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Eine Granate schlug ganz in ihrer Nähe ein, und Splitter prasselten an den Käfig. Sie preßten sich in eine Ecke des Käfigs.

Ein zweiter Treffer, dann ein dritter, ganz nah, schlug in den Lehmziegelbau über ihnen ein. Ein großer Block Lehmziegel stürzte herab, streifte den Käfig und riß ein großes Loch.

Sie warteten weder auf ein Wort, noch brauchten sie es; sie stürzten sich auf die Bresche. Es fiel schwer, hinauszugelangen, und Joshi war plötzlich eingeklemmt. Mavra sah es, stürzte auf ihn zu und rammte ihn hinaus, aber nicht, ohne daß er sich den Bauch aufschnitt.

Er stürzte zu Boden, und sie versuchte es selbst. Ihre Beine waren einfach zu kurz, ihr dicker Leib klemmte sich ebenso ein wie vorher der von Joshi. Er raffte sich auf, humpelte zu ihr und packte ein Vorderbein mit seinem Maul. Die scharfen Zähne zerfetzten ihr die Haut, aber der Ruck genügte, und sie stürzte über ihm hinaus.

Sie stemmte sich hoch und stellte fest, daß sie auf dem verletzten Bein nicht stehen konnte. Sie würde mit nur drei Beinen laufen müssen. Ohne zu zögern, setzte sie sich in Bewegung, gefolgt von Joshi.

Ringsum krachten die Einschläge, Mucrolier stürzten brüllend und kreischend, blindlings ins Dunkel feuernd, durcheinander.

Es sah aus wie ein Gewimmel von weißen und orangeroten Leuchtkäfern, als die Angreifer näher rückten. Sie unternahmen jedoch keinen Versuch, die Stadt zu umzingeln — sie hofften vielmehr, die Verteidiger würden sich zurückziehen. Die Oase war das Ziel, nicht ihre Bewohner. Mavra und Joshi, die das erkannten, hasteten ins Dunkel an der Rückseite, wo keine Blitze flammten.

Ihr größtes Problem bestand darin, nicht von den verängstigten Tieren und fliehenden Verteidigern niedergetrampelt zu werden; ein kleineres, nicht von verirrten Schüssen getroffen zu werden, sobald sie ganz im Dunkeln untertauchten.

Schließlich blieb der Kampflärm hinter ihnen zurück. Der Angriff hatte Erfolg gehabt; sie waren wieder frei — aber nun würden sie in der Wüste mit einer großen Zahl von Flüchtlingen, für die Nahrung ein Grundbedürfnis war, zu rechnen haben. Wenn die Schweine eingefangen wurden, mochte niemand mehr an eine Zucht denken.

* * *

Das Licht der Morgendämmerung zeigte den drei Beobachtern in der Luft eine unheimliche Szene. Aus vierhundert Metern Höhe bot sich das Wüstengelände in seiner ganzen Farbenpracht dar, bis zu den dunstigen Bergen in der Ferne. Unter ihnen hatte ein Gemetzel stattgefunden — man sah viele Leichen, ein ausgebranntes WRG, die zerschossenen Gebäude der Oase und am Wasser eine große Gruppe von Mucroliern, die vom Tümpel eine Schmutzschicht abschöpften, um das Wasser wieder trinkbar zu machen. Das Fahrzeug der Angreifer stand in der Nähe; daneben ratterte eine Maschine, die das Wasser filterte und es in die Kessel des Kriegswagens pumpte.

»Mein Gott!«stieß Renard hervor.

»Wenn sie da mit hineingeraten sind, sehe ich nicht, wie sie überlebt haben könnten«, sagte Vistaru düster.

»Mavra Tschang findet immer einen Ausweg«, versicherte Wooly mit ihrer kalten Yaxa-Stimme. »Ich würde hier aber nicht landen oder mich lange aufhalten. Selbst aus dieser Höhe kann man erkennen, daß die meisten Tiere tot oder entkommen sind. Die Sonne ist aufgegangen. Ich schlage vor, dem direkten Weg nach Gedemondas zu folgen. Dort werden sie sein.«

Die beiden anderen wünschten sich dasselbe Maß an Zuversicht.

Im Nordosten der zerschossenen Oase konnten sie vereinzelte Trupps von mucrolischen Flüchtlingen sehen, die sich neu zu formieren suchten. Hier und dort bemerkte man die seltsamen Wesen in der Luft. Manchmal gerieten die Leute am Boden in Erregung, hier und dort feuerte man auch, aber zumeist blieben sie unbeachtet.

Von den dreien hatte die Yaxa weitaus das beste Sehvermögen, und man verließ sich auf Wooly, wenn es darum ging, das Gelände genau abzusuchen.

