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Er sah ihr sehr ähnlich, hatte aber natürlich keinen Pferdeschwanz und andere Haare, eine Mähne, die am Rückgrat bis zu den Hüften hinabwuchs. Er war dick. Sein dünner Bart zeigte Spuren von Weiß, obwohl er erst Ende Zwanzig war.

Sie waren aneinander gewöhnt. Nach dem Trinken fragte er:»Gehst du zum Strand? Die Nacht scheint klar zu sein.«

Sie nickte.

Sie verließen das Gehege und trabten den Weg hinunter. Das Rauschen der Brandung wurde sehr laut.

»Muß ein Sturm draußen auf dem Meer sein«, meinte er. »Hör dir das an.«

Aber ob draußen ein Sturm tobte oder nicht, der Himmel war fast völlig klar und ließ nur hier und dort hauchdünne Wolken erkennen.

Er legte sich in den Sand, und sie ließ sich auf ihm nieder, so daß sie die Sterne sehen konnte.

Die Hoffnung ist nie zu Ende, dachte sie. Nicht, solange ich lebe. Nicht, solange die Sterne so leuchten.

Joshi drehte den Kopf nach oben und schaute zum nordöstlichen Horizont hinüber.

»Schau«, sagte er, »du kannst deinen Mond sehen.«

Sie senkte den Blick zum Horizont. Da war er, eine große, silberne Scheibe, unwirklich und fehl am Platze, wie ein großer Silberklumpen.

Sie sind sicher alle längst tot, dachte sie. Alle bis auf Obie — der arme, einsame Obie. Der Computer war weit mehr gewesen als jede Maschine mit Eigenbewußtsein, die sie je gesehen hatte. Obie war der Sohn Gil Zinders und betrachtete sich auch so. Einsam. Ein merkwürdiger Begriff für ihr Denken, nachdem sie doch ihr ganzes Leben einsam gewesen war, bis auf die wenigen Jahre ihrer Ehe. Und trotzdem ging es ihr jetzt besser als dem armen Obie. Sie hatte Joshi und den Stamm.

Nach einer Weile drang die salzige Gischt bis zu ihnen. Wolken zogen auf, und sie kehrten zu ihrer Unterkunft zurück.

»Die ›Trader‹ muß irgendwann diese Woche kommen, nicht wahr?«sagte er.

»Ja. Hoffentlich bringt sie die Biologiebücher mit und die Bände über Wadenetzfischen.«

Er seufzte.

»Das mit der Fischerei kann ich verstehen — jedenfalls für den Stamm. Die Gläubigen müssen gläubig bleiben. Aber warum das Interesse an der Biologie? Du weißt, daß wir eine Rasse aus zwei Geschöpfen sind, und steril dazu. Wenn nicht, hätten wir schon Kinder.«

»Ich bin auf jeden Fall steril«, sagte sie mit leisem Lachen. »Selbst wenn ich es nicht wäre, hätten wir Glathriel-Kinder. Aber es gibt vielleicht Wege. Ich habe schon seltsamere Experimente in genetischer Manipulation gesehen. Für mich könnte es aber schon zu spät sein. Ich werde langsam zu alt dafür.«

Er drängte sich an sie.

»Für mich bist du nicht zu alt. Ein bißchen zerfranst und dick und breitarschig, aber ich mag das so.«

»Das sagst du nur, weil ich die einzige Frau bin, die du hast«, sagte sie. »Außerdem weiß ich von der Jungfrauenopferung, die du dem Stamm einreden willst.«

Er lachte.

»Ich hatte eine gute Lehrerin«, sagte er. Er wurde wieder ernst. »Aber ich bin kein Glathriel mehr. Ich bin ein Tschang, du bist ein Tschang, und niemand kann daran etwas ändern.«

Das freute sie. Sie kehrten in ihre Unterkunft zurück, und Mavra war zuversichtlich, daß sie, bevor sie starb, einmal wieder über ihr eigenes Schicksal würde bestimmen können.

Aber das Schicksal hatte stets über Mavra Tschang bestimmt.

Dasheen

Ben Yulin war nervös. Die Yaxa waren in Dasheen nicht sehr willkommen, nicht seit den Tagen des Krieges, als das friedliche, agrarische Dasheen durch seine Anwesenheit und die Beharrlichkeit der Yaxa in den Krieg hineingezogen worden war, auf Seiten des Nord-Bündnisses.

Die Dasheen waren Minotauren; im Augenblick gab es ungefähr achthunderttausend davon, und nur an die achtzigtausend waren Männer. Ihre großen, kräftigen, muskulösen Körper waren mit seidigem Fell bedeckt, die Köpfe glichen denen stromlinienförmiger Stiere: riesig, fast ohne Hals, mit kurzen Schnauzen, breiten, rötlichen Nasen, großen, braunen Augen und gewaltigen, gebogenen Hörnern.

