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»Sie hat ihn über die Burgmauer geblasen!« rief Herr Wurm zurück. »Danach haben wir nichts mehr von ihm gesehen.«

Atemlos öffnete er die schwere Burgtür.

»Sie kommt - icks - wieder hinter uns her!« rief Frau Wurm.

»Tom, spritz Salzwasser, schnell!« rief Frau Küm­melsaft.

Sie rannten.

Sie rannten durch die dunklen Flure der Burg, bis sie dachten, daß ihnen die Lunge platzte. Hinter sich hör­ten sie die Baronin heulen und fluchen, aber das Salz hielt sie etwas auf. Halb tot vor Erschöpfung erreichten sie die Tür der Waffenkammer.

Mit letzter Kraft schlüpften sie hinein. Tom schmier­te hastig die Türpfosten frisch ein, streute das letzte Salz vor die Tür und ließ sich erschöpft auf das alte Sofa sinken.

»Und was, wenn sie durchkommt?« fragte er leise. »Was machen wir dann?«

»Dann«, sagte Hedwig Kümmelsaft, »dann können wir nur noch hoffen, daß sie zu schwach ist, um einen von uns zu verflüssigen. Denn um sie noch einmal und diesmal endgültig zu vertreiben, dazu brauchen wir Zeit - und noch ein paar andere Dinge.«

»O Gott!« rief Herr Wurm. Der GEMEG-Seismograph in seiner Hand surrte und blinkte wie verrückt. »Sie kommt näher.«

»Verteilen wir uns!« rief Frau Kümmelsaft. »Herr Wurm, zünden Sie ein paar Scheite Holz im Kamin an. Davon nimmt jeder eins in die Hand. Das Feuer wird sie nicht mögen.«

So standen sie da, jeder in einer anderen Ecke, mit brennenden Holzscheiten in der Hand, und warteten. Aber nicht lange.

Das Kratzen und Scharren an der Tür kannten sie nur zu genau.

»Aaah!« schrie Herr Wurm. »Ihre Hand! Da, ihre Hand!«

Langsam, ganz langsam schob sich die bleiche Hand der Baronin durch das Holz der Tür.

»Das Salz wirkt nicht!« flüsterte Tom. »O mein Gott, es hält sie nicht auf.«

Frau Wurm fing leise an zu schluchzen.

Aber da hörte Tom noch etwas anderes.

Hogos Auftritt

»Hööööhööö!« heulte Hugo draußen auf dem Flur. »Hööö, Josporo von ond zu Krötönschröck. Woißt du, wo üch gölon-döt bün? Üm Burggrobön, müttön üm schlommügön, stünkügön Burggrobön.«

Jaspara zog ihre Hand zurück.

Frau Wurm schluchzte wieder, aber diesmal vor Er­leichterung.

»Was willst duuu, du mittelmäääßig mickriger Spuu- uuk?« hörten sie die rauhe Stimme der Baronin.

»Oh, Hugo, paß auf«, murmelte Tom. »Paß bloß auf.«

»Wos üch wüll?« säuselte Hugo. »Oooh, örgörn wüll üch düch, du groooßmäulügös Flockörlücht. Nur oin büßchön örgörn.«

»Laaaß das!« knurrte Jaspara. »Ich habe keine Zeiiit für solche Aaaalbernheiten. Iiiich will liiieber ein paar saftige kleine Steeeerbliche verflüssigen und schlüü- üürfen.«

Lautlos wie ein Indianer schlich Tom zum Schlüssel­loch und guckte hindurch. Was er sah, war erstaunlich.

Hugo schwabbelte ganz dicht vor der immer noch beachtlich großen Baronin herum, zupfte sie an den Gewändern, streckte ihr die Zunge heraus und be­nahm sich auch sonst ziemlich kindisch.

Was hatte er vor?

»Süüüh mol!« flötete Hugo, fuchtelte mit seinen Eis­fingern in der Luft herum und hatte, schwups, den Kopf der Baronin in der Hand.

»Donnerwetter!« flüsterte Tom bewundernd. »Don­nerwetter noch mal.«

»Was ist?« fragte Herr Wurm mit zittriger Stimme. »Wawa-was ist los?«

»Ich fass' es nicht«, sagte Tom. »Hugo hat ihren Kopf.«

»Aaaaaah!« kreischte der Kopf und schnappte mit den Zähnen nach Hugos Fingern, worauf der ihn kurzerhand unter den Arm klemmte.

»Giiib mir meiiinen Kopf zurück«, heulte die kopflose Baronin. »Sofoooort.«

»Nohoiin!« Mit breitem Grinsen schwabbelte Hugo vor ihr auf und ab. »Dön mußt du dür schon hoholön.«

»Miiüeses, mistgrüüünes Moooodergespenst!« heul­te der Kopf und spuckte dem MUG auf die Füße.

Da nahm Hugo Jasparas Kopf in beide Hände, tippte ihn dreimal auf den Boden wie einen unappetitlichen Basketball und warf ihn durch ein Fenster nach drau­ßen.

