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Der Besitzer der toten Katze schüttelt den Kopf. »Weißt du, ich hätte eine Geschichte dazu erzählt, die das etwas schonender vermittelt.«

»Was für eine Geschichte denn?«, fragt der Bruder. »Ich hätte vielleicht gesagt: Das war so: Die Katze hat auf der Fensterbank gespielt, es war so schönes Wetter, und das Fenster war offen, sie ist dann immer die Gardine rauf und runter geklettert, hat letztlich wohl versucht, draußen in den Apfelbaum zu springen. Es war wirklich nur ein Katzensprung, aber ihrer war zu kurz. Sie ist abgestürzt. Wir haben uns sofort bemüht und den Arzt geholt, aber es war nichts mehr zu machen.« Der Bruder nickt. »Du hast natürlich recht, das hätte ich so machen sollen, es tut mir Leid.«

Während die beiden im Auto sitzen, fragt der Heimgekommene: »Übrigens, wie geht es denn Mutter?«

»Ja, weißt du,« sagt der Bruder, »sie hat auf der Fensterbank gespielt . . .«

Lassen Sie mich zum Schluss eine Geschichte aus dem Jenseits erzählen, die aus einem arabischen Beduinenzelt stammt. Es werden in ihr Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, und sie ist sicher mehr als ein Witz, eher eine Parabel zum Thema Toleranz. Womit wieder mal belegt wäre, was Dichter und Denker schon oft gesagt haben: Beim Witz handelt es sich um eine ganz ernste Sache!

Aber gerade deswegen ist diese Geschichte vielleicht besonders geeignet für die letzen Zeilen dieses Buches. Wir haben uns nun ausgelacht. Sie haben von mir nichts mehr zu befürchten.

Ein Mann kommt nach seinem Tod ins Jenseits und findet einen langen Gang vor, den er hinuntergeht. Nach einer Weile kommt er an eine Gabelung, links weist ein Schild in Richtung »Himmel«, rechts eines in Richtung »Hölle«.

Der Mann überlegt eine Weile und sagt sich dann: Sie werden mich bestimmt kontrollieren, und so wie ich gelebt habe, gewinne ich vielleicht etwas und muss nicht so lange drin bleiben, wenn ich gleich in Richtung Hölle gehe.

Er öffnet also die Tür, an der »Hölle« steht, und sieht ein zunächst fast anheimelndes Bild: An langen Tischen sitzen viele Menschen, auf diesen Tischen stehen dampfende Töpfe mit Fleisch, und es riecht gut. Dann sieht er, dass alle Menschen mit der linken Hand am Tisch festgemacht sind, und in der rechten halten sie anderthalb Meter lange Löffel, mit denen sie zwar die Töpfe erreichen können, aber nicht den Mund. Da schaudert es ihn, und er sagt sich: Es hat ja niemand kontrolliert, vielleicht klappt es doch auf dem anderen Weg. Er geht vorsichtig zurück zur Gabelung und kommt an die Tür mit der Aufschrift »Himmel«. Er öffnet sie langsam und sieht fast das gleiche Bild: An langen Tischen sitzen Menschen, auf den Tischen stehen dampfende Töpfe mit Fleisch, es riecht gut. Alle, die dort sitzen, sind mit der linken Hand am Tisch festgemacht und haben in der rechten anderthalb Meter lange Löffel. Und mit diesen füttern sie sich gegenseitig.

Danksagung

Die Autoren danken Oliver Hohengarten für die redaktionelle Mitarbeit und die einfühlsamen Übersetzungen von Chris Howlands Texten, Bernd Holzrichter, Wolfgang Kohlhaase, Stefanie Kowalew-ski, Kathrin Lenzer, Heinz Ungureit, Andrea Wulff für ihre witzigen Anregungen und Kurt Gerhardt, Bonn, für einige »Zwischenrufe« von den Seiten 280, 309, 367 und 448.