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Darin gab es einen über drei Meter langen Operationstisch, den man in jeder Richtung verstellen konnte, einige Bottiche, Kästen und Kühlgeräte. Er schaltete Spezialbeleuchtung ein, Joshi wurde auf den Boden gelegt und Mavra auf den Tisch gehoben, damit der Wildhüter sich mit ihr befassen konnte. Er war kleiner als Toug und offenkundig etwas älter, sah ihm aber sonst sehr ähnlich.

»Wo haben Sie die beiden gefunden?«fragte er.

»Beim Zaun, so, wie Sie sie sehen«, erwiderte Toug. »Ich bekam ein Alarmzeichen von Posten 43 und ging hin.«

»Haben sie denn versucht, nach Ecundo zu gelangen?«fragte der Wildhüter verwirrt.

»Nein, Senior, allem Anschein nach wollten sie nach Wuckl.«

Der Wildhüter betastete den Körper Mavras.

»Kehren Sie auf Ihren Posten zurück«, sagte er schließlich. »Das erfordert einiges Nachdenken.«

»Sie sind also nicht tot?«fragte Toug.

Der andere bewegte den Kopf im Kreis.

»Nein, nicht tot, aber die Stromstöße waren zu heftig für sie. Gehen Sie, während ich versuche, dieses Rätsel zu lösen.«

Als Toug fort war, befaßte er sich gründlich mit Mavra und Joshi. Er konnte einfach nicht begreifen, was er vor sich hatte. Als Tiere ergaben sie keinen Sinn.

Das Gehirn erschien ungewöhnlich groß und komplex, aber es hatte wenig zu leisten. Bei derart beschränkter Beweglichkeit und dem Fehlen jeder Greiffähigkeit konnten diese Wesen einfach nicht von einer so hohen Ordnung sein. Unübersehbar handelte es sich um Huftiere. Sie hatten Ähnlichkeit mit Bundas, aber ihre innere Zusammensetzung paßte nicht dazu, und die Gesichter waren nach unten gewandt. Beine, Muskelspannung und dergleichen waren zu offensichtlich korrekt, um Konstruktionen zu sein, also mußte er Mutationen vor sich haben. Aber Mutationen wovon?

Sie waren fremdartig, soviel stand fest. Der Wuckl griff nach seinem Sechseck-Welt-Katalog und blätterte ihn durch, aber nichts paßte. Zentauroiden gab es, gewiß, aber diese Wesen hatten nichts mit ihnen zu tun. In mancher Beziehung hatten sie Ähnlichkeit mit den Bewohnern Glathriels, waren aber doch so verschieden davon, daß der Wuckl diese Möglichkeit ausschloß. Alles andere kam noch weniger in Frage.

Er stellte die Bücher zurück, überzeugt davon, daß er Tiere vor sich hatte, keine intelligenten Wesen, ungeachtet der Gehirnstruktur.

Aber was mit ihnen tun? Ihre Nervensysteme hatten stark gelitten. Die Wesen brauchten Hilfe, oder sie würden sterben, und obwohl er nicht genau wußte, was er vor sich hatte, war der Wuckl doch nicht so viele Jahre bestrebt gewesen, sich in sein Fachgebiet einzuarbeiten, um Tiere sterben zu lassen, wenn es in seiner Macht stand, sie zu retten.

Mavras Fortpflanzungssystem machte den Wuckl stutzig. Jemand mit Fachkenntnissen hatte hier Eingriffe vorgenommen, primitive, aber wirksame. Es waren also keine wilden Geschöpfe.

Er dachte nach und kam zu dem einzigen Schluß, der zu den Fakten zu passen schien. Er erinnerte sich, daß fünf seiner Mitstudenten relegiert und ausgestoßen worden waren. Was er vor sich hatte, erinnerte den Wuckl an ihr Experiment. Sie hatten ein Tier hergenommen und nach Belieben daran herummanipuliert, Gliedmaßen umgestaltet, Organe von anderen Tieren eingesetzt. Sie hatten Ungeheuer erschaffen.

Wenn nun neue Studenten etwas Ähnliches unternommen hatten? Und, Entdeckung fürchtend, die armen Wesen in Ecundo ausgesetzt hatten, damit sie gefressen oder auf andere Weise den Wuckl-Behörden entzogen wurden?

Kein Wuckl konnte bewußt töten, so daß diese Lösung des vermeintlichen Dilemmas dem Wuckl gar nicht in den Sinn kam.

Das mußten diese Tiere also sein. Grauenhafte Schöpfungen irregeleiteter Studenten. Das erklärte vieles, aber die Konsequenzen waren noch furchtbarer. Die Gehirne mochten von Wesen hoher Ordnung stammen, vielleicht in der fötalen Phase eingepflanzt, mit den Wesen gewachsen — wie lange?

