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»Ja, wie ein Hase Haken schlagen«, Hedwig Küm­melsaft nickte. »Das bringt Gespenster meist ziemlich durcheinander. Durch den ständigen Richtungswechsel fangen sie an zu schlottern wie.«

». wie ein wild gewordener Wackelpudding«, sagte Tom und grinste. »Wir werden dann versuchen, ihr den Strom wieder abzuzapfen.«

Er blickte Frau Kümmelsaft fragend an.

»Wie wär's, soll ich vorsichtshalber noch die Geis­terpfeife mitnehmen?«

Hedwig Kümmelsaft nickte. »Kann nicht schaden. Also, gehen wir. Jede Minute ist kostbar.«

»Was ist mit dir, Hugo?« fragte Tom. »Willst du hier die Stellung halten oder mitkommen? Hugo?«

Von dem MUG war nichts zu sehen.

»Oh, verdammt, wo ist der denn nun schon wie­der?« Entnervt sah Tom sich um.

»Ich glaube, er ist in Ihrem Rucksack verschwun­den«, sagte Herr Wurm.

»Im Rucksack. Oh«, Tom grinste. »Na, da wird er wohl gleich wieder rauskommen.«

»Aaaaiiiiiiih!« kreischte Hugo und schoß wie eine schimmelgrüne Rakete aus dem Rucksack. »WÜBOI- GOIS!« heulte er. »Schoißlüchö, stünküg gömoinö

WÜBOIGOIS! Sü hobön müch ün du Füngör göbüs- sön!«

»Mann, die hätte ich fast vergessen«, sagte Tom ki­chernd.

»Die werde ich auf jeden Fall mitnehmen. Vielleicht nützen sie uns noch was. Wenn die Baronin nur halb so laut kreischt wie du, bin ich schon zufrieden.«

»Söhör wützüg«, säuselte Hugo und lutschte belei­digt an seinen Fingern herum. »Würklüch söhr, söhr wützüg!«

Die Gruft der von Dusterbergs

Hugo kam mit. Und so waren sie zu fünft, als sie auf den Burghof hinaustraten.

Stockdunkel war es inzwischen. Aus dem heftigen Regen war Schnee geworden. Feucht und kalt fielen die Flocken vom dunklen Himmel und deckten alles zu.

»Ohooooohoooo!« heulte Hugo. »Wühü wundörbor. Köllör-koltös Schnööööwötttör, wuuundörbooor!«

»Auch das noch!« stöhnte Tom. »Richtiges Gespens­terwetter! Da wird sich die Baronin ja pudelwohl füh­len, was?«

Hedwig Kümmelsaft nickte. Besorgt blickte sie über den verschneiten Hof, aber es war keine Schlammspur in dem makellosen Weiß zu sehen.

Herr Wurm ging mit seiner Laterne voran, neben ihm trippelte Frau Wurm, und dann kamen Tom und Frau Kümmelsaft:, Salzwasser und GEMEG- Seismograph griffbereit. Hugo schwabbelte mal vor, mal hinter der kleinen Gruppe. Genüßlich ließ er sich die Schneeflocken in den Mund rieseln.

»Die Pferdeställe sind im linken Flügel!« raunte Herr Wurm. »Gleich an der äußeren Burgmauer.«

»Und das da rechts?« Tom zeigte auf den anderen Seitenflügel der Burg. »Was ist da drin?«

Auf dem Dach war ein kleiner Glockenturm, und ü­ber einer großen Tür hing steinern das Wappen der von Dusterbergs zu Krötenstein.

»Das ist die Kapelle«, sagte Frau Wurm. »Die Kapel­le -icks - der Dusterbergs mit der Familiengruft.«

»Die Familiengruft?« fragte Hedwig Kümmelsaft. »Es gibt hier eine Familiengruft? Das ist ja sehr inte­ressant!«

»Jasparas Geburtstag!« rief Tom.

Herr Wurm schlug sich auf die Stirn. »Natürlich, wa­rum habe ich Dummkopf daran nicht früher gedacht?«

Vor Aufregung stolperte er fast über seine Füße.

»Kopöllö, Gruft. Pfui Toiföl!« murmelte Hugo. »Ob- schoilüchö Ortö, gonz obschoilüch.«

»Ja, ja«, sagte Tom, »jeder weiß, daß die meisten Gespenster so was nicht mögen. Um so besser, dann werden wir der Baronin da wenigstens nicht begeg­nen.«

Als sie vor den Pferdeställen standen, die nun die Garagen des Grafen waren, sah Frau Kümmelsaft sich sorgfältig um. Aber es war nichts Verdächtiges zu se­hen oder zu hören. Auch der GEMEG-Seismograph gab keinen Pieps von sich.

