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Trelig gestikulierte mit der Pistole und führte Gil Zinder hinunter.

Die Verwandlung dauerte nicht lange. Yulin sah zu, wie Zinder sich zuerst in blauem Licht auflöste und sich als genaue Entsprechung von Nikki Zinder wieder bildete. Der alte Wissenschaftler konnte nichts tun und stand still dabei, als Trelig nervös auf das Podium stieg und Ben Yulin seine Pistole zuwarf. Als Trelig sich auflöste und Sekunden später als der Aufseher wieder erschien, dachte Yulin, wie leicht es wäre, Trelig zu erschießen. Zinder schien die Gedanken Bens aufzufangen und sagte mit Nikkis hoher Stimme:»Nein, Ben! Er ist der einzige, der weiß, wie wir den Planeten verlassen können!«

Yulin seufzte, dann mußte er beinahe lachen, als er Treligs neue Form sah. Männliche Sexualorgane an einem sehr weiblichen Körper. Trelig stieg herunter, nickte zufrieden und ließ sich die Pistole zurückgeben. Yulin stieg unsicher auf die Scheibe, sah den Spiegel sich herausdrehen und spürte ein warmes, prickelndes Glühen im ganzen Körper. Das Labor und die Zuschauer schienen zu verschwinden und wieder aufzutauchen.

Die beiden Beobachter sahen eine genaue Nachbildung von Mavra Tschang dort entstehen, wo Ben Yulin gewesen war. Die neue, winzige Gestalt blickte ein wenig besorgt auf Treligs Pistole, dann stieg sie seufzend von der Plattform, die jetzt viel höher zu sein schien.

»Unglaublich!«sagte Trelig.»Sie bewegen sich sogar wie sie — feminin, katzenhaft.«

»Kümmern wir uns um die Aufseher«, erklärte Yulin mit Mavras melodischer, exotischer, von einem leichten Akzent bestimmter Stimme.

Die Aufseher waren in einem kurzen Augenblick höchster Qual gestorben, das sah man ihren Gesichtern an.

»Sie oder die Packung nicht anrühren!«warnte Yulin.

Trelig nickte, zog einem der Aufseher die Pistole aus dem Halfter und reichte sie Yulin. Als nächstes fanden sie den Kommunikator mit der Verbindung zur Oberfläche.

»Fertig?«fragte Yulin.

Der Rat nickte und schaltete das Gerät auf Empfang.

Eine Weile rührte sich nichts, dann meldete sich eine schwache Stimme.

»Unterseite! Melden! Was ist da unten los?«

Es war eine nasale Stimme, die einem der Aufseher gehörte. Trelig seufzte und sagte leise zu Yulin:»Jetzt werden wir gleich sehen, ob es klappt.«

Er drückte auf den Sprechknopf.»Hier Renard. Ich habe die Gefangenen Mavra Tschang und Nikki Zinder zu Trelig hinuntergebracht, als das Chaos losbrach. Sie haben sie alle erledigt — aber der Preis war hoch. Ich und meine Gefangenen sind jetzt die einzigen hier unten, und den alten Wissenschaftler hat es auch erwischt. Das mit dem Schwamm war ein Schwindel.«

Es blieb geraume Zeit still, dann sagte die fremde Stimme gepreßt:»Also gut. Aber wenn Tschang und das Mädchen da unten sind, wer ist dann mit dem Schiff entkommen? Marta hat gesagt —«

Trelig überlegte blitzschnell.

»Die Besatzung war von Neue Harmonie. Vermutlich sind die Leute in Panik geraten und abgeflogen.«

Es gab keine andere logische Erklärung, also wurde sie akzeptiert.

»Okay«, tönte es aus dem Gerät.»Kommt rauf. Wir müssen uns zusammensetzen und nachdenken.«

»Verstanden, Ende.«Trelig schaltete ab.»Geschafft«, sagte er zu Yulin.

»Das ist erst der Anfang«, erwiderte Ben.»Wir müssen hinauf und das Schiff in unsere Gewalt bringen. Gibt es eigentlich genug Wasser und Nahrung an Bord?«

»Gewiß. Wir sehen uns erst einmal den sonderbaren Planeten an, und wenn die Schwammsüchtigen tot sind, können wir über Funk mit den überlebenden Vertretern ein Geschäft abschließen.«

Und was dann? dachte Yulin.

»Sorgen wir dafür, daß Obie nicht befragt wird, solange wir oben sind«, schlug Trelig vor, und sie kehrten in den Kontrollraum zurück.

»Obie?«sagte Yulin, nachdem er auf eine Taste gedrückt hatte.

