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»Ich bin ein Narr!«rief er.»Natürlich. Obie, funktioniert dein kleiner Spiegel noch?«

»Ja, Ben, aber nur innerhalb seiner alten Grenzen. Der große ist starr auf den Schacht-Computer eingestellt, bis ich oder jemand anderer dahinterkommt, wie wir ihn loslösen können, und im Augenblick habe ich da überhaupt keine Vorstellung.«

»Okay. Der kleine ist alles, was ist jetzt brauche. Obie, du hast die Formel für den Schwamm, nicht?«

»Selbstverständlich«, kam die Antwort.»Aus dem Blut einer Reihe früherer Versuchspersonen.«

»Mhm«, sagte Yulin.»Aktivieren und Energie zuführen. Ich brauche eine kleine Menge Schwamm, sagen wir fünf Gramm, in einem dichten Plastikbehälter. Und ich brauche zusätzlich ein Kilogramm des Stoffes mit den folgenden chemischen Ersatzbestandteilen…«

Er ratterte eine lange chemische Formel herunter. Die anderen sahen ihn erstaunt an.

Zinder begriff als erster, was Yulin vorhatte, und stöhnte auf.

»Aber — das können Sie nicht tun

Aber Yulin konnte es, hatte es verlangt, und schon schwang der Spiegel sich über die kleine Plattform hinaus, und das blaue Feld entstand.

»Was, zum Teufel, wollen Sie tun?«schrie Trelig.

»Er will die armen Kerle vergiften«, sagte Gil Zinder. Er sah zu Yulin auf.»Aber — warum? Mit Schwamm wären sie ohnehin wieder unter Ihrer Kontrolle.«

Yulin schüttelte den Kopf.

»Vielleicht oben — vielleicht. Aber nicht die Leute dort draußen. Sie haben sich mit dem Tod schon abgefunden und sich festgelegt.«Er wandte sich an Trelig.»Achten Sie hier auf den alten Doc, während ich den Stoff hole!«rief er, dann stürmte er die Treppe zur Plattform hinunter. Vorsichtig untersuchte er die beiden Päckchen, holte Handschuhe und griff danach. Er traute Obie immer noch nicht ganz. Dann lief er wieder hinauf.

»Haben wir noch Sprechverbindung?«fragte er den Rat.

»Ich denke schon«, entgegnete Trelig,»wenn sie die Schaltungen nicht zerschossen haben. Versuchen Sie es!«

Yulin ging zur Wand und drückte auf eine Taste.

»Ihr da draußen!«rief er und hörte seine Stimme unheimlich aus der großen Wölbung draußen widerhallen.»Hört zu! Wir haben Schwamm! Es ist nicht aussichtslos! Wir geben ihn euch, wenn ihr eure Waffen abliefert!«

Er schaltete das Sprechgerät auf Wiedergabe.

Draußen wurde es plötzlich ganz still. Es kam noch keine Antwort, aber geschossen wurde auch nicht.

Nach einer schier endlosen Pause knurrte Trelig:»Sie haben es nicht geschluckt.«

Yulin fürchtete das zwar auch, erwiderte aber:»Nicht so voreilig. Sie stimmen vermutlich ab. Und denken zum erstenmal an die Qualen, wenn sie nichts bekommen. Obwohl sie die Wirkung erst nach einer geraumen Zeit spüren, denken sie an nichts anderes.«

Und er hatte recht. Einige Minuten später dröhnte es aus dem Lautsprecher:»Okay, Yulin. Vielleicht kommt ihr raus. Aber woher wissen wir, daß ihr nicht lügt? Wir wissen, wieviel Schwamm geliefert wird, bis aufs Gramm genau.«

»Wir können ihn herstellen, soviel ihr wollt«, erwiderte Yulin gepreßt.»Ich beweise es euch. Schickt einen Abgesandten über die Brücke. Irgend jemanden. Ich werfe fünf Gramm hinaus. Versucht es. Ihr werdet wissen, daß ich die Wahrheit sage.«

Es blieb wieder lange still, dann sagte dieselbe Stimme:»Gut. Ich komme herüber. Aber wenn ich es nicht schaffe oder der Stoff nichts taugt, legen euch die anderen sechs um, und wenn es das letzte ist, was sie tun — und oben sind noch genug von uns. Sie wissen, was hier unten vorgeht.«

Yulin grinste vor sich hin. Auch das war eine nützliche Information. Die Sprechverbindungen zur Oberfläche bestanden noch.

Einige Minuten später konnte man eine einsame Gestalt über die Brücke gehen sehen. Es war eine kleine, zerbrechlich aussehende Gestalt, entweder ein sehr junges Mädchen oder einer der Männer mit Frauenkörper. Es spielte keine Rolle.

Der ehemalige Aufseher blieb zehn Meter vor dem Eingang stehen.

