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Er verbarg ihnen nicht, daß bald eine rächende Wersgor-Flotte über Darova hereinbrechen würde. Vielmehr, er prahlte sogar damit. Er hatte seine Fallen aufgestellt, behauptete er. Wenn Boda und die anderen sternfahren­den Planeten ihm nicht halfen, diese Falle zuklappen zu lassen, mußte er England um Verstärkung bitten.

Die Vorstellung, eine Armada aus einem völlig unbe­kannten Reich könnte in ihre Weltraum-Region eindrin­gen, beunruhigte die Anführer der Jair. Ich will nicht ver­hehlen, daß einige von ihnen uns für ganz gewöhnliche Abenteurer hielten. Gesetzlose vielleicht, die überhaupt nicht auf Hilfe aus ihrem Geburtsland rechnen konnten. Aber dem mußten andere entgegengehalten haben:

»Können wir es wagen, zuzusehen und nicht an dem beteiligt zu sein, was geschehen muß? Selbst wenn sie Piraten sind, so haben diese Neuankömmlinge doch einen Planeten erobert und zeigen keine Furcht vor dem ganzen Wersgor-Imperium. Wir müssen uns in jedem Fall gegen die Möglichkeit wappnen, daß England — trotz aller gegenteiligen Behauptungen dieser Fremden — ebenso aggressiv wie die Blaugesichter-Nation ist. Wäre es dem­zufolge nicht am besten, uns dadurch zu stärken, daß wir diesem Roger helfen und dabei viele Planeten besitzen und viel Beute machen? Die einzige Alternative scheint darin zu liegen, mit Wersgor ein Bündnis gegen ihn einzu­gehen, und das ist undenkbar!«

Außerdem sah sich die Phantasie des Jairvolkes her­ausgefordert. Sie sahen, wie Sir Roger und seine prunk­voll gekleideten Begleiter durch ihre ruhigen Straßen galoppierten, sie hörten, wie er ihre alten Feinde besiegt hatte. Ihre Legenden, die seit langer Zeit nur darauf beruhten, daß sie schließlich nur den kleinsten Teil des Universums kannten, bereiteten sie förmlich auf die Vor­stellung vor, daß es jenseits ihrer Landkarten ältere und stärkere Rassen gab. Als sie daher hörten, daß er zum Krieg drängte, fingen sie Feuer und verlangten danach. Boda war eine echte Republik, nicht eine vorgebliche, wie sie die Wersgor hatten. Diese Stimme des Volkes hallte laut im Parlament.

Der Botschafter der Wersgorix protestierte. Er drohte mit Vernichtung. Aber er war weit von zu Hause ent­fernt, und die Depeschen, die er schickte, würden lange unterwegs sein. Und unterdessen bewarf die Menge seine Residenz mit Steinen.

Sir Roger selbst konferierte mit zwei anderen Botschaf­tern. Es waren dies die Vertreter der anderen sternfahren­den Nationen, Ashenkoghii und Pr?*tans. Die fremdarti­gen Buchstaben in dem letztgenannten Namen stammen von mir und stehen für einen pfeifenden Laut beziehungs­weise ein Grunzen. Ein Gespräch soll stellvertretend für viele wiedergegeben werden, die stattfanden.

Wie gewöhnlich wurde es in der Wersgorsprache geführt. Ich hatte größere Schwierigkeiten beim Überset­zen, als ich das gewohnt war, da der Pr?*tan sich in einer Kiste befand, die die Hitze und die giftige Luft aufrecht erhielt, die er benötigte, durch einen Lautsprecher sprach und einen Akzent hatte, der noch schlimmer als mein eigener war. Ich versuchte nicht einmal, seinen persön­lichen Namen oder Rang zu erfahren, denn dies umfaßte Begriffe, die für den menschlichen Geist noch komplizier­ter als die Bücher von Maimonides waren. Ich betrachtete ihn als den tertiären Eimeister des Nordweststockes und nannte ihn für mich Ethelbert.

Meine Besucher saßen in einem kühlen blauen Raum, weit über der Stadt. Während sich Ethelberts tentakelbewehrte Gestalt, die ich nur undeutlich durch das Glas wahrnahm, mit förmlichen Höflichkeiten mühte, blickte Sir Roger auf das Panorama hinaus, das sich ihm bot.

