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Es spielt keine Rolle. Alle Colleges setzen den jungen Leuten Flausen in den Kopf. Sie wird auch noch erwachsen. Carlotta erhob sich und ging zu Wes hinüber. »Hallo«, sagte sie. »Ich möchte dir Stamm 112 vorstellen. Sein Führer ist Johnny Brasicku. Johnny, das ist mein Mann, der Abgeordnete Dawson.«

Die Jungen waren nett, und sie stammten tatsächlich aus dem Wahlkreis. Wes schüttelte jedem von ihnen die Hand. Anschließend lächelte er schief zu Carlotta hinüber. Sie blinzelte ihm zu.

Die wichtigste Nachricht, die wir je bekommen haben, dachte sie. Möglicherweise die wichtigste, die überhaupt jemals ein Mensch bekommen hat. Wir sitzen hier und unterhalten uns mit Pfadfindern, während die Mitarbeiter beschließen, was wir zu denken haben und wie Wes abstimmen soll, und wir können nichts daran ändern. Brächten Kongreßabgeordnete einen Teil ihrer Zeit damit zu, Abgeordnete zu sein und über ihre Arbeit nachzudenken, hätten sie ihr Amt nicht. Eine sonderbare Art, ein Land zu regieren.

2. Vorankündigungen

Argwohn ist der Gefährte gemeiner Seelen und der Fluch jeder guten Gesellschaft.

THOMAS PAINE
Gesunder Menschenverstand
Zeit: Sechs Wochen bis zur Stunde Null

»Das sollten Sie lieber nicht tun«, sagte Jeanette Crichton.

Richard Owen ließ die Hand auf dem Telefonhörer liegen und schnaubte dann. »Daran können Sie mich nicht hindern. Das Heer hat kein Recht, mir dreinzureden.«

»Habe ich doch gar nicht behauptet«, erklärte Jeanette. »Trotzdem finde ich, daß Sie es sich gut überlegen sollten.«

»Das habe ich bereits getan«, gab Owen zurück. »Die Sowjets müssen Bescheid wissen. Falls sie es bereits erfahren haben, ist es auf jeden Fall besser, wenn sie merken, daß auch wir es wissen.« Er nahm den Hörer ab und wählte.

Und was jetzt? überlegte Jeanette. Es stimmt schon, das Heer ist ihm gegenüber nicht weisungsbefugt, und vermutlich wußten die Russen es sowieso schon. Falls nicht, würden sie es bald genug erfahren. Mit ihrer großen, bemannten Raumstation hatten sie weit mehr im Weltraum vorzuweisen als die Vereinigten Staaten.

»Ich möchte bitte Akademiemitglied Pawel Bondarew sprechen «, sagte Owen. »Ja, Bondarew.« Seine Finger trommelten ungeduldig auf der Tischplatte, »Pawel? Richard Owen aus Hawaii. Äh – ja, natürlich warte ich.« Er bedeckte die Sprechmuschel mit einer Hand. »Mit westlichen Ausländern dürfen die nur reden, wenn sie mindestens zu dritt sind«, sagte er zu Jeanette. »Sogar Leute, die so hoch stehen wie Bondarew. Bewußtseinsspaltung in Reinkultur… Aha, Akademiemitglied Bondarew? Ihre Kollegen sind da? Ausgezeichnet. Professor Richard Owen von der Universität Hawaii. Wir haben hier etwas Interessantes, und ich denke, Sie sollten das auch wissen…«

* * *

Pawel Alexandrowitsch Bondarew legte auf und sah nachdenklich zur Zimmerdecke.

»Stimmt das?« Boris Ogarkows breites Bauerngesicht war zu einem fragenden Runzeln zusammengezogen, was ihm ein sehr unangenehmes Aussehen verlieh.

»Ja«, sagte Bondarew abwesend. Boris war der Parteisekretär des Instituts. Ein kaum gebildeter Angehöriger der Arbeiterklasse, der sich seinen Vorgesetzten durch unermüdlichen Einsatz für die Partei empfohlen hatte, obwohl er in keiner Weise brillant war. Er gehörte zu den in eine Machtposition Aufgestiegenen, für die ausschließlich unabdingbare Treue zum System eine Möglichkeit schuf, keine untergeordnete Tätigkeit ausüben zu müssen. Da er wußte, wie wichtig das Institut für die Sowjetunion war, mischte er sich nicht in dessen Aufgaben ein. Statt dessen sorgte er dafür, daß LeninPorträts in allen Arbeitsräumen hingen und daß sich jeder, ganz gleich ob Wissenschaftler, Sekretärin, Bürobote oder Hausmeister, an allen Abstimmungen beteiligte. »Ich kenne diesen Amerikaner recht gut«, fuhr Bondarew fort. »Ich habe mit ihm zusammen gearbeitet, als ich in den Vereinigten Staaten war, und gemeinsam mit ihm zwei Aufsätze veröffentlicht. Wegen irgendeines Hokuspokus hätte er mich nicht angerufen.«

