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Zum Augenblicke dürft' ich sagen:

Verweile doch, du bist so schön!

Es kann die Spur von meinen Erdetagen

Nicht in äonen untergehn. —

Im Vorgefühl von solchem hohen Glück

Genieß ich jetzt den höchsten Augenblick.

Mephistopheles

Ihn sättigt keine Lust, ihm gnügt kein Glück,

So buhlt er fort nach wechselnden Gestalten;

Den letzten, schlechten, leeren Augenblick,

Der Arme wünscht ihn festzuhalten.

Der mir so kräftig widerstand,

Die Zeit wird Herr, der Greis hier liegt im Sand.

Die Uhr steht still —

Chor

Steht still! Sie schweigt wie Mitternacht.

Der Zeiger fällt.

Mephistopheles

Er fällt, es ist vollbracht.

Chor

Es ist vorbei.

Mephistopheles

Vorbei! ein dummes Wort.

Warum vorbei?

Vorbei und reines Nicht, vollkommnes Einerlei!

Was soll uns denn das ew'ge Schaffen!

Geschaffenes zu nichts hinwegzuraffen!

«Da ist's vorbei!«Was ist daran zu lesen?

Es ist so gut, als wär' es nicht gewesen,

Und treibt sich doch im Kreis, als wenn es wäre.

Ich liebte mir dafür das Ewig-Leere.

GRABLEGUNG

Lemur — Solo

Wer hat das Haus so schlecht gebaut,

Mit Schaufeln und mit Spaten?

Lemuren — Chor

Dir, dumpfer Gast im hänfnen Gewand,

Ist's viel zu gut geraten.

Lemur — Solo

Wer hat den Saal so schlecht versorgt?

Wo blieben Tisch und Stühle?

Lemuren — Chor

Es war auf kurze Zeit geborgt;

Der Gläubiger sind so viele.

Mephistopheles

Der Körper liegt, und will der Geist entfliehn,

Ich zeig' ihm rasch den blutgeschriebnen Titel; —

Doch leider hat man jetzt so viele Mittel,

Dem Teufel Seelen zu entziehn.

Auf altem Wege stößt man an,

Auf neuem sind wir nicht empfohlen;

Sonst hätt' ich es allein getan,

Jetzt muß ich Helfershelfer holen.

Uns geht's in allen Dingen schlecht!

Herkömmliche Gewohnheit, altes Recht,

Man kann auf gar nichts mehr vertrauen.

Sonst mit dem letzten Atem fuhr sie aus,

Ich paßt' ihr auf und, wie die schnellste Maus,

Schnapps! hielt ich sie in fest verschloßnen Klauen.

Nun zaudert sie und will den düstern Ort,

Des schlechten Leichnams ekles Haus nicht lassen;

Die Elemente, die sich hassen,

Die treiben sie am Ende schmählich fort.

Und wenn ich Tag' und Stunden mich zerplage,

Wann? wie? und wo? das ist die leidige Frage;

Der alte Tod verlor die rasche Kraft,

Das Ob? sogar ist lange zweifelhaft;

Oft sah ich lüstern auf die starren Glieder —

Es war nur Schein, das rührte, das regte sich wieder.

Nur frisch heran! verdoppelt euren Schritt,

Ihr Herrn vom graden, Herrn vom krummen Horne,

Von altem Teufelsschrot und — korne,

Bringt ihr zugleich den Höllenrachen mit.

Zwar hat die Hölle Rachen viele! viele!

Nach Standsgebühr und Würden schlingt sie ein;

Doch wird man auch bei diesem letzten Spiele

Ins künftige nicht so bedenklich sein.

Eckzähne klaffen; dem Gewölb des Schlundes

Entquillt der Feuerstrom in Wut,

Und in dem Siedequalm des Hintergrundes

Seh' ich die Flammenstadt in ewiger Glut.

Die rote Brandung schlägt hervor bis an die Zähne,

Verdammte, Rettung hoffend, schwimmen an;

Doch kolossal zerknirscht sie die Hyäne,

Und sie erneuen ängstlich heiße Bahn.

