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»Keine Sorge«, entgegnete Drakon. »Ich glaube, ich werde die nächste Zeit Handschuhe tragen.«

Er verließ den Saal, gefolgt von Morgan, Rogero und Malin. Die soeben verpflichteten Offiziere standen immer noch verdutzt da und schwiegen betreten, während sie sich zweifellos fragten, was aus ihnen werden würde, falls das übliche Prinzip der Sippenhaft hier auch zur Anwendung kam, die sie alle vom Syndikat nur zu gut kannten.

Nachdem sie sich in einen gesicherten Raum zurückgezogen hatten, wirbelte Morgan aufgebracht zu Rogero herum. »Ich glaube, hier hat jemand einige Fragen zu beantworten.«

Schlichtend hob Drakon eine Hand hoch. »Was für Fragen sollen das sein?«

»Wer hat diese Schlange hergebracht? Wer hat die offensichtlichen Hinweise auf ihre wahre Identität übersehen? Wer war mit seinen Gedanken so sehr bei einer Allianz-Offizierin, dass er es versäumt hat, persönlich die Arbeiter zu befragen, die an diesem Aufstand auf dem Frachter beteiligt waren?«

Rogeros Miene hatte sich verfinstert, aber seine Stimme klang beherrscht. »Ito hat sogar die Leute getäuscht, die jahrelang mit ihr zusammen waren.«

»Und was ist mit der Befragung, Colonel Rogero?«

»In dem Punkt bekenne ich mich schuldig«, räumte Rogero ein. »Ich war von dem Mordversuch so aufgewühlt, dass ich mich nicht richtig auf meine Aufgaben konzentrieren konnte und eine Arbeit fälschlicherweise delegiert habe, obwohl ich sie selbst hätte durchführen müssen.«

»Weil Bradamont das Ziel dieses Mordanschlags war?«, fragte Drakon.

»Ja, Sir, das ist der Grund. Ich habe zugelassen, dass persönliche Erwägungen mich von meinen Pflichten ablenken. Ich möchte hier noch etwas anfügen, das da draußen nicht zur Sprache gekommen war. Nachdem Bradamont den Frachter verlassen hatte und wir uns im Sprungraum befanden, hat Ito versucht, eine intime Beziehung zu mir aufzubauen.«

»Versucht?«, wiederholte Drakon. »Das heißt, Sie haben sie abgewiesen?«

»Ja, Sir.«

»Wenigstens haben Sie das richtig gemacht. Sonst noch was?«

»Nein, Sir.«

»Also gut. Wir werden darüber später noch reden. Colonel Morgan, haben Sie noch etwas für mich?«

Über Rogeros offenes Eingeständnis seines Fehlers verblüfft sah Morgan ihn finster an. »General, ein solches Versagen …«

»… werde ich später noch mit Colonel Rogero besprechen — unter vier Augen.«

»Sir, Sie können so etwas nur wegen seiner persönlichen Beziehung nicht ungestraft lassen!«

»Colonel Morgan, das wäre jetzt alles.« Drakon sprach jetzt lauter und energischer als zuvor. »Ich erwarte von meinen Offizieren nicht, dass sie vollkommen sind. Ich werde mich in Ruhe mit den Fehlern auseinandersetzen, die Colonel Rogero unterlaufen sind, und dann werde ich mir überlegen, wie ich darauf reagieren möchte. Aber ich werde dabei sicher nicht vergessen, dass jeder von uns mal einen Fehler machen kann.«

»Ich nicht, General«, beharrte Morgan.

»Sie nicht?« Malin warf ihr einen eisigen Blick zu. »Sie wären überrascht, wenn Sie hören würde, welche Fehler Ihnen unterlaufen sind.«

»Wenn Sie irgendetwas wissen …«, fauchte sie ihn an und packte sein Handgelenk so, wie er es zuvor bei Ito gemacht hatte.

»Das reicht jetzt!«, ging Drakon dazwischen.

Vor Schreck über Drakons Tonfall ließ Morgan Malin los, nahm Habachthaltung ein und salutierte. »Jawohl, Sir. Wenn Sie gestatten, Sir.« Mit diesen Worten wandte sie sich ab, riss die Tür auf und stürmte nach draußen.

»Ich wusste gar nicht, dass ich ihr so zuwider bin«, sagte Rogero.

