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Sie sahen einander nervös an.

»Bitte!«sagte der Torshind. »Wenn Sie es nicht tun, muß ich den Körper entweder verlassen, oder es tritt ein dauernder Gehirnschaden ein.«

Das wirkte endlich.

»Hypno!«befahl jemand, und man brachte eine Injektionsspritze.

Die Ärztin wirkte unsicher.

»Sind Sie sicher, daß das nicht auch auf Sie Einfluß hat?«fragte sie besorgt. »Und ist die totale Übernahme umkehrbar?«

Der Yaxa-Yugash nickte.

»Völlig. Das Wesen wird sich an die Übernahme nur ganz undeutlich erinnern. Beeilen Sie sich!«

Die Spritze wurde durch ein Gelenk gestochen, und nach wenigen Minuten hörte das Zucken auf. Die Yaxa befand sich in tiefem Hypnoseschlaf. Plötzlich wurde sie lebendig, erhob sich und legte einen Druckanzug an.

»Das ist viel besser«, sagte der Torshind. »Ich habe jetzt vollständige Kontrolle. Ich würde mehrere Tage in einem solchen Körper verbringen müssen, um ihn ganz zu beherrschen, aber ich glaube, ich komme zurecht damit. Gehen wir?«

Die ganze Gruppe begab sich zum nächstgelegenen Zone-Tor.

Die Botschafterin und die Leiterin des Unternehmens traten als erste in das Tor, dann der Yaxa-Yugash, gefolgt von den anderen.

In seinem Büro ganz unten im Korridor fluchte Serge Ortega vor sich hin. Seine Monitoren hatten ihm alles verraten, bis auf die Frage, ob das Experiment gelungen war. Befand sich der Torshind jetzt in Yaxa oder in Yugash?

Glathriel

Der Gedemondas, fast drei Meter lang, mit weißem Pelz, runden Plattenfüßen und Hundeschnauze, gluckst.

»Aber die wahre Probe ungeheurer Macht ist die Fähigkeit, sie nicht anzuwenden.«Er sieht sie an und deutet mit einem Klauenfinger. »Was auch geschehen mag, Mavra Tschang, denken Sie daran!

Sie ist verwirrt. »Sie glauben, ich werde große Macht bekommen?«fragt sie skeptisch und ein wenig spöttisch.

»Zuerst müssen Sie in die Hölle hinabsteigen«, warnt der Gedemondas. »Erst dann, wenn die Hoffnung zunichte ist, werden Sie erhoben und auf den Gipfel erreichbarer Macht gesetzt, aber ob Sie weise genug sein werden oder nicht, zu wissen, was Sie damit tun oder nicht tun sollen, ist uns verborgen.«

»Woher wissen Sie das alles?«fragt Vistant, die Lata-Elfe.

Der Gedemondas lacht wieder leise.

»Wir lesen Wahrscheinlichkeiten. Wissen Sie, wir sehen — erkennen ist ein besseres Wort — die Mathematik des Schachts der Seelen. Wir fühlen den Energiefluß, die Bindungen und Zusammenhänge in jedem Partikel von Materie und Energie. Alle Wirklichkeit ist mathematisch, alle Existenz — in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft besteht aus Gleichungen.«

»Dann können Sie also voraussagen, was geschehen wird«, wirft Renard, der Agitar-Satyr, ein. »Wenn Sie die Mathematik sehen, können Sie die Gleichungen lösen.«

Der Gedemondas seufzt.

»Was ist die Quadratwurzel von minus zwei?«fragt er selbstzufrieden.

Mavra Tschang erwachte, die Worte des Schnee-Riesen wie immer in den Ohren. Sie hatte diesen Traum seit dem eigentlichen Ereignis tausendmal geträumt. Wie lange war das her? Zweiundzwanzig Jahre, hatte der Ambreza-Doktor gesagt.

Damals war sie siebenundzwanzig gewesen; jetzt ging sie auf die fünfzig zu. All die Jahre, dachte sie, auf ihren Polstern liegend. Ein ganzes Leben.

Sie dachte nicht mehr an die Zeit, in der sie menschlich gewesen war. Sie wußte, daß man ihr das vor zweiundzwanzig Jahren bei der Hypnosebehandlung eingeprägt hatte, aber mit der Zeit war das durch die Träume und Gedanken verblaßt.

Sie erinnerte sich an die Gedemondas, auch wenn diese Wesen dafür gesorgt hatten, daß sonst niemand eine Erinnerung an sie hatte — an ihre Macht und Weisheit, daran, wie einer von ihnen nur den Finger auf die Antriebskapsel gerichtet hatte, worauf sie hinabgestürzt und explodiert war.

