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»Diesmal ist Didi am Schaltpult. Ihr kennt sie.« Madame Subtrime blieb am Eingang zum Kontrollraum stehen. Jetzt erst schien sie die Babies zu bemerken, die aus Scherkaner Unterbergs Fell hervorlugten. »Meine Güte, Sie haben wirklich alle Alter, was?

Ich… Werden sie bei Ihren Kindern sicher sein? Ich weiß nicht, wer sonst sich um sie kümmern könnte.«

»Geht schon klar, Madame. Ich habe vor, Rhapsa und Klein Hrunk der Vertreterin der Kirche vorzustellen.«

Madame Subtrime erstarrte. Eine ganze Sekunde lang waren all die zappeligen Beine und Hände gleichzeitig reglos. Es war das erste Mal, dass Viki sie wirklich, wirklich perplex sah. Dann entspannte sich ihr Körper zu einem langsamen, breiten Lächeln. »Dr. Unterberg! Hat Ihnen jemals wer gesagt, dass Sie ein Genie sind?«

Papa grinste zurück. »Noch nie mit so gutem Grund… Jirlib, sorg dafür, dass alle in dem Raum bei Didi bleiben. Wenn ich möchte, dass ihr herauskommt, werde ich es euch wissen lassen.«

Die Kupplinge stiegen in den Kontrollraum hinauf. Didire Ultmot lümmelte wie üblich auf ihrem Sitzgitter vor den Reglern. Eine dicke Glaswand trennte den Raum vom Aufnahmeraum. Sie war schalldicht, und es war auch verdammt schwer, durch sie hindurch zu schauen. Die Kinder drängten sich nahe ans Glas. Jemand saß schon im Aufnahmeraum.

Didire winkte ihnen zu. »Das da draußen ist die Vertreterin der Kirche. Die Kupp ist eine Stunde zu früh gekommen.« Didi war dieselbe wie immer, mit einem Anflug von Ungeduld. Sie war eine sehr gut aussehende Einundzwanzigjährige. Didi war nicht so schlau wie manche von Papas Studenten, aber helle. Sie war die Cheftechnikerin von Radio Weißenberg. Mit vierzehn war sie als Technikerin zur Hauptsendezeit in Einsatz gewesen, und von Elektrotechnik verstand sie ungefähr ebenso viel wie Jirlib. Tatsächlich wollte sie Elektroingenieur werden. Das alles hatten sie erfahren, als Jirlib und Brent ihr zum ersten Mal begegnet waren, seinerzeit, als sie mit dem Programm anfingen. Viki erinnerte sich, wie sonderbar sich Jirlib verhalten hatte, als er ihnen von diesem Treffen erzählte: Er war von dieser Didire ganz hingerissen. Sie war damals neunzehn, und Jirlib war zwölf… aber groß für sein Alter. Sie hatte zwei Sendungen gebraucht, um zu merken, dass Jirlib ein Unzeitling war. Sie hatte die Überraschung als eine absichtliche persönliche Beleidigung aufgefasst. Der arme Jirlib lief ein paar Tage wie mit gebrochenen Beinen herum. Er kam darüber hinweg — immerhin würde es in der Zukunft schlimmere Zurückweisungen geben.

Didire kam auch mehr oder weniger darüber hinweg. Solange Jirlib Abstand hielt, verhielt sie sich höflich. Und manchmal, wenn sie sich vergaß, war Didi lustiger als jede Person aus der gegenwärtigen Generation, die Viki kannte. Wenn sie nicht auf Sendung waren, ließ sie Viki und Gokna neben ihrem Gitter sitzen und zusehen, wie sie die Dutzende von Reglern hin und her schob. Didire war sehr stolz auf ihr Reglerpult. Wirklich, abgesehen davon, dass der Rahmen aus Möbelholz war und nicht von blankem Metall, sah es fast so wissenschaftlich aus wie manches von der Ausrüstung daheim im Berghaus.

»Und wie ist diese Kirchenkupp denn so?«, fragte Gokna. Sie und Viki hatten ihre Hauptaugen flach gegen die Glaswand gepresst. Das Glas war so dick, dass viele Farben nicht durchdrangen. Die Fremde, die im Aufnahmeraum saß, hätte tot sein können, so viel Fernrot war an ihr zu sehen.

Didi zuckte die Achseln. »Sie heißt ›Geehrte Pedure‹. Sie redet komisch. Ich glaube, es ist eine Basserin. Und dieser Priesterschal, den sie trägt? Das ist nicht nur die schlechte Sicht aus unserem Kontrollraum: Dieser Schal ist wirklich dunkel, über alle Farben bis auf das fernste Rot.«

Hmm. Teuer. Mama hatte einen Uniformanzug in der Art, nur dass die meisten Leute sie nie darin sahen.

