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Daß man, zu tiefer, grimmiger Pein,

Ermüden muß, gerecht zu sein.

Mephistopheles

Was willst du dich denn hier genieren?

Mußt du nicht längst kolonisieren?

Faust

So geht und schafft sie mir zur Seite! —

Das schöne Gütchen kennst du ja,

Das ich den Alten ausersah.

Mephistopheles

Man trägt sie fort und setzt sie nieder,

Eh' man sich umsieht, stehn sie wieder;

Nach überstandener Gewalt

Versöhnt ein schöner Aufenthalt.

Mephistopheles

Kommt, wie der Herr gebieten läßt!

Und morgen gibt's ein Flottenfest.

Die Drei

Der alte Herr empfing uns schlecht,

Ein flottes Fest ist uns zu Recht.

Mephistopheles

Auch hier geschieht, was längst geschah,

Denn Naboths Weinberg war schon da. ((regum i,21))

TIEFE NACHT

Lynkeus der Türmer

Zum Sehen geboren,

Zum Schauen bestellt,

Dem Turme geschworen,

Gefällt mir die Welt.

Ich blick' in die Ferne,

Ich seh' in der Näh'

Den Mond und die Sterne,

Den Wald und das Reh.

So seh' ich in allen

Die ewige Zier,

Und wie mir's gefallen,

Gefall' ich auch mir.

Ihr glücklichen Augen,

Was je ihr gesehn,

Es sei wie es wolle,

Es war doch so schön!

Nicht allein mich zu ergetzen,

Bin ich hier so hoch gestellt;

Welch ein greuliches Entsetzen

Droht mir aus der finstern Welt!

Funkenblicke seh' ich sprühen

Durch der Linden Doppelnacht,

Immer stärker wühlt ein Glühen,

Von der Zugluft angefacht.

Ach! die innre Hütte lodert,

Die bemoost und feucht gestanden;

Schnelle Hülfe wird gefordert,

Keine Rettung ist vorhanden.

Ach! die guten alten Leute,

Sonst so sorglich um das Feuer,

Werden sie dem Qualm zur Beute!

Welch ein schrecklich Abenteuer!

Flamme flammet, rot in Gluten

Steht das schwarze Moosgestelle;

Retteten sich nur die Guten

Aus der wildentbrannten Hölle!

Züngelnd lichte Blitze steigen

Zwischen Blättern, zwischen Zweigen;

äste dürr, die flackernd brennen,

Glühen schnell und stürzen ein.

Sollt ihr Augen dies erkennen!

Muß ich so weitsichtig sein!

Das Kapellchen bricht zusammen

Von der äste Sturz und Last.

Schlängelnd sind, mit spitzen Flammen,

Schon die Gipfel angefaßt.

Bis zur Wurzel glühn die hohlen

Stämme, purpurrot im Glühn. —

Was sich sonst dem Blick empfohlen,

Mit Jahrhunderten ist hin.

Faust

Von oben welch ein singend Wimmern?

Das Wort ist hier, der Ton zu spat.

Mein Türmer jammert; mich, im Innern,

Verdrießt die ungeduld'ge Tat.

Doch sei der Lindenwuchs vernichtet

Zu halbverkohlter Stämme Graun,

Ein Luginsland ist bald errichtet,

Um ins Unendliche zu schaun.

Da seh' ich auch die neue Wohnung,

Die jenes alte Paar umschließt,

Das, im Gefühl großmütiger Schonung,

Der späten Tage froh genießt.

Mephistopheles und die Dreie

Da kommen wir mit vollem Trab;

Verzeiht! es ging nicht gütlich ab.

Wir klopften an, wir pochten an,

Und immer ward nicht aufgetan;

Wir rüttelten, wir pochten fort,

Da lag die morsche Türe dort;

Wir riefen laut und drohten schwer,

Allein wir fanden kein Gehör.

Und wie's in solchem Fall geschicht,

Sie hörten nicht, sie wollten nicht;

Wir aber haben nicht gesäumt,

Behende dir sie weggeräumt.

Das Paar hat sich nicht viel gequält,

Vor Schrecken fielen sie entseelt.

Ein Fremder, der sich dort versteckt

Und fechten wollte, ward gestreckt.

In wilden Kampfes kurzer Zeit

Von Kohlen, ringsumher gestreut,

Entflammte Stroh. Nun lodert's frei,

Als Scheiterhaufen dieser drei.

Faust

Ward ihr für meine Worte taub?

Tausch wollt' ich, wollte keinen Raub.

Dem unbesonnenen wilden Streich,

Ihm fluch' ich; teilt es unter euch!

Chorus

Das alte Wort, das Wort erschallt:

Gehorche willig der Gewalt!

Und bist du kühn und hälst du Stich,

So wage Haus und Hof und — dich.

Faust

Die Sterne bergen Blick und Schein,

Das Feuer sinkt und lodert klein;

Ein Schauerwindchen fächelt's an,

Bringt Rauch und Dunst zu mir heran.

Geboten schnell, zu schnell getan! —

Was schwebet schattenhaft heran?

MITTERNACHT

Erste

Ich heiße der Mangel.

Zweite

Ich heiße die Schuld.

Dritte

Ich heiße die Sorge.

Vierte

Ich heiße die Not.

Zu Drei

Die Tür ist verschlossen, wir können nicht ein;

Drin wohnet ein Reicher, wir mögen nicht 'nein.

Mangel

Da werd' ich zum Schatten.

Schuld

Da werd' ich zunicht.

Not

Man wendet von mir das verwöhnte Gesicht.

Sorge

Ihr Schwestern, ihr könnt nicht und dürft nicht hinein.

Die Sorge, sie schleicht sich durchs Schlüsselloch ein.

Mangel

Ihr, graue Geschwister, entfernt euch von hier.

Schuld

Ganz nah an der Seite verbind' ich mich dir.

Not

Ganz nah an der Ferse begleitet die Not.

Zu Drei

Es ziehen die Wolken, es schwinden die Sterne!

Dahinten, dahinten! von ferne, von ferne,

Da kommt er, der Bruder, da kommt er, der — Tod.

Faust

Vier sah ich kommen, drei nur gehn;

Den Sinn der Rede konnt' ich nicht verstehn.

Es klang so nach, als hieß es — Not,

Ein düstres Reimwort folgte — Tod.

Es tönte hohl, gespensterhaft gedämpft.

Noch hab' ich mich ins Freie nicht gekämpft.

Könnt' ich Magie von meinem Pfad entfernen,

Die Zaubersprüche ganz und gar verlernen,

Stünd' ich, Natur, vor dir ein Mann allein,

Da wär's der Mühe wert, ein Mensch zu sein.

Das war ich sonst, eh' ich's im Düstern suchte,

Mit Frevelwort mich und die Welt verfluchte.

Nun ist die Luft von solchem Spuk so voll,

Daß niemand weiß, wie er ihn meiden soll.

Wenn auch ein Tag uns klar vernünftig lacht,

In Traumgespinst verwickelt uns die Nacht;

Wir kehren froh von junger Flur zurück,

Ein Vogel krächzt; was krächzt er? Mißgeschick.

Von Aberglauben früh und spat umgarnt:

Es eignet sich, es zeigt sich an, es warnt.

Und so verschüchtert, stehen wir allein.

Die Pforte knarrt, und niemand kommt herein.

Ist jemand hier?

Sorge

Die Frage fordert Ja!

Faust

Und du, wer bist denn du?

Sorge

Bin einmal da.

Faust