»Herr Wurm«, sagte Frau Kümmelsaft. »Ich schlage vor, Sie und Ihre Frau kümmern sich um die Autobat­terien. Nehmen Sie sie aber auf keinen Fall mit, das würde die Baronin nur zu Ihnen locken. Gießen Sie das hier einfach darüber. Das macht sie für eine Weile für Gespenster ungenießbar. Hier ist auch ein Funkgerät.« Sie reichte den Wurms das Funkgerät und zwei

kleine Fläschchen. »Hugo, du bleibst bei den beiden und heulst ins Funkgerät, sobald du etwas Gespensti­sches riechst. Wir kommen dann sofort zu euch.«

»Jo, joooo«, säuselte Hugo. »Würd gömocht. Ob­wohl üch du Barohonün görn ötwos nähähör könnön- lörnön würdö. Ührö Spukkunst üst würklüch gonz wu- uuundörbor, und ous-söhön tut sü ouch nücht

schlöcht, o noin!«

»Die Dame ist abscheulich!« sagte Tom. »Also werd bloß nicht romantisch, ja?«

»Oh, üch bün ouch obschoilüch«, säuselte Hugo. »Dos würdö müch nücht störön.«

Tom verdrehte die Augen. »Oh, ooooh! Du klingst ja richtig verliebt! Verliebt in ein glubschäugiges Scheu­sal!«

»Blööööödsünn!« Hugo gab Tom einen ärgerlichen Stubs vor die Brust. »Sohooo oin Blööödsünnn!«

Tom kicherte so sehr, daß ihm die Brille von der Na­se rutschte. »O Mann, das wird ja 'ne heiße Liebe, wenn ihr zwei euch die Eisfinger drückt. Weißt du was, Hugo, mach ihr doch einfach ein paar Gespensterkom­plimente, wenn sie auftaucht. Vielleicht vergißt sie dann, daß sie uns in Pfützen verwandeln und auf­schlürfen will, okay?«

»Söhör wützüg!« säuselte Hugo und blies Tom sei­nen Moderatem ins Gesicht. »Wohonsünnüg wützüg!«

»Oh, hört jetzt auf, ihr beiden«, sagte Frau Küm­melsaft. »Wir haben wirklich keine Zeit für so etwas. Herr Wurm, haben Sie den Schlüssel für die Kapelle und die Gruft?«

»Aber natürlich.« Herr Wurm zog einen großen Schlüsselbund aus der Tasche. »Der da ist es, der lan­ge, verschnörkelte.«

Frau Kümmelsaft steckte ihn ein und gab Herrn Wurm den GEMEG-Seismographen. »Hier«, sagte sie, »für alle Fälle. Auf Hugo in seinem romantisch verwirr­ten Zustand verlassen Sie sich wohl besser nicht. Komm, Tom.«

»Tschüs, Hugo!« kicherte Tom. »Und sehn dich nicht zu sehr nach deiner Angebeteten, ja? Sonst kommt sie noch wirklich.«

»Hohoooo!« säuselte Hugo und warf ihm einen Schneeball an den Kopf. Dann verschwand er mit den Wurms in den alten Pferdeställen.

Hedwig Kümmelsaft und Tom überquerten den Hof, um sich die Gruft der von Dusterbergs zu Krötenstein anzusehen.

Der Schnee lag schon so hoch, daß ihre Füße bis an die Knöchel darin versanken. Schweigend gingen sie nebenein' ander her. Außer ihren knirschenden Schrit­ten war nichts zu hören. Tom ließ seinen Blick über die dunklen Fenster ringsum wandern. Aber diesmal spür­te er keine Augen, die ihn an starrten, wie bei ihrer Ankunft.

»Na, ein Glück«, murmelte er.

»Was?« fragte Hedwig Kümmelsaft.

»Och, nichts.« Tom wischte sich ein paar Schneeflo­cken von der Brille. »Ich glaub', die Tür unter dem Wappen da ist es.«

Hedwig Kümmelsaft steckte den Schlüssel ins Schloß. Ächzend schwang die Tür auf, und sie standen in der Kapelle der von Dusterbergs. Es roch nach feuchtem Stein, nach Kerzenwachs - und nach Schlamm.

»Sieh dir das an«, flüsterte Hedwig Kümmelsaft.

Dunkle Schlammspuren führten den Gang zwischen den geschnitzten Chorstuhlreihen entlang und ver­schwanden im Dunkel hinter dem Altar.

Tom bückte sich. »Die Spuren scheinen schon älter zu sein«, flüsterte er.

Vorsichtig gingen sie weiter. Hinter dem Altar öffne­te sich ein zweiter Raum, ein Raum mit mehreren gro­ßen Steinplatten an den Wänden.

Vor einigen kauerten weinende Engel mit steinernen Tränen in den Marmoraugen.

Langsam ließ Tom das Licht seiner Taschenlampe über die Inschriften der Platten gleiten.

»Giselbert, Ethelgar, Miesgunde«, las Tom. »Du meine Güte, hatten die komische Namen. Ich frage mich.« Weiter kam er nicht.