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Die orangeroten Flügel flatterten in der Ferne, unterwegs zur Grenze von Alestol.

»Wir sind hereingelegt worden«, zischte Renard. »Während wir kämpften, hat sie Mavra geschnappt.«

Sie nahmen sofort die Verfolgung auf, aber es war zwecklos. Die Yaxa war mindestens ebenso schnell wie Domaru, wenn nicht schneller, und Vistaru konnte ihre Geschwindigkeit nur über kurze Strecken ausspielen. Mit jeder Minute, die verging, vergrößerte sich so der Abstand. Sie überflogen die Grenze von Alestol, wo das Land grün war — und tödlich. Unter ihnen standen riesige, faßförmige Pflanzen und warteten darauf, daß sie herunterkamen.

»Es hat keinen Sinn«, sagte Vistaru. »Ich weiß, wohin sie unterwegs ist. Wir sind übertölpelt worden.«

»Was meinen Sie?«

»Sie will zum Zone-Tor von Alestol und die beiden zur Yaxa-Botschaft in Zone bringen. Wir werden gleichzeitig immer weiter nach Alestol hineingelockt, das im Krieg auf der Seite der Yaxa stand. Früher oder später müssen wir landen, um zu trinken oder zu rasten, und die Gaspflanzen werden uns betäuben und auffressen. Wir müssen sofort umkehren. Außerdem hat sie uns weit von dem nächsten Zone-Tor weggelockt, das wir benützen könnten.«

Renard wollte sich die Wahrheit nicht eingestehen, aber Vistaru hatte recht. Als klar wurde, daß sie Wooly nicht einholen konnten, blieb keine andere Wahl, als ein Zone-Tor aufzusuchen, Ortega zu alarmieren und sich in Zone bereitzuhalten. Leider waren sie gut sechshundert Kilometer von einem nutzbaren Tor entfernt und ziemlich erschöpft.

Die Yaxa hatten nicht nur Mavra Tschang in ihre Gewalt gebracht, sie würden auch mindestens einen Tag, wenn nicht länger, über sie verfügen, bevor die einzigen, die davon wußten, darüber Meldung machen konnten.

Sie verfluchten sich innerlich und flogen nach Norden, Richtung Palim.

Zone Süd

Obwohl es sich um die Yaxa-Botschaft handelte, waren nur zwei der Techniker, die sich um die Tische drängten, auch wirklich Yaxa. Ein Wuckl war anwesend und neben ihm mehrere andere Wesen, die den Yaxa zumindest neutral gegenüberstanden, wenn nicht sogar freundlich.

Ein großer Minotaurus blieb an der Tür stehen und betrachtete kurz das überall sichtbare Symbol. Im Gegensatz zu seinem Heimat-Hex Dasheen, das ein übliches Sechseck-Symbol verwendete, benützten die Yaxa ein Ideogramm, das er zuerst mit einem stilisierten Flügelpaar verwechselte. Dann wurde ihm klar, daß er sich irrte. Yaxa war ein Staat an der Äquator-Barriere. Er bestand aus einer Hex-Hälfte, die horizontal gespalten, und einer Hex-Hälfte, die vertikal gespalten war. Nur vierundzwanzig Hexagons dieser Art gab es auf beiden Seiten der Barriere. Die ›Flügel‹ waren in Wahrheit zwei aneinandergefügte Hex-Hälften.

Eine Yaxa kam im Korridor heran, als er ins Zimmer spähte.

»Mr. Yulin?«sagte sie.

Der Minotaurus drehte sich um und nickte mit seinem mächtigen Schädel.

»Ja. Ich habe Ihre Nachricht erhalten und bin gekommen, so schnell ich konnte. Was geht hier vor?«

»Ich bin Botschafterin Windsweep«, erwiderte die Yaxa, ihren offiziellen Spitznamen nennend. »Die beiden Wesen sind Mavra Tschang und ihr männlicher Begleiter. Wir nehmen kleinere Eingriffe vor, um es allen etwas leichter zu machen.«

»Tschang? Wozu die Mühe?«sagte Yulin betroffen. »Wenn Sie sie haben, so beseitigen Sie sie doch, dann haben wir freie Bahn.«

Die Yaxa schien zu seufzen.

»Mr. Yulin, ich möchte Sie daran erinnern, daß wir vor einer Reihe von Problemen stehen. Erstens müssen wir das Schiff im Norden erreichen. Zweitens müssen wir auf die Bozog vertrauen, daß sie das Schiff auf irgendeine Weise von den Uchjin abziehen und eine geeignete Startplattform errichten. Drittens müssen wir, sobald das Raumschiff fliegt, uns Ihrem Planetoiden Neu-Pompeii durch Antor Treligs Roboterstationen nähern. Mr. Yulin, wie lautet das heutige Kennwort für die Killerstationen?«

Er sah sie erstaunt an.

