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Und wie meine Kräfte schwanden,

War auch schon die Woge weit.

Kluger Herren kühne Knechte

Gruben Gräben, dämmten ein,

Schmälerten des Meeres Rechte,

Herrn an seiner Statt zu sein.

Schaue grünend Wies' an Wiese,

Anger, Garten, Dorf und Wald. —

Komm nun aber und genieße,

Denn die Sonne scheidet bald. —

Dort im Fernsten ziehen Segel,

Suchen nächtlich sichern Port.

Kennen doch ihr Nest die Vögel;

Denn jetzt ist der Hafen dort.

So erblickst du in der Weite

Erst des Meeres blauen Saum,

Rechts und links, in aller Breite,

Dichtgedrängt bewohnten Raum.

Baucis

Bleibst du stumm? und keinen Bissen

Bringst du zum verlechzten Mund?

Philemon

Möcht' er doch vom Wunder wissen;

Sprichst so gerne, tu's ihm kund.

Baucis

Wohl! ein Wunder ist's gewesen!

Läßt mich heut noch nicht in Ruh;

Denn es ging das ganze Wesen

Nicht mit rechten Dingen zu.

Philemon

Kann der Kaiser sich versünd'gen,

Der das Ufer ihm verliehn?

Tät's ein Herold nicht verkünd'gen

Schmetternd im Vorüberziehn?

Nicht entfernt von unsern Dünen

Ward der erste Fuß gefaßt,

Zelte, Hütten! — Doch im Grünen

Richtet bald sich ein Palast.

Baucis

Tags umsonst die Knechte lärmten,

Hack' und Schaufel, Schlag um Schlag;

Wo die Flämmchen nächtig schwärmten,

Stand ein Damm den andern Tag.

Menschenopfer mußten bluten,

Nachts erscholl des Jammers Qual;

Meerab flossen Feuergluten,

Morgens war es ein Kanal.

Gottlos ist er, ihn gelüstet

Unsre Hütte, unser Hain;

Wie er sich als Nachbar brüstet,

Soll man untertänig sein.

Philemom

Hat er uns doch angeboten

Schönes Gut im neuen Land!

Baucis

Traue nicht dem Wasserboden,

Halt auf deiner Höhe stand!

Philemon

Laßt uns zur Kapelle treten,

Letzten Sonnenblick zu schaun!

Laßt uns läuten, knieen, beten

Und dem alten Gott vertraun!

PALAST

Lynkeus der Türmer

Die Sonne sinkt, die letzten Schiffe,

Sie ziehen munter hafenein.

Ein großer Kahn ist im Begriffe,

Auf dem Kanale hier zu sein.

Die bunten Wimpel wehen fröhlich,

Die starren Masten stehn bereit;

In dir preist sich der Bootsmann selig,

Dich grüßt das Glück zur höchsten Zeit.

Faust

Verdammtes Läuten! Allzuschändlich

Verwundet's, wie ein tückischer Schuß;

Vor Augen ist mein Reich unendlich,

Im Rücken neckt mich der Verdruß,

Erinnert mich durch neidische Laute:

Mein Hochbesitz, er ist nicht rein,

Der Lindenraum, die braune Baute,

Das morsche Kirchlein ist nicht mein.

Und wünscht' ich, dort mich zu erholen,

Vor fremdem Schatten schaudert mir,

Ist Dorn den Augen, Dorn den Sohlen;

O! wär' ich weit hinweg von hier!

Türmer

Wie segelt froh der bunte Kahn

Mit frischem Abendwind heran!

Wie türmt sich sein behender Lauf

In Kisten, Kasten, Säcken auf!

Chorus

Da landen wir,

Da sind wir schon.

Glückan dem Herren,

Dem Patron!

Mephistopheles

So haben wir uns wohl erprobt,

Vergnügt, wenn der Patron es lobt.

Nur mit zwei Schiffen ging es fort,

Mit zwanzig sind wir nun im Port.

Was große Dinge wir getan,

Das sieht man unsrer Ladung an.