In Winkeln bleibt noch vieles zu entdecken,

So viel Erschrecklichstes im engsten Raum!

Ihr tut sehr wohl, die Sünder zu erschrecken;

Sie halten's doch für Lug und Trug und Traum.

Nun, wanstige Schuften mit den Feuerbacken!

Ihr glüht so recht vom Höllenschwefel feist;

Klotzartige, kurze, nie bewegte Nacken!

Hier unten lauert, ob's wie Phosphor gleißt:

Das ist das Seelchen, Psyche mit den Flügeln,

Die rupft ihr aus, so ist's ein garstiger Wurm;

Mit meinem Stempel will ich sie besiegeln,

Dann fort mit ihr im Feuerwirbelsturm!

Paßt auf die niedern Regionen,

Ihr Schläuche, das ist eure Pflicht;

Ob's ihr beliebte, da zu wohnen,

So akkurat weiß man das nicht.

Im Nabel ist sie gern zu Haus —

Nehmt es in acht, sie wischt euch dort heraus.

Ihr Firlefanze, flügelmännische Riesen,

Greift in die Luft, versucht euch ohne Rast!

Die Arme strack, die Klauen scharf gewiesen,

Daß ihr die Flatternde, die Flüchtige faßt.

Es ist ihr sicher schlecht im alten Haus,

Und das Genie, es will gleich obenaus.

Himmlische Heerschar

Folget, Gesandte,

Himmelsverwandte,

Gemächlichen Flugs:

Sündern vergeben,

Staub zu beleben;

Allen Naturen

Freundliche Spuren

Wirket im Schweben

Des weilenden Zugs!

Mephistopheles

Mißtöne hör' ich, garstiges Geklimper,

Von oben kommt's mit unwillkommnem Tag;

Es ist das bübisch-mädchenhafte Gestümper,

Wie frömmelnder Geschmack sich's lieben mag.

Ihr wißt, wie wir in tiefverruchten Stunden

Vernichtung sannen menschlichem Geschlecht;

Das Schändlichste, was wir erfunden,

Ist ihrer Andacht eben recht.

Sie kommen gleisnerisch, die Laffen!

So haben sie uns manchen weggeschnappt,

Bekriegen uns mit unsern eignen Waffen;

Es sind auch Teufel, doch verkappt.

Hier zu verlieren, wär' euch ew'ge Schande;

Ans Grab heran und haltet fest am Rande!

Chor der Engel

Rosen, ihr blendenden,

Balsam versendenden!

Flatternde, schwebende,

Heimlich belebende,

Zweigleinbeflügelte,

Knospenentsiegelte,

Eilet zu blühn.

Frühling entsprieße,

Purpur und Grün!

Tragt Paradiese

Dem Ruhenden hin.

Mephistopheles

Was duckt und zuckt ihr? ist das Höllenbrauch?

So haltet stand und laßt sie streuen.

An seinen Platz ein jeder Gauch!

Sie denken wohl, mit solchen Blümeleien

Die heißen Teufel einzuschneien;

Das schmilzt und schrumpft vor eurem Hauch.

Nun pustet, Püstriche! — Genug, genug!

Vor eurem Broden bleicht der ganze Flug. —

Nicht so gewaltsam! schließet Maul und Nasen!

Fürwahr, ihr habt zu stark geblasen.

Daß ihr doch nie die rechten Maße kennt!

Das schrumpft nicht nur, es bräunt sich, dorrt, es brennt!

Schon schwebt's heran mit giftig klaren Flammen;

Stemmt euch dagegen, drängt euch fest zusammen! —

Die Kraft erlischt! dahin ist aller Mut!

Die Teufel wittern fremde Schmeichelglut.

Chor der Engel

Blüten, die seligen,

Flammen, die fröhlichen,

Liebe verbreiten sie,

Wonne bereiten sie,

Herz wie es mag.

Worte, die wahren,

äther im Klaren,

Ewigen Scharen

überall Tag!

Mephistopheles

O Fluch! o Schande solchen Tröpfen!

Satane stehen auf den Köpfen,

Die Plumpen schlagen Rad auf Rad