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»Das ist deine letzte Chance«, sagte Harry, »das ist alles, was dir noch bleibt ... ich habe gesehen, was du andernfalls sein wirst ... sei ein Mann ... versuch es ... versuch ein wenig zu bereuen ...«

»Du wagst es -?«, sagte Voldemort erneut.

»Ja, ich wage es«, erwiderte Harry, »weil Dumbledores letzter Plan zwar nach hinten losging, aber nicht gegen mich. Sondern gegen dich, Riddle.«

Der Elderstab zitterte in Voldemorts Hand und Harry umschloss Dracos Zauberstab ganz fest. Der Moment, das wusste er, war nur noch Sekunden entfernt.

»Dieser Zauberstab arbeitet immer noch nicht richtig für dich, weil du den Falschen ermordet hast. Severus Snape war nie der wahre Herr über den Elderstab. Er hat Dumbledore nie besiegt.«

»Er tötete -«

»Hörst du nicht zu? Snape hat Dumbledore nie geschlagen! Sie haben Dumbledores Tod untereinander vereinbart! Dumbledore hatte die Absicht, unbesiegt zu sterben, als der letzte wahre Herr über den Zauberstab! Wenn alles so gelaufen wäre wie geplant, wäre die Macht des Zauberstabs mit ihm untergegangen, weil er ihm nie abgerungen wurde!«

»Aber dann, Potter, hat Dumbledore mir den Zauberstab so gut wie geschenkt!« Voldemorts Stimme bebte vor boshaftem Vergnügen. »Ich habe den Zauberstab aus dem Grab seines letzten Herrn gestohlen! Ich habe ihn gegen den Wunsch seines letzten Herrn an mich genommen! Seine Macht gehört mir!«

»Du begreifst es immer noch nicht, Riddle, oder? Den Zauberstab zu besitzen genügt nicht! Ihn zu halten, ihn zu gebrauchen macht ihn nicht wirklich zu deinem eigenen. Hast du Ollivander nicht zugehört? Der Zauberstab sucht sich den Zauberer ... der Elderstab erkannte einen neuen Herrn, ehe Dumbledore starb, jemanden, der ihn nie auch nur berührt hatte.

Der neue Herr nahm Dumbledore den Zauberstab gegen seinen Willen ab, und ihm war nie bewusst, was er da eigentlich getan hatte, und auch nicht, dass der gefährlichste Zauberstab der Welt sich ihm unterworfen hatte ...«

Voldemorts Brust hob und senkte sich rasch, und Harry konnte den Fluch kommen spüren, konnte spüren, wie er sich in dem Zauberstab, der auf sein Gesicht gerichtet war, aufbaute.

»Der wahre Herr über den Elderstab war Draco Malfoy.«

Blankes Entsetzen trat für einen Moment in Voldemorts Gesicht, doch dann war es wieder verschwunden.

»Aber was spielt das für eine Rolle?«, sagte er leise. »Selbst wenn du Recht hast, Potter, ändert sich nichts für dich und mich. Du hast den Phönixstab nicht mehr: In unserem Duell hier zählen also nur unsere Fähigkeiten ... und wenn ich dich getötet habe, kann ich mich um Draco Malfoy kümmern.«

»Aber da kommst du zu spät«, sagte Harry. »Du hast deine Chance verpasst. Ich war zuerst da. Ich habe Draco schon vor Wochen überwältigt.

Ich habe ihm diesen Zauberstab abgenommen.«

Harry zuckte kurz mit dem Weißdorn-Zauberstab und er spürte aller Augen in der Halle auf ihm ruhen.

»Also geht es nur noch um die eine Frage, oder?«, flüsterte Harry.

»Weiß der Zauberstab in deiner Hand, dass sein letzter Herr entwaffnet wurde? Denn wenn er es weiß ... dann bin ich der wahre Herr über den Elderstab. «

Eine rotgoldene Glut ergoss sich plötzlich über den verzauberten Himmel über ihnen, als der Rand der gleißenden Sonne am Sims des nächsten Fensters auftauchte. Das Licht traf ihre beiden Gesichter gleichzeitig und das von Voldemort war mit einem Mal ein flammender Fleck. Harry hörte die hohe Stimme kreischen, als auch er in größter Hoffnung zum Himmel flehend schrie und mit Dracos Zauberstab zielte.