Das freie Meer befreit den Geist,

Wer weiß da, was Besinnen heißt!

Da fördert nur ein rascher Griff,

Man fängt den Fisch, man fängt ein Schiff,

Und ist man erst der Herr zu drei,

Dann hakelt man das vierte bei;

Da geht es denn dem fünften schlecht,

Man hat Gewalt, so hat man Recht.

Man fragt ums Was, und nicht ums Wie.

Ich müßte keine Schiffahrt kennen:

Krieg, Handel und Piraterie,

Dreieinig sind sie, nicht zu trennen.

Die drei gewaltigen Gesellen

Nicht Dank und Gruß!

Nicht Gruß und Dank!

Als brächten wir

Dem Herrn Gestank.

Er macht ein

Widerlich Gesicht;

Das Königsgut

Gefällt ihm nicht.

Mephistopheles

Erwartet weiter

Keinen Lohn!

Nahmt ihr doch

Euren Teil davon.

Die Gesellen

Das ist nur für

Die Langeweil';

Wir alle fordern

Gleichen Teil.

Mephistopheles

Erst ordnet oben

Saal an Saal

Die Kostbarkeiten

Allzumal!

Und tritt er zu

Der reichen Schau,

Berechnet er alles

Mehr genau,

Er sich gewiß

Nicht lumpen läßt

Und gibt der Flotte

Fest nach Fest.

Die bunten Vögel kommen morgen,

Für die werd' ich zum besten sorgen.

Mephistopheles

Mit ernster Stirn, mit düstrem Blick

Vernimmst du dein erhaben Glück.

Die hohe Weisheit wird gekrönt,

Das Ufer ist dem Meer versöhnt;

Vom Ufer nimmt, zu rascher Bahn,

Das Meer die Schiffe willig an;

So sprich, daß hier, hier vom Palast

Dein Arm die ganze Welt umfaßt.

Von dieser Stelle ging es aus,

Hier stand das erste Bretterhaus;

Ein Gräbchen ward hinabgeritzt,

Wo jetzt das Ruder emsig spritzt.

Dein hoher Sinn, der Deinen Fleiß

Erwarb des Meers, der Erde Preis.

Von hier aus —

Faust

Das verfluchte Hier!

Das eben, leidig lastet's mir.

Dir Vielgewandtem muß ich's sagen,

Mir gibt's im Herzen Stich um Stich,

Mir ist's unmöglich zu ertragen!

Und wie ich's sage, schäm' ich mich.

Die Alten droben sollten weichen,

Die Linden wünscht' ich mir zum Sitz,

Die wenig Bäume, nicht mein eigen,

Verderben mir den Weltbesitz.

Dort wollt' ich, weit umherzuschauen,

Von Ast zu Ast Gerüste bauen,

Dem Blick eröffnen weite Bahn,

Zu sehn, was alles ich getan,

Zu überschaun mit einem Blick

Des Menschengeistes Meisterstück,

Betätigend mit klugem Sinn

Der Völker breiten Wohngewinn.

So sind am härtsten wir gequält,

Im Reichtum fühlend, was uns fehlt.

Des Glöckchens Klang, der Linden Duft

Umfängt mich wie in Kirch' und Gruft.

Des allgewaltigen Willens Kür

Bricht sich an diesem Sande hier.

Wie schaff' ich mir es vom Gemüte!

Das Glöcklein läutet, und ich wüte.

Mephistopheles

Natürlich! daß ein Hauptverdruß

Das Leben dir vergällen muß.

Wer leugnet's! Jedem edlen Ohr

Kommt das Geklingel widrig vor.

Und das verfluchte Bim-Baum-Bimmel,

Umnebelnd heitern Abendhimmel,

Mischt sich in jegliches Begebnis,

Vom ersten Bad bis zum Begräbnis,

Als wäre zwischen Bim und Baum

Das Leben ein verschollner Traum.

Faust

Das Widerstehn, der Eigensinn

Verkümmern herrlichsten Gewinn,