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Pham zuckte die Achseln. »Ihre Orter sind bei weitem das Interessanteste am gegenwärtigen Stand der ytrischen Zivilisation. Ich bin sehr daran interessiert, ein paar Exemplare zu erwerben — mehr noch an der Programmbasis und an der Herstellungs-Spezifikation.«

»Wozu?«

»Das dürfte offensichtlich und ohne Bedeutung sein. Die wichtige Frage ist, was ich Ihnen dafür gegeben kann. Ihre Medizin ist schwächer als die von Namqem oder Kielle.«

Larson schien zu nicken. »Sie ist schlechter als die, die wir hier vor dem Niedergang hatten. Wir haben es nie geschafft, alle alten Geheimnisse wiederzuentdecken.«

»Sie haben mich einen jungen Mann genannt«, sagte Pham, »doch wie alt sind Sie selbst, mein Herr? Neunzig? Einhundert?« Pham und seine Leute hatten das ytrische Netz sorgfältig beobachtet, als sie die Medizin der Einheimischen abschätzten.

»Einundneunzig von Ihren Jahren zu dreißig Megasekunden«, sagte Larson.

»Nun, ich habe einhundertsiebenundzwanzig Jahre gelebt. Nicht gerechnet den Kälteschlaf, natürlich.« Und ich sehe wie ein junger Mann aus.

Larson schwieg für einen langen Augenblick, und Pham war sicher, dass er einen Punkt gewonnen hatte. Vielleicht waren diese ›Philosophen-Magnaten‹ doch nicht so unergründlich.

»Ja, ich wäre gern wieder jung. Und Millionen würden Millionen zum selben Zweck ausgeben. Was kann Ihre Medizin leisten?«

»Ein, zwei Jahrhunderte, in denen man ungefähr so aussieht, wie Sie mich sehen. Und zwei oder drei Jahrhunderte, in denen man sichtlich altert.«

»Ah. Das ist sogar etwas mehr, als wir vor dem Niedergang erreicht hatten. Aber die sehr Alten werden so schlecht aussehen und so sehr leiden wie die Alten immer. Es gibt innere Schranken, über die hinaus man keinen menschlichen Körper treiben kann.«

Pham schwieg höflich, doch insgeheim lächelte er. Die Medizin war der Köder, gut. Pham würde ihre Orter als Gegenleistung für anständige medizinische Wissenschaft bekommen. Beide Seiten würden enorm profitieren. Magnat Larson würde noch ein paar Jahrhunderte zusätzlich leben. Wenn er Glück hatte, würde der gegenwärtige Zyklus der Zivilisation ihn überdauern. Doch in tausend Jahren, wenn Larson Staub sein würde, wenn seine Zivilisation zusammengebrochen wäre, wie es alle planetengebundenen Zivilisationen unweigerlich taten — in tausend Jahren würden Pham und die Dschöng Ho noch immer zwischen den Sternen fliegen. Und sie würden immer noch die Larson-Orter haben.

Larson machte ein seltsames, leises Geräusch. Nach einem Moment erkannte Pham, dass es hustendes Lachen war. »Ach, entschuldigen Sie. Sie mögen ja einhundertsiebenundzwanzig Jahre alt sein, aber im Geiste sind Sie immer noch ein junger Mann. Sie verstecken sich hinter der Dunkelheit und einem ausdruckslosen Gesicht — nehmen Sie’s mir nicht übel. Sie haben nicht die richtigen Verkleidungen geübt. Mit meinen Ortern sehe ich Ihren Puls und den Blutfluss in Ihrem Gehirn… Sie denken, dass Sie eines Tages auf meinem Grabe tanzen werden, nicht wahr?«

»Ich…« Verdammt! Ein Experte, der die allerbesten invasiven Sonden benutzte, konnte nicht so viel von der Haltung eines anderen ausmachen. Larson riet einfach — oder die Orter waren ein noch größerer Schatz, als Pham geglaubt hatte. Phams Ehrfurcht und Vorsicht bekamen einen Anflug von Wut. Der Mann machte sich über ihn lustig. Schön dann, wahrheitsgemäß: »In gewissem Sinne ja. Wenn Sie auf den Handel eingehen, den ich mir erhoffe, werden Sie ebenso viele Jahre leben wie ich. Doch ich bin einer von der Dschöng Ho. Ich schlafe Jahrzehnte zwischen den Sternen. Ihr Kundenzivilisationen seid für uns kurzlebig und vergänglich.« So. Das dürfte deinen Blutdruck hochtreiben.

