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Wir entfernten uns und nahmen Gespräche auf, die Sir Roger mit einem jungen Ashenkogh geführt hatte. Dieser feurige Kentaur war selbst begierig auf einen Krieg, in dem er Ruhm und Wohlstand gewinnen konnte. Er erklärte die Einzelheiten der Organisation, der Aktenfüh­rung und der Kommunikation, die Sir Roger wissen mußte. Dann instruierte ihn der Baron im Detail, welche Dokumente er fälschen und so auslegen sollte, daß Ethelberts Agenten sie finden konnten, welche Worte er im Rauschzustand fallen lassen sollte und wie er auf unge­schickte Weise versuchen sollte, Jair-Beamte zu beste­chen.

Binnen kurzem wußten alle, mit Ausnahme des Ashenkoghii-Gesandten selbst, daß er vorhatte, mit uns gemeinsame Sache zu machen.

Also sandte Ethelbert eine Kriegsempfehlung nach Pr?*t. Das geschah natürlich in strikter Geheimhaltung, aber Sir Roger bestach den Jair-Inspektor, der diplomati­sche Botschaften in besonderen Kästen zu den Postschif­fen weiterleitete. Dem Inspektor wurde ein ganzer Archi­pel auf Tharixan versprochen. Das war eine raffinierte Investition meines Herrn, denn er erhielt dafür das Recht, dem Ashenkoghii-Häuptling jene Depesche zu zeigen, ehe sie ihren Weg fortsetzte. Da Ethelbert so großes Ver­trauen zu unserer Sache hatte, ließ der Häuptling seine eigene Flotte kommen und schrieb an die Lords verbünde­ter Clans Briefe, in denen er sie aufforderte, es ihm gleich zu tun.

Unterdessen hatte die militärische Abwehr von Boda erfahren, was geschah. Sie konnten ganz sicher nicht zulassen, daß Pr?*t und Ashenk eine so reiche Ernte ein­fuhren, während ihr Planet bedeutungslos blieb. Demzu­folge sprachen sie die Empfehlung aus, daß auch die Jairs sich der Allianz anschließen sollten. So bedrängt, erklärte das Parlament Wersgorixan den Krieg.

Sir Roger grinste über das ganze Gesicht. »Das war ein­fach«, meinte er, als seine Hauptleute ihn lobten. »Ich brauchte mich bloß zu erkundigen, wie die Dinge hier angepackt wurden, und das war nie geheim. Dann stol­perten die Sternenleute in Fallen, mit denen man nicht einmal einen blöden Deutschen hätte hereinlegen kön­nen.«

»Aber wie kann das sein, Sire?« fragte Sir Owain. »Sie sind älter, stärker und weiser als wir.«

»Den ersten beiden Attributen stimme ich zu«, nickte der Baron. Er war so gut gelaunt, daß er selbst dem Ritter gegenüber kameradschaftlich auftrat. »Aber was das dritte betrifft — nein. Wenn es auf Intrigen hinausläuft, bin ich da keineswegs ein Meister, kein Italiener. Aber die Sternenleute sind wie Kinder.

Und warum? Nun, auf der Erde hat es viele Jahrhun­derte lang viele Nationen und Lords gegeben, die alle mit­einander in Unfrieden lebten, unter einem Feudalsystem, das fast zu kompliziert ist, als daß man sich daran erin­nern kann. Warum haben wir in Frankreich so viele Kriege geführt? Weil der Herzog von Anjou einerseits souveräner König von England und andererseits Franzose war! Überlegt doch, wozu das führte. Und doch ist das Ganze eigentlich nur ein belangloses Beispiel. Wir haben auf unserer Erde notgedrungen all die Tricks gelernt, die man kennen muß.

Aber hier sind die Wersgorix seit Jahrhunderten die einzig wahre Macht. Sie haben ihre Eroberungen nur durch eine Methode errungen — die brutale Vernichtung von Rassen, die keine Waffen hatten, um sich damit zu wehren. Durch schiere Gewalt — dem Zufall, daß sie das größte Reich hatten — haben sie den anderen drei Natio­nen, die über die nötigen militärischen Künste verfügt hätten, ihren Willen aufgezwungen. Und diese haben in ihrer Machtlosigkeit nie auch nur den Versuch gemacht, sich gegen Wersgorixan zu verschwören. All das erfor­derte weniger staatsmännisches Geschick oder Kriegs­kunst als eine Schneeballschlacht. Es bedurfte wirklich keiner großen Geschicklichkeit für mich, meine Taktik auf ihren simplen Verstand, ihre Habgier, ihre Furcht und die wechselseitige Rivalität aufzubauen.«

»Ihr seid zu bescheiden, Sire«, lächelte Sir Owain.