Vom Standpunkt der Männer aus war der einzige Nachteil der, daß Dasheen-Stieren die Fähigkeit mangelte, Kalzium direkt zu verarbeiten. Das führte zu einer Mangelerscheinung, die nur durch die Milch der Frauen zu beheben war.

Die Yaxa war unangekündigt auf der großen Farm erschienen und hatte die Kühe erschreckt. Sie landete in der Nähe des Haupthauses, eines riesenhaften Gebäudes mit Silos, Speichern, Unterkünften für Yulins 117 Frauen und Töchter.

Es war nicht so, daß er mit den Yaxa keine Verbindung mehr gehabt hätte, aber gewöhnlich wurden solche Zusammenkünfte insgeheim arrangiert, indem er in ein neutrales Hoch-tech-Hex ging, um seine Theorien zu erproben, oder indem er sich nach Zone begab.

Yulin beruhigte seine Familie und ging der Yaxa entgegen.

Der große Schmetterling, ausdruckslos wie immer, schien sich knapp zu verbeugen. Yulin lud das Wesen ein, hereinzukommen, dann ließ er sich in einem mächtigen Schaukelstuhl nieder und wartete.

»Ich bin Racer«, sagte die Yaxa.

»Willkommen, Racer. Aber ist es nicht ein wenig riskant, hierherzukommen? Ich meine, ich weiß, daß die Grenze nicht weit entfernt ist, aber Sie werden kaum vermeiden können, gesehen zu werden. Man wird Fragen stellen.«

»Was ich zu sagen habe, ist viel zu wichtig, als daß es Aufschub vertrüge. Zone selbst ist viel zu riskant dafür, und es blieb keine Zeit, Sie mit einer plausiblen Begründung zu holen. Es geht um folgendes: Wir haben Yaxa in ein Nord-Hex gebracht. Wir können jetzt jeden hinbringen — unter Schwierigkeiten, aber mit absoluter Gewißheit.«

»Wie ist das möglich?«fragte er verblüfft.

»Ein Energiewesen aus dem Norden, der Yugash, züchtet kristalline Wesen nach seinen Bedürfnissen und steuert sie dann, indem er in die Körper schlüpft«, erklärte Racer. »Ein Yugash nahm Verbindung mit uns auf. Man glaubt dort, wie wir, daß der Schacht den Transfer zwischen Zone und den Hex-Toren nicht nach der körperlichen Form bewirkt, sondern nach der geistigen Ausstattung. Wir haben einen Yugash, genannt der Torshind, ermächtigt, eine Yaxa ganz in Besitz zu nehmen, während die Gedankenprozesse der Yaxa stark unterdrückt waren. Der Yaxa-Körper betrat das Zone-Tor — kam aber in Yugash heraus.«

Yulin überlegte.

»Diese Wesen können einen Körper übernehmen, und der Schacht befördert sie — und den Körper, in dem sie sich aufhalten — nach Yugash?«

»So ist es. Ein wenig entnervend, aber zum Glück können sie nicht nach Hexagons im Süden gelangen. Der Schacht heißt aus gutem Grund ›Schacht der Seelen‹ — er erkennt dich an deinem Geist, nicht an deiner äußeren Form. Wir glauben fest, daß wir jetzt eine Gruppe nach Ihrer Auswahl nach Yugash bringen können, in Luftlinie nur drei Sechsecke von der Stelle entfernt, wo Sie in Uchjin notgelandet sind.«

Die Nachricht war unfaßbar für Yulin. Er konnte kaum glauben, daß es nicht irgendwo einen Haken gab.

»Was soll diese Wesen hindern, uns einfach nicht mehr freizugeben, wenn sie uns einmal in der Gewalt haben?«fragte er argwöhnisch. »Ich habe genug vom Leben auf der Sechseck-Welt gesehen, um zu wissen, daß die Legenden meiner Rasse von Zentauren, Meerjungfrauen und Geistern mehr waren als Kollektiverinnerung. Manche dieser Wesen müssen in der frühen Zeit sogar auf der Heimatwelt der Menschen gewesen sein. Es gibt auch Legenden von Menschen, die von Dämonen besessen waren. Ich werde den Verdacht nicht los, daß die Yugash…«Er verstummte.

»Sie könnten recht haben«, gab Racer zu. »Die Beschäftigung mit vielen Neuzugängen hat Hinweise auf diese Möglichkeit ergeben, und die Schilderungen sind sehr ähnlicher Art. Es ist durchaus möglich, daß Yugash sich in vielen Bereichen des Weltraumes herumtreiben, die Abkömmlinge jener, die in Körpern von Prototyp-Kolonisten die Sechseck-Welt vor Äonen verlassen haben. Wir sind aber ziemlich sicher, daß ein Yugash zwar einen fremden Körper kontrollieren, nicht aber seine Gedanken lesen kann. So wäre er mangels Wissen trotzdem nicht in der Lage, das Raumschiff zu fliegen, und er könnte auch keinen Zugang zu Obie finden.«