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Lady Catherine erschien auf der Scheibe. Ich erinnere mich ihrer Worte. Aber ich ziehe es vor, sie nicht nieder­zuschreiben. Als die Aufzeichnung zu Ende war, löschte ich sie selbst.

Wir schwiegen eine Weile, mein Herr und ich. Schließ­lich sagte er »Nun«. Ganz wie ein alter Mann sprach er es aus. Ich starrte meine Fußspitzen an. »Montbelle hat gesagt, sie würden zu einer bestimmten Stunde morgen wieder in Reichweite kommen, um Eure Entscheidung zu hören«, murmelte ich. »Es wäre möglich, zahlreiche un­bemannte Schiffe auszuschicken, beladen mit Explosivstoffen und mit einem magnetischen Zünder, über den Weitsprecherstrahl. Vielleicht würde er vernichtet wer­den.«

»Du hast schon viel von mir verlangt, Bruder Parvus«, sagte Sir Roger. Seine Worte waren immer noch ohne Leben. »Verlange nicht von mir, daß ich meine Lady und meine Kinder töte.«

»Ja. Ah, könnte man das Schiff kapern? Nein«, ant­wortete ich mir selbst. »Es wäre praktisch unmöglich. Ein einziger Schuß, der nahe genug bei einem kleinen Schiff wie jenem explodierte, würde es eher zu Staub machen als nur seine Maschinen zerstören. Oder der Schaden wäre klein, und er könnte aufs neue fliehen, schneller als das Licht.«

Der Baron hob sein verzerrtes Gesicht. »Was auch immer geschieht«, sagte er, »niemand darf wissen, welche Rolle meine Lady dabei spielt. Verstehst du? Sie ist nicht bei Sinnen. Irgendein Dämon muß sie besessen haben.«

Ich musterte ihn mit noch mehr Mitleid als zuvor. »Ihr seid zu tapfer, um Euch hinter solcher Narretei zu verber­gen«, sagte ich.

»Nun, was kann ich tun?« stieß er hervor.

»Ihr könnt weiterkämpfen.«

»Hoffnungslos, sobald Montbelle nach Wersgorixan gegangen ist.«

»Oder Ihr könnte die angebotenen Bedingungen anneh­men.«

»Ha! Wie lange glaubst du denn, daß die Blauhäute Terra wirklich in Frieden lassen würden?«

»Sir Owain muß Grund zu der Annahme haben, daß sie das tun werden«, sagte ich vorsichtig.

»Er ist ein Narr.« Sir Rogers Faust schmetterte auf die Armlehne seines Sessels herunter. Er setzte sich bolzenge­rade auf, und die Härte seiner Stimme war ein einsames Zeichen der Hoffnung für mich.

»Oder er ist ein noch schwärzerer Judas, als er je gestanden hat, und hofft, nach der Eroberung Vizekönig zu werden. Sieh doch, die Wersgorix wird mehr als bloß der Wunsch nach Land dazu treiben, unsere Planeten zu überrennen. Die Tatsache nämlich, daß unsere Rasse sich mehr als gefährlich erwiesen hat. Bis jetzt sind die Men­schen zu Hause noch hilflos. Aber mit ein paar Jahrhun­derten, um sich vorzubereiten, könnten die Menschen gut ihre eigenen Raumschiffe bauen und das Universum überwältigen.«

»Die Wersgorix haben in diesem Krieg gelitten«, argu­mentierte ich schwach. »Sie werden Zeit brauchen, um das zurückzugewinnen, was sie verloren haben. Selbst wenn unsere Verbündeten alle besetzten Welten wieder aufgeben würden. Es könnte ihnen leicht zweckmäßig erscheinen, Terra vielleicht hundert Jahre alleine zu lasse.«

»Bis wir sicher tot sind?« Sir Roger nickte schwer. »Ja, darin liegt die Versuchung. Die wirkliche Bestechung. Und doch, würden wir nicht in der Hölle braten, wenn wir so den ungeborenen Kindern die Treue brächen?«

»Vielleicht ist es das beste, was wir für unsere Rasse tun können«, sagte ich. »Was immer außerhalb unserer eige­nen Kräfte liegt, ist in der Hand Gottes.«

»Aber nein, nein, nein.« Er rang die Hände. »Ich kann nicht. Besser jetzt wie Männer sterben… und doch… Catherine.«

Nach einer weiteren Periode des Schweigens sagte ich: »Vielleicht ist es doch nicht zu spät, Sir Owain zu über­reden. Keine Seele ist unwiderruflich verloren, solange noch Leben bleibt. Ihr könntet an seine Ehre appellieren und ihn darauf hinweisen, wie närrisch es ist, sich auf die Versprechungen der Wersgorix zu verlassen, könntet ihm Vergebung anbieten und eine wichtige Position.«

»Und meine Frau?« höhnte er.

