»Das glaube ich gern. Man hat viel dafür bezahlt, ihnen die Übersetzer zu beschaffen. Ich freue mich, daß sich das gelohnt hat. Wann werden sie stark genug sein, um marschieren zu können?«
»Es dauert gewiß noch zwei oder drei Tage. Und vielleicht noch einmal zwei, bis sie die Ebene erreichen. Insgesamt fünf Tage.«
»Sind Sie sicher? Wie Sie wissen, geht es bei uns heute nachmittag los. Wir sollten morgen abend auf der Ebene sein. Die Vorhut fliegt im Morgengrauen. Mit etwas Glück können wir die Stellung halten, während unsere Freunde den Antrieb holen.«
»Wer außer den Lamotien geht?«fragte Marker neugierig.
»Nur Yulin kann den Antrieb beurteilen, sobald er gefunden ist«, antwortete der Offizier.»Wir schicken also die Dasheen. Sie sind für ein nichttechnologisches Hex und schmale Pfade ohnehin besser geeignet und fast so groß wie die Gedemondas.«
»Keiner von uns? Aber wie wollen wir —?«
»Wir haben die Lenkanlagen aus der Brücke entfernt«, sagte der Yaxa.»Wir kontrollieren das vom anderen Ende. Aber nein, da oben gibt es für die Flügel in der Kälte keinen Schutz, und der Schnee erlaubt wenig Halt. Ich glaube, die Dasheen und Lamotien werden aufeinander aufpassen. Wir halten für sie die Ebene.«
»Aber ist es nicht gefährlich, Yulin so aufs Spiel zu setzen? Ich meine, um ihn geht es doch.«
»Nein, um den Antrieb, den einzigen Teil des Schiffes, der nicht nachgebaut werden kann. Wenn er uns den Antrieb besorgt, gut. Wenn nicht, was nützt er uns dann? Um ganz ehrlich zu sein, ich hätte nichts dagegen, wenn ein paar Dasheen-Stiere umkämen.«
»Ihr System ist kein logisches«, sagte Marker zustimmend,»und es schmerzt, die Kühe so behandelt zu sehen.«
»Wenigstens können wir besseres Material in das kalte Gebirge schicken als die Makiem. Die Cebu könnten hinaufgehen, aber nicht fliegen, und am Boden taugen sie nichts. Die Makiem schlafen bei starker Kälte halb ein, und die fliegenden Pferde der Agitar sind in diesen Höhen nutzlos.«
»Trotzdem, es wird schwierig werden. Die Agitar sind sehr beweglich, und die Makiem haben Schutzkleidung. In wenigen Tagen wird es einen harten Kampf geben.«
Ein anderer Teil des Feldes
Antor Trelig war zuversichtlich. Der Krieg verlief gut; sie waren in Gedemondas, und nach allem, was sie hinter sich hatten, glaubte niemand, daß sie aufzuhalten waren.
Ein Agitar-General kam in das Zelt, verbeugte sich und gab ihm einen Bericht. Er überflog ihn zufrieden.
»Hat das sonst jemand gesehen?«fragte er.
»Nein, Sir.«
Dem Bericht beigegeben war eine Fotografie, schwarzweiß, körnig, noch immer nicht scharf genug, aber sie zeigte, worauf es ankam.
Ein Großteil des Bildes war weiß, aber dort auf einem Felsgrat befand sich ein glattes, U-förmiges Objekt, das die Sonne widerspiegelte, und an der Seite sah man eine nicht entzifferbare Beschriftung.
Er brauchte sie nicht zu lesen. Er wußte, daß es das Symbol einer aufgehenden Sonne mit einem Menschengesicht war, umgeben von vierzehn Sternen, der Aufschrift NH-CF-ioooi, und darunter, in etwas kleineren Buchstaben: SIEG DES VOLKES.
Es war die Antriebskapsel.
»Wo haben Sie das her? Ich dachte, niemand kann so hoch fliegen?«
»Einer der Cebu-Späher hat seine Möglichkeiten voll ausgeschöpft. Seine Augen sind gut. Er sah über sich die Spiegelung, wußte aber, daß das Objekt außer Reichweite war, deshalb brachte er die stärkste Linse an und nahm es auf, so gut er konnte, mit Filter, versteht sich. Es ist die beste Aufnahme.«
»Und die Yaxa? Können die das auch finden?«
»Nein. Die Yaxa fliegen nicht hoch genug, und der Cebu hätte es beinahe ebenfalls nicht geschafft. Er ist halb tot. Wenn er überlebt, wird er ein Held sein. Die Lamotien können andere Formen nur nachahmen, nicht dazu werden. Ich glaube, wir sind deutlich im Vorteil.«
Trelig nickte befriedigt.