Sie erinnerte sich, von den Olborniern gefangengenommen und in einen Tempel gebracht worden zu sein, wo man ihre Glieder mit dem seltsamen Stein berührt hatte. Aber sie wußte nicht mehr, wie das Leben vorher gewesen war.

Gewiß, sie erinnerte sich an ihre Vergangenheit, aber irgendwo, Jahre zuvor, war in ihr etwas gerissen. Sie hatte diese Dinge nur schief und verzerrt im Gedächtnis; alle, die sie gekannt hatte, sahen aus wie sie — die Bettler, die Huren, die Piloten, ihr Mann.

Sie hatte gebrütet und geträumt und war in eine ungeheure, selbstmörderische Depression versunken, dann war der Wandel gekommen. Sie verstand ihn nicht, aber sie akzeptierte ihn.

Auf einer Welt mit 1560 Rassen war Platz genug für eine mehr, eine Tschang, wenn man so wollte.

Und Joshi war bald danach gekommen, wie als Antwort auf dieses neue Gefühl in ihr.

Sie rollte sich herum und stand ungeschickt auf. Es war nicht einfach, aber sie hatte es schon so oft getan, daß es zur zweiten Natur geworden war. Sie reckte sich, und ihr langes Haar fiel an ihrem Gesicht herunter. Es störte sie nicht, daß es vor und hinter den Ohren bis zum Boden reichte, so wenig wie die Tatsache, daß ihr Pferdeschwanz ein riesiger Besen war, der hinter ihr nachschleifte.

Sie ging zu einem niedrigen, zwei Meter breiten Spiegel, drehte sich und schüttelte den Kopf, um die Haare aus den Augen zu bekommen.

Das Wesen, das sie aus dem Spiegel anblickte, war wahrhaftig ein fremdartiges, für alle außer sie selbst und Joshi. Es hatte Jahre gedauert, bis sie überhaupt um einen Spiegel gebeten hatte. Erst nach der Veränderung.

Man entferne zunächst die Gliedmaßen vom Rumpf einer kleinen Frau, dann kippe man ihn mit dem Gesicht nach unten, hebe die Hüften ungefähr einen Meter über den Boden, die Schultern etwa achtzig Zentimeter hoch. Dann befestige man an den Schultern genau passende Maultier-Vorderbeine. Dazu nehme man zwei Hinterbeine, ebenfalls die eines Maultieres, aber alles bleibe ›menschlich‹, dem unbehaarten, orangefarbenen Rumpf genau angepaßt — bis auf die Hufe an allen vier Beinen. Man ersetze die Frauenohren durch meterlange Eselohren aus menschlicher Haut. Das Resultat ist noch eindrucksvoller, wenn man weiß, daß die Frau ursprünglich keine 150 Zentimeter groß war, Beine und Kopf eingeschlossen, so daß die Ohren tatsächlich länger sind als der Rumpf. Als letztes füge man noch einen Pferdeschwanz am Steißbein hinzu. Dieser war ein Geschenk von Antor Treligs Party auf Neu-Pompeii, vor so langer Zeit. So war Mavra Tschang von den Katzen Olborns verwandelt worden.

Es störte sie nicht, daß ihre Haare die Sicht behinderten; den Kopf erhoben, so hoch es ging, konnte sie ohnehin kaum drei Meter weit sehen. Sie hatte gelernt, sich weniger auf ihre Augen als auf andere Organe zu verlassen, vor allem auf die Ohren, obwohl sie damit nicht besser hörte als früher mit ihren eigenen. Sie waren mit kleinen Muskeln in der Kopfhaut befestigt und unabhängig voneinander beweglich. Sie gebrauchte sie wie ein Insekt seine Fühler.

Sie ging zum äußeren, überdachten Teil ihrer Unterkunft, senkte das Gesicht zum Boden hinab und packte mit dem Gebiß eine Lederklappe. Sie zog sie zurück und gelangte zu einem einfachen Ledersack, den sie ebenfalls mit den Zähnen hochhob. Die Ambreza sorgten dafür, daß ihr Gebiß gesund blieb.

Ihre Halsmuskeln waren das einzige Hilfsmittel, das ihr zur Verfügung stand, um den schweren Sack hochzuheben. Sie stellte die Vorderbeine auf beiden Seiten des Sacks nieder und wühlte mit Nase und Mund, bis die Öffnung für ihr Gesicht groß genug war. Im Inneren befand sich gekochtes, kleingehacktes Fleisch, kalt, aber noch frisch. Sie fraß, wie ein Hund es tat. Danach schloß sie den Sack, legte ihn wieder in das Loch und deckte es zu.