Aber gleich darauf: »Es könnte sein. Lieber würde ich ihm seinen bösen Schädel spalten. Aber vielleicht… ja, vielleicht ein Gespräch. ich würde sogar versuchen, mich zu erniedrigen. Willst du mir helfen, Bruder Parvus? Ich darf ihn nicht in sein Antlitz verfluchen. Willst du meinen Geist aufrichten?«

KAPITEL 21

Am nächsten Abend verließen wir New Avalon.

Sir Roger und ich reisten alleine in einem winzigen, unbewaffneten Raumrettungsboot. Wir selbst waren nur wenig stärker. Ich hatte meine Kutte und meinen Rosen­kranz, wie immer: nicht mehr. Er war mit der Weste eines Freibauern bekleidet, wenn er auch Schwert und Dolch trug und die vergoldeten Sporen an den Stiefeln hatte. Seine mächtige Gestalt saß im Pilotensessel, als wäre es ein Sattel, aber seine zum Himmel gerichteten Augen waren voll des Winters.

Wir hatten unseren Hauptleuten gesagt, daß dies nur ein kurzer Flug sei, um irgend etwas Besonderes zu inspi­zieren, das Sir Owain gebracht hatte. Das Lager fühlte die Lüge, und man konnte ein unruhiges Brodeln wahrneh­men. Red John mußte zwei Quarterstaffs brechen, ehe er wieder Ordnung hergestellt hatte. Als ich mich ein­schiffte, schien mir, daß unser Unternehmen plötzlich verrostet sei. Die Männer saßen so still. Es war ein wind­loser Abend, unsere Banner hingen schlaff an den Stan­gen, und ich sah, wie verblaßt und zerfetzt sie waren.

Unser Boot durchstieß den blauen Himmel und trat in die Schwärze ein wie der ausgestoßene Luzifer. Ganz kurz entdeckte ich ein Schlachtschiff, das auf Kreisbahn patrouillierte, und hätte mich viel wohler gefühlt, hätte ich jene großen Kanonen in meinem Rücken gewußt. Aber wir durften nur diesen hilflosen kleinen Splitter benutzen. Das hatte Sir Owain klargemacht, als wir ein zweites Mal über den Weitsprecher verhandelten. »Wenn Ihr es wünscht, de Tourneville, dann empfangen wir Euch zu einem Gespräch. Aber Ihr müßt alleine kommen, in einem gewöhnlichen Rettungsboot und unbewaffnet. Oh, nun gut. Euren Pfaffen könnt Ihr mitnehmen. Ich werde Euch sagen, welche Bahn Ihr steuern müßt. An einem bestimmten Punkt dieser Bahn wird mein Schiff Euch erwarten. Wenn meine Teleskope und Detektoren irgendein Zeichen von Verrat an Euch entdecken, begebe ich mich sofort nach Wersgorixan.«

Wir beschleunigten unsere Fahrt, und das Schweigen wurde immer dicker. Einmal wagte ich zu sagen: »Wenn Ihr beide euch versöhnen könnt, macht das unserem Volk neuen Mut. Ich glaube, dann wären wir wahrhaft unbe­siegbar.«

»Catherine und ich?« bellte Sir Roger.

»Nun, ich. ich. ich meinte Euch und Sir Owain.« stammelte ich. Aber dann offenbarte sich mir die Wahrheit: Ich hatte in der Tat an die Lady gedacht. Owain an sich war nichts. Sir Roger war derjenige, auf dem unser ganzes Schicksal ruhte. Und doch konnte er nicht mehr lange weitermachen, getrennt von ihr, die seine Seele besaß.

Sie und die Kinder, die sie zusammen hatten, waren der Grund, weshalb er so kläglich zu Owain betteln ging.

Immer weiter hinaus führte unser Flug. Der Planet schrumpfte hinter uns zu einer kleinen Münze zusammen. Ich hatte mich noch nie so allein gefühlt, nicht einmal, als wir zum erstenmal unsere Erde verließen.

Aber endlich wurden einige der vielen Sterne verdun­kelt. Ich sah die schlanke schwarze Gestalt des Raum­schiffs vor uns heranwachsen, als es seine Geschwindig­keit der unseren anpaßte. Wir hätten von Hand eine Bombe werfen und es zerstören können. Aber Sir Owain wußte sehr wohl, daß wir dies nie tun würden, solange Catherine und Robert und Matilda an Bord waren. Und dann klirrte eine Magnettrosse gegen unseren Rumpf. Die Schiffe wurden zueinander gezogen, Portal an Portal, ein kalter Kuß. Wir öffneten unsere eigenen Tore und warte­ten.