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»Ja, natürlich. Die menschliche Natur wird sich immer der Analyse entziehen.«

»Ich habe mein halbes Leben lang auf sie gewartet. So lange wie es dauert, werde ich auf sie warten.«

Pham seufzte. »Ich fürchte, das brächtest du fertig.«

»Hä?«

»Du bist einer von den hingebungsvollsten Typen, der mir je begegnet ist. Und du hast ein Talent, mit Menschen umzugehen. Zu einem erheblichen Teil bist du es gewesen, der die Dschöng Ho angesichts von Naus Verbrechertum in Gang gehalten hat.«

»Nein! Ich war dem Mann nie gewachsen. Ich konnte weiter nichts tun, als ein wenig an den Enden zu knabbern, zu versuchen, die Sache ein bisschen weniger grauenhaft zu machen. Und dabei wurden immer noch Menschen umgebracht. Ich hatte kein Rückgrat, keine Führungsqualitäten; ich war nur ein Idiot, den Nau benutzen konnte, um die Leute besser bei der Stange zu halten.«

Während er das sagte, schüttelte Pham immer wieder den Kopf. »Du warst der Einzige, dem ich als Mitverschwörer getraut habe, Ezr.« Er stutzte, grinste. »Natürlich lag das zum Teil daran, dass du der Einzige warst, der schlau genug war, herauszufinden, wer ich war. Du hast dich nicht gebeugt, und du bist nicht zerbrochen. Du hast sogar an meiner Kette geruckt… Du weißt, wie weit meine Vergangenheit zurückreicht.«

Ezr hob den Kopf. »Natürlich. Und?«

»Ich habe eine Menge Asse gesehen.« Ein schiefes Grinsen. »Sura und ich haben viele von den großen Familien in diesem Teil des Dschöng-Ho-Raums begründet. Aber du stehst in nichts zurück, Ezr Vinh. Ich bin stolz, dass wir verwandt sind.«

»Hmm.« Ezr glaubte nicht recht, dass Pham in solch einer Angelegenheit lügen würde, doch was er eben gesagt hatte, war einfach zu… extravagant, um wahr zu sein.

Doch der andere war noch nicht fertig. »Deine Vorzüge haben allerdings auch eine Schattenseite. Du hattest die Geduld, Hunderte von Megasekunden lang eine Rolle zu spielen. Du bist deinen Zielen treu geblieben, als viele andere Leute ein völlig neues Leben begannen. Jetzt redest du davon, auf Trixia zu warten, egal, wie lange das dauern mag. Und ich glaube, du würdest wirklich warten — ewig. Ezr, ist dir jemals der Gedanke gekommen, dass es keiner Geistfäule bedarf, um fokussiert zu werden? Manche Leute können ganz von selbst auf etwas fixiert werden. Ich muss es wissen! Ihr Wille ist so stark — und ihr Geist so unbeugsam —, dass sie alles außerhalb ihrer zentralen Fixierung ausblenden können. Das war es, was du in den Jahren unter Nau und Brughel gebraucht hast. Das war es, was dich gerettet hat und was dir half, den Rest der Dschöng Ho mitzureißen. Aber denk jetzt nach, erkenne das Problem. Wirf dein Leben nicht weg.«

Ezr schluckte. Er erinnerte sich an die Behauptungen der Aufsteiger, die Gesellschaft habe immer Leute nötig gehabt, die »nichts vom Leben hatten«. Aber: »Trixia Bonsol ist ein lohnendes Ziel, Pham.«

»Zugegeben. Aber du sprichst von einem sehr hohen Preis, wenn du den Rest deines Lebens auf etwas warten willst, das vielleicht nicht geschieht.« Er hielt inne, neigte den Kopf zur Seite. »Es ist eine Schande, dass du nicht mit diesem Viehzeug der Aufsteiger fokussiert bist, das wäre vielleicht leichter zu beheben! Du bist derart auf Trixia fixiert, dass du nicht siehst, was sonst noch um dich herum vorgeht, dass du die Menschen nicht siehst, denen du wehtust, und auch nicht die Person, die dich lieben könnte.«

»Hm. Wen denn?«

»Denke nach Ezr. Wer hat das Stabilisierungssystem des Felshaufens gesteuert? Wer hat Nau überzeugt, die Zügel lockerer zu lassen? Wer hat Bennys Salon und Gonles Farm möglich gemacht? Und das trotz wiederholter Gehirnwäschen? Wer hat deine Haut gerettet, als es schließlich zum Knacken kam?«

»Oh.« Das Wort kam klein und verlegen heraus. »Qiwi… Qiwi ist ein guter Mensch.«

Echter Zorn zeigte sich auf Phams Gesicht, das erste Mal, dass Ezr das seit dem Fall von Tomas Nau sah. »Wach auf, verdammt noch mal!«

