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«Tante Beatrice!«rief Danielle.»Wie konntest du?«

«Er hat mein Zimmer«, brach es aus Beatrice hervor. »Mein Zimmer!«

Eine kurze, gespannte Stille folgte. Dann sagte ich mild:»Wenn Sie uns sagen würden, was Sie Nanterre erzählt haben, würde ich dort nicht hingehen… wo es auch sein mag.«

«Du mußt es uns sagen«, verlangte die Prinzessin heftig.»Wenn Kit deinetwegen etwas zustößt, werden wir dich nie wieder in diesem Haus oder im Chateau aufnehmen.«

Beatrice schien wie betäubt angesichts dieser schlimmsten aller Drohungen.

«Außerdem«, sagte Litsi in einem überaus energischen Tonfall,»bist du weder meine Schwester, meine Schwägerin noch meine Tante. Ich habe keine familiären Gefühle dir gegenüber. Du hast Auskünfte erteilt, die meinen Tod hätten herbeiführen können. Wenn du, wie es den Anschein hat, das gleiche in bezug auf Kit getan hast, und es gelingt Nanterre, ihn umzubringen, hast du Beihilfe zu Mord geleistet, und ich werde die Polizei in diesem Sinne verständigen.«

Beatrice brach innerlich völlig zusammen. Die ganze Sache ging weit über das hinaus, worauf sie sich hatte einlassen wollen, und Litsis Drohung war wie das dunkle Grollen einer undenkbaren Zukunft strafrechtlicher Vergeltung.

Beatrice sagte mit einem Anflug von Verdrossenheit zu Litsi:»Ich habe Henri erzählt, wo er seinen Wagen unterstellt, solange er hier ist. Heute abend sagte ich Henri, daß er Danielle morgen zum letztenmal abholt… daß er früh um halb zwei zu seinem Wagen geht. Henri meinte, das sei ausgezeichnet… aber dann redete er von dir in Bradbury. und von den toten Pferden. er fing an zu schreien, und mir ging auf… wie er mich benutzt hatte. «Ihr Gesicht verzog sich, als wollte sie wieder weinen, aber vielleicht weil sie einen allgemeinen Mangel an Verständnis spürte, unterdrückte sie die Regung und blickte mitleidsuchend von einem zum anderen.

Litsi sah aus, als ob er im stillen frohlockte, und mir ging es ähnlich. Die Prinzessin war allerdings erschrocken, ihre Augen weit aufgerissen.

«Die dunklen Garagen!«sagte sie entsetzt.»Daß Sie da nicht hingehen, Kit.«

«Nein«, versicherte ich ihr.»Ich werde woanders parken. «Sie entspannte sich, offenbar zufrieden mit der einfachen Lösung, und Danielle sah mich grübelnd an, denn sie wußte, daß ich nicht woanders parken würde.

Ich zwinkerte ihr zu.

Sie lachte beinah.»Wie kannst du da noch scherzen? Sag es nicht, sag bloß nicht, ohne Schwierigkeiten.«

Die Prinzessin und Beatrice schauten verwirrt drein, gaben aber nicht weiter acht.

«Sind Sie ganz sicher«, fragte ich Beatrice,»daß Sie Nanterre nicht mehr erreichen können?«

«Ja«, sagte sie unsicher und blickte nervös zu Litsi.»Aber… aber…«

«Aber was, Beatrice?«

«Er ruft heute abend hier an. Ich sollte Roland von deinem Unfall und von der Erschießung Cols erzählen, dann wollte er nachhören, ob Roland zur Unterschrift bereit sei… und wenn nicht…«Sie wand sich.»Ich konnte doch nicht zulassen, daß er Danielle etwas antut. Wirklich nicht!«

Ihre Augen schienen sich auf ihren unangerührten Drink zu heften. Sie streckte eine reich beringte Hand mit scharlachroten Fingernägeln aus und lieferte eine saubere Imitation von jemand, der soeben aus der Wüste kommt. Die Prinzessin, die ihre Schwägerin kaum noch ansehen konnte, ging auf die Tür zu und bedeutete mir mit der Hand, sie zu begleiten.

Ich folgte ihr. Sie trat ins Speisezimmer, wo das Abendessen gerichtet war, und bat mich, die Tür zu schließen, was ich auch tat.