»Ja, Ben?«

»Sobald wir hinauffahren, speicherst du alle Bewegungen für meinen Zugriff. Verstanden?«

»Ja, Ben.«

»Wie kommen wir dann wieder herein?«fragte Trelig.»Er erkennt uns nur als Renard und Mavra Tschang. Und wenn Tschang überlebt hat, öffnet Obie sich ihr, wenn sie hierher zurückkommen sollte. Wir wissen nicht, ob es auf dieser Welt nicht irgendein Raumfahrzeug gibt.«

Yulin überlegte kurz.

»Wie wäre es mit einem Codewort oder einer Sequenz?«sagte er.»Dann müßte einer von uns hier sein, egal, in welcher Form.«

Trelig nickte.

»Aber welches?«

Yulin lächelte.

»Ich glaube, ich weiß etwas. Aber was ist mit Zinder? Außer uns sollte niemand es kennen.«

Trelig stellte seine Pistole auf Betäubung und feuerte sie auf Nikki Zinders Duplikat ab.

»Wieder nur fünf Minuten«, warnte Trelig.»Los!«

Yulin wandte sich der Konsole zu.

»Obie?«

»Ja, Ben?«

»Offener Speicher, kein beschränkter Zugriff«, sagte er.»Alle Systeme stillegen, Status Abwehr. Du tötest jeden, der von der Mitte der Brücke aus hier einzudringen versucht. Kannst du auf der Brücke Geräusche hören?«

»Ja. Ihr müßt aber vielleicht schreien.«

»Gut. Dann bleibst du im Abwehrzustand, bis jemand mit hocherhobenen Armen, die Handflächen nach außen gerichtet, auf die Mitte der Brücke tritt. Ich schieße eine kleine Markierung in den Boden dort, wenn wir gehen. Dort muß die Person sagen: ›Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet.‹ Hast du das?«

Trelig lachte leise.

»Alte Gewohnheiten wird man schwer los, wie?«sagte er glucksend, aber es gefiel ihm. Leicht zu merken, und trotzdem würde niemand das je sagen und die entsprechenden Bewegungen dazu machen, der nicht Bescheid wußte.

Als Zinder zu sich gekommen war, gingen sie hinaus über die Brücke. Auf halbem Weg stellte Yulin seine Pistole auf volle Stärke und schoß auf die Schachtwand. Der Strahl hinterließ eine deutliche Narbe, die aber anderen als eine der Spuren von der Schießerei gelten mochte.

Sie gingen weiter, stiegen in die Kabine. Trelig drückte auf die Taste, die Tür schloß sich, und die Kabine fuhr hinauf.

Währenddessen öffneten sich in Obie Schaltungen, andere schlossen sich, Energie tanzte, und Obie ging in den Abwehrzustand über, konnte sich aber nicht erinnern, was er dagegen zu tun vermochte. Das beunruhigte ihn. Als letztes erinnerte er sich an Yulin an der Konsole und an den Tod der Aufseher.

Es war ein unauflösbares Rätsel. Er kehrte schnell zu seiner Hauptaufgabe zurück, sich von dem großen Schachtwelt-Computer zu lösen oder, wenn das nicht gelang, eine Art Partnerschaft mit ihm zu bilden.

Es würde mühsam werden und lange dauern.

Schacht-Welt, südliche Halbkugel, Teliagin

Mavra Tschang hatte wider Willen ein wenig gedöst. Sie wurde aber plötzlich ruckartig wach und schaute sich dumpf um. Nikki und Renard schliefen noch im Gras und schienen sich zu erholen. Sie schaute sich nervös um, versuchte mit allen Sinnen zu erfassen, was vorging.

Ein warmer Wind wehte flauschige weiße Wolken über einen blauen Himmel, und sie konnte Baumwipfel rauschen und fremde Vögel und Insekten schnattern und summen hören. Auf dem Grasland waren Tiere in Aufregung. Sie kannte die Anzeichen; jemand kam. Sie schüttelte Renard, der stöhnte und sagte:»Hm? Was?«

»Aufwachen!«zischte sie.»Wir bekommen Besuch!«

Sie weckten beide Nikki, die langsamer wach wurde als Renard, und Mavra überlegte, was zu tun sei.

»Wir müssen weg von hier«, sagte sie,»und zwar sofort. Ich möchte sehen, womit wir es zu tun haben, bevor man uns findet.«

Sie standen auf und folgten ihr in den Wald.

»Wenn jemand weiß, was die Kapsel dort drüben ist, wird man uns suchen«, sagte sie.»Aber ich will wissen, was uns erwartet. Bleibt hier und versteckt euch im Dickicht. Ich schleiche zurück und sehe mich um.«