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Sie nickte ernsthaft, als ob sie es nicht geahnt hätte.

»Weißt du, was für mich wirklich den Ausschlag gegeben hat, Sura? Der letzte Tropfen, der das Glas zum Überlaufen brachte? Das war vor drei Jahren. Du warst auf Freiwache«, und mir kam zu Bewusstsein, wie lange es dauern würde, bis ich dich wieder sähe. »Ich versuchte, dieses Zeug von der zweiten Himmelsmechanik-Ebene zum Funktionieren zu bringen. Dafür muss man wirklich etwas von Mathe verstehen. Eine Weile war ich mit meiner Weisheit am Ende. Einfach nur so zum Spaß kam ich hierher und begann in den Himmel zu starren. Das habe ich auch früher schon manchmal getan. Jedes Jahr ist meine Sonne schwächer; es ist beängstigend.«

»Das will ich meinen«, sagte Sura, »aber ich wusste nicht, dass man direkt nach achtern schauen kann, und sei es von hier aus.« Sie glitt zu der Vierzig-Zentimeter-Öffnung und löschte das Licht.

»Doch, man kann«, sagte Pham, »zumindest, wenn sich die Augen daran gewöhnt haben.« Der Raum war jetzt pechschwarz. Es war ein richtiges Fenster, kein vergrößernder Bildschirm. Er kam dicht hinter sie. »Schau, da sind die vier hellen Sterne des Pikeniers. Jetzt macht der Stern von Canberra seine Stange gerade um einen Tong länger.« Narr. Sie kennt doch den Himmel von Canberra nicht. Er plapperte weiter, eine gedankenlose Tarnung für seine Gefühle. »Doch es war nicht einmal das, was mir den Rest gegeben hat; meine Sonne ist auch nur ein Stern, na und? Es sind die Sternbilder: der Pikenier, die Wildgans, der Pflug. Ich kann sie noch erkennen, doch sogar ihre Form hat sich verändert. Ich weiß, das war zu erwarten. Ich habe inzwischen schon viel schwierigere Mathe gemacht. Aber… es hat mich erschüttert. In elf Jahren haben wir uns so weit bewegt, dass der ganze Himmel verändert ist. Da habe ich wirklich gespürt, wie weit wir geflogen sind, wie ungeheuer weit wir noch zu fliegen haben.«

Er gestikulierte im Dunkeln, und seine Handfläche klappte sacht auf die glatte Rundung ihres Hinterteils. Seine Stimme erstarb mit einem kleinen Piepser, und einen messbaren Augenblick lang lag seine Hand reglos auf ihrer Hose, die Finger berührten die nackte Haut unmittelbar darüber. Irgendwie hatte er noch nicht bemerkt, dass ihre Bluse nicht in der Hose steckte. Seine Hand fuhr um ihre Taille herum und über die sanfte Wölbung ihres Bauches aufwärts, immer weiter, bis er die Unterseite ihrer Brüste berührte. Die Bewegung war besitzergreifend, abgewandelt und zögernd vielleicht, doch unzweifelhaft besitzergreifend.

Sura reagierte fast ebenso schnell wie Xina Rao. Sie drehte sich unter seinem Griff weg, sodass ihre Brust in seiner anderen Handfläche zu liegen kam. Ehe Pham auf Abstand gehen konnte, hatte sie den Arm hinter seinem Hals und zog ihn herab — für einen langen, heftigen Kuss. Er fühlte mehrfache Schocks, wo seine Lippen ihre berührten, wo seine Hand ruhte, wo ihr Bein zwischen seinen Schenkeln hochglitt.

Und nun zog sie ihm das Hemd aus der Hose und zwang ihrer beider Körper in eine einzige lange Berührung. Sie löste ihre Lippen von seinen, beugte den Kopf zurück und lachte sanft. »Himmel! Ich habe mir gewünscht, dich in die Finger zu kriegen, seit du fünfzehn warst.«

Aber warum hast du es nicht getan? Du hattest mich in der Gewalt. Das war für eine Weile sein letzter zusammenhängender Gedanke. In der Dunkelheit erhoben sich weitere wunderbare Fragen. Wie einen festen Halt finden, wie die glatten Endpunkte von Weichheit und Härte zusammenbringen. Sie prallten unkontrolliert von Wand zu Wand, und ohne seine Partnerin und Führerin hätte der arme Pham vielleicht nie den Weg ins Ziel gefunden.

Später schaltete sie das Licht ein und zeigte ihm, wie man es in der Hängematte macht. Und dann noch einmal, wieder ohne Licht. Eine gute Zeit später schwebten sie erschöpft im Dunkeln. Friede und Glück, und seine Arme waren so voll von ihr. Das Sternenlicht war ein magischer Schimmer, der mit der Zeit fast hell wirkte. Hell genug, um auf Suras Augen zu funkeln, das Weiß ihrer Zähne zu zeigen. Sie lächelte. »Du hast Recht, was die Sterne betrifft«, sagte sie. »Es ist ein bisschen niederdrückend, zu sehen, wie sich die Sterne verschieben, zu wissen, wie wenig wir zählen.«

