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Als ich ihn knebeln wollte, wozu ich sein Unterhemd benutzen wollte, sagte er leise: „Das ist wirklich überflüssig, Miß Freitag. Ich bin schon seit einiger Zeit wach. Wir sollten uns mal unterhalten.“

Ich erstarrte. „Ich dachte mir gleich, daß Sie bei Bewußtsein waren. Aber ich war bereit, das Spielchen mitzumachen, solange Sie darauf Wert legten. Ich ging davon aus, Sie wüßten, daß ich Ihnen Ihren Schwanz ausreißen und in den Hals stopfen würde wenn Sie mir auch nur den geringsten Ärger machten.“

„Etwas Ähnliches hatte ich mir gedacht. Ich hatte allerdings nicht erwartet, daß Sie gleich so drastisch vorgehen würden.“

„Warum nicht? Mit Ihrem famosen Ding habe ich ja schon Bekanntschaft gemacht — und zwar nicht eben auf angenehme Weise. Da steht mir ja wohl ein gewisser Bewegungsspielraum zu. Einwände?“

„Miß Freitag, lassen Sie mich mal ein paar Worte sagen?“

„Klar, warum nicht? Aber ein Ton, der mir nicht gefällt, und Ihre Pracht ist ab.“ Ich sorgte dafür, daß er über meine Absichten nicht im Zweifel blieb.

„Oh! Nun mal langsam — bitte! Der Zahlmeister hat uns heute nacht auf Doppelwache geschickt. Ich …“

„›Doppelwache‹? Inwiefern?“

„Normalerweise ist in der Zeit, die Sie in Ihrer Kabine verbringen, nur Tilly — Shizuko — im Dienst.

Wenn Sie dann aufstehen, drückt Sie auf ein Knöpfchen, und das ist für mich das Signal, die Wache aufziehen zu lassen. Der Zahlmeister — vielleicht auch der Kapitän — ist aber ziemlich nervös, was Sie betrifft. Macht sich Sorgen, daß Sie in Botany Bay aus dem Schiff entwischen könnten …“

Ich machte runde Augen. „Du meine Güte! Wie kann nur jemand über meine unschuldige kleine Person so etwas Böses denken!“

„Keine Ahnung“, antwortete er ernst. „Aber warum sind wir hier in diesem Landungsboot?“

„Ich bereite meinen Landausflug vor. Und Sie?“

„Ich auch. Hoffe ich. Miß Freitag, mir war klar wenn Sie in Botany Bay aus dem Schiff wollten, würden Sie es heute nacht während der Mittelwache versuchen. Ich hatte keine Ahnung, wie Sie ins Landungsboot zu gelangen hofften, war aber zuversichtlich, daß es Ihnen gelingen würde — und wie ich sehe haben Sie mein Vertrauen voll und ganz gerechtfertigt.“

„Vielen Dank. Na, zumindest ein wenig. Wer behält das Backbord-Boot im Auge? Oder ist da niemand?“

„Graham. Ein kleiner blonder Bursche. Vielleicht ist er Ihnen schon aufgefallen.“

„Zu oft.“

„Ich entschied mich für diese Seite, weil Sie sich gestern mit Mr. Udell dieses Boot angesehen haben.

Oder vorgestern, je nachdem, wie man es nimmt.“

„Mir ist egal, wie Sie es nehmen. Pete, was passiert wenn man Sie vermißt?“

„Vielleicht vermißt man mich gar nicht. Joe Stupido — entschuldigen Sie, Joseph Steuben; das andere ist meine Privatbezeichnung für ihn — hat Anweisung mich nach dem Frühstück abzulösen. Wenn ich Joe richtig einschätze, macht er kein Aufhebens davon wenn er mich nicht an der Tür antrifft; er wird sich mit dem Rücken an die Tür setzen und schlafen, bis jemand kommt und die Tür aufmacht. Dann bleibt er auf dem Posten, bis das Boot ablegt — woraufhin er in seine Kabine zurückkehrt und die Augen zumacht bis ich ihn holen komme. Joe ist geduldig, aber nicht besonders helle. Was ich in meine Überlegungen einbezogen habe.“

„Pete, es hört sich ja ganz so an, als hätten Sie das alles geplant.“

„Ich hatte nicht vorgesehen, mir einen wunden Hals und Kopfschmerzen einzufangen. Hätten Sie so lange gewartet, bis ich etwas sagen konnte, hätten Sie mich nicht schleppen müssen.“

„Pete, wenn Sie mich dazu überreden wollen, Sie loszubinden, bellen Sie in den falschen Brunnen.“

„Heißt das nicht ›den falschen Baum anbellen‹?“

„Wie auch immer — jedenfalls sind Sie bei mir falsch, und Sie verbessern Ihre Chancen nicht gerade indem Sie meine Ausdrucksweise korrigieren. Sie stecken in der Klemme, Pete. Nennen Sie mir einen guten Grund, warum ich Sie nicht umbringen und hier liegenlassen sollte! Der Kapitän hat nämlich recht; ich verlasse das Schiff. Sie sind mir dabei nur im Wege.“

„Nun ja … ein Grund wäre, daß man während des Ausladens meine Leiche finden würde. Sofort käme die Suche nach Ihnen in Gang.“

„Dann wäre ich schon viele Kilometer jenseits des Horizonts. Aber weshalb würde man nach mir suchen?

