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Damit war das Gespräch erledigt. Wir standen auf und gingen alle drei nach der Kaiserallee. Auf der Terrasse vom Cafe Josty stand der Schauspieler, der Herrn Grundeis zu spielen hatte.

Er hatte seinen steifen Hut abgenommen und trocknete sich die Stirn mit dem Taschentuch. Vor ihm standen der Regisseur, der Kameramann und jener Mann, der mich am Zeitungskiosk so angeschnauzt hatte.

"Das halte ich nicht länger aus", rief der Schauspieler, der den Herrn Grundeis zu spielen hatte, ärgerlich. "Davon wird man ja magenkrank! Zwei Eier im Glas soll ich essen!

Das steht im Film-Manuskript. Zwei Eier! Nicht mehr! Nun hab’ ich schon acht Eier gefressen, und ihr seid mit der Aufnahme noch immer nicht zufrieden!"

"Das hilft nun alles nichts", sagte der Regisseur. "Die Aufnahme muß immer noch einmal gemacht werden, mein Lieber."

Der Schauspieler setzte sich den steifen Hut auf, blickte gequält zum Himmel empor, winkte dem Kellner und erklärte traurig: "Herr Ober, bitte noch zwei Eier im Glas!" Der Kellner notierte die Bestellung, schüttelte den Kopf und sagte: "Das wird aber ein teurer Film!" Dann

machte er sich aus dem Staube.

ZEHN BILDER KOMMEN JETZT ZUR SPRACHE

Erstens: Emil persönlich

Da ist er wieder! Seit wir ihn zum letzten Male sahen, sind mehr als zwei Jahre vergangen. Er ist inzwischen größer geworden.

Und einen neuen blauen Sonntagsanzug hat er auch. Mit langen Hosen natürlich! Aber wenn der Junge so schnell weiterwächst, kann er sie im nächsten Jahr als kurze Hosen auftragen. Sonst hat er sich wenig verändert. Er ist noch immer der freiwillige Musterknabe von damals. Er hat seine Mutter noch genauso lieb wie früher. Und manchmal, wenn sie beisammensitzen, sagt er ungeduldig: "Hoffentlich verdiene ich bald viel Geld. Dann darfst du aber nicht mehr arbeiten." Und sie lacht und sagt: "Fein, dann fange ich Fliegen."

Zweitens: Oberwachtmeister Jeschke

Die Überschrift stimmt. Aus dem Wachtmeister Jeschke in Neustadt ist ein Oberwachtmeister geworden. Die Sache mit dem bemalten Denkmal ist längst in Vergessenheit geraten Und der Herr Oberwachtmeister kommt sogar manchmal wenn er dienstfrei hat, zu Tischbeins zum Kaffeetrinken.

Vorher kauft er dann jedesmal beim Bäcker Wirth eine große Portion Kuchen. Und Frau Wirth, die ja eine Kundin von Frau Friseuse Tischbein ist, sagte erst neulich zu ihrem Mann, dem Bäckermeister Wirth: "Du Oskar, fällt dir nichts auf?" Und als er den Kopf schüttelte, meinte sie: "Ein Glück, daß das Pulver schon erfunden ist!"

Drittens: Das Erbe des Professors

Das also ist das Haus, das der Professor von seiner Tante geerbt hat. Es liegt in Korlsbüttel an der Ostsee. Irgendwo zwischen Travemünde und Zinnowitz. Die tote Tante war, als sie noch lebte, eine leidenschaftliche Gärtnerin. Und der Garten, in dem das einstöckige alte Haus liegt, ist eine Sehenswürdigkeit. Der Badestrand ist ganz in der Nähe.

Man kann gleich im Schwimmtrikot hinspazieren. Drei Minuten durch einen grün dämmernden Erlenbruch - und schon steht man oben auf den Dünen. Drunten breitet sich die Ostsee. Und die hölzerne Brücke, an der die Küstendampfer anlegen, reicht fast bis an den Horizont.

Viertens: Gustav mit der Hupe

Kennt ihr die Geschichte von dem Mann, der einen Knopf fand und sich dazu einen Anzug machen ließ ? So ähnlich ging’s mit Gustav. Erst hatte er nur ein Hupe. Und dann piesackte er seinen Vater so lange, bis ihm der ein Motorfahrrad dazuschenkte. Es ist natürlich keine sehr

schwere, sondern nur eine führerscheinfreie Maschine. Aber den Bewohnern der Nachbarhäuser genügt der Krach, den Gustav macht, auch so.

