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Drakon stellte sich zu Malin und betrachtete nachdenklich die Darstellung des Planeten. »Das ist wirklich ein gutes Argument. Diese Anhänger von Volkes Stimme haben schon bei der Vorbereitung der Wahlen für Unruhe gesorgt. Dass sie von der Bildfläche verschwanden, war für mich und Präsidentin Iceni von Vorteil.« Er sah Malin an. »Allerdings hätten sie es fast geschafft, mich umzubringen. Damit wäre nicht nur ihre Gruppierung kein Thema mehr gewesen, ich hätte ebenfalls keine Rolle mehr gespielt. Wollen Sie andeuten, die Präsidentin könnte hinter dem Ganzen stecken?«

»Nein, Sir, ich bin mir sicher, dass Sie es nicht war«, erklärte Malin mit Nachdruck. »Aber das schließt nicht aus, dass jemand aus ihrem Lager dahintersteckt.«

»Oder jemand, der Sie glauben machen will, dass sie damit zu tun hat«, warf Rogero ein.

»Oder jemand, der die Präsidentin glauben machen will, dass Sie ihr etwas anhängen wollen«, ergänzte Malin.

Drakons Lacher war nur ein verbittertes Schnauben. »Schon verstanden. Sie wollen sagen, dass wir immer noch überhaupt keine Ahnung haben. Aber wenn Sie zu dem Schluss kommen, dass keiner dieser Vorfälle das Werk einer Schlange ist, dann muss Präsidentin Iceni darüber informiert werden. Ich werde das übernehmen. Colonel Rogero, Sie setzen sich mit Captain Bradamont in Verbindung und machen ihr sehr deutlich, dass da immer noch jemand ist, der es auf sie abgesehen hat. Ich glaube, das sollte sie erfahren.«

»Und ich, General?«, fragte Malin.

»Versuchen Sie einfach, Morgan für eine Weile aus dem Weg zu gehen.«

Gwen Iceni bot Drakon einen Platz an ihrem Schreibtisch an, aber mitten in der Geste veränderte sie abrupt die Haltung ihrer Hand und konnte nur hoffen, dass Drakon sofort verstand.

Jemand könnte uns belauschen.

Sie befanden sich in ihrem Büro, dem sichersten Raum unter Icenis Autorität. Und dennoch warnte ein Instinkt sie, dass es selbst hier gefährlich sein konnte, offen zu reden. Dieses Gefühl hatte sich schon zuvor geregt, aber es war noch nie so eindringlich gewesen wie gerade jetzt. War das noch gerechtfertigte Vorsicht oder vielleicht doch schon Paranoia?

Drakon setzte sich, gleich seine ersten Worte ließen erkennen, dass er ihr Zeichen verstanden hatte. »Ich weiß, es gibt viele Dinge, über die wir nicht reden sollten«, begann er im Plauderton, »weil wir niemandem vertrauen können.«

»Richtig«, stimmte Iceni ihm zu. »Wir können niemandem vertrauen.«

»Aber es gibt einige Leute, denen misstraue ich nicht so sehr wie anderen.« Sein Blick wanderte zu dem virtuellen Fenster hinter Icenis Schreibtisch, das momentan einen Strand mit Wellen irgendwo auf dem Planeten zeigte. »War da nicht zuletzt die Stadt zu sehen?«

»Ich habe die Ansicht geändert«, sagte sie. »Manchmal stelle ich fest, dass mir Dinge gefallen, von denen ich das nie für möglich gehalten hätte.«

Er schaute wieder zu Iceni. Wenn ich doch nur wüsste, was du wirklich denkst, Artur Drakon, überlegte sie.

»Ich bin hergekommen, um Ihnen zu sagen«, erklärte Drakon, »dass ich zwar das Ziel der letzten beiden Attentatsversuche war, es aber Gründe zu der Annahme gibt, dass Sie auch im Visier der Attentäter sind.«

Anstatt ängstlich darauf zu reagieren, überkam sie ein Anflug von Ermüdung. »Ja, natürlich. Wird das jemals anders sein?«

»Wenn ich das wüsste. Ich weiß auch nicht, wer die Drahtzieher sind, allerdings ist mein Stab der Meinung, dass mehr als nur eine Gruppe dafür verantwortlich ist und dass jede dieser Gruppen andere Ziele verfolgt.«

»Interessant.« Malin hat mir das schon heute Morgen gesagt, und da habe ich mich gefragt, was er wohl Drakon berichten würde. Mich überrascht zwar nicht mehr, dass Drakon diese Erkenntnisse mit mir teilt, aber ich wüsste zu gerne, warum er das macht. »Und an wen außer an Schlangen denkt Ihr Stab dabei?«