»Ich bin hier«, teilte er (sie?) mit.

Yulin griff nach dem kleinen Beutel Schwamm.

»Hier kommt es!«rief er und warf ihn auf die Brücke hinaus.

Der Aufseher hob ihn auf, riß ihn auf und zog das winzige Stück gelbgrünen Schwamms heraus, das eigentlich ein richtiges Lebewesen war. Es war auch tatsächlich ein Schwamm, Bewohner einer schönen Welt, die vor Jahrhunderten durch eine Vorauskolonie der Menschen besiedelt worden war. Das Zusammenwirken von fremden Bakterien mit einigen der synthetischen Elemente in den Nahrungsvorräten der Kolonisten hatte das Grauen hervorgebracht, durch das Trelig und sein riesiges Syndikat so mächtig geworden waren. Der neue mutierte Stoff hatte jede Zelle der menschlichen Körper durchdrungen und lebenswichtige Substanzen verdrängt. Die Zellen leisteten nicht den geringsten Widerstand, ja, sie erzeugten den Stoff sogar selbst, sobald er einmal eingedrungen war. Die erste Verseuchung war nicht umkehrbar. Eine geringe Menge verursachte keine erkennbaren äußeren Veränderungen, aber vorhanden war sie. Eine große Menge, wie die Aufseher sie erhalten hatten, verursachte Deformierung, betonte die gegenläufigen Sexualmerkmale oder rief, wie bei Nikki Zinder, unaufhaltbare Fettsucht oder ähnlich schreckliche Folgen hervor.

Der Organismus war jedoch vollkommen parasitär. Er verzehrte den Wirt, vor allem sein Gehirn, dessen Zellen in rascher Progression unwiderruflich abstarben. Ohne Behandlung zerstörte der mutierte Stoff den Geist lange vor dem Körper; es war ein sehr schmerzhafter Vorgang. Man wußte, was geschah, wußte es, bis die Hirnrinde voll erfaßt wurde und den Betroffenen zuerst in ein Tier, dann in eine Pflanze verwandelte, die einfach dalag und verhungerte. Eine Lobotomie in Zeitlupe.

Der Schwamm war nicht die Droge, sondern das Gegenmittel. Kein wirksames, da er immer wieder gegeben werden mußte, aber die Absonderungen der Schwämme hielten das Wachstum des Mutationsstammes auf. Wenn man Schwamm brauchte, wurde man zum Sklaven des Syndikats. Der Stoff war für die Kom-Welten zu gefährlich, als daß man ihn herumliegen lassen durfte; der Schwamm selbst enthielt das suchterregende Material. Aber habgierige, ehrgeizige Politiker besaßen ihn, züchteten ihn und herrschten damit.

Angesichts einer solchen Zukunft schlang der Aufseher den Schwamm aus dem Plastikbeutel gierig hinunter. Die Dosis reichte nicht aus, aber sie würde überzeugend wirken.

»Es ist echt!«rief der Aufseher, offensichtlich erstaunt.»Es ist der echte Stoff!«

»Ein Kilogramm im Tausch für eure Waffen!«schrie Trelig.»Jetzt — oder wir warten ab!«

»Die Nachricht ist nach oben gegangen«, meldete sich eine neue, tiefere Stimme aus dem Lautsprecher.»Okay, wir kommen herüber — vier von uns. Die anderen sorgen dafür, daß ihr uns nicht abknallt. Ihre Waffen bekommt ihr, wenn wir das Kilo haben und ihr herauskommt. Nicht früher.«

Trelig wartete eine Weile und grinste bösartig.

Drei weitere Aufseher traten zu dem ersten und blickten erwartungsvoll auf den Eingang.

»Okay, hier ist das Kilo!«rief Trelig, als er das Päckchen hinauswarf.

Sie stürzten sich darauf, und einer lief damit zurück, während die anderen Trelig nervös die Sicht versperrten.

»Wenn sie es nun nicht sofort nehmen?«flüsterte Yulin.

»Sie tun es«, sagte Trelig zuversichtlich.»Sie sind überfällig. Wie wirksam ist der Stoff denn?«

»Fünf oder sechs Minuten lang wird er ein grandioses Gefühl vermitteln«, erwiderte Ben.»Danach, nun, sie sollten eigentlich alle schwere Herzanfälle bekommen und umkippen.«

Trelig sah ihn besorgt an.

»Sollten? Sie meinen, es bestehen Zweifel?«

»Nein, nein, eigentlich nicht, das habe ich nicht gemeint. Nein, das Zeug könnte eine ganze Armee töten. Lassen Sie ihnen zehn Minuten Zeit, nicht länger.«

»Glauben Sie, daß sie nach oben laufen?«fragte Trelig.»Oder daß einer lange genug am Leben bleibt und die Nachricht durchgibt?«