Ich werde an Ihnen keine Fingerabdrücke hinterlassen. Nur ein paar purpurne Druckstellen am Hals.“

„Motiv und Gelegenheit. Botany Bay ist eine ziemlich gesetzestreue Kolonie, Miß Freitag. Vermutlich können Sie sich durchlavieren, wenn Sie nur illegal aus dem Schiff gesprungen und illegal eingewandert sind; da wären Sie nicht die erste. Aber wenn man nach Ihnen wegen Mord fahndet, machen die Planetenbehörden bestimmt keine Ausnahme.“

„Ich werde auf Notwehr plädieren. Immerhin geht es um einen Mann, der mich erwiesenermaßen schon einmal vergewaltigt hat. Um Himmels willen, Pete was soll ich denn bloß mit Ihnen machen? Sie bringen mich in Verlegenheit! Sie wissen genau, daß ich Sie nicht umbringen werde; ich kann niemanden kaltblütig umlegen, nur in einer Zwangslage. Wenn ich Sie aber hier liegenlasse … Mal nachrechnen — fünf und drei sind acht, dann mindestens zwei weitere Stunden, ehe man beim Ausladen hier anlangt — das wären mindestens zehn Stunden — und ich müßte Sie knebeln — und es wird kalt …“

„Und ob es kalt wird! Könnten Sie mir nicht das Hemd um die Schultern legen?“

„Na schön, aber ich brauche es später noch, um Sie zu knebeln.“

„Außerdem ist es nicht nur kalt, sondern Hände und Füße schlafen bereits ein. Miß Freitag, wenn Sie mich zehn Stunden lang so hier liegenlassen, habe ich in beiden Händen und Füßen den Wundbrand und bin die Gliedmaßen los. Hier draußen gibt’s keine Regenerierung. Wenn man mich endlich an einen Ortgeschafft hat, wo so etwas möglich ist, ist an mir Hopfen und Malz verloren. Da wäre es schon freundlicher, mich umzubringen.“

„Verdammt, Sie versuchen an mein Mitleid zu appellieren!“

„Ich weiß nicht recht, ob Sie so etwas überhaupt kennen.“

„Hören Sie!“ gab ich zurück. „Wenn ich Sie losbinde und erlaube, daß Sie sich wieder anziehen, damit Sie wenigstens nicht frieren, lassen Sie sich dann wenigstens wieder fesseln und später auch knebeln, ohne Theater zu machen? Oder muß ich wesentlich energischer zuschlagen als vorhin und Sie bewußtlos machen? Das brächte die Gefahr, daß ich Ihnen das Genick breche. Möglich wäre es. Sie haben gesehen wie ich kämpfe …“

„Gesehen habe ich es nicht; nur die Folgen sind mir bekannt. Habe aber darüber gehört.“

„Dasselbe. Dann wissen Sie also Bescheid. Und Sie wissen auch, warum ich zu solchen Leistungen fähig bin. ›Meine Mutter war ein Reagenzglas …‹“

„›… und mein Vater ein Skalpell‹“, unterbrach er.

„Miß Freitag, ich hätte es nicht nötig gehabt, mich von Ihnen niederschlagen zu lassen. Sie sind schnell — aber ich bin nicht minder schnell, und meine Arme sind länger. Ich wußte, daß Sie über gesteigerte Reaktionen verfügen, Sie aber wußten das nicht von mir. Ich wäre also im Vorteil gewesen.“

Ich saß im Schneidersitz ihm gegenüber, als er diese erstaunlichen Worte äußerte. Mir war schwindlig und ich fragte mich, ob ich schon wieder brechen müßte. „Pete“, sagte ich beinahe flehend, „Sie würden mich doch nicht anlügen, oder?“

„Mein ganzes Leben lang mußte ich lügen“, antwortete er, „und das gleiche gilt für Sie. Doch …“ Er hielt inne und verdrehte die Handgelenke; die Fesseln zerbrachen. Wissen Sie, wieviel ein verdrehter Hemdsärmel aushält? Mehr als ein Hanfseil gleichen Durchmessers — probieren Sie es mal aus!