»Flottenkapitän, Sie erinnern mich ein wenig an Fred da unten im Teich. Wiederum, nichts für ungut im Grunde. Fred ist ein Luksterfiske.« Er musste wohl von dem Wesen sprechen, das Pham nahe beim Wasserfall hatte tauchen sehen. »Fred ist auf eine Menge Dinge neugierig. Er wuselt seit Ihrer Ankunft herum und versucht, sich einen Reim auf Sie zu machen. Sehen Sie, wie er jetzt gerade am Rande des Teiches sitzt? Zwei gepanzerte Fühler kitzeln das Gras ungefähr drei Meter von Ihren Füßen entfernt.«

Pham verspürte eine jähe Überraschung. Er hatte das für Ranken gehalten. Er verfolgte die schlanken Glieder bis zum Wasser zurück… ja, da waren vier Augenstiele, vier lidlose Augen. Sie glitzerten gelb im schwindenden Licht von Trygves Himmelsbogen. »Fred lebt schon lange. Archäologen haben seine Zuchtpapiere gefunden, ein kleines Experiment mit wildem einheimischem Leben kurz vor dem Niedergang. Er war das Haustier irgendeines reichen Mannes, ungefähr so klug wie ein Hund. Aber Fred ist sehr alt. Er hat den Niedergang durchlebt. Er war eine Art Legende in dieser Gegend. Sie haben Recht, Flottenkapitän; Sie haben lange genug gelebt, um vieles zu sehen. Im Mittelalter war Dirby erst eine Ruine, dann der Anfang eines großen Königreichs — dessen Herren Bergbau nach den Geheimnissen des früheren Zeitalters betrieben und großen Gewinn daraus zogen. Eine Zeit lang war dieser Hügel der Senat jener Herrscher. Während der Renaissance war es ein Elendsviertel und der See am Fuße des Hügels ein offenes Abwasserbecken. Sogar der Name ›Huskestrade‹ — der Inbegriff der besten modernen Adressen in Dirby — hat einmal etwas wie ›Straße der Aborthäuschen‹ geheißen.

Aber Fred hat das alles überlebt. Er war die Legende der Rieselfelder, und vernünftige Leute glaubten bis vor drei Jahrhunderten nicht an seine Existenz. Nun lebt er in allen Ehren — im saubersten Wasser.« In der Stimme des alten Mannes klang Zuneigung. »Also hat Fred lange gelebt und viel gesehen. Er ist intellektuell noch lebendig, soweit ein Luskerfiske es sein kann. Sehen sie, wie er die kugeligen Augen auf uns gerichtet hält. Aber Fred weiß viel weniger von der Welt und von seiner eigenen Geschichte als ich aus der Lektüre der Geschichtsbücher.«

»Keine gültige Analogie. Fred ist ein dummes Tier.«

»Stimmt. Sie sind ein kluger Mensch und fliegen zwischen den Sternen. Sie leben ein paar hundert Jahre, doch diese Jahre sind über einen Zeitraum verteilt, der so lang wie der von Fred ist. Wie viel mehr sehen Sie wirklich? Zivilisationen streben empor und vergehen, doch alle technischen Zivilisationen kennen jetzt die größten Geheimnisse. Sie wissen, welche sozialen Mechanismen normalerweise funktionieren und welche rasch versagen. Sie kennen die Mittel, um den Zusammenbruch hinauszuzögern und die idiotischsten Katastrophen zu vermeiden. Sie wissen, dass dennoch jede Zivilisation unweigerlich untergehen muss. Die Elektronik, die Sie von mir haben möchten, existiert vielleicht nirgendwo sonst im Menschenraum — doch ich bin sicher, dass Menschen ebenso gute Geräte schon früher erfunden haben und wieder erfinden werden. Ebenso die Medizintechnik, von der Sie zu Recht annehmen, dass wir sie von Ihnen haben möchten. Die Menschheit als Ganzes ist in einem statischen Zustand, wenngleich unser Gebiet sich langsam ausdehnt. Ja, im Vergleich zu Ihnen bin ich eine Eintagsfliege. Doch ich sehe ebenso viel wie Sie; ich lebe ebenso viel. Ich kann meine Geschichtsaufzeichnungen studieren und die Funkmeldungen, die zwischen den Sternen kursieren. Ich kann all die Vielfalt von Triumph und Barbarei sehen, die ihr von der Dschöng Ho vollbringt.«

»Wir sammeln das Beste. Bei uns geht es nie verloren.«

»Ich frage mich, ob das stimmt. Da war eine andere Handelsflotte, die nach Trygve Ytre kam, als ich ein junger Mann war. Sie waren völlig verschieden von Ihnen. Andere Sprache, andere Kultur. Interstellare Kauffahrer sind einfach eine ökologische Nische, keine Kultur.« Das behauptete auch Sura. Hier in dem uralten Garten schienen die leisen Worte schwerer zu wiegen, als wenn Sura Vinh sie aussprach; Gunnar Larsons Stimme war fast hypnotisch. »Diese früheren Kauffahrer hatten nicht solche Attitüden wie Sie, Flottenkapitän. Sie hofften, ihr Vermögen zu machen, um schließlich irgendwo anders hin zu fliegen und eine planetare Zivilisation zu gründen.«