Выбрать главу

»Warum haben Sie mir davon nie etwas gesagt?«, wollte Drakon wissen.

»Sir, müssen Sie mich das wirklich erst noch fragen?« Malin schüttelte den Kopf. »Zeitweise war ich versucht, es zu tun, aber ich konnte mich nie dazu durchringen.«

Kein Täuschungsmanöver festgestellt.

Aber was sagt mir Malin nicht? Welche Antworten vermeidet er, weil er weiß, dass sie als Täuschungsmanöver gedeutet würden? Malin ist ein Experte darin, Verhörsysteme zu überlisten. Darum ist er ja auch einer meiner besten Verhörspezialisten. Er kennt alle Tricks, die man in so einer Situation anwenden kann. Gwen hat mich gewarnt, dass ich auf meine Untergebenen gut aufpassen soll. Ich dachte, ich weiß alles Wichtige über Morgan und Malin, und dann muss ich erfahren, dass ich von der wichtigsten Sache überhaupt keine Ahnung habe.

Aber ich muss mich jetzt erst mal mit Morgan befassen. »Colonel Malin, ich muss wissen, dass ich Ihnen vertrauen kann.«

»Ich werde Ihre Interessen nicht hintergehen«, sagte Malin.

Kein Täuschungsmanöver festgestellt.

Schön und gut, aber was genau sollte das bedeuten?

Drakon warf ihm die Waffe zu. »Das wäre für den Augenblick alles. Ich werde jetzt zu Morgan gehen. Vermutlich wird es das Beste sein, wenn Sie mich nicht begleiten.«

Morgan saß lässig in ihrem Sessel und ließ einen Arm über die Rückenlehne baumeln. Als Drakon hereinkam, lächelte sie ihn an. »Ist er tot?«, fragte sie. »Ging es schnell, oder haben Sie sich Zeit gelassen?«

Drakon blieb vor ihr stehen, ohne dabei in ihre Reichweite zu gelangen. »Colonel Malin lebt. Er hat eine ausreichende Erklärung geliefert.«

Sie war einen Moment lang wie erstarrt, dann veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. »Sie haben ihn aus einem bestimmten Grund am Leben gelassen?«

»Ganz richtig.« Mehr würde er dazu nicht sagen. Sollte sich Morgan doch den Kopf darüber zerbrechen, welcher Grund das sein mochte. »Es gibt aber etwas, das wir beide besprechen müssen.«

»Hat das kleine Wiesel mir irgendetwas unterstellt?«, fragte sie mit gespielter Sorge.

»Wann wollten Sie mir sagen, dass Sie schwanger sind?«

Es kam selten vor, dass Morgan einen überrumpelten Eindruck machte, und selbst jetzt hatte sie sich nach einer Sekunde schon wieder im Griff. Dann lachte sie amüsiert. »Er hat es rausgefunden? Der Mann ist talentierter, als ich gedacht hatte. Und natürlich hat er es Ihnen sofort weitererzählt.«

»Beantworten Sie meine Frage, Colonel Morgan.«

»Redet man so mit der Mutter seines Kindes?«, neckte sie ihn und wechselte sofort in eine Abwehrhaltung über, als sie Drakons Mienenspiel bemerkte. »Ich hätte es Ihnen schon zum richtigen Zeitpunkt gesagt.«

»Und wie lange hätten Sie das vor mir geheim halten können?«

Morgan lächelte. »Sehr, sehr lange.« Sie legte eine Hand auf ihren flachen Bauch. »Hier ist nichts, was Sie etwas angehen könnte. Ich habe den Embryo entfernen und einer Leihmutter einsetzen lassen.«

Ihr freimütiges Geständnis ließ Drakon einen Moment lang zögern. »Sie glauben, ich kann diese Leihmutter nicht finden?«

»Ich glaube, General«, erwiderte sie mit einem leicht drohenden Unterton, »dass gewisse Vorkehrungen getroffen wurden, und wenn irgendjemand dieser Leihmutter zu nahe kommt, werden die Frau und das Kind sterben.« Das Lächeln kehrte zurück auf ihre Lippen. »Ich habe für alle Eventualitäten vorgesorgt. Das haben Sie mir so beigebracht. Wenn Sie mich verhaften oder unter Hausarrest stellen, dann könnte das Folgen haben. Vielleicht passiert auch gar nichts, aber das wissen Sie nicht. Falls mir etwas zustößt, wird aber auf jeden Fall etwas passieren. Eine schreckliche Vorstellung, so etwas auf dem Gewissen zu haben.«

»Warum wollten Sie dieses Kind haben?«, fragte Drakon.