Mehrmals entdeckten sie kleine Tiere und gingen tiefer, um sie näher in Augenschein zu nehmen, aber es waren tatsächlich stets nur Tiere.

Bis zum frühen Nachmittag machte sich die nervöse Anspannung bemerkbar.

»Vielleicht sollten wir weiterfliegen bis zur Grenze und von dort aus langsam zurück«, meinte Vistaru.

Dafür sprach einiges, aber Wooly zögerte.

»Wenn sie in einer der Mulden oder Rinnen sind, werden die Flüchtlinge kurzen Prozeß mit ihnen machen«, sagte sie.

Sie flogen ein Stück nach Norden, wo eines der ausgetrockneten Flußbetten in eine Salzebene mündete, die jeder überqueren mußte, der zu den Bergen wollte.

»Das ist ein guter Kompromiß«, erklärte Renard. »Früher oder später müssen sie hier durch, und wir können auf weite Entfernung alles überblicken.«

»Wenn sie nicht schon durchgekommen sind«, warf Vistaru sorgenvoll ein.

»Immer noch besser, als blind zu suchen«, sagte die Yaxa, und man einigte sich auf Renards Vorschlag. Nachdem sie eine halbe Stunde am Boden gerastet hatten, flogen sie wieder hinauf.

Einige Zeit später geschah endlich etwas.

»Da, rechts!«schrie Wooly. »Mucrolier, die etwas verfolgen! Zwei Gestalten!«

Zunächst sah keiner von den anderen, was sie entdeckt hatte, da die Lata Nachtaugen hatten und Renards Sehvermögen nur durchschnittlich war. Aber sie folgten der Yaxa.

»Da!«rief auch Renard schließlich. Er beugte sich im Sattel vor und deutete hinunter.

Etwa ein halbes Dutzend Mucrolier jagte zwei kleinere, dunkle Objekte über die gelblichweiße Ebene. Die Verfolgten hatten keine Chance; ihre Jäger waren viel schneller als sie.

»Es ist Mavra!«schrie Wooly, und zum erstenmal klang aus ihrer Stimme Erregung.

Renard zog seinen langen Stab aus der Scheide an Domarus Satteltasche.

»Paßt auf, daß sie mich nicht abschießen«, sagte er zu den anderen. »Ich greife ein.«

Die sechs Mucrolier am Boden hatten genug von der Jagd und setzten dazu an, die Beute zu erlegen, als sie über sich das Rauschen schwerer Flügel hörten. Einer schaute hinauf und brüllte seinen Kameraden etwas zu.

Mavra Tschang entdeckte sie auch und wußte sofort, wer sie sein mußten, obwohl die Yaxa eine Überraschung für sie war. Sie hatte nicht die Absicht, sich fangen zu lassen; als die Mucrolier sich der neuen Bedrohung stellten, hetzte sie über die Ebene, so schnell sie konnte, gefolgt von Joshi.

Einer der Mucrolier hob sein Gewehr und wurde plötzlich von einer kleinen Gestalt gerammt. Vistaru ließ sich mit den Füßen voraus hinabfallen, prallte gegen die Schnauze des Wesens und stieß ihren Stachel in seinen Körper.

Die Aufmerksamkeit des Rudels wurde abgelenkt. Domaru flog tief an, und Renard stieß mit seinem Taster zu; die Tausende Volt in seinem Körper strömten durch den rechten Arm und den Stab hinaus. Es gab einen grellen Blitz, als einer der Mucrolier getroffen wurde. Er kreischte entsetzt und brach zusammen.

Die Mucrolier waren keine disziplinierten Soldaten, sondern Flüchtlinge, und der Angriff brachte sie durcheinander. Als Renard zustieß, wandten sie sich gemeinsam wieder gegen ihn, ein Gewehrlauf hob sich, und Vistaru stürzte sich auf eines der Wesen, während Renard im selben Augenblick ein zweites mit dem Taster niederstreckte. Die beiden restlichen Mucrolier gerieten in Panik und ergriffen die Flucht.

Renard lachte triumphierend und landete in der Nähe der am Boden liegenden Gestalten. Vistaru ließ sich sanft auf Domaru nieder.

»Uff«, sagte sie keuchend. »Das habe ich schon seit Jahren nicht mehr gemacht.«

»Mir geht es nicht anders.«Renard lachte. »Aber wie in alten Zeiten, nicht wahr? Wir können es noch.«Sein Grinsen verschwand plötzlich. »Wo ist Wooly?«Er drehte sich um, gemeinsam mit Vistaru.

»Da!«schrie sie.