»Suuuuch ühn doch!« heulte er zufrieden. »Suuch ühn. Obör louf nücht vor du Wond, Boroooonün Gor- nüchtschlouuuu!«

Die kopflose Baronin tobte.

Aber Hugo schwabbelte blitzschnell an den wütend herumfuchtelnden Armen vorbei und schlüpfte durch die Wand in die Waffenkammer.

»Naaaahaa?« säuselte er dem sprachlosen Tom ins Ohr. »Wüü wooor üch?«

»Wahnsinn, Hugo!« sagte Tom bewundernd. »Alle Achtung, mein Lieber, du warst einfach umwerfend!«

Er guckte noch mal durchs Schlüsselloch. Die Baro­nin schwebte heulend den Gang entlang auf der Suche nach ihrem Kopf - was ohne Augen natürlich gar nicht so einfach war.

»Sie ist weg«, sagte er und drehte sich wieder zu den anderen um. »Auf der Suche nach ihrem Kopf, a­ber das dürfte etwas länger dauern. Hugo hat ihn nämlich durchs Fenster nach draußen geworfen.«

»Oooh!« hauchten die Wurms und starrten Hugo voller Bewunderung an.

»Tadellos, mein Lieber«, sagte Hedwig Kümmelsaft. »Wie hast du das gemacht?«

»Kloinügkoit!« säuselte Hugo, aber vor Stolz blähte er sich bis zur Decke auf. »Bövor sü müch vom Burg­hof göpuuustöt hot, wolltö üch ühr oin poor kloinö Komplümöntö mochön und.«, verlegen färbte er sich rosa, ». ühr du Hond küssön. Obör plötzlüch hottö üch ührö Füngör ün dör Hond. Klöbtön on moinön. Oinfach so.«

»Interessant«, murmelte Frau Kümmelsaft. »Erzähl weiter, mein Lieber.«

»Dos hot sü zümlüch wütönd gömocht, und sü hot müch über du Burgmouer ün dön Grobön göblooosön. Dos hot müch wütönd gömocht, und do hob' üch mür gödocht, wönn

du Füngör klöbönbloibön«, er kicherte hohl, »donn bloibt ouch dör Kopf klöbön.«

»Schlau, schlau«, sagte Hedwig Kümmelsaft lä­chelnd. »Und du wußtest natürlich auch, daß du dich jederzeit durch die Mauer verdrücken konntest, wäh­rend sie auf Fenster und Türen angewiesen ist, nicht wahr?«

»Gönouuuuu!« säuselte Hugo. »Wohrschoinlüch sucht sü ümmör noch ührön Kopf. Gonz vörschnoit würd ör soin.« Hugos bleicher Leib schwabbelte vor Lachen.

Tom sah Frau Kümmelsaft fragend an. »Könnte uns das nicht dabei helfen, sie endgültig zu vertreiben?«

»Durchaus möglich«, sagte Hedwig Kümmelsaft. »Aber wie? Denken wir nach.« Sie drehte sich zu den Wurms um. »Kommen Sie, wir setzen uns einen Au­genblick alle zusammen. Es ist jetzt«, sie sah auf die Uhr, »gleich halb zwei. Wir haben also noch etwas Zeit. Ich möchte kurz von der einzigen mir bekannten Vertreibung eines SPUMIDUVs berichten, der über ähnliche Fähigkeiten wie unsere Baronin verfügte.« Frau Kümmelsaft rieb sich die spitze Nase. »Es ist viele Jahre her, und Professor Boccabella, dem diese Ver­treibung gelang, hat mir persönlich davon berichtet. Zunächst ist er wie wir vorgegangen, er hat den Strom abgeschaltet, alle anderen Energiequellen beseitigt, was uns ja leider nicht gelungen ist, hat die Todes­stunde und den Ort des Todes herausgefunden.«

»Den Ort?« unterbrach Herr Wurm sie. »Wissen wir denn den Ort?«

»Allerdings«, sagte Tom. »Sie ist von der Zugbrücke geschubst worden. Wo genau, das läßt sich feststel­len.«

Frau Kümmelsaft nickte. »Aber was dann? Professor Boccabella hatte eine äußerst waghalsige, aber, wie sich zeigte, sehr wirkungsvolle Idee.«

»Oh, erzählen Sie!« rief Frau Wurm atemlos.

Totenstill war es in der Waffenkammer. Nur das Holz im Kamin knackte leise.

»Zunächst«, fuhr Frau Kümmelsaft fort, »zunächst lockte Boccabella den ziemlich hungrigen Geist mit ei­ner Spur geschickt ausgelegter Batterien zum Ort sei­nes Ablebens. Diese Möglichkeit haben wir bedauerli­cherweise nicht. Hungrig dürfte Jaspara jetzt nicht mehr sein. Aber vielleicht helfen uns ja hier Hugos Fä­higkeiten weiter.«