Er machte eine verneinende Geste. »Das wissen wir nicht.«

Keine Schlangen. Eben diese Schlussfolgerung hatte Malin ihr auch zukommen lassen. Aber das war zu einer Zeit gewesen, bevor Ito versucht hatte, Drakon zu töten, und Ito war eine Schlange in ihrer reinsten Form gewesen. »Sie haben sich einmal bei mir dafür entschuldigt, dass Sie eine Information nicht an mich weitergeleitet haben. Jetzt muss ich mich bei Ihnen … entschuldigen.« Es fiel ihr sehr schwer, dieses Wort auszusprechen. »Meine Leute hätten jede Bedrohung frühzeitig erkennen und unschädlich machen müssen. Stattdessen habe ich zugelassen, dass eine Attentäterin bis zu Ihnen durchkommt.«

Wie hatte Togo so nachlässig sein können? Sie hatte sich so sehr daran gewöhnt, sich auf seine unerbittliche Effizienz zu verlassen. Genau genommen hatte sie sich zu sehr daran gewöhnt.

Aber wieso hatte Malin ihr nichts von seinem Verdacht gegen Ito anvertraut? Warum machte er eine solche öffentliche Demonstration aus Togos Versagen und seinem eigenen Können?

Vielleicht war es ihm ja genau darum gegangen.

»Wir müssen uns später wieder unterhalten«, erklärte Iceni. »Es gibt da ein paar Dinge, die ich nachprüfen muss.«

»Gut.« Drakon stand auf. »Gwen … passen Sie auf sich auf.«

»Werden Sie nicht sentimental, General«, ermahnte sie ihn. »Sonst fange ich noch an mich zu fragen, was Sie vorhaben.«

»Das wüsste ich selbst gern.«

Er hatte gerade eben Icenis Büro verlassen, als seine Komm-Einheit ungeduldig zu summen begann. »Ich muss sofort in Ihrem Büro mit Ihnen reden, General«, ließ Morgan ihn wissen.

»Um was geht es?«

»Um eine Bedrohung für Ihr Leben, eine Bedrohung in Ihrer unmittelbaren Nähe.«

»Morgan, ich will für Sie hoffen …«

»Sie wollten Beweise sehen. Ich habe sie.«

Einen Moment lang hielt er inne. »Also gut, ich bin unterwegs.«

Auf dem kurzen Weg zu seinem Hauptquartier herrschte ein einziges Durcheinander in seinem Kopf. Hatte Morgan tatsächlich irgendwelche hieb- und stichfesten Beweise gegen Malin entdeckt? Oder war jetzt schließlich doch noch der Punkt erreicht, an dem sie einfach zu weit gegangen war? Ich wünschte, ich wüsste mehr über diese ärztliche Unbedenklichkeitsbescheinigung, die ihr nach der fehlgeschlagenen Mission in den Enigma-Raum ausgestellt worden war. Es kann keinen Gönner gegeben haben, der im Hintergrund die Fäden in der Hand gehalten hat, aber es müssen stichhaltige Gründe gewesen sein, weshalb man sie wieder diensttauglich schrieb. Aber in jüngster Zeit zweifle ich immer stärker daran, ob das wirklich ein kluger Zug gewesen ist.

Morgan wartete bereits auf ihn, als er sein Büro betrat.

Da er zu sehr in Gedanken gewesen war, hatte er nichts davon mitbekommen, dass Malin ihm gefolgt war, ohne zu ahnen, was los war. Dass Malin tatsächlich nicht wusste, was kommen würde, merkte Drakon in dem Moment, da der Colonel die Tür hinter sich schloss und in ganz normalem Tonfall zu reden begann: »General, ich …«

»Endlich habe ich Sie überführt!«, brüllte Morgan ihn an. »Ich weiß jetzt, was Sie sind!«

Zu Drakons Erstaunen hatte Malin innerhalb von Sekundenbruchteilen seine Waffe gezogen und hielt mit starrer Miene den Lauf auf Morgan gerichtet.

Morgan war genauso überrascht, aber sie fasste sich sofort wieder und nahm boshaft lächelnd eine Haltung ein, die es ihr erlauben sollte, Malin mit der gleichen Brutalität zu attackieren, wie sie es zuvor schon bei anderen Widersachern gemacht hatte — jedes Mal mit tödlichem Ausgang für denjenigen.