Nacht wiederholte sich ein einziges Muster immer wieder, und in Vinhs Traumzustand bildete sich fast mühelos die Bedeutung: