Выбрать главу

Flucht wurde für Mavra zur Besessenheit. Sie suchte die ganze kleine Insel nach einem Fluchtweg ab, fand aber keine Möglichkeit, über die Mauer zu gelangen.

Als schließlich das Wesen mit der Nahrung kam, fiel ihr etwas ein. Das Wesen war sicher, daß der Geruch der Nahrung sie von der Rampe fernhalten würde — und bei den ersten Gelegenheiten war der Duft auch unwiderstehlich. Aber während das Wesen die Nahrung brachte, war die Rampe heruntergelassen, und dort konnte man über die Mauer gelangen.

Sie war auf undeutliche Weise sicher, daß sie sich in einem Zoo befanden, auch wenn der Begriff nur ein verschwommener war. Es fiel schwer, zu denken, Pläne zu entwerfen. Sie versuchte zu laufen, so schnell sie konnte, und entdeckte, daß sie, obwohl dick und niedrig gebaut, kurze Zeit sehr schnell rennen konnte. Sie war überzeugt davon, daß sie dem Geruch der Nahrung widerstehen konnte, wenn es darauf ankam. Sie wünschte sich, das dem Männchen begreiflich machen zu können, aber obwohl sie sich bemühte, brachte sie, wie er auch, nur Grunzlaute hervor. Aber er folgte ihr überallhin, lief, wenn sie es tat, blieb mit ihr stehen, und das mußte genügen. Wenn er ihr nicht folgte, war das nicht zu ändern, aber sie wußte, daß sie den Ort erreichen mußte, der ihre Träume beherrschte.

Der Wuckl, ein sehr junger Wärter, kam kurz vor dem Dunkelwerden, wie gewohnt. Er arbeitete schon einige Monate im Reservat und beherrschte alle Handgriffe im Schlaf. Als er zu den Neuen kam und nach den schweren Eimern griff, die ihre Nahrung enthielten, warteten sie auf ihn, und das Weibchen grunzte aufgeregter als sonst, aber das war normal.

Der Wärter starrte sie kurze Zeit neugierig an. Aus einem Hex weit im Nordosten der Insel, füllten sie eine Lücke im Zoo, obschon der Wuckl sich darüber gewundert hatte, daß ein so großes Gehege für die beiden allein vorgesehen war.

Sie waren seltsame Wesen. Sehr dick, fraßen sie, wann und was sie konnten — auch den organischen Abfall der Stadt, ihre Hauptnahrung. Sie standen auf vier komischen, kleinen Beinen, die am Körper weit zurückgesetzt waren und in kleine, gespaltene Hufe ausliefen. Sie konnten ihre eigenen Beine nicht sehen, weil ihre Köpfe den ganzen Vorderteil des Körpers einnahmen und der Hals wenig beweglich war.

Die Vierbeiner waren fast nackt gewesen, als sie im Zoo eingetroffen waren, hatten aber in der Zeit danach einen braunen Bewuchs bekommen — steif, scharf, nadelartig, und wenn man sie streicheln wollte, konnte man sich ordentlich stechen.

Sie sahen tatsächlich aus wie große Schweine, bedeckt mit Igelstacheln, obwohl der Wuckl, der nie ein Schwein gesehen hatte, den Vergleich nicht verstanden hätte. Es gab einige Unterschiede. Sie waren schwanzlos, ihre Ohren waren lang und spitz. Das Männchen war im Gesicht und an den Beinen rosarot, das Weibchen orangerot.

Ein Stoß mit seinem Klauenbein, und die Rampe klappte hinüber. Der Wuckl ging hinüber. Hinter dem Graben, aber noch auf der Brücke, stellte er einen der Eimer ab und verankerte die Brücke mit einem Haken an einer Öse im Boden.

Mavra sah ihren Gefährten an und gab einen lauten Grunzton von sich, der ihn vorübergehend von der Nahrung ablenkte. Als der Wuckl zum Trog ging, rannte sie zur Brücke und trappelte mit ihren kleinen Hufen hinüber. Joshi schaute sich einen Augenblick verwirrt um, dann lief er ihr nach.

Der Wuckl schaute sich verblüfft um.

»He!«schrie er und lief ihnen nach. Er war so durcheinander, daß er an der Brücke stolperte und in den Wassergraben fiel.

In der kostbaren Zeit, die dieses Mißgeschick brachte, war Mavra auf und davon. Sie konnte nicht sehr weit sehen, aber sie roch vieles, und wo der Geruch stärker wurde, folgte sie ihm.

Das Reservat war geschlossen; das Personal ging seiner Arbeit nach oder war beim Essen, so daß sie unbehindert weiterlaufen konnten. Sie hatte richtig geraten; je stärker der Geruch, desto mehr Wuckl waren hier vorbeigekommen, und auf diesem Weg würde sie den Ausgang finden. Er war durch eine Kette versperrt, aber sie war zu hoch, um sie behindern zu können, und so befanden sie sich bald auf einem freien Platz. Sie liefen nach links, auf Bäume zu, die in der zunehmenden Dunkelheit nur undeutlich erkennbar waren. Der Geruch war stark, und es schien ein logisches Ziel zu sein. Hinter ihnen hatte der Wärter sich aus dem Graben befreit und Alarm geschlagen, aber die Flüchtlinge waren schon weit gekommen.

Obwohl sie sich für ein Schwein hielt und im Grunde auch ein Schwein war, obwohl sie immer noch nicht klar denken oder sich erinnern konnte, warum, war Mavra Tschang auf dem Weg nach Gedemondas.

Oolakash

Die Stadt glich einem riesigen, bunten Korallenriff, das sich in alle Richtungen ausdehnte. Es war aber nicht vollkommen natürlichen Ursprungs; es war von den biologischen Prozessen der Bewohner und einer fortgeschrittenen Technologie gebildet worden.

Im Inneren waren riesige Hallen durch lange, schmale Tunnels miteinander verbunden; Wohnbereiche, Büros, alles war für den Gemeinschaftsgebrauch bestimmt. Man wußte, wo alles war und wer wofür die Zuständigkeit hatte.

Die Bewohner dieses Hoch-tech-Hex waren lang und dünn, mit knochigen Hautskeletten. Eines der Wesen, groß und noch sehr jung, glitt aus einem Gang in das klare, dunkle Wasser. Sein Kopf besaß Ähnlichkeit mit dem eines Pferdes, war aber in Wahrheit eine Knochenschale, in der zwei winzige, starre Augen über einer langen Schnauze saßen, die eigentlich ein Rohr war. Aus diesem Grund war der Gesichtsausdruck stets einer des großen Erstaunens. Zwei kleine Ohren, kaum mehr als Falten im Hautskelett, und zwei winzige Vorsprünge über den Augen vermittelten augenblicklich Daten über das Wasser, durch welches das Wesen mühelos glitt. Unter dem Kopf befand sich ein Körper in der Form einer länglichen Rübe, aus der eine Reihe von gepanzerten Greifarmen mit Saugnäpfen ragte. Der Leib endete in einem langen, gewölbten Schwanz, der sich ständig entrollte und zusammenzog.

Dr. Gilgam Zinder staunte trotz so vieler Jahre als ein Oolakash noch immer über dieses Leben und diese — jetzt seine — Leute. Sich zu bewegen, war, als schwebe man, wie es einem beliebte, in dicker Luft, und eine leichte Schwanzbewegung führte einen hinauf, hinab oder in jede andere gewünschte Richtung. Es war wunderbar, ein Gefühl völliger Freiheit und Ungebundenheit.

In vieler Beziehung war er ein völlig anderes Wesen als der Mensch in mittleren Jahren, der den Code der Markovier entschlüsselt hatte.

Unorthodox, dogmatisch, egozentrisch und exzentrisch, begriff er doch die Mathematik der Wirklichkeit besser als jeder andere vor ihm, und er war in einem hoch-technologischen Hex gelandet — in einer Wasserwelt allerdings.

Das hatte zu einer großen Umstellung geführt.

Es war eine unglaubliche Welt, eine Welt mit allen modernen Einrichtungen, sogar mit Schnellröhren, in denen der Wasserdruck einen zu verschiedenen Orten des Hexagons beförderte. Oolakash hatte auf irgendeine Weise eine begrenzte, aber wirksame Atomtechnologie, angepaßt für Unterwassergebrauch, entwickelt, wobei einige Zwischenstadien übersprungen worden waren.

Bei seiner Ankunft glaubte Zinder, isoliert und für immer von allem abgeschnitten zu sein. Er hatte keine Ahnung, wohin die anderen geraten waren oder ob sie überhaupt überlebt hatten.

Kulturell hatte Oolakash erst einige Gewöhnung erfordert. Es gab wenig Privatleben, aber die Bewohner waren gut, ehrlich und ernsthaft. Sie waren in Gilden aufgeteilt, die ihre eigenen Leute ausbildeten und für Dienstleistungen aufeinander angewiesen waren. Jede Gilde wählte ein Mitglied in eine Regierungsgilde, die ihrerseits einen Führer wählte, der zwei Jahre lang absolute Macht besaß und dann nie mehr wiedergewählt werden konnte.