»Ihr ist jeder Mensch zuwider«, erwiderte Malin. »Aber das hier ist nicht Ihre Schuld. Colonel Morgan ist wütend, weil ich Ito überführt habe, nicht sie. Sie war nicht darauf gefasst, als Ito General Drakon töten wollte, weil sie stattdessen Sie, Colonel Rogero, und mich beobachtet hat.«

»Bran«, warf Drakon mürrisch ein. »Ich bin Ihnen wirklich zutiefst dankbar, aber Sie müssen Morgan nicht unter die Nase reiben, was sie übersehen hat.«

»Es ist egal, was ich sage, Sir, sie würde es immer so auslegen, dass ich ihr etwas unter die Nase reiben will. Ich garantiere Ihnen, sie kocht vor Wut, weil ich es war, der vor ihr eine Gefahr für Ihr Leben bemerkt hat.«

»Sie sollen beide aufpassen, dass das nicht zu etwas noch Persönlicherem wird, verstanden?«, konterte Drakon und fragte sich, ob die Rivalität zwischen den beiden einen Punkt erreicht hatte, an dem er das Paar trennen musste, auch wenn sie ihm gegenüber allem Anschein nach loyal waren und gute Dienste leisteten.

»Eine Schande«, merkte Rogero in neutralem Tonfall an, »dass Ito gestorben ist, bevor sie uns zu den anderen versteckten Schlangen hier im System führen konnte.«

Malin schüttelte den Kopf. »Ich vermute allmählich, dass es in diesem Sternensystem keine weiteren versteckten Schlangen gibt.«

»Keine weiteren Schlangen?«, gab Drakon zurück. »Und wer steckt dann hinter den Anschlägen, den Bespitzelungen und all den anderen Dingen, die wir mitgemacht haben?«

»Das versuche ich immer noch herauszufinden, General. Wir können auch ganz sicher nicht ausschließen, dass sich weitere Schlangen unter den Überlebenden der Reserveflotte befinden. Aber was ich herausfinden konnte, ist die Erkenntnis, dass die von uns beobachteten Ereignisse auf eine Weise umgesetzt wurden, die allen üblichen Vorgehensweisen der Schlangen widersprechen. Lediglich in den Fällen, in denen so schlampig gearbeitet wurde, dass man auf die Schlangen aufmerksam werden musste, wurde bis ins kleinste Detail nach deren Vorgaben gearbeitet.«

»Von jemandem, der uns also glauben lassen will, dass wir es mit Schlangen zu tun haben?«, fragte Rogero.

»Ja.« Malin drehte den Kopf zu Drakon um. »Nein, ich vermute nicht, dass Morgan mit all diesen Fällen etwas zu tun hat. Es gibt vermutlich etliche Mitwirkende bei diesem Spiel, die ihre Spuren gegenseitig verwischt haben. Zum Beispiel weiß ich, dass Morgan Sie niemals zu ihrem Ziel machen würde. Auch habe ich keinen Hinweis darauf gefunden, dass sie es auf Captain Bradamont abgesehen haben könnte. Allerdings versucht irgendjemand, Bradamont mit der Absicht eines Attentats zu überwachen. Und der Anschlag auf Sie, General, geschah in der vollen Absicht, Sie zu töten.«

»Warum wurde mir davon nichts gesagt?«, wollte Rogero von Malin wissen.

»Weil ich nichts in der Hand habe, das zu irgendeiner gesicherten Erkenntnis führt, wann ein weiteres Attentat ausgeführt wird und wer die Drahtzieher sind«, erläuterte Malin. »Außerdem ist Captain Bradamont selbst um ihre persönliche Sicherheit besorgt und entsprechend wachsam.«

»Ja, richtig«, stimmte Rogero widerstrebend zu. »Dieser Aufstand an Bord des Frachters hat ihr bewusst gemacht, dass ihr sogar in einer mutmaßlich sicheren Umgebung Gefahr drohen kann.«

»Und wer hat es dann auf mich abgesehen?«, hakte Drakon nach. »Dieses Attentat der Fanatiker von Volkes Stimme trug ziemlich deutlich die Handschrift der Schlangen, oder nicht?«

»Ich bin mir da nicht so sicher«, räumte Malin ein. »Wir sollten das glauben, aber ich habe mir das Ganze noch mal durch den Kopf gehen lassen.« Er ging zu der Wand, an der eine Abbildung des Sternensystems hing, die ebenso Dekoration wie nützliches Utensil war. Malin zeigte auf den Planeten, auf dem sie sich befanden. »Der Angriff auf Sie und die nachfolgenden Sicherheitsmaßnahmen haben dafür gesorgt, dass die Organisation Volkes Stimme praktisch nicht mehr existent ist. Die Anführer wurden getötet oder zum Rücktritt gezwungen, die eifrigsten Anhänger kamen beim Attentat ums Leben, und die meisten Mitglieder sind zu weniger radikalen Organisationen abgewandert. Das gesamte Streben von Volkes Stimme wurde von den Bürgern nach dem Anschlag auf Ihr Leben abgelehnt. Wären Sie eine Schlange, die an einer politischen Destabilisierung dieses Sternensystems interessiert ist, würden Sie dann nicht wollen, dass Volkes Stimme gestärkt statt eliminiert wird? Sollte eine solche Organisation nicht wachsen und gedeihen, um Ihre Autorität und die von Präsidentin Iceni zu untergraben?«