Der Tod mag eine Gnade für solche Geschöpfe sein, dachte der Wuckl bedrückt; die beiden würden nie wissen, was sie waren, und sollten und brauchten nicht für das Entsetzliche zu leiden, das anderen in den Sinn gekommen war.

Aber er gedachte diese Ungeheuerlichkeit zu melden; die Täter würden gefaßt und zur Handarbeit verdammt werden. Selbst das war noch zu gut für sie, aber ganz Wuckl wurde von Barmherzigkeit beherrscht.

Und was sollte mit diesen beiden hier geschehen?

Sie so zu lassen, wie sie waren, kam nicht in Frage; sie erschienen nicht im Katalog, sie konnten sich der ausgeglichenen Umwelt nicht anpassen. Sie auszustoßen, wie man es offensichtlich versucht hatte, schied ebenfalls aus.

Die einzige Lösung bestand darin, sie dem Katalog anzupassen. Das Problem war, daß die Lebensformen von Wuckl sich im wesentlichen von denen in anderen Hexagons unterschieden, mit Ausnahme der Vögel und Insekten. Bundas aus ihnen zu machen, wäre am einfachsten gewesen, aber man hatte viel Zeit und Mühe aufgewendet, diese Tiere aus Wuckl fernzuhalten; es empfahl sich nicht, zwei von ihnen neu einzuführen.

Wieder befaßte er sich mit seinen Nachschlagewerken. In einem Reservat würden einige Ausnahmen geduldet werden können. Wenn eine Form aus dem Katalog ausgewählt wurde, ließ sich das rechtfertigen. Im Grunde würden die Veränderungen natürlich rein kosmetischer Art sein. Ein Tier war ein komplizierter Organismus, nicht leicht von Grund auf neu zu bauen. Manche Bedürfnisse würden jedoch befriedigt werden müssen; besondere Nahrung kam nicht in Frage, so daß eine Veränderung des Verdauungstraktes angebracht schien. Und natürlich Akklimatisierung, was bei derart komplexen Gehirnen nicht einfach war.

Dann hatte der Wildhüter plötzlich einen Einfalclass="underline" Ein Bewohner mehrerer Hexagons, biologisch anpassungsfähig, erforderte weniger Arbeit als bei der Erschaffung einer anderen Form.

Joshi, der weniger starke Stromstöße hatte hinnehmen müssen als Mavra, stöhnte plötzlich und bewegte sich. Der Wuckl, darauf nicht vorbereitet, griff hastig nach einem kleinen Gerät, prüfte es und legte es an den Hals des Tschangs. Joshi erschlaffte plötzlich. Zur Sicherheit bekam auch Mavra eine Dosis davon, dann bestellte der Wuckl einige Gehilfen und begann mit der Vorbereitung des Eingriffs.

* * *

Drei Stunden später standen vier Wuckl im Operationssaal. Drei waren sehr jung, Volontäre, die sich letzte Kenntnisse aneignen wollten. Der Wildhüter erläuterte kurz seine Theorien, Entscheidungen und Pläne, und sie stimmten seiner Diagnose zu. Elektrobäder, Instrumente und andere Geräte wurden bereitgestellt, und man machte sich an die Arbeit.

Die eigentlichen Operationen sollte der Wildhüter durchführen, die anderen hatten ihm zu assistieren. Mavra lag ausgestreckt auf dem Tisch. Die Wuckl hatten lange Hände mit dünnen, sensiblen Fingern. Sie kneteten und walkten die Haut wie bei einer Massage.

Dann waren die Hände des Wildhüters plötzlich in ihr, unfaßbar, ohne erkennbaren Einschnitt, ohne Blut. Die rechte Hand zog ein blutiges Organ heraus und glitt sofort wieder hinein. Dann kam die Linke, ergriff kleine Klammern und Stücke von Haut und Fleisch aus mit Flüssigkeit gefüllten Behältern, und griff wieder hinein. Die Geschwindigkeit war unglaublich hoch; die Studenten verfolgten die Eingriffe fasziniert.

Die Operation dauerte geraume Zeit, dann flogen Hände, und kleine Plastikklammern mit blutigen Klümpchen wurden aus dem Körper gezogen. Der Wildhüter rieb sich die Hände.

»Die inneren Veränderungen sind abgeschlossen«, sagte er zu den anderen. »Nun zum Kosmetischen.«

Eine Reihe von Ersatzstücken trat an die Stelle des für überflüssig Erachteten. An Mavras Körper war nichts von Schnitten oder Wunden zu sehen, kein Blut, keine Narben.

»Vieles wird mit synthetischen Stoffen bewältigt«, sagte der Senior zu den Volontären. »Sie sind natürlich organisch, aber künstlich hergestellt. Ich bin Tuog für die Besorgung ausreichender Vorräte dankbar. Da wir das Blut nur auf natürlichem Weg ersetzen können und die beiden von verschiedener Blutgruppe sind, kommt es besonders auf Schnelligkeit an. Nun zur zweiten Phase.«