Sie sagte ernstlich besorgt:»Es hat sich doch nichts geändert durch das, was Beatrice uns erzählt hat?«

«Nein«, erwiderte ich mit einer Dankbarkeit, die für sie nicht zu hören war.

«Wir können nicht stur weitermachen. Danielles Gesicht dürfen wir nicht riskieren. Sie dürfen es nicht riskieren. «Das Dilemma war furchtbar, wie von Nanterre beabsichtigt.

«Nein«, sagte ich.»Darauf darf ich es nicht ankommen lassen. Aber geben Sie mir Zeit bis Dienstag. Sagen Sie Monsieur bis dahin nichts von den Drohungen. Wir haben etwas vor. Wir haben zwar ein Druckmittel, aber wir brauchen ein stärkeres. Wir werden Nanterre ausschalten«, versprach ich.

«Sie und Litsi?«

«Ja.«

«Litsi war der Mann, der von dem Balkon gefallen ist«, sagte sie, Bestätigung suchend.

Ich nickte und erzählte ihr von der Lockbotschaft, aber nicht davon, daß der Bote gefunden war.

«Du meine Güte. Damit müssen wir doch zur Polizei gehen.«

«Warten Sie bis Dienstag«, bat ich.»Dann gehen wir, wenn es sein muß.«

Sie erklärte sich recht gern damit einverstanden, weil polizeiliche Ermittlungen in der Öffentlichkeit Aufsehen erregen konnten, und ich hoffte für John Smith Arnold Vincent Hodges, daß wir ihn nicht dem Unmut seiner Frau auszuliefern brauchten.

Ich fragte die Prinzessin, ob ich ihren Mann wohl an diesem Abend für zehn Minuten allein sprechen könne, und anstandslos fuhr sie mit mir im Lift nach oben, um das Gespräch zu arrangieren; es sei eine gute Zeit, da er zum Essen nicht herunterkomme.

Sie führte mich zu ihm, ließ uns allein, und ich nahm den roten Ledersessel, den Roland mir anbot.

«Was kann ich für Sie tun?«fragte er höflich, den Kopf auf die hohe Rückenlehne des Stuhls gestützt.»Noch mehr Wächter? Sammy habe ich kennengelernt«, ein schwaches Lächeln.»Er ist amüsant.«

«Nein, Monsieur, keine zusätzlichen Wächter. Ich habe mir überlegt, ob ich zeitig morgen früh einmal zu Ihrem Anwalt Gerald Greening gehen könnte. Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich einen Termin vereinbare?«

«Hat das etwas mit Henri Nanterre zu tun?«

«Ja, Monsieur.«

«Könnten Sie mir sagen, weshalb Sie Gerald benötigen?«

Ich erklärte es. Er meinte müde, er verspreche sich zwar keinen Erfolg davon, aber ich brauchte Gerald nicht im Büro aufzusuchen, er komme ins Haus. Die Welt, erkannte ich belustigt, war unterteilt in solche, die Anwaltskanzleien aufsuchten, und solche, zu denen die Anwälte kamen.

Roland sagte, wenn ich Geralds Privatnummer nachsähe und dort anriefe, würde er selbst mit Gerald sprechen, falls der zu Hause sei, und kurz darauf war der Termin vereinbart.

«Er kommt auf dem Weg zum Büro hier vorbei«, sagte Roland, als er mir den Hörer zum Auflegen reichte.»Um halb neun. Laden Sie ihn zum Frühstück ein.«

«Ja, Monsieur.«

Er nickte ein wenig.»Gute Nacht, Kit.«

Ich ging hinunter zum Abendessen, das schweigsamer denn je verlief, und später rief, wie angedroht, Nanterre an.

Als ich seine Stimme hörte, drückte ich den Aufnahmeknopf, aber wieder nicht die Konferenzschaltung.

«Ich spreche mit jedem außer Ihnen«, sagte er.

«Dann mit niemand.«

Er brüllte:»Ich will Casilia sprechen.«

«Nein.«

«Geben Sie mir Roland.«

«Nein.«

«Beatrice.«

«Nein.«

«Das wird Ihnen leid tun«, schrie er und knallte den Hörer auf.

Kapitel 19