Ein boshaftes Lächeln glitt über Didi. »Ich wette, sie reihert, wenn sie die Babies im Fell eures Vaters sieht.«

Leider nicht. Doch als Scherkaner Unterberg ein paar Sekunden später in den Aufnahmeraum kam, erstarrte die Geehrte Pedure unter ihrer formlosen Kapuze. Eine Sekunde später trottete Rappaport Grabber herein und griff sich einen Ohrhörer. Grabber war von Anfang an bei der ›Kinderstunde der Wissenschaft‹, lange, bevor Jirlib und Brent ins Programm gekommen waren. Er war ein alter Knochen, und Brent behauptete, er sei in Wahrheit einer der Besitzer des Senders. Viki glaubte das nicht, nicht angesichts der frechen Art, wie Didi mit ihm umging.

»Also gut, alle miteinander.« Didis Stimme kam jetzt über Verstärker. Papa und die Geehrte Pedure strafften sich, als jeder die Worte aus dem Lautsprecher auf seiner Seite hörte. »In fünfzehn Sekunden sind wir auf Sendung. Sind Sie dann so weit, Meister Grabber, oder soll ich einen Füller spielen?«

Grabbers Esshände steckten in einem Wust von Notizzetteln. »Sie mögen lachen, Fräulein Ultmot, aber Sendezeit ist Geld. So oder so werde ich…«

»Drei, zwo, eins…« Didi schaltete ihren Lautsprecher aus und streckte eine lange, spitze Hand in Grabbers Richtung aus.

Der Kupp übernahm seinen Part, als hätte er in geduldiger Bereitschaft gewartet. Seine Worte hatten die übliche glatte Würde, das Markenzeichen, mit dem das Programm seit fünfzehn Jahren eingeleitet wurde: »Mein Name ist Rappaport Grabber, und Sie hören ›Die Kinderstunde der Wissenschaft‹…«

Wenn Zinmin Broute übersetzte, waren seine Bewegungen nicht mehr fahrig und zwanghaft. Er schaute direkt geradeaus und lächelte oder runzelte die Stirn mit Emotionen, die sehr echt wirkten. Und vielleicht waren sie echt — für ein gepanzertes Spinnenwesen unten auf der Oberfläche der Arachna. Gelegentlich gab es ein Zögern, ein Stocken in der automatischen Zwischenumsetzung. Noch seltener kam es vor, dass sich Broute zur Seite wandte, vielleicht, wenn ein wichtiger Hinweis abseits vom Mittelpunkt seiner Datenbrille auftauchte. Doch wenn man nicht wusste, worauf man achten musste, schien der Bursche so fließend wie nur irgendein Ansager zu sprechen, der Notizen in seiner Muttersprache ablas.

Broute als Grabber begann mit einer kleinen Geschichte der Radioserie voller Selbstlob, dann schilderte er den Schatten, der sich neulich auf sie gelegt hatte. ›Unzeitkind‹, ›Geburtsperversion‹. Broute ratterte die Worte herunter, als habe er sie sein Leben lang gekannt. »Heute Nachmittag sind wir wie versprochen wieder auf Sendung. Die Anschuldigungen, die in den letzten Tagen erhoben wurden, sind schwer wiegend. Meine Damen und Herren, die Anschuldigungen an sich entsprechen der Wahrheit.«

Die Stille dauerte dramatische drei Tempi, und dann: »Also, meine Freunde, fragen Sie sich vielleicht, woher wir den Mut — oder die Unverschämtheit — nehmen, uns wieder zu melden. Zur Antwort darauf bitte ich Sie, sich die heutige Folge der ›Kinderstunde der Wissenschaft‹ anzuhören. Ob wir in Zukunft weitermachen, wird größtenteils von Ihren Reaktionen auf das abhängen, was Sie heute hören…«

Silipan schnaufte abfällig. »Was für ein geldgieriger Heuchler.« Xin und die anderen bedeuteten ihm mit Gesten, er möge den Mund halten. Trud segelte herüber neben Ezr. Das war schon früher geschehen; er schien zu glauben, dass Ezr, weil er am Rande saß, irgendwie Silipans Bemerkungen hören wolle.

Auf der Bildtapete stellte Broute die Teilnehmer der Debatte vor. Silipan machte einen Computer an seinem Knie fest und klappte ihn auf. Es war ein plumpes Aufsteigerding, verfügte aber über Blitzkopf-Unterstützung, und das machte das Gerät wirksamer als alles, was die Menschheit bis dahin geschaffen hatte. Er hieb auf die Erklärungs-Taste, und eine winzige Stimme gab ihm Hintergrundinformationen: »Offiziell repräsentiert die Geehrte Pedure die traditionelle Kirche. In Wahrheit…« Die Stimme aus Truds Computer machte eine Pause, vermutlich, während Maschinen in Datenbanken suchten. »… ist Pedure eine Ausländerin im Goknischen Einklang. Sie ist wahrscheinlich eine Agentin der Regierung der Sinnesgleichen.«