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»Links sollte Avigloa sein«, sagte der Ghiskind und deutete hinunter. »Oyakot vor uns rechts. Wir dürften bald landen.«

Hohe Berge ragten in beiden Hexagons und auch unten in Masjenada zum Himmel; Instrumente in den Anzügen zeigten außerordentlich niedrige Temperaturen an, bis achtzig Grad unter Null. Nur die Heizanlagen in den Raumanzügen hielten die Reisenden warm.

Sie sanken herab, um auf einer kleinen Hochebene zu landen. Oyakot auf der anderen Seite bot einen erschreckenden Anblick: Der Schnee besaß eine seltsame Farbe und bestand ganz gewiß nicht aus Wasser; die Felsen waren zu unheimlichen Formen verwittert.

Die Landung erfolgte sanft, das Entladen ging mühelos und schnell vor sich. Sie sahen zu, als ein neues Ballett aus den großen Schwänen wieder kleinere machte und die Netzstränge in die Leiber zurückkehrten.

Alle Wesen bis auf zwei flogen in der Richtung davon, aus der sie gekommen waren.

Die verbleibenden Schwäne schwebten heran, und einer davon ließ sein gelbes Licht wieder erstrahlen.

»Wir wünschen euch viel Glück. Oyakot liegt am Ende dieser Hochebene. In wenigen Stunden sollte euch dort jemand abholen.«

Die Gruppe bedankte sich bei den eigenartigen Geschöpfen und sah zu, wie sie in die Luft stiegen und davonflogen, dem farbigen Leuchten im Osten entgegen.

Plötzlich fühlten sie sich schrecklich einsam.

Oyakot, in der Nähe der Grenze von Pugeesh

Die Oyakot sorgten für die rasche und bequeme Fortsetzung der Reise. Die Wesen hatten Ähnlichkeit mit olivgrünen Leinensäcken, die überall mit kleinen, scharfen Dornen bestückt waren. Sie hatten Hunderte von winzigen Beinen und ein Zentralgeflecht von langen Greifarmen an der Oberseite. Wo sich ihre Augen, Ohren, die Nase oder der Mund befanden, war nicht erkennbar. Das Hochgebirge mit den heftigen, kalten Winden schien sie nicht zu beeindrucken.

Aber sie besaßen Straßen und Fahrzeuge, die auf Lichtbahnen dahinfuhren. Das Hexagon war überzogen von einem riesigen Transportnetz, und die Fahrt führte sie über massive Brücken und durch viele Kilometer lange Tunnels. Die Geschwindigkeit blieb konstant, die Steuerung geschah automatisch; die Fahrer überwachten nur die Fortbewegung und griffen lediglich in Notfällen ein.

Die Oyakot waren gesprächig; eine freundliche, praktisch gesinnte Rasse, hatten sie aus einem rauhen Land das Beste gemacht. Daß für die Oyakot Sauerstoff etwas Festes war, änderte nichts an der geistigen Verwandtschaft, die man bei den Reisenden mit diesem klugen, fleißigen Volk empfand.

Wooly machte sich jedoch Sorgen. Man hatte erfahren, daß Trelig und seine Gruppe bereits ebenfalls weit nach Oyakot gelangt waren und nur wenige Stunden hinter ihnen zurückblieben. Außerdem näherte sich ihr Trupp Pugeesh, und die Informationen waren immer noch dürftig.

»Kann Ihnen nicht viel darüber sagen«, erklärte ihr Oyakot-Fahrer. »Da drüben ist es viel zu heiß. Sicherer Tod, auch nur über die Grenze zu gehen. Sieht scheußlich aus, alles brodelt und zischt. Ich habe gehört, daß sie auch keinen Botschafter in Zone haben — also wissen wir soviel oder sowenig wie andere. Da — jetzt können Sie es sehen. Mir wird schon gruselig, wenn ich nur hinschaue.«

Es war ein Dschungel, soviel stand fest. Eine massive Wand von dunkelroten Pflanzen ragte vor ihnen auf, und hier und dort zwischen der üppigen Vegetation trieben riesige Dunstschleier dahin.

Als sie ausluden, sagte Wooly warnend:»Das Meer von Borgun liegt unmittelbar nördlich von Pugeesh, und es besteht in erster Linie aus flüssigem Chlor. Das gibt euch eine Vorstellung davon, wie es da aussieht. Die Oyakot finden das sehr heiß, aber für jeden von uns ist es noch immer außerordentlich kalt.«

Mavra Tschang und Joshi schauten sich bedrückt um.