»Ich — ich bin mir nicht sicher«, gab er zu. »Wir hatten eigentlich vor, sie auf einem Schnellband allesamt abzuspielen.«

»Was ist, wenn die Roboter nur auf langsame Sprache programmiert sind?«fragte die Botschafterin. »Wir haben, wie Sie selbst sagen, nur dreißig Sekunden Zeit, das Codewort zu nennen. Wenn das mit dem Tonband nicht klappt, sind wir erledigt.«

Der Gedanke gefiel ihm nicht, weil er der Wahrheit entsprach.

»Und?«

»Mavra Tschang war als Gast auf Neu-Pompeii, nicht wahr? Sie ist vorher nie dort gewesen?«

»Das ist richtig«, erwiderte Ben Yulin. »Kommen Sie zur Sache.«

»Und trotzdem hat Tschang ein Raumschiff entwendet — was noch im Bereich des Möglichen lag —, um dann ohne jede Schwierigkeit an den Roboterstationen vorbeizufliegen. Wie hat sie das gemacht, Mr. Yulin?«

Er hatte schon tausendmal darüber nachgedacht.

»Ich möchte das selbst gern genau wissen«, erwiderte er. »Ich vermute, daß der Computer ihr die Codewörter gegeben hat, als wir sie durchlaufen ließen. Aber schätzungsweise war es doch nur das Codewort für diesen einen Tag. Sie werden täglich geändert, das wissen Sie.«

Die Yaxa senkte ein wenig den Kopf.

»Aber Trelig hat den Code benützt, als Sie starteten, und das war einen Tag nach Mavra Tschang. Sie haben ihn nicht gehört, weil Sie vollauf mit der Steuerung beschäftigt waren, das hat die Tiefenhypnose bewiesen. Die einzigen Codewörter, die also bekannt sind, gelten für den Tag und die Zeit, als Mavra Tschang abflog, nicht wahr?«

»Richtig«, sagte er.

»Von Ihnen wissen wir ferner, daß es einundfünfzig Codeausdrücke gibt. Aber nur einer gilt jeweils für einen bestimmten Tag? Der Wechsel erfolgt täglich. Selbst nach zweiundzwanzig Jahren können wir mit dem Tag von Mavra Tschangs Flucht beginnen und berechnen, an welchem Tag es nun wieder fällig sein wird. Wir kennen den Standard-Kom-Kalender. Wenn wir uns den Zeitpunkt des Anflugs aussuchen, können wir die Gewißheit erlangen, auch durchzukommen. Verstehen Sie?«

Yulin behagte dieser Gedankengang nicht. Solange er der einzige Pilot war, führte er das alleinige Kommando. Mavra Tschang war eine Bedrohung für seine Macht, eine Unbekannte in der Gleichung, weil er nicht wußte, was der Computer ihr sonst noch eingegeben hatte. Er wollte sie nicht wieder auf Neu-Pompeii haben, soviel stand fest.

»Aber Sie können die Codewörter in Tiefenhypnose einfach aus ihr herausholen«, wandte er ein.

»Wir haben es versucht«, erwiderte die Yaxa. »Wie Ortega auch. Es geht nicht. Was durch Obies Einwirken auch in ihrem Gehirn liegen mag, es ist nur in der jeweiligen Situation zugänglich. Sie erinnert sich nicht daran, bis sie es braucht, und es ist für uns ebenso blockiert wie für sie.«

Das stimmte nur zum Teil. In Wahrheit empfanden die Yaxa kein Vertrauen zu Ben Yulin, und sie wollten über ein Druckmittel verfügen. Sie kannten die Codewörter sogar, weil Mavra sie bei der Flucht bewußt ausgesprochen hatte. Blockiert war der Rest der programmierten Informationen.

Zu Yulins grundlegender Amoralität kam, daß seine neue Kultur ausschließlich von Männern beherrscht wurde; die Frauen leisteten die Arbeit, die Männer hatten den Gewinn davon. Die Yaxa-Gesellschaft war das Gegenstück dazu, und mehr; im Grunde waren die Yaxa-Männchen Sexmaschinen, die nach dem Akt von ihren Partnerinnen getötet und gefressen wurden. Für eine rein weibliche Gesellschaft war Mavra Tschangs zusätzliches Wissen vertrauenswürdiger.

Yulin fand sich widerwillig mit der Situation ab.

»Also gut, dann kommt sie mit. Und was hat das alles zu bedeuten?«Er wies auf die Operationstische.

»Tschang und ihr Begleiter sind von den Wuckl chirurgisch verändert worden, damit sie wie Schweine aussehen«, erklärte die Yaxa. »Der Grund ist unwichtig. Wir haben aber zahlreiche Probleme zu lösen: Schutzanzüge lassen sich nicht so leicht umkonstruieren, es müssen wieder Stimmbänder eingesetzt werden. Der Wuckl, der die Eingriffe seinerzeit vorgenommen hat, und fünf Chirurgen aus den fortgeschrittensten Hexagons beschäftigen sich mit ihnen. Die Leute haben viel Geld gekostet. Ihre Fähigkeiten sind teilweise unglaublich.«