Выбрать главу

Der Schub fiel erneut aus, und Trelig war es gelungen, die Fahrt zu verringern, aber nicht genug.

»Hat das Ding Räder?«fragte Yulin.

»Machen Sie keine Witze. Ich brauche eine ebene Stelle, die an die zwanzig Kilometer lang ist. Schnallt euch an.«

»Da! Eine Ebene!«schrie Yulin.

Trelig sah sie und steuerte darauf zu, während das Schiff heftig gebeutelt wurde. Sie prallten auf. Was sie rettete, wie sie später begriffen, war die viel dichtere Atmosphäre, die das Fahrzeug stark genug abbremste. Gerade genug.

Sie prallten mit ungeheurer Wucht auf, und Yulin kreischte vor Schmerzen.

Sie rutschten über nacktes Gestein, scheinbar eine Ewigkeit, fegten schließlich über einen Gegenhang, der sie beinahe umgekippt hätte, drehten sich ein paarmal und kamen zum Stillstand.

Trelig stöhnte und öffnete die Gurte, um sich umzusehen. Yulin war bewußtlos. Zum erstenmal sah er die zerfetzte Kleidung, die Wunden und das Blut.

Zinder war es kaum besser ergangen, aber er schien sich zu erholen.

Trelig versuchte aufzustehen und stellte fest, daß ihm schwindlig war. Er stürzte zweimal hin, und sein Kopf dröhnte. Er schaute hinaus auf die trostlose Landschaft. Nacktes, schwarzes Gestein vor einer dunklen, dichten Atmosphäre — woraus? Nichts, was sie atmen konnten.

Sie waren am Leben — aber für wie lange?

Zone Süd

»Noch einer gelandet?«sagte Ortega fassungslos.

»Wir haben den Energiestoß bei unserer Routineüberwachung des Satelliten geortet«, war Gol Miters künstliche Stimme über das Kommunikationssystem zu vernehmen.»Zuerst war es schwierig, sie zu lokalisieren, aber weil sie sich Zeit ließen, konnten wir den Kurs schließlich berechnen. Was würde ich nicht dafür geben, den Planeten vom Weltraum aus zu sehen!«

»Aber gelandet sind sie? Ich habe keine Meldung bekommen.«

»Sie sind ein bißchen zu tief gegangen, unter den Einfluß des Schachts geraten und in einem Nicht-Tech-Hex abgestürzt wie die anderen. Sie haben nichts gehört, weil sie nach Norden geflogen waren, um sich umzusehen. Soviel wir erkennen können, sind sie in 1146 oder 1318 heruntergekommen, Uchjin oder Ashinshyh. Haben Sie etwas darüber?«

Ortegas viele Arme blätterten Karten, Diagramme und Zeichnungen durch, während er vor sich hin fluchte.

Die Karten vom Norden waren unzuverlässig. Sie zeigten etwa Meere an, aber es konnten Methanmeere ebenso sein wie solche mit einem Dutzend anderer tödlicher Flüssigkeiten. Dort oben gab es keine Verwandtschaft mit ihm, nicht einmal soviel, wie ihn, einen sechsarmigen Schlangenmann, mit Gol Miter, einer Riesenspinne, verband. Manche Rassen im Norden waren so fremdartig, daß es keinen gemeinsamen Bezugsrahmen gab.

Eines stand aber fest, wie ihm klar wurde, als er auf die Karte blickte: Uchjin und Ashinshyh waren beide nichttechnologische oder teilweise technologische Sechsecke und konnten ein hochmodernes Antriebssystem wie das des Raumschiffes nicht erhalten.

»Gol, selbst wenn sie den Absturz überlebt haben, was ich bezweifle, halten sie sich nur so lange wie ihre Luft«, sagte er seufzend.»Ich weiß nicht, was diese Symbole für Uchjin bezüglich der Atmosphäre bedeuten, aber ganz gewiß gibt es dort keinen Sauerstoff. Die Ashinshyh wären etwas besser — da ist Sauerstoff und sogar etwas Wasser vorhanden —, aber es gibt so viel Wasserstoff, daß sie das halbe Sechseck in die Luft gesprengt haben könnten.«

»Da wir von einer Katastrophe nichts gehört haben, würde ich also sagen: Uchjin. Wie steht es mit Ihren Kontakten zum Norden? Irgendeine Möglichkeit?«

»Das bezweifle ich«, erklärte Ortega säuerlich.»In der Nähe ist niemand, den ich kenne. Ich habe nicht einmal die leiseste Ahnung, wie die Uchjin aussehen. Sie könnten aber einen Botschafter stationiert haben oder jemanden aus der näheren Umgebung. Einen Versuch ist es wert. Ich bin jedoch nicht begeistert darüber, daß die Leute vom Norden beteiligt sind. Ich traue dem nicht, was ich nicht verstehen kann, und ein paar von den Leuten sind üble Burschen mit unbegreiflichen Motiven.«