»Avada Kedavra!«

»Expelliarmus!«

Der Knall war wie ein Kanonenschlag, und die goldenen Flammen, die zwischen ihnen in der leeren Mitte des Kreises aufloderten, den sie beschritten hatten, kennzeichneten die Stelle, wo die Zauber zusammenstießen. Harry sah Voldemorts grünen Strahl auf seinen eigenen Zauber treffen, sah den Elderstab in die Höhe fliegen, dunkel gegen den Sonnenaufgang, sah ihn quer über die verzauberte Decke trudeln wie den Kopf von Nagini, durch die Luft zu seinem Herrn hin wirbeln, den er nicht töten würde und der gekommen war, um ihn endlich ganz in Besitz zu nehmen. Und Harry fing den Zauberstab mit der unfehlbaren Sicherheit des Suchers in seiner freien Hand auf, während Voldemort mit ausgebreiteten Armen nach hinten fiel und die schlitzartigen Pupillen seiner roten Augen sich nach oben drehten. Tom Riddle schlug mit banaler Endgültigkeit auf dem Boden auf, mit schwachem und zusammengeschrumpftem Körper und leeren weißen Händen, das schlangenartige Gesicht ausdruckslos und unwissend. Voldemort war tot, getötet von seinem eigenen zurückprallenden Fluch, und Harry stand mit zwei Zauberstäben in der Hand da und starrte hinunter auf die Hülle seines toten Feindes.

Eine zittrige Sekunde lang herrschte Stille, blieb der Schrecken dieses Augenblicks in der Schwebe: Und dann brach der Tumult um Harry los, die Schreie und der Jubel und das Gebrüll der Zuschauer gellten durch die Luft. Die glühende neue Sonne ließ die Fenster erstrahlen, als sie auf ihn zudonnerten, und die Ersten, die ihn erreichten, waren Ron und Hermine, und es waren ihre Arme, die sich um ihn schlangen, ihre unverständlichen Rufe, die ihn betäubten. Dann waren Ginny, Neville und Luna da, und dann alle Weasleys und Hagrid, und Kingsley und McGonagall und Flitwick und Sprout, und Harry verstand kein Wort von dem, was alle schrien, noch wusste er, wessen Hände ihn packten, an ihm zogen, versuchten, irgendeinen Teil von ihm an sich zu drücken, Hunderte von ihnen drängten herbei, alle wollten unbedingt den Jungen, der überlebte, berühren, der dafür gesorgt hatte, dass es endlich vorbei war -

Die Sonne ging stetig über Hogwarts auf, und die Große Halle glühte vor Leben und Licht. Harry war unerlässlich bei den gemischten Gefühlsausbrüchen rundum, bei Jubel und Trauer, Kummer und Triumph.

Sie wollten ihn hier bei sich haben, ihren Anführer und ihre Symbolfigur, ihren Retter und ihren Lotsen, und dass er nicht geschlafen hatte, dass er sich nach der Gesellschaft nur weniger von ihnen sehnte, schien niemandem in den Sinn zu kommen. Er musste zu den Trauernden sprechen, ihre Hände drücken, ihre Tränen bezeugen, ihren Dank entgegennehmen, sich die Neuigkeiten anhören, die nun, da der Morgen verging, aus allen Richtungen zu ihnen drangen, wonach diejenigen, die im ganzen Land unter dem Imperius-Fluch gestanden hatten, wieder zu sich gekommen waren, wonach Todesser flohen oder aber gefangen wurden, wonach die Unschuldigen von Askaban gerade in diesem Moment freigelassen wurden und Kingsley Shacklebolt zum einstweiligen Zaubereiminister ernannt worden war ...

Sie brachten Voldemorts Leiche weg und legten sie in eine Kammer neben der Halle, abseits der Leichen von Fred, Tonks, Lupin, Colin Creevey und fünfzig anderen, die im Kampf gegen ihn gestorben waren.

McGonagall hatte die Haustische wieder aufgestellt, aber niemand saß mehr dort, wo er seinem Haus nach hingehörte :

Alle waren bunt durcheinandergewürfelt, Lehrer und Schüler, Gespenster und Eltern, Zentauren und Hauselfen, und Firenze lag in einer Ecke, um sich zu erholen, und als Grawp durch ein zerschmettertes Fenster hereinlugte, warfen sie ihm Essen in seinen lachenden Mund. Nach einer Weile fand sich Harry unversehens, erschöpft und ausgelaugt, auf einer Bank neben Luna wieder.

»Wenn ich du wäre, würde ich ein bisschen Ruhe und Frieden haben wollen«, sagte sie.

»Nur zu gerne«, erwiderte er.

»Ich lenk sie alle ab«, sagte sie. »Nimm deinen Tarnumhang.«

Und ehe er ein Wort sagen konnte, hatte sie aus dem Fenster gedeutet und gerufen: »Oooh, schaut mal, ein Schlibbriger Summlinger!« Alle, die es hörten, drehten sich um, und Harry ließ den Tarnumhang über sich gleiten und stand auf.