Morgan sah ihn fast schon bewundernd an. »Das wissen Sie nicht? Wirklich nicht? Aber das war schon immer einer Ihrer Fehler, auch wenn Sie von denen nur wenige haben. Sie sind ein erstaunlicher Mann und ein erstaunlicher Befehlshaber, aber Sie scheinen einfach nicht begreifen zu können, wer und was Sie sind. Sie akzeptieren Grenzen, mit denen Sie nicht leben müssten.«

»Aber Sie wissen, was ich bin?«

»O ja.« Sie stand auf, ihre Augen strahlten vor Emotionen. »Sie haben es mir gezeigt und es mir beigebracht. Ich kenne Sie, und ich weiß, was ich bin. Kenne deinen Feind und kenne dich selbst, dann wirst du immer siegen. Das ist einer Ihrer Lehrsätze.«

»Der stammt nicht von mir, sondern aus der Antike.«

»Aber Sie verstehen, was dieser Satz bedeutet. Und Sie haben dafür gesorgt, dass ich ihn verstehe.« Morgan nickte und lächelte triumphierend. »Sie haben mir vieles beigebracht. Der kluge Befehlshaber trifft die richtigen Vorbereitungen und ergreift die nötigen Maßnahmen, um sicherzustellen, dass das Ziel erreicht wird.«

»Und welches ist Ihr Ziel?«, fragte Drakon leise, aber mit drohendem Unterton.

»Unser Kind, General Drakon. Ein Kind, das Ihre und meine Fähigkeiten auf sich vereint. Das in der Lage ist, alles zu erreichen, was es sich vornimmt, und das den Willen besitzt, sich dazu zu entscheiden, diese Dinge auch in Angriff zu nehmen.« Sie schüttelte den Kopf und lächelte auf eine Weise, als würde sie ihren Triumph mit Drakon teilen. »Ich verdanke Ihnen so viel, und das ist meine Art, mich bei Ihnen erkenntlich zu zeigen — mit einem Kind, das unsere besten Eigenschaften vereint.«

»Ich habe Sie nicht darum gebeten«, zischte Drakon ihr zu. »Was glauben Sie, was dieses Kind machen wird? Soll es dieses Sternensystem übernehmen?«

Morgan musste lachen. »Nur dieses Sternensystem? Das ist bloß der Anfang. Unser Kind wird ein Führer sein, der auf der Asche der Syndikatwelten ein Imperium errichten wird. Und vielleicht sogar ein Imperium, das weiter reicht, als es die Syndikatwelten jemals getan haben. Glauben Sie, selbst jemand wie Black Jack kann unserer Tochter noch widerstehen, wenn sie alt genug ist, um ihre Bestimmung zu erfüllen?«

»Unsere … Tochter?« Drakon wusste, dass er Morgan in diesem Moment nur ungläubig ansah. Er war einfach nicht in der Lage irgendetwas anderes zu tun, als ihr zuzuhören.

»Niemand wird sie aufhalten können«, flüsterte Morgan, doch es hörte sich an, als würde sie jedes Wort triumphierend hinausbrüllen. »Unter ihrer Herrschaft wird die Menschheit geeint werden.«

Dann endlich brach der Bann, da Morgans Worte in Drakons Kopf Bilder von einem neuen Krieg hervorriefen, gegen den sich der hundertjährige Konflikt zwischen den Syndikatwelten und der Allianz unbedeutend ausnahm. »Ich werde ein Mitspracherecht über das Schicksal meines Kindes haben«, beharrte Drakon. Morgan diensttauglich? Zum Teufel mit den Psychiatern und ihren nutzlosen Beurteilungen. Zum Teufel mit Malins Leihmutter, die mit dieser verdammten Unbedenklichkeitsbescheinigung nichts anderes wollte, als ihr eigenes schlechtes Gewissen zu erleichtern. Morgans Loyalität zu mir hat sich in Größenwahn gewandelt, der sie dazu veranlasst hat, ein Monster zu erschaffen. Und das auch noch mit meiner nichtsahnenden Unterstützung.

»Welches Mitspracherecht Sie haben, werde ich entscheiden«, ließ Morgan ihn wissen. »Unsere Tochter muss stark sein, und ich werde sicherstellen, dass sie das auch sein wird.«

»Ich werde das Mädchen finden, ganz egal, was Sie unternehmen.«

Morgan sah ihn besorgt an. »Was ich unternehme? General, Sie sollten aufhören, sich darüber Gedanken zu machen, was ich unternehmen werde. Alles, was ich tue, tue ich für Sie. Wenn Sie sich Sorgen machen wollen, dann nicht über mich oder über die Bürger, die im Augenblick ›Freiheit‹ spielen, oder über einen erneuten Angriff des Syndikats. Machen Sie sich lieber Sorgen darüber, was unsere Tochter tun wird.«