»Von Straßen ist auch nichts zu sehen«, sagte sie. »Wie sollen wir da hindurchkommen?«

»Etwas weiter nördlich gibt es Flachland«, erwiderte die Yaxa nach einem Blick auf die Karte. »Dort können wir das Gebirge umgehen. Was die Durchquerung des Dschungels angeht, müssen wir uns vielleicht den Weg freihacken.«

»Wenn die Pflanzen nun die Pugeesh sind?«sagte Yulin unsicher. »Wir fangen an, sie abzuhacken, und peng! Und wir haben einen weiten Weg zurückzulegen.«

»Ich bin ziemlicher sicher, daß sie nicht die Pflanzen sind«, sagte der Torshind. »Was sie wirklich sind, weiß ich nicht — aber wir werden es sehen. Inzwischen können wir uns aber gut verteidigen.«Die Greifarme des Kristallwesens, in dem der Torshind steckte, holten einige seltsam aussehende Metallteile aus einem der Gepäckstücke. Montiert ergaben sie ein Gewehr mit langem Kolben und großem Zylinder.

»Was wird damit verschossen?«fragte Mavra.

»Napalm«, sagte der Torshind.

* * *

Für Mavra und Joshi baute man lange Plattformen, die auf einer einzelnen, breiten, mit Stacheln bestückten Rolle liefen. Darauf konnte die Ausrüstung transportiert werden. Die Plattformen waren ungefähr zwei Meter breit.

Mavra ärgerte sich darüber, angeschirrt zu werden, aber die anderen reagierten scharf.

»Deshalb sind Sie überhaupt nur dabei«, knurrte Yulin wütend. »Wenn Sie Ihren Beitrag nicht leisten, nützen Sie uns nichts.«

Sie gab schließlich nach.

Als sie die Ebene erreichten, fanden sie Platz genug und kamen einige Zeit gut voran. Der Boden war hart und mit langen, rasiermesserscharfen, purpurroten Stengeln bedeckt, die aber ganz wie Gras reagierten und den Rollen keinen Widerstand entgegensetzten.

Den richtigen Kurs beizubehalten, erwies sich oft als schwierig, und Wooly mußte häufig einen Kompaß zu Rate ziehen. Die Nadel wies stets auf den Äquator, was genügte.

Es gab keinen Hinweis darauf, was für Wesen die Pugeesh sein mochten. Keine sichtbaren Pfade, keine Bewegung. Das machte sie nervös; sie hätten gefährliche Raubwesen dem Unsichtbaren und Unbekannten vorgezogen.

Sie waren bis Sonnenuntergang ein gutes Stück vorangekommen, bevor sie anhalten und rasten mußten. Yulin und Wooly waren sich darin einig, daß die Bewohner Nachtwesen sein mußten, so daß ständig Wachen aufgestellt wurden. Man beschloß, zu zweit Wache zu halten: Wooly und Mavra als erste, Yulin und Joshi nach ihnen, während der Torshind, der keinen Schlaf brauchte, aber nach Wunsch Teile seines Gehirns abschalten konnte, in Reserve stand.

Wooly und Mavra schalteten ihre Funkgeräte auf eine andere Frequenz — die Yaxa mußte es für das Pferd mit übernehmen —, um die anderen nicht zu stören.

»Wirklich still hier«, sagte Wooly nach einer Weile.

Mavra nickte.

»Es ist jetzt ganz dunkel geworden. Man sieht ein paar Sterne und hier unten nichts als die Pflanzen. Haben Sie etwas sehen können?«

»Nichts. Vielleicht haben wir Glück, und es bleibt so. Hier scheint außer den Pflanzen nichts am Leben zu sein. Das einzige, was sich bewegt, sind diese Gasschwaden — ich halte sie der Farbe nach für Chlor, aber genau kann man es nicht sagen.«

Mavra strengte die Augen an und konnte hier und dort dunstige Stellen erkennen.

»Sie glauben doch nicht…?«

»Die Wolken? Daran habe ich schon gedacht. Sie scheinen nicht in eine bestimmte Richtung zu ziehen, mit dem Wind. Aber sie sind nur ganz dünne Wölkchen. Selbst wenn sie die Pugeesh wären, könnten sie uns nicht viel anhaben. Sogar der schwächste von den Anzügen könnte ein Bad in reiner Schwefelsäure ohne Schaden überstehen.«

»Aber Napalm wäre nicht sehr wirksam gegen sie, oder?«

Darauf gab es nicht viel zu sagen.

»Sie sind ein Neuzugang, nicht wahr?«sagte Mavra. »Man merkt es an manchen Redewendungen.«

»Ja. Aber nicht von einer Welt, die Sie kennen würden. Ich bin schon alles mögliche gewesen — Farmer, Politiker, Polizist. Dann wurde ich einfach alt, und die Verjüngung nimmt einem geistig jedesmal etwas weg. Da dachte ich, zum Teufel damit, ich habe alles getan, was es gibt, mehr als die meisten. Ich bin mit dieser Einstellung losgeflogen und geriet in ein Tor der Markovier. Davon werden sie ausgelöst, wissen Sie — von einem Wunsch, mit allem Schluß zu machen, Niedergeschlagenheit, all das, was die Markovier empfanden, wenn sie die Tore benützten, um hierherzukommen. Aber es war seitdem auch ein interessantes Leben. Ich bereue von Vergangenheit und Gegenwart nicht viel. Und Sie?«