»Offene Fenster, so breit wie eine Ausfallpforte«, mur­melte er. »Was für eine Gelegenheit! Welche Freude es sein müßte, diesen Ort anzugreifen!«

Als unser Gespräch begonnen hatte, sagte Ethelbert:

»Ich kann die Stöcke auf keinerlei Politik festlegen. Ich kann nur eine Empfehlung schicken. Aber da unser Volk weniger individualisiert eingestellt ist als der Durch­schnitt, darf ich hinzufügen, daß meine Empfehlung gro­ßes Gewicht hat. Gleichzeitig ist es aber dementspre­chend schwierig, mich zu überzeugen.«

Das hatte man uns bereits klargemacht. Was die Ashenkoghii anging, so waren sie in Clans aufgeteilt; ihr riesiger Botschafter war der Häuptling eines solchen Clans und konnte dessen Flotte aus eigener Vollmacht mobilisieren. Das erleichterte unsere Verhandlungen der­maßen, daß wir glaubten, es sei eine Offenbarung des Willen Gottes. Ich möchte sogar behaupten, daß das Ver­trauen, das wir daraus zogen, für sich allein schon von großem Nutzen für uns war.

»Sicherlich sind Euch, Sir, die Argumente bereits bekannt, die wir den Jairs vorgetragen haben«, sagte Sir Roger. »Sie gelten in gleichem Maße für Pur-Pur — wie auch immer Euer Planet heißen mag.«

Ich ärgerte mich ein wenig, daß er mir die ganze Last überließ, die Namen richtig auszusprechen und seinen Satz höflich neu zu formulieren, und erlegte mir als Buße für diesen Gedanken einen Rosenkranz auf. Wersgor war eine so barbarische Sprache, daß ich immer noch nicht richtig in ihr zu denken vermochte. Demzufolge pflegte ich, wenn ich Sir Rogers Französisch zu übersetzen hatte, den Inhalt seiner Worte zuerst in das Englisch meiner Knabenzeit zu übertragen, anschließend in stattliche lateinische Perioden, und auf diesem festen Fundament konnte ich dann einer Wersgorstruktur errichten, die Ethelbert auf mentalem Wege ins Pr?*tan übersetzte. Die Werke Gottes sind wundersam.

»Die Stöcke haben gelitten«, räumte der Botschafter ein. »Die Wersgorix schränken den Umfang unserer Raumflotte und unserer extraplanetarischen Besitzungen ein und for­dern einen hohen Tribut an seltenen Metallen. Unsere Hei­matwelt ist jedoch für sie ohne Nutzen, so daß wir wie Boda und Ashenk keine Eroberungen zu befürchten brau­chen. Warum sollten wir also ihren Zorn herausfordern?«

»Ich fürchte, diese Geschöpfe haben keine Vorstellung von Ehre«, brummte der Baron zu mir gewandt, »sag ihm also, er wird von diesen Einschränkungen und dem Tribut befreit sein, sobald Wersgorix überwältigt ist.«

»Das ist offenkundig«, kam kühl die Antwort. »Doch der Gewinn ist zu gering, verglichen mit dem Risiko, daß unser Planet und seine Kolonien bombardiert werden.«

»Jenes Risiko wird jedoch stark eingeschränkt, wenn alle Feinde von Wersgorix gemeinsam handeln. Der Feind wird viel zu stark beschäftigt sein, um irgendwelche Offensiven zu unternehmen.«

»Aber eine solche Allianz gibt es nicht.«

»Ich habe Grund zu der Annahme, daß der Ashenkoghii-Lord hier auf Boda die Absicht hat, sich uns anzuschließen. Dann werden viele andere Ashenkoghii-Clans gleiches tun, und wäre es nur, um ihn daran zu hindern, zuviel Einfluß zu gewinnen.«

»Sire«, protestierte ich in englischer Sprache. »Ihr wißt, daß der von Ashenk noch ganz und gar nicht bereit ist, seine Flotte einzusetzen.«

»Sag dem Monstrum hier trotzdem, was ich gesagt habe.«

»Mylord, es ist doch nicht die Wahrheit!«

»Ah, aber wir werden dafür sorgen, daß es die Wahr­heit wird; also ist es doch keine Lüge.«

An soviel Kasuistik wäre ich beinahe erstickt, über­setzte dann aber doch, was er von mir verlangt hatte. Ethelbert schoß zurück. »Was läßt Euch das glauben? Der von Ashenk ist als vorsichtig bekannt.«

»Sicher.«

Es war eine Schande, daß Sir Rogers gleichmütiger Tonfall an diese nichtmenschlichen Ohren verschwendet war. »Deshalb wird er seine Absicht auch nicht öffentlich bekennen. Aber seine Leute. einige von ihnen werden sich verplappern oder zumindest nicht widerstehen kön­nen, eine Bemerkung fallenzulassen.«

»Das muß untersucht werden«, sagte Ethelbert. Ich konnte förmlich seine Gedanken lesen. Er würde seine eigenen Spione, Söldlinge der Jairs, einsetzen.