»Aber sie werden zuerst die Ebene erreichen«, sagte er.»Und nach unseren Berichten können die Lamotien einen Agitarschock neutralisieren, während die Yaxa im Fliegen unübertroffen sind.«
»Im großen und ganzen gleicht sich alles aus. Sie werden sich eingegraben und verschanzt haben, bis wir ankommen, und sie brauchen nur Zeit zu gewinnen, nicht mehr. Ich schlage vor, daß wir es ein wenig anders machen.«
»Etwas Neues?«antwortete Trelig erstaunt.
Der andere nickte und legte eine Reliefkarte von Gedemondas und Dillia auf den Tisch. Sie zeigte eine Reihe gestrichelter Linien. Trelig konnte nichts lesen.
»Eine Führungskarte der Dillianer«, sagte der Agitar.»Sie verkaufen sie an Interessierte. Es gibt Nagetiere und anderes Wild in der Öde, und sie fangen sie. Den Gedemondas scheint das nichts auszumachen, und sie stören sie nicht, aber die Dillianer wissen offenbar auch nicht mehr über sie als alle anderen.«
»Die gestrichelten Linien sind also Jägerpfade?«
»Genau. Und die kleinen Rechtecke sind Schutzhütten der Dillianer an den Pfaden. Diese Wege stammen übrigens zumeist von den Gedemondas. Wenn zu viele Nachbarn auftauchen, werden die Gedemondas unruhig, und sie kippen ihnen ein paar Tonnen Schnee hinauf.«Der Agitar zeigte auf die Karte.»Wir sind hier, die Yaxa werden hier sein, und wenn Sie genau hinsehen, werden Sie etwas Interessantes bemerken.«
Trelig begriff. Mindestens drei Pfade führten bis auf zwei Kilometer östlich von der Stelle heran, wo sie sich jetzt befanden, und einer davon schien ziemlich tief zu verlaufen.
»1263 Meter«, sagte der General.»Tief genug für einen unauffälligen Lufteinsatz.«
»Dann brauchen wir vielleicht gar nicht zu kämpfen«, erklärte Trelig aufgeregt.»Wir können mit einer kleinen Einheit anrücken und sofort zum Antrieb gehen, während sie suchen müssen.«
»Nein, einen Kampf muß es geben, schon, um das zu tarnen. Die anderen sind nicht dumm. Wenn wir nicht vorgehen, wie sie es erwarten, riechen sie Lunte. Die Schlacht muß also stattfinden. Wir brauchen sie aber nicht um jeden Preis für uns zu entscheiden, uns also nicht zu verausgaben. Wenn Sie den Antrieb haben, können andere hingeschickt werden, die ihn zu zerlegen versuchen oder sich überlegen, wie er abtransportiert wird.«
Trelig gefiel der Plan.
»Gut, also ich und ein paar Agitar. Aber was schützt mich vor der Kälte? Unter dem Gefrierpunkt schlafe ich ein, dagegen ist nichts zu machen.«
Der Agitar brachte einen Karton und holte ein seltsames, silbriges Kostüm mit einer großen, dunklen Kugel heraus.
»Sie wußten nicht, daß wir im vergangenen Jahrhundert fünf Makiem-Neuzugänge hatten. Und wir brauchen auch das mechanische Zeug nicht. Luft haben Sie.«
Er grinste. Nun lief alles nach seinen Wünschen. Obie, Neu-Pompeii, die Sechseckwelt selbst, alles lag seinem Zugriff offen.
Der Agitar ging, und Trelig schaute sich die Karte noch einmal an, dann stand er seufzend auf und hüpfte zu einem durch Vorhänge abgeteilten Raum. Etwas huschte vorbei, und auf dem Bett in der Ecke landete ein Objekt.
Sie konnte wahrlich schnell hüpfen, dachte er bewundernd.
Es war natürlich eine Vernunftehe gewesen, wie bei allen Makiem-Heiraten, in einer Rasse, die nur eine Woche im Jahr sexuelle Beziehungen unterhielt, und das unter Wasser. Die Ehe entsprach den Wünschen der Halunken an der Spitze von Makiem, nicht den seinen. Seine Frau war die Tochter des guten Ministers und eher noch raffinierter und heimtückischer als ihr Vater.
»Du brauchst gar nicht so zu tun, meine Liebe«, sagte er.»Du weißt alles, ich weiß es, du kannst diesmal nicht mit.«
»Ich gehe hin, wo du hingehst«, sagte sie.»Das ist Gesetz und Sitte. Und du kannst mich nicht aufhalten.«