Pham drückte sie sanft, doch im Moment war er so zufrieden, dass er tatsächlich an das denken konnte, was sie gesagt hatte. »… Ja, es ist beängstigend. Doch gleichzeitig schaue ich hinaus und weiß, dass wir mit Sternenschiffen und Kälteschlaf neben und über alledem stehen. Wir können aus dem Weltall machen, was wir wollen.«

Das Weiß von Suras Lächeln wurde breiter. »Ach, Pham, vielleicht hast du dich nicht geändert. Ich erinnere mich an die ersten Tage des kleinen Pham, als du kaum einen verständlichen Satz herausbrachtest. Du wolltest unbedingt, dass die Dschöng Ho ein Imperium sei, und ich sagte immer wieder, dass wir einfach Kauffahrer sind und niemals mehr sein könnten.«

»Ich erinnere mich, aber ich verstehe es immer noch nicht. Seit wann gibt es die Dschöng Ho?«

»Diesen Namen für ›Handelsflotte‹? Vielleicht seit zweitausend Jahren.«

»Das ist länger, als die meisten Reiche bestehen.«

»Klar, und teilweise liegt es daran, dass wir kein Reich sind. Es ist unsere Funktion, die uns ewig erscheinen lässt. Die Dschöng Ho vor zweitausend Jahren hatte eine andere Sprache, keine kulturellen Gemeinsamkeiten mit der heutigen. Ich bin sicher, dass ähnliche Dinge überall im ganzen Menschenraum existieren. Es ist ein Prozess, keine Regierung.«

»Einfach nur ein paar Kerle, die zufällig ähnliche Dinge tun?«

»Du hast es erfasst.«

Pham schwieg eine Weile. Sie verstand ihn einfach nicht. »Schön. So sind die Dinge jetzt. Aber siehst du nicht die Macht, die euch das verleiht? Ihr besitzt eine Hochtechnologie über Hunderte von Lichtjahren hinweg im Raum und Jahrtausende in der Zeit.«

»Nein. Ebenso könnte man sagen, dass die Meeresbrandung die Welt beherrschen könnte: Sie ist überall, sie ist mächtig und sie scheint koordiniert zu sein.«

»Ihr könntet ein Netzwerk haben wie das Flotten-Netz, das ihr bei Canberra benutzt habt.«

»Die Lichtgeschwindigkeit, Pham, hast du die vergessen? Nichts bewegt sich schneller. Ich habe keine Ahnung, was Kauffahrer am anderen Ende des Menschenraums tun — und günstigstenfalls wäre diese Information um Jahrhunderte veraltet. Das meiste, was du an Netzwerk gesehen hast, findet innerhalb der Reprise statt; du hast gelernt, wie man ein kleines Flotten-Netz betreibt. Du wirst dir kaum vorstellen können, welche Art Netz es braucht, um eine planetare Zivilisation zu unterhalten. Du wirst es auf Namqem sehen. Jedes Mal, wenn wir einen Ort wie diesen besuchen, büßen wir ein paar Besatzungsmitglieder ein. Das Leben mit einem planetaren Netz, wo man mit Millisekunden Verzögerung mit Millionen Menschen in Wechselwirkung treten kann — das ist etwas, wofür du noch keinen Blick hast. Ich wette, wenn wir nach Namqem kommen, wirst du auch dableiben.«

»Ich werde niemals…«

Doch Sura drehte sich in seiner Umarmung, ihre Brüste streiften über seine Brust, ihre Hand glitt über seinen Bauch nach unten. Phams Widerspruch verlor sich in der elektrischen Reaktion seines Körpers.

Danach zog Pham in Suras Bordquartier. Sie verbrachten so viel Zeit miteinander, dass ihn die anderen Wachhabenden neckten, er habe ›ihren Kapitän entführt‹. In der Tat war die Zeit mit Sura Vinh für Pham eine Freude ohne Ende, doch es war nicht nur die Erfüllung körperlichen Begehrens. Sie redeten und redeten und stritten und stritten… und legten für den Rest ihres Lebens die Richtung fest.

Und manchmal dachte er an Cindi. Sowohl sie als auch Sura hatten sich an ihn herangemacht und ihm den Blick für Neues geöffnet. Beide hatten sie ihm etwas beigebracht, mit ihm gestritten und sein Leben komplizierter gemacht. Doch sie unterschieden sich wie Tag und Nacht, wie ein Teich von einem Ozean. Cindi war unter Lebensgefahr für ihn eingetreten, allein gegen alle Mannen des Königs. Nicht einmal in seinen kühnsten Träumen konnte sich Pham vorstellen, dass Sura ihr Leben für solch eine aussichtslose Sache einsetzen würde. Nein, Sura war unendlich sorgfältig und vorsichtig. Sie war es gewesen, die die Risiken eines Verbleibens auf Canberra analysiert und daraus gefolgert hatte, dass Erfolg unwahrscheinlich sei — und die genug andere von diesen Risiken überzeugt hatte, um dem Flottenkomitee ein Schiff abzuringen und den Raum von Canberra zu verlassen. Sura Vinh plante auf lange Sicht, sah Probleme, wo kein anderer welche erkannte. Sie vermied Risiken — oder stellte sich ihnen mit weit überlegenen eigenen Kräften. In Phams verwirrtem Moral-Pantheon stand sie weit unter Cindi… und weit über ihr.