»Es bleibt keine Wahl«, sagte Gol Miter.»Ich schicke jemanden zur Zone Nord und werde sehen, was sich machen läßt. Kopf hoch, Serge! Selbst wenn das Ding intakt ist, könnten nur wenige im Norden es fliegen. Entweder wir oder keiner.«

»Nicht wir«, meinte Ortega.»Irgend jemand.«

Den halben Tag waren Techniker aus- und eingegangen, um Sonderanlagen anzuschließen. Er tastete die Direktverbindung mit Vardia ein.

»Czill«, meldete sich die Stimme.

»Hier Ortega. Wir haben noch eine Landung im Norden. Kümmern Sie sich darum. Schon etwas über Teliagin bekannt?«

»Hmm, im Norden«, sagte das Pflanzenwesen nachdenklich.»Nein noch nichts. Die Lata haben sich aber sofort auf den Weg gemacht. Nur Geduld, Serge. Es sind schließlich erst zwei Tage!«

»Geduld ist etwas für die Toten, die sie sich leisten können«, knurrte Ortega und schaltete ab.

Teliagin

Selbst zu Fuß sind zwanzig Kilometer eigentlich gar nicht so weit wenn man weiß, wohin man will. Aber der Sonnenaufgang am zweiten Tag hatte dichtes Gewölk gebracht, das die Sonne völlig verbarg. Die ganze Nacht hindurch war fernes Trommeldröhnen zu hören gewesen, Botschaften, die in einer unverständlichen Sprache durch das ganze Sechseck gingen.

Mavra Tschang vermutete, daß es sich um Spekulationen über die fremden, kleinen Wesen handelte, die mit einer Art fliegender Maschine abgestürzt waren und nun irgendwo im Land herumliefen.

Wenigstens regnete es nicht; dafür waren sie dankbar. Aber es blieb den ganzen Tag dunkel und dräuend. Sie konnten die Sonne nicht sehen und die Richtung nicht an ihr bestimmen. Sie wußte nicht, wohin sie unterwegs waren. Natürlich hatte sie die östliche Richtung eingeschlagen, aber der Wald war dicht, sie mußten Wiesen und Wege meiden, und wer wußte, ob sie noch auf dem richtigen Pfad waren?

Das einzig wirklich Erfreuliche waren die Äpfel gewesen. Wenigstens sahen sie wie Äpfel aus, auch wenn sie auf Sträuchern wuchsen und eine seltsame purpurrote Haut hatten. Fast verzweifelt hatte sie das Risiko auf sich genommen. Die großen Nagetiere fraßen die Früchte unbekümmert, und sie ließ sich davon anregen. Nikki war trotz der Appetitzügler immer noch die Hungrigste, und man hätte sie wohl ohnehin nicht mehr lange zügeln können. Mavra ließ das Mädchen eine Frucht essen. Sie wußte, daß sie eigentlich ein paar Stunden warten sollten, aber als sie erklärte, der Apfel sei süß und schmackhaft und leicht zu kauen, wurde die Versuchung für Mavra zu groß.

Der zweite Tag war viel erträglicher gewesen als der erste. Trotzdem ließ Mavras Unbehagen nicht nach. Auch die beiden anderen hatten inzwischen die Riesenzyklopen gesehen, die Handkarren auf den Wegen schleppten und Herden von Tieren hüteten, die wie gewöhnliche Schafe aussahen.

Große Veränderungen waren bei den beiden Schwammsüchtigen noch nicht zu erkennen, aber Mavra wußte, daß das täuschte. Im normalen Gespräch gab es wenig Unterschiede zwischen einem IQ von 100 und einem solchen von 150. Es stand außer Frage, daß Nikki schneller verkommen würde; sie war knapp über dem Durchschnitt, kein Genie.

Als es am Ende des zweiten Tages dunkel wurde, waren die Berge noch immer nicht zu sehen, und die Landschaft schien sich kaum verändert zu haben. Die Luft war kühl, und es nieselte leicht.

Nikki schlief, wie gewohnt, als erste. Sie saß eine Weile mit Renard zusammen und wußte wenig zu sagen. Er hatte den Arm um sie gelegt und preßte sie an sich, aber das war kein Versuch, romantisch zu werden.

Schließlich sagte er:»Mavra, glauben Sie wirklich, daß das alles einen Sinn hat? Wir beide wissen, daß wir nicht einmal eine Ahnung haben, wo wir sind oder was hinter dem nächsten Hügel liegt oder ob es nicht derselbe Hügel ist, den wir schon einmal überstiegen haben.«