»Ach was!« Die gute Stimmung des Barons schien zu schwinden. »Der Teufel soll's holen. Das einzig Wichtige ist jetzt: Wir sitzen hier und kochen im eigenen Saft, bis die Flotte startbereit ist. Und unterdessen ist der Feind bereits unterwegs!«

Wahrhaftig, es war eine Zeit der Alpträume. Wir konn­ten Boda nicht verlassen, um uns unseren Frauen und Kin­dern in der Festung anzuschließen, denn die Allianz war noch nicht stabil. Sir Roger mußte sie hundertmal zusam­menflicken und oft Mittel einsetzen, die ihn im nächsten Leben noch viel kosten würden. Wir anderen verbrachten unsere Zeit damit, Geschichte, Sprachen, Geographie (oder sollte ich sagen Astrologie?) sowie die hexenartigen mechanischen Künste zu studieren. Letzteres mußte unter dem Vorwand geschehen, daß wir hiesige Maschinen mit den unseren zu Hause verglichen, zum Nachteil ersterer. Glücklicherweise, wenn auch nicht unnatürlicherweise — Sir Roger hatte diese Information Offizieren abgepreßt und auch in Dokumenten bestätigt gefunden, ehe wir Tharixan verließen  —, waren einige der Waffen, die wir erbeu­tet hatten, geheim. So konnten wir besonders wirksame Gewehre oder Explosivgeschosse demonstrieren und behaupten, sie seien englischer Herkunft, wobei wir natür­lich darauf achten mußten, daß keiner unserer Alliierten sie näher zu Gesicht bekam.

In der Nacht, in der das Jair-Verbindungsschiff von Tharixan mit der Nachricht zurückkehrte, daß die feindliche Armada eingetroffen sei, begab sich Sir Roger alleine in sein Schlafgemach. Ich weiß nicht, was geschah, aber am nächsten Morgen mußte sein Schwert nachgeschärft wer­den, und das ganze Mobiliar war zersplittert.

Doch Gott machte es möglich, daß wir nicht länger zu warten brauchten. Die Bodavant-Flotte hatte sich bereits draußen im Weltraum versammelt. Jetzt trafen einige Dutzend schlanker Schlachtschiffe aus Ashenk ein, und kurz darauf tauchten auch von deren giftiger Heimatwelt die kistenähnlichen Fahrzeuge von Pr?*t ein. Wir schiff­ten uns ein und dröhnten davon, hinaus in den Krieg.

Linser erster Blick von Darova, nachdem wir uns an den vorgeschobenen Wersgor-Schiffen vorbei in Tharixans Atmosphäre durchgekämpft hatten, ließ mich zwei­feln, daß noch etwas geblieben war, was zu retten sich lohnte. Denn Hunderte von Meilen um die Stadt lag das Land schwarz, aufgewühlt und verlassen da. Wo immer eine Granate getroffen hatte, zog der Felsen Blasen.

Jener subtile Tod, den man nur mit Instrumenten auf­spüren kann, hatte diesen ganzen Kontinent verwüstet und würde jahrelang anhalten.

Aber Darova war dafür gebaut, solchen Kräften zu widerstehen, und Lady Catherine hatte die Festung gut versorgt. Ich entdeckte eine Wersgor-Flottille, als diese ganz niedrig über ihr Kraftfeld dahinpfiff. Ihre Geschosse zerbarsten ganz nahe und brachten den fast massiven Stein der oberhalb der Erde angebrachten Strukturen zum Schmelzen — ohne daß er innen beschädigt würde. Die verbrannte Erde öffnete sich; Bombarden schoben sich wie Vipernzungen hervor, spuckten Blitze und zogen sich wieder zurück, ehe die nächste Bombenladung sie treffen konnte. Drei Wersgorschiffe wurde getroffen und stürzten ab. Die Wracks mischten sich in die Überreste des letzten Sturmangriffs.

Dann sah ich nichts mehr von dem rauchverhüllten Darova, denn die Wersgorix brachen jetzt mit voller Kraft über uns herein, und der Kampf verlagerte sich wieder hinaus in den Weltraum.

Es war eine seltsame Schlacht. Sie wurde auf unvor­stellbare Distanz mit Feuerstrahlen, Kanonenkugeln und unbemannten Geschossen geführt. Schiffe manövrierten unter der Leitung künstlicher Gehirne, und das so schnell, daß nur die gewichtserzeugenden Felder ihre Mannschaften davor bewahrten, gegen die Schotten ge­schmiert zu werden. Rümpfe zerplatzten, selbst wenn sie nicht getroffen wurden, konnten aber im luftlosen Raum nicht sinken: Die verletzten Abschnitte dichteten sich ab, und der Rest blieb und schoß weiter.

So pflegte es im Raumkrieg immer zuzugehen. Sir Roger lieferte eine Neuheit. Als er es zum erstenmal vor­schlug, hatte er die Jair-Admirale damit erschreckt, aber er hatte darauf bestanden, es handle sich um eine ganz übliche englische Taktik — und in gewisser Weise traf das sogar zu. In Wirklichkeit tat er es natürlich aus Sorge, seine Männer könnten sonst verraten, wie ungeschickt sie im Umgang mit den Höllenwaffen waren.