Wenn er, in seinem Trainingsanzug, aufspringt oder ratternd um die Ecke biegt, denkt man mindestens: der deutsche Motorradmeister kommt. Die Schularbeiten gucken mittlerweile in den Mond. "Ach, Mensch", sagt Gustav, "in der Penne rutsche ich so mit durch. Ich bin der Vorletzte.

Das genügt mir."

Fünftens: Fräulein Hütchen

Wenn ein Junge vierzehn Jahre alt wird, ist er noch immer ein richtiger Junge, vielleicht sogar ein Lausejunge. Wenn aber ein Mädchen in dieses Alter kommt, wird es eine junge Dame. Und wehe, wenn man dann so’n Frollein auslacht! Oder wenn man sagt: "Gib nicht so an, du Göre!"

Da Kann man anschließend sein himmelblaues Wunder erleben. Pony Hütchen ist natürlich in den letzten Jahren nicht gerade ein Affe geworden. Dazu ist sie ja ein viel zu patenter Kerl. Aber früher war sie ein halber Junge.

Und heute ist sie ein halber Backfisch. Die Großmutter sagt oft zu ihr: "Laß dir Zeit, mein Kind, laß dir Zeit, mein Kind; ‘ne alte Schachtel wirst du früh genug."

Sechstens: Der Eisenbahn-Dampfer

Habt ihr schon einmal ein Trajekt gesehen ? In Saßnitz ? Oder in Warnemünde ? Oder in Stralsund ? Das sind merkwürdige Dampfer! Sie legen am Bahnhof an, sperren das Maul auf, und plötzlich fährt ein Zug aufs Schiff Und dann fahren sie mit einer ganzen Eisenbahn im Bauch über die Ostsee weg. Bis nach Dänemark oder Rügen oder Schweden.

Dort landen sie, und der Zug fährt vom Dampfer herunter und auf dem Festland weiter, als sei überhaupt nichts gewesen. Das ist eine Sache, was ? Mit der Eisenbahn fahren ist schön. Mit dem Dampfer fahren ist schön. Wie schön muß es erst sein, mit der Eisenbahn Dampfer zu fahren !

Siebentens: The three Byrons

The three Byrons, die drei Byrons also, spielen in unsrer Geschichte keine unwichtige Rolle. Sie sind Artisten und treten in Varietés auf. Manchmal auch im Zirkus oder im Kabarett. Der eine Byron ist der Vater, und die zwei andren Byrons sind die Söhne. Die Söhne heißen Mackie und Jackie.

Sie sind Zwillinge, aber Jackie ist größer als Mackie. Der alte Byron ist darüber böse. Aber was soll Jackie machen? Er wächst.

Andre kleine Jungen freuen sich, wenn sie wachsen. Jackie Byron ist außer sich.

Achtens: Ein alter Bekannter

Das, was ihr hier seht, ist ein Pikkolo. Also ein kleiner Hotelangestellter, der später einmal Kellner werden will. Oder Oberkellner.

Oder Empfangs-Chef. Vorläufig ist er noch Pikkolo und hilft im Hotel beim Tischdecken und beim Tellertragen. Pikkolo zu sein ist ein anstrengender Beruf. Manchmal hat man allerdings ein paar Stunden frei. Dann kann man rasch ins Familienbad rennen und bis zur Sandbank schwimmen.

Oder sich auf die große Tube aus Gummi setzen, die fürs Zähneputzen Reklame macht. Und dann trifft man vielleicht sogar alte Bekannte aus Berlin und erinnert sich an längst vergangene Zeiten.

Neuntens: Der Herr Kapitän Schmauch

Daß es sich um eine alte Wasserratte handelt, sieht man dem obigen Herrn tausend Meter gegen den Wind an. Er ist Kapitän und besitzt einen Handelsdampfer, mit dem er auf der Ostsee herumschifft.

Manchmal hat er Holz geladen. Manchmal Kohlen. Manchmal schwedisches Eisen. Und manchmal zuviel Rum. Na ja, das kann vorkommen.

Seewind macht durstig. Kapitän Schmauch hat in Korlsbüttel ein Häuschen. Und im Hafen liegt ein tüchtiges Segelboot, das ihm gehört. Und ehe ich’s vergesse: der Pikkolo ist sein Neffe. Es gibt überhaupt viel mehr Verwandte auf der Welt, als man glaubt.

Zehntens: Die Insel mit der Palme