»Ich meine, sie ist klug, und mutig, und…«

»Ja, ja, ja! Tatsache ist, sie ist ein strahlendes Genie auf fast jedem Gebiet! Solche wie sie habe ich in meinem ganzen Leben nur ein paar gesehen.«

»Ich…«

»Ezr, ich glaube nicht, dass du moralisch ein Idiot bist, sonst würde ich jetzt nicht mit dir reden, und schon gar nicht über Qiwi. Aber wach auf! Du hättest es schon vor Jahren merken müssen — aber du warst zu sehr auf Trixia und deine eigenen Schuldgefühle fixiert. Und jetzt wartet Qiwi auf dich, aber ohne besonders große Hoffnung, weil sie so ehrenhaft ist, dein Verlangen nach Trixia zu respektieren. Denk daran, wie sie ist, seit wir Nau los sind.«

»… Sie steckt einfach überall drin… Ich glaube, ich treffe sie jeden Tag.« Er holte tief Luft. Das war wirklich wie eine Defokussierung — das Vertraute unter einem völlig neuen Blickwinkel zu sehen. Es war wahr, Qiwi spielte sogar eine noch größere Rolle für ihn als Pham oder Anne. Doch Qiwi hatte ihre eigenen Lasten zu tragen. Er erinnerte sich an ihren Gesichtsausdruck, als sie Floria Peres begrüßt hatte. Er erinnerte sich an ihr Lächeln, als sie gesagt hatte, sie sei froh, dass es für ihn glücklich ausgehe. Es war seltsam, sich für etwas zu schämen, was einem vor einem Augenblick noch überhaupt nicht bewusst gewesen war. »Es tut mir Leid… Ich habe einfach… nie dran gedacht.«

Pham lehnte sich zurück. »Das hatte ich gehofft, Ezr. Du und ich, wir haben dieses kleine Problem: Wir sind stark in hohen Prinzipien und schwach bei einfachem menschlichem Verständnis. Daran müssen wir arbeiten. Vor einer Sekunde habe ich dich gelobt, und das war wirklich so gemeint. Aber das eigentliche Wunder ist Qiwi.«

Einen Moment lang konnte Ezr nichts sagen. Etwas stellte in seiner Seele die Möbel um. Trixia, der Traum eines halben Lebens, entglitt… »Ich muss nachdenken.«

»Tu das. Aber rede mit Qiwi darüber, ja? Ihr versteckt euch beide hinter Mauern. Du würdest staunen, was dabei herauskommen kann, wenn man sich einfach ausspricht.«

Noch ein Gedanke, der einer neuen Sonne gleichkam. Einfach mit Qiwi darüber reden. »Werd ich. Werd ich!«

Sechsundsechzig

Die Zeit verging, doch die Arachna hatte noch eine lange Abkühlung vor sich. Die letzten Trockenorkane wehten noch sporadisch durch die mittleren Breiten und schoben sich immer näher an den Äquator der Welt.

Ihr Flieger hatte keine Tragflächen, weder Düsen- noch Raketentriebwerke. Er ging in einer langgestreckten ballistischen Kurve nieder und verlangsamte seinen Flug, um auf dem nackten Felsen der Hochebene sanft aufzusetzen.

Zwei Gestalten in Raumanzügen traten heraus, eine hochgewachsen und schlank, die andere flach mit nach allen Seiten ausgestreckten Gliedmaßen.

Major Viktoria Lichtberg tippte mit den Handspitzen auf den Boden. »Wir haben Pech, dass es hier keine Schneedecke gibt. Keine Fußspuren, die wir verfolgen könnten.« Sie wies auf den Felshang ein paar Dutzend Meter entfernt. Dort war Schnee in den Bodenrillen gefangen, die momentan im Windschatten lagen. Er glitzerte gespenstisch rötlich im Sonnenlicht. »Und wo es Schnee gibt, bläst ihn der Wind immer herum. Fühlst du den Wind?«

Trixia Bonsol lehnte sich gegen den Luftzug. Sie hörte das Singen rings um ihren Helm. Sie lachte. »Mehr als du. Ich muss mit nur zwei Beinen in ihm stehen bleiben.«

Sie gingen auf den Hang zu. Trixia hatte ihre Audio-Netzverbindung weit heruntergeregelt. Dies waren ein Ort und eine Zeit, die sie aus erster Hand erleben wollte, ohne Unterbrechungen. Dennoch hielten das Summen des Tons und die Bilder am oberen Rande ihres Gesichtsfeldes sie in ständigem Kontakt mit dem, was im Raum und in Weißenberg vor sich ging. In der wirklichen Welt jenseits ihrer Helmanzeige war das Licht kaum heller als Mondlicht von Triland, und die einzige Bewegung war das langsame Treiben des Reifstaubs im Wind. »Und hier ist die wahrscheinlichste Stelle, wo Scherkaner den Hubschrauber verließ?«