»Möglich«, gab Andrei Pjatigorski zu bedenken. »Aber falls er sich nun irrt? Wir haben keinerlei Beweise.«

»Das wird sich zeigen«, sagte Bondarew. »Würden Sie mir den Gefallen tun, Andrei, Dr. Nosow am Observatorium anzurufen und ihn zu bitten, daß er seine Leute alle Aufnahmen durchsehen läßt, die in Frage kommen?«

»Gewiß.«

»Vielen Dank. Ich muß wohl nicht eigens betonen, daß Nosow, ganz gleich, was er findet, niemandem gegenüber die Angelegenheit auch nur mit einem Wort erwähnen darf.«

»Ich kann den Parteisekretär am Observatorium anrufen«, bot sich Boris Ogarkow an. »Er wird behilflich sein, die Sache geheimzuhalten.«

Bondarew nickte zum Zeichen des Einverständnisses.

»Aber, Pawel Alexandrowitsch, glauben Sie die Geschichte etwa? Ein Raumschiff von Außerirdischen, das auf die Erde zukommt?« Pjatigorski machte eine hilflose Geste. »Das ist doch völlig unglaubwürdig.«

Bondarew hob die Schultern. »Wenn Sie mir zustimmen, daß er nicht gelogen hat, bleibt uns nur die Wahl, ihm zu glauben. Die Amerikaner sind ausgezeichnet ausgerüstet. In den USA verfügt jedes Observatorium über BlinkKomparatoren und Computer. Das wissen Sie ebensogut wie ich…«

»Wenn wir nur die Hälfte hätten…«, sagte Pjatigorski. Oft genug mußte er selbst zusammenbasteln, was er brauchte, weil dem Institut für die Anschaffung elektronischer und optischer Ausrüstung im Westen keine Devisen zugeteilt wurden. Russische Laboreinrichtungen aber, die nicht für das Militär gebaut waren, funktionierten nicht besonders gut.

Erneut hob Bondarew die Schultern. »Gewiß. Es gibt eine ganze Reihe von Gründen dafür, warum die Amerikaner es zuerst sehen konnten.«

»Vielleicht hat man es von Kosmograd aus gesichtet«, sagte Boris Ogarkow.

Pjatigorski nickte. »Deren Teleskope sind weit besser als unsere hier.«

»Ich werde mich erkundigen«, sagte Bondarew. Vielleicht bekam er eine Antwort, vielleicht auch nicht. Berichte von den sowjetischen Raumstationen unterlagen strenger Geheimhaltung. Häufig bekam Bondarew sie erst nach Monaten zu Gesicht.

»Wir müßten die Aufnahmen sehen«, sagte Pjatigorski, »sobald sie hereinkommen. Und Sie müßten mit Rogatschow Verbindung aufnehmen und ihm sagen können, wohin er seine Instrumente richten soll.«

»Kann schon sein«, sagte Bondarew. Er sah bedeutungsvoll auf seinen Untergebenen. Andrei Pjatigorski war ein ausgezeichneter Wissenschaftler, aber es dürfte seiner Karriere nicht förderlich sein, vor Boris Ogarkows Ohren die Richtlinien zu kritisieren, nach denen sie arbeiten mußten. Zwar würde Boris das vermutlich nicht weiterberichten, es sich aber bestimmt merken…

»Es ist von entscheidender Bedeutung«, fuhr Andrei hartnäckig fort. »Falls es stimmt, daß die Ankunft Außerirdischer bevorsteht, müssen wir Vorbereitungen treffen.«

»Ist es nicht wahrscheinlich, daß man das in Moskau bereits weiß?« gab Ogarkow zu bedenken. »Vielleicht haben sie es bereits von Kosmograd erfahren.«

»Das glaube ich nicht«, sagte Bondarew gelassen. »Obwohl es selbstverständlich möglich ist. Sie wissen in Moskau viel. Aber ich vermute, daß wir das erfahren hätten – wenn schon nicht, was sie wissen, so doch, daß sie etwas von Bedeutung erfahren haben. Jedenfalls müssen wir erst einmal unsere eigenen Aufnahmen genau prüfen. Wenn sich das Objekt darauf zeigt, wissen wir mit Sicherheit, daß es kein fauler Zauber ist.« Er sah nachdenklich drein. »Jedenfalls kein gewöhnlicher fauler Zauber.«